Vergänglichkeit, die rasende Zeit

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ragnar888
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Vergänglichkeit, die rasende Zeit

Beitrag Di., 30.09.2025, 18:41

Ich weiss nicht in wie fern dieses Thema hier vielleicht schon diskutiert wurde. Gerne würde ich es aber aus meiner Sicht einmal darstellen und Gedanken dazu hören. Ich leide unter der Vergänglichkeit ganz stark. Die Tage, Wochen, Jahre rasen an mir vorbei. Was ich eigentlich machen möchte, dazu komme ich nicht. Aber ich alter rasend schnell. Zu diesem Thema habe ich passend Buddhismus durchstudiert, aber es hilft mir nicht. Den Moment nur zu fokussieren, schaut für mich wie eine Krücke aus, um die Warheit zu vermeiden.
In einer Psychotherapie konnte mir darauf auch keine wirkliche Antwort gegeben werden. Da wir es nicht verändern können, nur unsere Sichtweise. Klar, aber für mich wirkt das nicht, sondern wirkt wie ein verstecken der Warheit. Im Grunde könnte ich nur spirituell weiterkommen, aber vielleicht hat jemand hier einen Gedanken für mich?

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freeway
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Beitrag Di., 30.09.2025, 21:16

Wenn sich bisher alles wie ein verstecken der Wahrheit angefühlt hat, könnte es daran liegen, dass du die Wahrheit verstecken wolltest, was zunächst ja auch völlig legitim ist, wenn sie dir nicht gefällt.
Ich glaube, egal auf welcher Suche man ist, es kann damit beginnen sich geeignete Fragen zu stellen, welche Fragen stellst du dir denn?
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein." Jiddu Krishnamurti


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 01.10.2025, 03:31

Hallo ragnar888
Was ich eigentlich machen möchte, dazu komme ich nicht. Aber ich alter rasend schnell. Zu diesem Thema habe ich passend Buddhismus durchstudiert, aber es hilft mir nicht.
Es reicht nicht, den Buddhismus nur zu studieren. Man muss auch aktiv werden.
Wenn Du nicht zu dem kommst, was du eigentlich machen möchtest, dann wäre die Frage, was dich daran hindert das zu tun, was Du eigentlich möchtest.
Wenn man sich diese Frage stellt, so erging es zumindest mir, dann wird man mit Fragen konfrontiert, wie z.B. was ich loslassen müsste, damit ich zu dem komme, was ich eigentlich möchte. In meinem Fall waren das so Dinge wie Perfektionismus oder Leistungsdrang. Wenn man das, was hindert, loslassen kann, dann hat man Kapazität für Dinge, die man eigentlich möchte, ... wenn da nicht dieses "Aber" wäre.

Ich stelle mir gerne eine Gießkanne vor. Wenn ich das ganze Wasser in z.B. "Leistung" gieße, dann ist die Kanne leer. Dann habe ich kein Wasser mehr, um Blumen zu gießen.
Den Moment nur zu fokussieren, schaut für mich wie eine Krücke aus, um die Warheit zu vermeiden.
Nur wahrzunehmen, "Was Ist?" reicht meiner Erfahrung nach nicht.
Den Moment bewusst wahrzunehmen lädt ein nachzuspüren, was nicht stimmt. Du nimmst "im Moment" wahr, "ich altere schnell", "ich komme nicht zu dem, was ich eigentlich will", ...
Wenn du das wahrnimmst, dann wäre der nächste Schritt, Veränderungen in Angriff zu nehmen und dir Fragen derart zu stellen, was du nicht loslassen kannst, so dass du zu dem kommen kannst, was du eigentlich willst.

So jung, wie früher, wirst du nie wieder werden. Dein Alter kannst du nicht ändern. Dieses Bedürfnis solltest du loslassen.
Wenn Du Veränderungen auf Morgen verschiebst, nun, morgen bist du älter als heute.
Gerade die Tatsache, dass Menschen altern und sterben macht mir bewusst, dass ich den Moment, das Hier und Jetzt nutzen sollte, um Hinderliches loszulassen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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~~~
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Beitrag Mi., 01.10.2025, 11:29

ragnar888 hat geschrieben: Di., 30.09.2025, 18:41 Da wir es nicht verändern können, nur unsere Sichtweise. Klar, aber für mich wirkt das nicht, sondern wirkt wie ein verstecken der Warheit.
Naja, bin nicht sprituell. Ist für mich auch eine Verstecken der Wahrheit: Stellen wir uns vor, du bist sehr, sehr alt geworden. Liegst jetzt in deinem Sterbebett und fühlst, dass du in den nächsten Stunden sterben wirst.
Dass du Abschied nehmen musst von dieser Welt. Dass du nie wieder Menschen sehen wirst, einen Baum, den Wind auf deiner Haut spüren wirst, nie wieder die Sonne, das Meer, die Berge ..... von allem musst du Abschied nehmen für immer. Du bist bald im Nichts, im Zustand vor deiner Geburt.

Du hattest nur dieses eine Leben. Deine Existenz hing von so vielen Zufällen ab, dass die Wahrscheinlichkeit bei fast 0 lag. Das Universum, dieser Planet, die Existenz, alles passiert nur ein einziges Mal. Ja, der Mechanismus der dahinter steht, beinhaltet die Vergänglichkeit. Das ist nicht zu verändern.

Aber würdest du deinem jetzigen Ich dann dazu raten, immer wieder damit zu hadern, das die Vergänglchkeit in unserer Welt existiert? Ich denke, wenn ich mir vorstelle auf dem Sterbebett zu liegen, würde ich mir selbst raten, jeden Sonnestrahl, jede Welle des Meeres, .... ..... ..... ...... die Welt in der ich lebe, möglichst viel von dieser Welt und diese Leben bewusst und voll zu leben, auszuleben. Irgendwann wird es zu spät sein. Und dann wird da der Schmerz sein, die Reue.... dass man so viel Zeit mit so etwas Unsinnigem verbracht hat, zum Beispiel damit zu hadern, darüber nachzudenken, dass so etwas wie Vergänglichkeit existiert. Sich deshalb schlecht zu fühen. Anstatt in diesem Momenten wirklich zu leben. So viel von der wenigen Zeit, die man hat, verschwendet. Ich sehe es nicht so, dass der Fokus auf den Moment eine Krücke ist. Es ist das einzige, was wir haben. Mehr gibt es nicht. Es ist unser Leben. Und das sollten wir zulassen.
Zuletzt geändert von ~~~ am Mi., 01.10.2025, 11:36, insgesamt 1-mal geändert.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 01.10.2025, 11:35

ragnar888 hat geschrieben: Di., 30.09.2025, 18:41 Was ich eigentlich machen möchte, dazu komme ich nicht.
Warum kommst du nicht dazu?
Ich würde mir an deiner Stelle sehr genau anschauen was dich daran hindert das zu tun was du möchtest und was du wie umsetzen kannst.
Was hindert dich, ist es Geld, Job, familiäre Bindungen, Wohnort oder Wohnform, Krankheit?
Manche Dinge lassen sich ja ganz leicht ändern, andere schwer oder gar nicht. Mir hilft es sehr nicht zu klammern an das was nicht geht, sondern immer zu sehen was geht, was ich machen kann und auch was ich (realistisch) ändern und erreichen kann. Und das dann aber auch zu tun und anzugehen. Nicht verschieben oder tausend Ausreden finden. Sehr vieles geht nämlich doch!
Meine Erfahrung ist auch: Je mehr ich meine Zeit mit guten, schönen, positiven Sachen fülle, deste mehr nehme ich das auch wahr, dann rast die Zeit nämlich gefühlt nicht einfach nur vorbei. Dazu braucht es aus meiner Sicht nicht Spiritualität, sondern Realismus und Aktivität!

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Louna
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Beitrag Mi., 01.10.2025, 14:04

Ich verstehe Dich gut, Ragnar.
Irgendwie fällt das hier alles runter, aber ich kann echt gut verstehen was Dich beschäftigt und wie es Dir geht, denn ich denke oft and diese rasenden Momente und die Vergänglichkeit.

Ich komme auch nicht dazu was ich gerne machen möchte...es fehlt an Zeit.

In der Psychotherapie konnte ich bisher auch keine Antwort finden.
Aber ich geb nicht auf.

Ist es vielleicht einfach genug, dass Du da bist? Möchtest Du jemandem helfen? Ein Ehrenamt?
Oder möchtest Du Dir eher selbst helfen? Deiner Situation, Deinen Tieren (???) oder eher nahen Anghörigen?

Spirituell komme ich leider gar nicht weiter. Leider.
Ich selbst muss heraus finden was mir gut tut, was ich mag und gerade , wie ich anderen helfen kann, denn das gibt mir viel viel mehr, als mir selbst zu helfen.


ziegenkind
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Beitrag Mi., 01.10.2025, 16:25

Buddhismus fokussiert nicht den Moment, sondern die in der Vergänglichkeit liegende Nichtigkeit des Ich, das als Illusion erkannt wird. Das kann schon helfen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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Weltengänger
Helferlein
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Beitrag Fr., 03.10.2025, 16:10

ragnar888 hat geschrieben: Di., 30.09.2025, 18:41 ... aber vielleicht hat jemand hier einen Gedanken für mich?
@ziegenkind hat es schon angedeutet, der Buddhismus ist der Vergangenheit geschuldet und kennt kein Ich bzw. Ich- oder Selbstbewusstsein und damit keine individuelle Zukunftsorientiertheit. Der Buddhismus ist nur deshalb bei manchen beliebt, weil sie vor der autoritären Kirche mit ihren Dogmen weglaufen. Recht haben sie einerseits, der Kirche den Rücken kehren zu sollen, aber deshalb nicht in die Fänge eines Vergangenen geraten zu sollen, das nur für ein Volk einer einstigen Zeit geeignet war!

Nicht gleichzeitig davonzulaufen empfehle ich vor den alten Überlieferungen, die auch in der Bibel gesammelt sind. Der Buddha sagte zu den seinigen, sie sollen zurückblicken! Doch Johannes der Täufer hält dem entgegen, indem er zur Umkehr auffordert: Ändert den Sinn, blicket vorwärts, wenn der Größere kommt! - Mit "Größerer" meint er den Christus Jesus. vgl.: Matthäus 3, 1-17
Mit dem Christus ist das zukunftsorientierte Ich- bzw. Selbstbewusstsein in den Menschen als zu entwickelnder Impuls gelegt worden, wodurch die Menschen zu Individuen wurden, was die Menschheit vor der Zeitenwende noch nicht hatte, dafür herrschte ein Gruppen- oder Hordendenken vor. - Arbeite du nun an dem Impuls, der in dich gelegt worden ist!


ziegenkind
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Beitrag Fr., 03.10.2025, 17:14

Der Buddha sagt, gucke auf das, was jetzt ist. Mit Vergangenheit hat der nicht viel am Hut gehabt.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


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ragnar888
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Beitrag Fr., 03.10.2025, 18:44

Ich danke allen für die vielen unterschiedlichen Ansätze. Eigentlich hatte ich gerade eine längere Antwort geschrieben, die war aber plötzlich weg - ausgeloggt. Daher heute das Dankeschön allein. Nächste Woche gebe ich ein ausführlicheres Feedback

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Hiob
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Beitrag So., 05.10.2025, 13:40

Ja, wenn du länger an einem Text schreibst, musst du ihn vor dem Abschicken nochmal mit STR C oder in eine Worddatei kopieren, sonst geht er auch mit vor- und zurückblättern leider durch das erneute Einloggen verloren. Nur wenn du kürzer schreibst -vielleicht so unter 10 Minuten - dann bleibst du eingeloggt und geht es ohne.

Die Zeit, die wir hier in dieser 3D-Welt verbringen, hat die Besonderheit, dass es einen Anfang gibt, der damit praktisch auch das Ende und das Vergehen mitliefert. Diese Besonderheit können wir nur zur Kenntnis nehmen, es lässt sich nicht ändern. Die Zeit vergeht in unserer materiellen Welt. Meistens empfinden wir sie in einer Art linearem Verlauf, mal schneller, mal langsamer. Wenn du ewig leben würdest, würde allerdings diese Besonderheit nicht existieren und diese Besonderheit könnte genau den Reiz dieses Lebens ausmachen. Warum? Weil allein deshalb jeder Tag bereits einzigartig ist, es gibt ihn in deinem Leben nur einmal. Und damit ist nicht jeder Tag gleichgültig, er ist ja so wie er ist, nur einmal da. Klingt banal, aber vielleicht findest du einen Moment, in dem dir das plötzlich klarer wird. Es muss ja nicht unbedingt ein Moment "mit einem Holzhammer" sein, so nenne ich Unglücke, Krankheiten, Verlust oder andere Schreckensmomente. Du kannst über solche Themen beispielsweise nachts mal nachdenken, wenn du nicht schlafen kannst. Manchmal fällt der Groschen außerhalb der Tagesroutinen ganz von allein.

Wenn dir die Zeit zu schnell vergeht, empfindest du dein Leben dann im Moment als eher angenehm und schön?
Leidest du dann eher darunter, dass du selber klapprig wirst oder dass du dies und jenes bereits nicht mehr machen kannst?

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