Psychoanalyse die richtige Therapieform?

Spezielle Fragen zur Lage in Deutschland
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dumbhead
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Beitrag Do., 08.02.2024, 08:09

Ja, alles gut und schön.
Nur hab ich jetzt schon alles erzählt. Eine Stunde kann ich noch füllen.
Aber danach? Über was soll ich jahrelang, 3 Stunden die Woche reden?

Ich fühle halt immer den Zwang, mein Gegenüber irgendwie zu unterhalten und bloß nicht langweilen.
Sicher der komplett falsche Ansatz in einer Therapie, aber so ist es derzeit nun mal.
Mir fehlt noch ein wenig das Vorstellungsvermögen, wie das konkret weitergehen könnte.
Aber ja, ich harre der Dinge und lasse mich mal drauf ein.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 08.02.2024, 09:58

sag doch genau das in der nächsten Stunde! Genau so wie du das hier formuliert hast.
Sprich genau diese Frage an, dass du keine Vorstellung hast wie das weitergehen könnte


ziegenkind
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Beitrag Do., 08.02.2024, 11:32

Genau das Muster wird als erstes kollabieren, Dumbhead. Und danach wird es spannend - genau wegen der hohen Frequenz. Ich hab am Anfang auch gedacht, alles mit vorbereitetem Repertoire bespielen zu können ... Geht nicht. MUSS dann anders.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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diesoderdas
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Beitrag Do., 08.02.2024, 13:10

Mir fällt es total schwer, mir so eine Stunden überhaupt vorzustellen. Man soll ja frei drauf los reden, alles was einem in den Sinn kommt, oder?
Wenn ich jetzt in einer Stunden sitzen würde, könnte so etwas aus mir heraus kommen:

"Ich komme mir irgendwie blöd vor hier und frage mich, wie das funktionieren soll. Gestern fiel mir xy schwer, da habe ich mich xy gefühlt. Schlafen Sie ein hinter mir ein? Ich bin wütend auf Therapeuten, auf Sie gerade nicht, aber ich habe Angst, dass ich auf Sie wütend werde. Jetzt schaue ich mir gerade das Bild an Ihrer Wand an . Fällt mir schwer, das zu sagen, aber es gefällt mir nicht. Fällt mir ebenfalls schwer das zu sagen, aber hier in dem Zimmer riecht es etwas komisch, das ist mir unangenehm. Werden Sie sauer, wenn ich sowas sage? Ich soll doch sagen, was mir in den Kopf kommt? Wollte der letzte Therapeut auch, und das ging grottenschief. Ich habe Hunger. Wie lange haben wir denn noch? Ich liege ganz bequem unter der Decke..... Und was bringt das jetzt alles? Ich fühle mich hilflos und traurig."

Mir fällt es echt mega schwer, mir vorzustellen, was da passieren soll, sofern es gut läuft und heilsam sein soll.

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Frances2
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Beitrag Do., 08.02.2024, 14:51

Erst mal offen zu sein und sich darauf einzulassen, ist doch schon mal gut.
Ich habe ähnlich wie Ziegenkind lange gedacht, ich kann den Ablauf der Stunden kontrollieren, indem ich mir im Vorfeld
überlege, was ich Sagen könnte (und auch, was der Therapeut evtl. antwortet) und das funktioniert natürlich so nicht.
Und dann ist es meiner Erfahrung nach eine große Freiheit, alles sagen zu können, was mich gerade bewegt, was mir in den Sinn kommt und es ist total spannend, welche Richtung die Gespräche dann nehmen.
Selbst wenn der Therapeut sich sehr zurücknimmt, sitzt du da ja nicht alleine. Du kannst also davon ausgehen, dass
er den Therapieprozess lenkt, auch wenn es Stunden gibt, in denen er wenig bis nichts sagt.
Es ist seine Aufgabe, aus dem, was du erzählst, das herauszufiltern, was wichtig ist und was eher nicht.

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diesoderdas
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Beitrag Do., 08.02.2024, 15:02

Hm... Ich weiß auch nicht :-(

Mir ist auch noch ein Rätsel, wie es berufstätige Menschen schaffen, so oft in der Wochen zu einer Analyse zu flitzen. Abendstunden bieten doch sicherlich nicht viele an. Gibt es auch Theras, die Analyse anbieten und das nur 1 x die Woche läuft oder ist mehrfach immer ein Muss? Im Grunde ständig in Therapie zu sein, muss man ja auch erstmal überhaupt wollen und dann auch noch stemmen können.

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dumbhead
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Beitrag Do., 08.02.2024, 15:13

Ist sicher nicht einfach mit den vielen Terminen.
Ich hab das Glück, dass ich um 15:30 aus habe und auch mal diskret zu Terminen während der Arbeitszeit gehen kann wenn ich vorher mal länger bleibe.

Aber für zum Beispiel Leute im Handel, die dann bis 20:00 im Supermarkt ackern - da wirds sicher schwer bis unmöglich.

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candle.
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Beitrag Do., 08.02.2024, 15:18

diesoderdas hat geschrieben: Do., 08.02.2024, 15:02 Im Grunde ständig in Therapie zu sein, muss man ja auch erstmal überhaupt wollen und dann auch noch stemmen können.
Mir wäre das auch echt zu eng, aber mit weniger Stunden die Woche kenne ich das auch nicht.
Und dann Urlaube gemeinsam abstimmen und die Zeit durchhalten... Wahnsinn!

candle
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chrysokoll
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Beitrag Do., 08.02.2024, 16:13

diesoderdas hat geschrieben: Do., 08.02.2024, 15:02 Gibt es auch Theras, die Analyse anbieten und das nur 1 x die Woche läuft oder ist mehrfach immer ein Muss? Im Grunde ständig in Therapie zu sein, muss man ja auch erstmal überhaupt wollen und dann auch noch stemmen können.
Das Konzept der Analyse beinhaltet mehrere Stunden pro Woche. Das sind wohl mindestens drei.
Tiefenpsychologische Therapie läuft immer noch mit zwei Wochenstunden. Klar sind individuelle Vereinbaren möglich, aber eigentlich ist die Grundlage auch diese häufige Frequenz.
Ich könnte und wollte das auch nicht stemmen im Alltag.

Zumal zumindest ich eine Therapie nicht nebenbei machen kann. Mich strengend die Stunden sehr an, es ist häufig sehr intensiv, ich könnte danach nicht einfach wieder in die Arbeit oder mit was anderem weiter machen.
Aber ich mache auch aus verschiedenen Gründen sehr bewusst keine Analyse.


ziegenkind
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Beitrag Do., 08.02.2024, 16:19

Geht auch mit 2 Stunden die Woche. Ich hab 3 gemacht neben einer 60 Stundenarbeitswoche. War hart aber gut. Mein Leidensdruck war hoch.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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dumbhead
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Beitrag Fr., 09.02.2024, 07:31

Da ich hier nicht wirklich anonym bin, schreibe ich lieber nichts über meine Arbeit. Aber 3 mal die Woche könnte ich easy machen.
Und wie Ziegenkind schreibt ist dann das Engagement wohl abhängig vom Leidensdruck. Oder auch der Vernunft. Ich muss halt etwas unternehmen wenn ich nicht lebenslang pünktlich meine Tabletten nehmen will. Die mir nie ausgehen dürfen, weil es sonst umgehend kippt.
Die Thematik an sich finde ich auch hochinteressant, auch wenn ich lieber andere Leute analysieren würde und nicht gerade mich :lol:

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reddie
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Beitrag Fr., 09.02.2024, 09:54

Ja dumbhead, altes Haus. Bin auch auf Lyrica (Pregabalin) kleben geblieben. Und yes: Die Entzugserscheinungen sind immens. Da hat Pfizer bei der Markteinführung noch promotet: es macht nicht abhängig. Ja Guten Morgen!

Ich dosiere mich gerade langsam runter. Hölle, Hölle, Hölle...

Alles Gute auf jeden Fall!
reddie

Macht dich das Zeug auch kommunikativer und kreativer? Und ohne: das Gegenteil.
Hatte heute doppelte Dosis. Tschuldige. Irgendwie verpeilt es auch sehr oder? Und dann poppt das Lied in meiner playlist auf und ich denke: das passt auch auf dad Pregabalin.

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dumbhead
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Beitrag Fr., 09.02.2024, 11:50

Also ich bin eigentlich nicht wirklich von der Substanz abhängig. Das ist glaube ich, der falsche Umkehrschluss.
Ich war bis vor Kurzem extrem nervös, agitiert, aggressiv, mir ekelte so dermaßen vor Menschen, dass ich nicht mehr Straßenbahnfahren konnte.
Auf 150mg Pregabalin war ich zumindest arbeitsfähig, ohne dass ich jemandem eine reinhauen wollte. Was auch schon passiert ist, wenn auch länger her.

Als ich kürzlich auf jemanden mit der Baseball Bat losgehen wollte weil er mir zu langsam einparkte, haben wir die Dosis auf 300mg erhöht.
Und jetzt plaudere ich mit Leuten denen ich im Oktober noch den Tod wünschte übers Wetter und ob sie den Pool im Garten besser im April, oder erst im Mai befüllen sollen. :lol:
Das Zeug macht mich überhaupt erst fähig eine Therapie anzufangen. Was den Psychiater sehr freute und so kam es zu dem Diskurs hier.

Aber klar. Da sich beim Lyrica kein Fließgleichgewicht bildet, muss man auch strikt compliant sein. Nehme ich es am Abend mal versehentlich nicht und eventuell am Morgen etwas später, dann falle ich sofort ins alte Schema zurück.
So eine Art Dr. Jekyll und Mr. Hyde.
Und da das eine heikle Situation ist, dachte ich es kann nicht schaden die Ursachen zu beleuchten und Sichtweisen zu ändern.
Das geht auch mit Psilocybin Microdosing (sensationeller Effekt), aber da ist mir auf Dauer die Studienlage zu dünn.

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reddie
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Beitrag Fr., 09.02.2024, 12:10

Ja, die Wirkung ist beeindruckend. Wenn Feinde zu Freunden werden. ;) Das Zeug kann schon was.

Nehme es halt schon ein paar Jahre und hatte mich selbst hochdosiert (weil mir alles egal war und es nicht mehr wirkte, war bis auf 600mg).

Meine Neurologin hat mir dann den Hahn abgedreht, also muss ich langsam runter (hab noch Vorrat). Die hasse ich jetzt selbst auf der Höchstdosis. :evil:

Die 25 kg, die es mir beschert hat, werde ich auch langsam wieder los.


Grüsslis
reddie

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dumbhead
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Beitrag Sa., 10.02.2024, 09:43

Ja, in den Studien ergibt sich ab 300mg in Sachen Angst, Depri bzw Stimmungslage kein signifikanter Effekt mehr beim raufdosieren. Die sind zwar 15 Jahre alt, aber es gibt einige.
Es ist aber schon auch etwas, wo man selbst ein bisschen aktiv mitwirken muss. Eine happy pill ist es nicht, außer man geht auf "Partydosis". Wobei ich da einfach einschlafen würde.
Das aktiv mitwirken fällt einem halt damit leichter, auch auf 300mg.
Ich muss sehr wohl noch quasi, den ersten Impuls relativieren. Ich ärgere mich ja auch wie jeder andere über dies und das. Aber halt wie jeder andere und nicht wie ein bockiger 5 jähriger der sich auf den Boden schmeißt. "Die Zündschnur verlängern" meinte der Psychiater.

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