Therapieende, Kritik am Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Donna
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 17:56

ExtraordinaryGirl hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 16:47
Aber als jemand, der natürlich selbst schonmal Kind war, kann ich bestätigen, dass es sehr wichtig ist, dass die Therapeutin deines Sohnes auch nur für ihn da ist.
Danke, das hilft mir.

Und auch wenn niemand gerne kritisiert wird: Da besonders kleine Kinder nun einmal die meiste Zeit mit ihrer Familie verbringen, ist es naheliegend, dass der negative Einfluss von dort kommt, wenn ein Kind Probleme hat (in der Wissenschaft ist es Konsens, dass die Menschen etwa zur Hälfte durch die Gene und zur Hälfte durch das Umfeld geprägt werden).

Das ist nicht schön, aber du bist für dein Kind sicher gewillt, an Problemen zu arbeiten.
Ich habe diesen Thread nicht eröffnet, um Schuldfragen zu diskutieren. Aber zur Klarstellung:
Weder der Kinderarzt, noch die Therapeutin, noch die diagnostische Klinik hat uns Eltern je Schuld zugewiesen. Es war in keinem Elterngespräch je Thema. Und nach einem halben Jahr hat die Therapeutin aufgehört, uns zu Elterngesprächen einzuladen, obwohl die Therapie noch weitere 2 Jahre dauerte. Die Regel lautet aber: je pathologischer die Eltern, desto enger arbeitet der Therapeut mit ihnen. In unserem Fall dann also gar nicht. Also lasst die Unterstellungen.

Da ja hier einige schrieben, wie wichtig sie es fanden, dass die Eltern so wenig wie möglich mit in der Therapie hingen, kann das natürlich eine Erklärung sein, dass sie uns nicht mehr eingeladen hat.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:09

Ich habe diesen Thread nicht eröffnet, um Schuldfragen zu diskutieren.
Ja. Und weiter? Du hattest ein Anliegen. Und es ist doch völlig logisch, dass man, wenn man ein Problem hat, neue Anregungen braucht, statt Problematisches noch zu bestätigen.
Die Regel lautet aber: je pathologischer die Eltern, desto enger arbeitet der Therapeut mit ihnen.
Wer hat diese Regel denn aufgestellt? Sicher sind die familiären Strukturen wichtig und es ist wichtig, die Eltern einzubinden. Einbinden heißt nicht, dass der Therapeut mit ihnen am Engsten ist. Es geht ums Miteinander.

Aber wenn das nicht geht, dann steht das Wohl des Kindes an erster Stelle.

Ich weiss nicht, wie du dein Kind behandelst, und unterstellen will ich nichts (ausräumen tust du auch nichts). Aber sollte ein Kind Schaden genommen haben, ist es z. B. wichtig, eine vertrauensvolle Atmosphäre erst wieder aufzubauen. Ohne die Eltern.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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candle.
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:15

Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 16:18 Und er abends noch jede Menge Wünsche hat und fordert und fordert. Nie genug hat, nie zufrieden ist. Irgendwas lässt sich bestimmt noch rausholen.
Das ist auf Dauer so frustrierend, kraftraubend und entmutigend. Da hätte ich mir von ihr mal Zuspruch gewünscht.
Kenne ich aber ganz genauso von Kindern. :lol:

Man kann dich doch nicht :hugs: wenn es deine Wahl war Kinder zu bekommen? Und da der Kleene offenbar nicht krank oder behindert ist, liegt es doch an den Erziehungsberechtigten.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:17

Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 17:39Ja, ambulant in einer Fachklinik.


Und was ist die Diagnose?

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candle.
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:20

Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 17:56 Weder der Kinderarzt, noch die Therapeutin, noch die diagnostische Klinik hat uns Eltern je Schuld zugewiesen.
Das wird ja nie gemacht und hat ja auch seinen Sinn. Über Schuld zu diskutieren bringt ja niemanden weiter, es geht immer um neuen besseren gemeinsamen Umgang miteinander. Und wenn das gut klappt dann hast du natürlich auch deinen positiven Anteil daran! Vielleicht ist es das was du hören willst?!

Langsam habe ich den Eindruck, dass DU DIR Schuld zuschreibst?

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Donna
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:36

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 18:17
Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 17:39Ja, ambulant in einer Fachklinik.


Und was ist die Diagnose?
Es gibt keine Krankheit oder Diagnose.
Er ist hochbegabt. Ansonsten bekamen wir so eine Restekategorie, sinngemäß Verhaltensauffälligkeiten mit Störung des Sozialverhaltens, wobei die Störung des Sozialverhaltens darin bestand, dass er sich im Kindergarten nicht in die Gruppe einordnen konnte, Erzieher nicht als Respektspersonen anerkannt hat, nicht akzeptiert hat, dass die ihm was zu sagen hatten, sondern sich mit seinen drei Jahren da durchaus als gleichrangig wahrgenommen, um mal ein paar Beispiele zu nennen. Das meiste ist typisch für hochbegabte, haben wir dann später in entsprechenden Elterngruppen erfahren.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:41

Ah okay. Evtl wäre er bei einer Tagesmutter mit nur wenigen anderen Kindern, wo es ähnlich wie in einem normalen Haushalt abläuft besser aufgehoben gewesen.

Konnte er sich deswegen nicht in die Kindergartengruppe einordnen weil er sich für ganz andere Dinge interessiert als das was generell so in Kindergartengruppen gemacht wird? Und ein Kindergartenkind halt nicht nett verbal sagen kann dass ihn das jetzt langweilt und er lieber irgendwas für ihn spannendes lernen würde? Und bei chronischer Langeweile bei keinen gleichartig interessierten Spielgefährten irgendwann ätzend wird.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:47

Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 18:36sondern sich mit seinen drei Jahren da durchaus als gleichrangig wahrgenommen,

Das macht er aber bei euch nicht bzw weniger?

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Donna
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:50

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 18:41 Ah okay. Evtl wäre er bei einer Tagesmutter mit nur wenigen anderen Kindern, wo es ähnlich wie in einem normalen Haushalt abläuft besser aufgehoben gewesen.
Vielleicht, das haben wir nicht ausprobiert. Zu Hause ging es ja ganz gut.

Konnte er sich deswegen nicht in die Kindergartengruppe einordnen weil er sich für ganz andere Dinge interessiert als das was generell so in Kindergartengruppen gemacht wird? Und ein Kindergartenkind halt nicht nett verbal sagen kann dass ihn das jetzt langweilt und er lieber irgendwas für ihn spannendes lernen würde?
Das war während Corona, da haben sie im Kindergarten gar nichts gemacht. Selbst Rausgehen war eingeschränkt, weil immer nur eine Gruppe in den Garten durfte. Basteln, Ausflüge, Singen, Musikgruppen, Turnen... gab es alles gar nicht.
Verbal ausdrücken konnte er sich schon sehr früh sehr gut, aber zu seinen Gefühlen wie Frust, Wut usw. hatte er keinen Zugang, dass hat die Therapeutin als allererstes mit ihm gemacht.

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Donna
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:55

münchnerkindl hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 18:47
Donna hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 18:36sondern sich mit seinen drei Jahren da durchaus als gleichrangig wahrgenommen,

Das macht er aber bei euch nicht bzw weniger?
Bei uns zu Hause war es weniger.
Diesbezüglich machte ich mir die größten Sorgen, wie das in der Schule laufen soll, wenn er schlicht nicht akzeptiert, dass der Lehrer führt und die Klasse folgt. Zum Schuleintritt dauerte die Therapie schon ein Jahr und er hat diese Anpassung wirklich gut hinbekommen.

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Beitrag Sa., 06.04.2024, 18:59

Donna hat geschrieben: Fr., 05.04.2024, 12:53 Sie hat mich wie einen Informationslieferanten behandelt, als hätte ich keine Gefühle. (...)
fühlte mich damit nicht angenommen, nicht ernstgenommen, als sei das, was ich sage nicht berechtigt.
(...) Ich habe die "Schuld" bei mir gesucht, mich abgewiesen und ignoriert gefühlt. (...) bin -eigentlich- nicht auf die Therapeutin angewiesen.

Und doch habe ich mir von ihr mal ein Wort der Anerkennung dafür gewünscht, dass wir für unseren Sohn tun, was wir nur können. (...)
Das Thema lässt mich nicht los, ich grüble sehr viel und kann es nicht loslassen.
Also einerseits natürlich vollkommen verständlich, dass du dir Unterstützung möchtest. Ich mein früher waren ja auch nicht nur Vater und Mutter an dee Kindererziehung beteiligt, sondern Großeltern, Tante, Onkel ..... naja.


Andererseits du schreibst, dass du "eigentlich nicht auf die Therapeutin" angewiesen. Aber scheinbar bist du ja schon auf jemanden von außen angewiesen, der deine Gefühle validiert und reguliert. Es kommt eben ein bisschen emotional unreif rüber für eine 40 jährige erwachsene Frau - falls die Alterangabe stimmt. Finde es ein bisschen sehr auf das Außen bezogen. Du scheinst dir ja selbst sehr wenig wertschätzung, Anerkennung, sich selbst ernst nehmen etc. pp. geben zu können... hört sich zumindest so an als hättest du das Gefühl, sehr darauf angewiesenn u sein, dasa von Außen zu bekommen.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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Beitrag Sa., 06.04.2024, 19:13

Generell bin ich eigentlich kein Mensch, der gefallen will und Bestätigung sucht. Ich stehe für meine Bedürfnisse ein, auch wenn ich damit anecke und halte durchaus Gegenwind aus.
Aber bei der Therapeutin ist es eben so, warum wüsste ich auch gerne, da es mir helfen könnte, es loszulassen. Vielleicht gerade weil ich sie respektiere, für kompetent halte und wertschätze hätte ich davon gerne mal ein Echo.

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Beitrag Sa., 06.04.2024, 19:51

Letztlich ist es vielleicht doch einfach die strikte Abstinenz, mit der ich einfach nicht klarkomme. Es war schon eine Erleichterung für mich, irgendwann ein Wort dafür gefunden zu haben und zu erkennen, dass es dabei um ein therapeutisches Konzept handelt. Im Internet habe ich etwas von einem Abstinenzkritiker gelesen, in dem ich mich voll wiederfinde:
Zitat:
Therapeutische Abstinenz ist zum Schutze des Patienten unerlässlich. Wenn aber Abstinenz darin besteht, der Patientin jegliche persönliche Reaktion und Stellungnahme vorzuenthalten, vergrößert dies das Erleben von Distanzierung, ja Zurückweisung und Entwertung auf Seiten der Patienten.
Insofern ist auch das persönliche Antworten der Therapeutin, wie von Levinas gefordert, nicht angebracht; da aber keine Antwort notwendigerweise ebenfalls Antwort ist, und zwar zurückweisende Antwort, vergrößert sich die erlebte Diskriminierung.

Die allermeisten der Behandlerinnen und Behandler sind, wie ich vermute, eher freundliche und ihrem Patienten zugewandte Menschen. Allerdings spitzt sich damit das Problem eher zu, da sich die Patientin ihr „merkwürdiges“ Erleben nicht erklären kann und es auf eigene Fehlwahrnehmungen oder Ähnliches attribuiert.

Zitatende
Dr. phil. Michael Mehrgardt

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candle.
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Beitrag Sa., 06.04.2024, 19:55

Das Problem nur, dass du immer noch nicht die Patientin bist, egal was du recherchierst und interpretierst.

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Beitrag Sa., 06.04.2024, 20:01

candle. hat geschrieben: Sa., 06.04.2024, 19:55 Das Problem nur, dass du immer noch nicht die Patientin bist, egal was du recherchierst und interpretierst.

candle
Nein, bin ich nicht. Das habe ICH ihr übrigens mal genau so gesagt, und sie gab mir Recht. Da stimmen wir also überein.
Aber wir müssen miteinander reden und haben einen Umgang. Den sie so gestaltet, wie sie ihn gestaltet und das macht mir zu schaffen.

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