Komme nicht mehr in die Entspannung

[Sonnenschein007]

@BillieJane
Das ist jetzt schon mein 3. Versuch auf Deine Frage wegen der Kartäuser-Doku zu antworten. Aber bisher ist dann immer der PC hängen geblieben. (Der wittert da anscheinend, dass ich über eine Internetfreie Community was posten will... )

Ja, ich kenne die Doku. Da hätte ich nun eine Frage retour an Dich von einer 17-jährigen diesbezüglich: Also ... was würdest Du ihr darauf antworten: Sie meinte, dass einer von diesen Kartäusern, der dann wieder weggeht aus dieser "stillen Welt", in der normalen Welt total neben der Spur sein müsse.

Fand ich damals mega-empathisch von diesem Mädl, das so weiterzudenken.

?????

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[Sonnenschein007]

Mir wäre es lieber, die breite Masse würde täglich 25 Minuten meditieren, anstatt dass es diese Hard-core-Elitetruppen gibt.
Man sollte "Meditation" als Unterrichtsfach einführen.

[BillieJane]

Ja, ich kenne die Doku. Da hätte ich nun eine Frage retour an Dich von einer 17-jährigen diesbezüglich: Also ... was würdest Du ihr darauf antworten: Sie meinte, dass einer von diesen Kartäusern, der dann wieder weggeht aus dieser "stillen Welt", in der normalen Welt total neben der Spur sein müsse.

Hallo Sonnenschein.

Die junge Frau hat es eigentlich mit ihrer Frage wie ich finde ziemlich gut auf den Punkt gebracht.

Ja, was macht dann nun damit, Monate, Jahre oder auch nur ein Weekend in vollkommener Stille verbracht zu haben und dann kommt man mitten im Leben an, wo es so "unerleuchtet" zugeht und keiner hat sein "Ego abgelegt"?!

Ein Zen-Meister, ich meine sein Name war Kodo Sawaki Roshi hat mal gesagt: "Zen ist die größte Lüge aller Zeiten". Damit meinte er, die falsche Vorstellung und die falsche Sinnsuche darin, dass es irgendwo einen "erleuchteten", "heiligen Ort" - Zen - mit "heiligen", "erleuchteten" Menschen gäbe , in dem man für immer "ewige Glückseligkeit und Frieden" finden würde.

Diesen Ort gibt es nicht. Denn ich und Du und die 17 Jahre junge Frau, wir leben mitten auf dem "Marktplatz des Lebens". Wir müssen täglich mit so "unerleuchteten" Dingen umgehen wie schauen, dass wir unsere Miete zahlen können, dass wir was zu Fressen haben, dass wir 400 Euro Rente haben und uns damit abfinden müssen im Alter Flaschen sammeln zu gehen, dass Steuergelder zur Rettung von griechischen Banken- Milliardäre verpulvert werden und wir uns nicht wehren können, dass vor ein paar Tagen in England die Zentrale einer Zeitung gestürmt worden ist und deren Festplatten im Auftrag der Regierung zerstört wurde und wir - ja, wir uns plötzlich in einer Diktatur wiederfinden........... uff..

Wir leben nicht in einem Kloster und auch nicht auf einer idyllischen Postkartenansicht.

Es gab wohl zu allen Zeiten und in vielen Kulturen Menschen welche aus Protest, aus einer Art inneren Widerstand ausgestiegen sind, in Klöstern, in den Bergen usw. Das waren zumindest in den östlichen spirituellen und philosophischen Traditionen Systemkritiker. Jesus war ein solcher (unabhängig von dem Missbrauch seiner Person durch die Kirche), Shakyamuni Buddha, ein reiches, verwöhntes Söhnchen, die Taoisten in den Kriegen der Periode der sog. "Streitenden Königreiche" ebenso.

Die Ursprünge der spirituellen Suche nach dem Sinn des Lebens, auf Grund der Tatsache, dass das Leben sehr ungerecht und voller Leiden ist, waren in allen Kulturen immer systemkritischer Natur - und Motivation. Alle diese philosophischen Schulen wie zB Zen, Buddhismus, Taoismus oder so ein karges christliches Klosterleben sind nicht auf Grund einer "Wellness-Motivation" heraus entstanden, weil diese Menschen "so gestresst von ihrem Job" waren.

In diesem Sinne ist es wichtig, dass es heute noch so ein paar wenige "Verrückte" gibt, welche diese Lehren in ihrer Tradition aufrechterhalten. Es ist auch schön, dass wir heute dazu Zugang haben wie zB ein Wochenende das mal mit zu erleben und zu erfahren......

Doch im Grunde geht es nicht um "Verspannungen" und um eine "Nicht Abschalten Können", sondern darum, dass die Anforderungen welche die Erziehung, die Gesellschaft, der Staat, die Kirche, die Dogmen etc., an uns stellen, nicht der Natur des Menschen gerecht werden.

Deswegen finde ich es wichtig zu wissen, dass es zu allen Zeiten Menschen gab welche sich mit diesen Anforderungen auseinander gesetzt haben, sich dafür zurück gezogen haben um nach Antworten zu suchen. Auf diese Art und Weise sind viele Wege und Lehren entstanden, zu denen wir heute einen gewissen Zugang haben. Welche inspirieren können einen eigenen Weg zu finden.
Sawaki Roshi, dieser Zen-Meister sagte auch: "Es ist unwichtig was dein Meister zu deiner Praxis sagt. Wichtig ist was deine Frau und dein Kind zu deiner Praxis sagen!"
Damit hat er sehr richtig den Weg des Zen abseits eines Idealbildes von so einem Kloster beschrieben wo ein "erleuchtetes Leben" angeblich stattfindet hin zum wirklichen "unerleuchteten Leben" auf dem "Marktplatz" , auf den Punkt gebracht.
Ein Mensch welcher sich in Kontemplation, also auf einer Suche nach sich Selbst und seinem Sinn in seinem Leben begeben hat, der sollte seine Erfahrung mitten im Leben realisieren und umsetzen.

Es gibt keinen "heiligeren", "erleuchteten" und vollkommeneren Ort als das Leben selbst: schmutzig, anstrengend und voller Scheitern. Und dennoch ist es schön und ein Geschenk welches mich persönlich zutiefst glücklich macht.

Vielleicht wird das auch der Kartäusern-Mönch realisieren wenn er mal einen Ausflug in die "normale Welt" unternimmt. Ich würde es ihm wünschen.

Liebe Grüße,
BillieJane

[Sonnenschein007]

Hallo BillieJane,

in meiner Region gibt es einen Ex-Kartäuser (Er war noch sehr jung, als er für ca. 8 Jahre dort war), und der ist nun Konzert-Cembalist geworden. Also ... auf jeden Fall hat er dort in der Stille keinen Hörschaden genommen.

Danke für Deine Ausführungen und v.a. das Zitat des Zen-Meisters, der Zen als die größte Lüge aller Zeiten bezeichnet hat.

Liebe Grüße,
Sonnenschein

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[Aneshia]

Hallo Leute,

ich habe jetzt nicht alles durchgelesen doch eine Antwort könnte passen, es ist so, ich habe irgendwann, glaub vor 10 Jahren angefangen zu reflektieren und ab da gings los das ich natürlich für mich gaaanz viel lösen und klären konnte doch ich kann damit nicht mehr aufhören, ich denke ständig und kann schwer abschalten und entspannen. Hatte letztes Jahr Burn Out, Bandscheibenvorfall etc...hänge da drin und komme nicht wirklich vom Stress, Anspannung, Schmerzen weg und natürlich die Gedanken;)...
In einer Antwort wurde geschrieben das Sport helfen soll, ich mache Yoga und Mediation, hilft beides aber nicht bei den Gedanken. Denkt ihr müsste der Sport da Anspruchsvoller sein oder wie kommt man aus dem Gedankenrad noch raus?

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