Einsamkeit zieht mich runter

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Tautröpfchen
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Einsamkeit zieht mich runter

Beitrag So., 16.02.2025, 14:09

Hallo liebe Foris,

ich weiß gerade nicht wohin mit meinem Gedanken und will sie mir mal „runter schreiben“.

Gerade liege ich wieder zu Hause in meinem Bett. Mir fehlt die Lust/der Antrieb etwas zu machen.

Ich fühle mich einsam.
Vor Jahren habe ich den Kontakt zu meiner Mutter und meinem Geschwister aus Selbstschutz abgebrochen. Mein Vater ist seit vielen Jahren verstorben. Das war ein richtiger Schritt. Aber mir fehlt das familiäre Eingebundensein. Wahrscheinlich mischen sich alte Gefühle von Ablehnung, Verzweiflung, Einsamkeit, Ausweglosigkeit mit ins Heute. Mir fehlt auch eine eigene Familie/Partnerschaft. Meinen letzten Partner habe ich vor ca. einem Jahr verlassen, als ich mit Erschrecken feststellte, dass er ähnliche Seiten wie meine Mutter hatte und sich dann auch noch Aggressivität einstellte.
Ich habe einen Sohn, auf ihn bin ich stolz. Nur ist er mittlerweile in der Pubertät, was den Umgang nicht einfach macht.
Von ein paar Freundschaften habe ich mich distanziert, als ich auch da merkte, dass es Ungleichgewichte gibt. Mein soziales Netz ist total klein. Eine Zeit mit sich allein zu sein ist ja ok. Jedoch fehlen mir Kontakte und Zugehörigkeit. Die Wochenenden sind am schlimmsten. Ich hab keine Lust und keine Kraft mehr meine Freizeit allein zu verbringen. Zumal ich dann auch immer andere sehe, die in Familie/Gruppe ihre Zeit verbringen. Also bleibe ich zu Hause, was mir aber auch nicht gut tut.
Ich hoffe, dass sich das irgendwann ändern wird. Aber ich finde auch, dass es unheimlich schwer geworden ist, mit anderen Menschen in Kontakt/Beziehung zu kommen. Und mir fällt dies auch nicht leicht, obwohl ich es so gern möchte.
Therapeutisch arbeite ich schon an meiner Biografie, etc. Nur die Situation jetzt ändert sich ja nicht so schnell und ich hab Angst, dass sie so bleibt. Klar, Beziehungen sind auch nicht immer nur schön. Aber allein sein mit Kind, ohne Familie ist einfach nur anstrengend. Ich wünsche mir auch einfach jemanden an meiner Seite. Ich hätte so gern mal Zuwendung….bisher habe ich immer nur gegeben….

Vielleicht kann das ja jemand nachvollziehen.
LG

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caduta
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Beiträge: 422

Beitrag Mo., 17.02.2025, 09:33

Liebe Tautröpfchen,

Ich denke es gibt viele hier, die das nachvollziehen können. Und ich denke deine Beobachtung ist schon richtig, es wird, je älter man wird, immer schwieriger neue Bekannte zu finden. Möglich ist es allerdings schon, dazu müsstest du aber aus deinem Schneckenhaus heraus. So wie du schreibst, vergräbst du dich gerade sehr, aber dann kann dich leider auch niemand finden...

Ich glaube auch, dass es wichtig ist zu unterscheiden, was man eigentlich sucht. Je nachdem muss man anders aktiv werden:

Einmal gibt es Gruppen mit denen man gemeinsame Interessen hat oder gemeinsam etwas unternimmt (Wanderclub, Tanzkurs, Chor). Das geht normalerweise nicht so tief, aber es ist nicht ganz so schwierig überhaupt in Kontakt zu kommen. Und aus meiner eigenen Erfahrung hilft auch das schon ein Stück gegen die Einsamkeit.

Dann gibt es Freunde mit denen man sich trifft, mit denen man sich austauscht und mit denen man sich gut versteht. Das ist beispielsweise etwas, was ich bis heute nicht wirklich kann. Wie man die findet? Ist vermutlich viel Glück dabei... So wie ich das inzwischen wahrnehme sind das häufig Freundschaften aus der Kindheit / Jugend die bis heute geblieben sind.

Eine echte Beziehung ist ein anderer Stiefel. Ich habe meinen Mann damals über die Arbeit kennengelernt und ich glaube das es viele solche Beziehungen gibt. Man sollte (als Frau) natürlich auch irgendwo arbeiten, wo es Männer (insbesondere einen echten Männerüberschuss) gibt. Das hilft doch sehr :-). War bei meinem Beruf zum Glück so.

Dann kenne ich einige andere, die über Online-Börsen suchen und darüber auch wirklich nette Partner:innen gefunden haben. Man muss halt etwas Geld in die Hand nehmen, aber diese Börsen scheinen tatsächlich zu funktionieren.

Ich denke es gäbe prinzipell schon einige Möglichkeiten. Am schwierigsten ist aber vermutlich der erste Schritt: die Situation erst einmal annehmen, das beste daraus zu machen und aktiv zu werden. Wenn du mit dir selbst mehr im Reinen bist, kann es vielleicht auch eher im außen funktionieren.

LG, caduta


Entknoten
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Beiträge: 260

Beitrag Mo., 17.02.2025, 17:02

So wie es klingt, hast Du "leere Eimer". Ich lese eine gewisse Bedürftigkeit und bestimmte Anforderungen an eine Beziehung, welcher Art auch immer.

Das macht es aber schwer Kontakte zu finden, die nicht das Gefühl haben, immer geben zu müssen.

Und verstehe mich nicht falsch - ich war viele Jahre einsam!

Aber in einer derartigen Verfassung läuft man auch schnell Gefahr, jemanden zu finden, der es nicht so gut meint und man hält aus und klammert, wohl wissend, dass die Beziehung einem nicht gut tut.

Hast Du Hobbys? Einen Job? Wie verbringst Du Deine Zeit?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Nili
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Beiträge: 367

Beitrag Di., 18.02.2025, 12:43

Liebes Tautröpfchen,

ich kann dich sehr gut verstehen. Mir geht es ähnlich, ich fühl mich auch oft bis fast immer einsam und sozial isoliert. Hab ein Mini kleines soziales Netz und kann mir kaum ein größeres aufbauen. Was ich oft so beeindruckend finde, dass wenn es so vielen so geht, dass es nicht möglich ist, dass sich diese ganzen Menschen finden. Die haben ja alle ähnliche Bedürfnisse und Erfahrungen, und könnten sich doch so vielleicht viel besser verstehen. Aber die meisten sagen halt nicht offen, ich bin einsam, ich brauch Kontakt, mir gehts schlecht, ich brauch Halt und viele haltlose können sich nicht automatisch nur weil sie sich zusammenschließen allen Halt geben. Aber vielleicht wenigstens ein bisschen. Ich wünsch dir, dass du Zuwendung findest und auch mal bekommen kannst.

Alles Liebe

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Tautröpfchen
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Beiträge: 23

Beitrag Sa., 22.02.2025, 10:24

Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antworten und guten Worte!

Meinen Beitrag schrieb ich an einem Sonntag, die Wochenenden sind für mich meist immer besonders schlimm. Da das ja die Zeit für Freizeit ist. Unter der Woche geht man seinen Pflichten nach und selbst wenn ich da zu Hause bin, beschäftige ich mich mit verschiedenen Dingen. Und an den Wochenenden wäre dann die Zeit mit angenehmen Dingen zu füllen und da wird es schwierig. Nicht, weil ich keine angenehmen Dinge kenne, sondern weil ich diese nicht mehr allein machen möchte. Dazu fehlt mir im Moment die Kraft.
Und die Wochenenden sind halt dann auch die Tage, wo es mir am schlechtesten geht.

Einen Chor habe ich mich Ende letzten Jahres angeschlossen. Ist halt nur ein Termin abends in der Woche. Aber es kommen schon Folgetermine, wir wandern zu Ostern oder ein Sommerfest. Da freue ich mich natürlich drauf. Leider bin ich mit Abstand die Jüngste, aber besser als nichts. Und das Singen bereitet mir große Freude, und ich wurde sehr freundlich in den Chor aufgenommen. Das tut sehr gut. Und wenn das Wetter wieder besser ist, kann ich einmal die Woche bei einer langjährigen Freundin zum reiten gehen. Das tut mir auch unheimlich gut und fehlt mir zur Zeit auch sehr. Leider hat die Freundin ansonsten wenig Zeit und wohnt eben auch ein Stück entfernt.


@caduda
So wie du die Beziehungen differenziert hast, so sehe ich das auch. Bin bei deinen Worten sehr bei dir. Und auch wenn mir gerade eine Partnerschaft fehlt, so fühle ich mich im Moment nicht dazu bereit, eine einzugehen. Da habe ich gerade sehr viel noch mit mir selbst zu tun. Kein guter Ausgangspunkt. Online habe ich meinen letzten Partner kennen gelernt. Die Beziehung war nicht gut. Das hat sicherlich nichts mit dem online Kennenlernen zu tun. Jedoch ist es auch da, wie im richtigen Leben, nicht so einfach jemand zu finden, wo es gut passt.

@Entknoten
Du hast recht, mir fehlt Zuwendung. Und das schon seit meiner Kindheit. Das ist mir jetzt zum Glück bewusst. Denn mir ist genau das passiert, was dann vielen passiert. Ich habe mich in ungute Beziehungen hinein begeben. An dem Thema meiner Kindheit bin ich jetzt auch sehr stark dran, denn in meiner letzten Beziehung ist mir mit Erschrecken etwas bewusst geworden.

@Nili
Ich glaube, die Schwierigkeit liegt gerade darin, dass es uns schwer fällt, in Kontakt zu kommen. Und so sind dann alle in ihrer Einsamkeit und Isolierung und finden nicht zueinander.


Ich bin ja gerade in Therapie. Anlass war die Aufarbeitung meiner letzten Beziehung. Obwohl die Beziehung sehr schwierig für mich war, konnte ich mich kaum aus ihr lösen. Und nach der Trennung ging es mir richtig schlecht. Und ich habe viele Parallelen in der Beziehung zu meiner Mutter gesehen. Und ich dachte eigentlich, da ich schon Therapie gemacht hatte, dass mir das nicht wieder passiert und ich in eine derart schlechte Beziehung gerade. Und dann bin ich erwacht und musste feststellen, dass es mir wieder passiert ist. Mein Therapeut meinte dann, dass das Thema anscheinend noch nicht bearbeitet ist. Und jetzt, wo ich mitten im Prozess bin, kann ich es auch verstehen. Und ich verstehe jetzt auch, warum ich in diese Beziehung gekommen bin. Und das schmerzt ungemein. Jetzt, wo sich richtig ins Bewusstsein und ins Gefühl drängt, welche Beziehung zwischen meiner Mutter und mir bestanden hat. Ich bin ein ungeliebtes und abgewiesen Kind. Das wird jetzt so richtig klar. Und jetzt verstehe ich mich auch immer besser. Aber es schmerzt, weil die Gefühle die dazugehören nun mit dazukommen. Ich dachte eigentlich, ich habe die Beziehung zu meiner Mutter schon angeschaut in dem Zusammenhang, als ich den Kontakt abbrach. Aber in dieser Tiefe war es nicht geschehen. Das offenbart sich erst jetzt alles in vollem Umfang. Und von daher ja, es gibt leere Eimer. Ich bekam keine liebevolle Zuwendung, kein positiven Zuspruch, keine Ermutigungen, keine Unterstützung. Nur Erniedrigung, lediglich materielle Versorgung, Demütigung, Abweisung, und kühle Distanz. Das jetzt zu wissen und zu spüren, ist so immens, dass ich überhaupt nicht weiß, wie ich das bewältigen soll. Im Moment kann ich das Licht am Ende des Tunnels nicht sehen, aber es wird da sein, das sagt mir zumindest meine Erfahrung aus meinen vergangenen therapeutischen Prozessen. Aber es tut so weh. Und ich weiß, dass ich daran nichts ändern wird, also an meiner Mutter und ihre Beziehung zu mir. Weil sie es einfach nicht kann. Und sie mich auch heute noch ablehnt. Nicht mal, als ich weinend vor ihr saß und sie angebettelt hab, konnte ich ihr Herz erreichen. Also ist ein auf sie zu gehen und hoffen vergebens. Das ist mir schon lange klar. Zum Glück. Aber nun richtig zu erfassen und zu spüren, das ganze Ausmaß zu nehmen, von dem was war. Und wie ich aufgewachsen bin, ist fast unaushaltbar.
Es tut gut das runter zu schreiben, denn ich weiß nicht so recht wohin mit diesen ganzen Gefühlen und Gedanken. Auch weil ich niemanden habe, mit dem ich jetzt darüber reden kann.

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Nili
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Beiträge: 367

Beitrag Sa., 22.02.2025, 10:32

Das tut mir sehr leid für dich Tautröpfchen, was du von deiner Beziehung zu deiner Mutter schreibst. Ich wünsch dir, dass du noch weiter heilen kannst!

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Thread-EröffnerIn
Tautröpfchen
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Beiträge: 23

Beitrag Sa., 22.02.2025, 14:39

Nili hat geschrieben: Sa., 22.02.2025, 10:32 Das tut mir sehr leid für dich Tautröpfchen, was du von deiner Beziehung zu deiner Mutter schreibst. Ich wünsch dir, dass du noch weiter heilen kannst!
Vielen Dank für deine Antwort.
Ich frage mich, ob so etwas je heilen kann. Mir wird jetzt bewusst, dass ich das immer abgewehrt habe, also diese Beziehung zu fühlen und wahr zu haben. Ist ja auch kein Wunder. Nur das Verdrängen funktioniert ja auch nicht bzw. führt zu anderen Problemen. Wahrscheinlich muss ich lernen alles anzunehmen und damit zu leben. Dabei wollte ich nie, dass mich meine Familie nachhaltig geschädigt haben. Dagegen habe ich mich innerlich gewehrt. Aber anscheinend haben sie es doch geschafft. Und das tut weh…..diese xxxx Menschen….

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