Angst vor dem Tod seit dem Tod meines Vaters

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
Antworten
Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lady_Shephard
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 21
Beiträge: 2

Angst vor dem Tod seit dem Tod meines Vaters

Beitrag Sa., 20.02.2010, 22:21

Hey,

ich bin neu hier und hoffe ein paar Gleichgesinnte zu finden. Zu meiner Geschichte. Im Februar 2007 wurde bei meinem Vater (durch Zufall) ein bösartiger Lungentumor festgestellt. Er hat zu dem Zeitpunkt seit 10 Jahren nicht mehr geraucht und getrunken. Er lebte total gesund. Und ich war zu der Zeit noch in der Schule, meine Noten sind durch diese Angst ziemlich in den Keller gerutscht. Habe die Klasse gewechselt (habe mein Fachabi machen wollen) und es ging dann auch wieder besser. Es wurde zuhause immer schlimmer. Mal war er gut drauf und im nächsten Moment lag er weinend im Bett oder auf dem Sofa. Es war schrecklich und ich wusste auch nie wie ich mich verhalten sollte. Zum Schluss war es wirklich nur noch ein warten auf den Tod. Er ist auch im Ehebett gestorben. 2 Tage später waren meine Abschlussklausuren. Ich hab mein Fachabi mit 2,8 abgeschlossen. Ich hab das für ihn durchgezogen. Auch wenn er es nicht mehr mitbekommen konnte, aber ich habe das Gefühl dass er trotzdem weiß dass ich es geschafft habe.
Sein Todestag ist der 12.Mai 2009. Bald schon 1 Jahr her. Kurze Zeit nach seinem Tod fingen bei mir Depressionen an. Ich fühlte mich total ängstlich und hatte das Gefühl zu sterben. Ich habe seitdem immer wieder Angst eine schlimme Krankheit zu haben oder einfach so plötzlich zu sterben. Ich kann kaum noch etwas wirklich mit großer Freude tun, weil mich ständig dieser Gedanke des Vergänglichen begleitet. Ich war mit meiner Mutter desöfteren seitdem mal im Urlaub. Wenn wir im Urlaub waren da hatte ich diese Gedanken kaum. Zumindest nicht so ausgeprägt wie zuhause. Eine zeitlang hatte ich auch richtig Angst nach Hause zu gehen. Jedesmal überkam mich ein beklemmendes Gefühl. Ich habe häufig Probleme beim Einschlafen. Habe Angst nicht mehr aufzuwachen. Ich gehe auch nicht mehr so oft mit Freunden weg. Mittlerweile ist das Problem umgekehrt. Ich würd am liebsten den ganzen Tag zuhause sein. Aus Angst wenn ich weggehe könnte ich nicht mehr wiederkommen.
Ich fühl mich schlecht dabei...ich könnte den ganzen Tag heulen.
Bei jedem Ziepen in meinem Körper steigt Panik in mir auf. Wenn ich Kopfschmerzen habe denke ich dass ich einen Hirntumor haben könnte. Tut mein Magen/Bauch weh hab ich Angst vor Darm oder Magenkrebs. Zieht es im Brustkorb habe ich panische Angst mein Herz bleibt stehen. Ich bestehe nur noch aus Verspannten Muskeln und Angst...

Ich hatte auch einen Therapeuten, der hat mich jedoch absolut nicht ernst genommen. Deshalb bin ich damit sehr vorsichtig geworden und habe versucht einfach allein bzw mithilfe meiner Mutter das alles durchzustehen. Sie ist ein Stehaufmännchen, ist eine sehr starke Frau. Ich bin leider nicht so...

Wie geht ihr mit so einer Situation um und was könnt ihr mir raten?

Danke schonmal

(Hinweis Admin: Betreffzeile auf obige präzisiert. Bitte zukünftig - siehe Netiquette! - möglichst aussagekräftige Betreffzeilen wählen! Danke.)

Werbung

Benutzeravatar

lingaroni
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag So., 21.02.2010, 17:55

hallo

was du da beschreibst klingt gar nicht gut. wie hat sich das gezeigt, dass dein therapeut dich nicht ernst genommen hat?

LG

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
Lady_Shephard
neu an Bo(a)rd!
neu an Bo(a)rd!
weiblich/female, 21
Beiträge: 2

Beitrag Mo., 22.02.2010, 12:06

Der hatte mir überhaupt nicht zugehört, war total sarkastisch so nach dem Motto "Du bist total bekloppt". Das hat er nicht gesagt aber er hat meine Ängste sozusagen als lächerlich abgetan. Er meinte zB manchmal:"ja, das Leben ist scheiße, richtig? Am liebsten einfach aufhören mit allem." Und genau DAS ist nicht mein Problem. Ich habe ja keine Selbstmordgedanken. Allein der Tod an sich bereitet mir Angst. Das hat der nicht verstanden. Ich war auch nur einmal dort dann. Hab mich absolut nicht wohlgefühlt.

Benutzeravatar

lingaroni
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 45
Beiträge: 666

Beitrag Mo., 22.02.2010, 19:04

hallo lady

dieses verhalten des therapeuten ist aber mit sicherheit nicht repräsentativ. da hast du wirklich pech gehabt. in der regel nehmen therapeuten ängste sehr ernst. wie lange versuchst du bereits, den tod deines vaters alleine bzw mit familiärer hilfe erfolglos zu bewältigen?

wie lange willst du das noch alleine erfolglos versuchen? vielleicht kannst du aber auch mit frauen besser ...

LG

Werbung

Benutzeravatar

Eve...
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 12
Beiträge: 2989

Beitrag Mo., 22.02.2010, 19:17

@ Lady

Diese reaktiven Angstzustände nach dem Tod eines Familienmitgliedes (dieselbe Krankheit), die sich auch in einer gewissen Hypochondrie ausdrückten, kenne ich aus meinem nächsten Umfeld.

Was half, war - außer Gesprächen - die Zeit. Etwa zwei Jahre nach dem Tod des Vaters ließen diese Schockauswirkungen bei dem Hinterbliebenen nach. Ohne Begleitung schiene mir das auch eine sehr lange Zeit.

LG Eve

Benutzeravatar

anxiety
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 38
Beiträge: 28

Beitrag Mo., 01.03.2010, 14:13

liebe Lady Shephard,

erstens ist es toll, dass du dir weiter Hilfe suchst, wie hier im Forum, obwohl der erste Therapeut ein Reinfall war. Ich denke, das ist die beste Voraussetzung, dass du diese Situation bewältigen kannst, denn du verdrängst deine Ängste nicht, sondern setzt dich damit auseinander.

Falls du doch noch eine Therapie machen möchtest, so such dir am besten jemand, der auf Trauerarbeit spezialisiert ist, der kann damit sicher am besten umgehen und dir helfen. Es gibt viele Therapeuten, die sich speziell den Themen Tod, Trauer, Sterbebegleitung etc. widmen, und dort bist du sicher am besten aufgehoben.

Die Zeit ist bei Todesfällen sicher ein wesentlicher Faktor, Trauer vergeht nicht von heute auf morgen. Ich kann deine Ängste sehr gut nachvollziehen, meine Mutter ist 2002 an Krebs verstorben, und ich habe auch ihren Leidensweg miterlebt. Erst einige Wochen vor ihrem Tod habe ich verstanden, dass sie tatsächlich sterben wird, vorher wollte ich es nicht wahrhaben. Lange habe ich nicht verstanden, warum sie krank werden musste, es kam mir so sinnlos vor, ich stürzte auch in Depressionen.

Doch es kam ein Tag, an dem ich das Geschehene aus einer anderen Perspektive betrachten konnte. Ich konnte es akzeptieren und loslassen, sie gehen lassen, mit dem Bewußtsein, dass sie jetzt ihren Frieden gefunden hat, und dass das eben ihr Lebensweg war - und es gibt vieles, was wir einfach nie verstehen werden, vielleicht erst nach diesem Leben ... das war für mich ein sehr tröstlicher Gedanke. Ich habe auch Angst vor dem Tod, aber für mich ist es immer wieder ein Trost zu wissen, dass sie mir vorausgegangen ist, sie hat diesen Schritt bereits gemacht und mich auch dran teilhaben lassen, was eine unglaublich schmerzliche Erfahrung war, aber trotzdem hat es mir seltsamerweise eher die Angst vor dem Tod genommen als mir mehr Angst gemacht.

Wie auch immer, versuch dich mit deinen Ängsten auseinanderzusetzen, und auch mit dem, was du während der Krankheit deines Vaters erlebt und gesehen hast. Es war sein Kampf mit dem Tod, und wahrscheinlich hast du dich auch ganz furchtbar hilflos dabei gefühlt, konntest nichts tun, und diese Hilflosigkeit erlebst du jetzt noch immer. Doch sie wird vergehen, wenn du ihr entgegentrittst, und ich bin mir ganz sicher dass du das schaffst.

Alles Gute für dich
a n x i e t y

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag