Umgang mit Partnerin: Emotionsregulation?

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Dagobert
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Umgang mit Partnerin: Emotionsregulation?

Beitrag Mi., 23.09.2009, 13:52

Hallo,

ich glaube, dass meine Partnerin an einer Regulationsstörung bei ihren Gefühlen leidet. Sie gerät oft sehr schnell außer sich bei geringfügigen Anlässen. Also beispielsweise besprechen wir, wann wir uns in der Mittagspause treffen, und plötzlich beginnt sie zu schreien, also spricht laut, schreit was sie denkt heraus, so dass alle Leute gucken. Sie fährt dann richtig aus der Haut, also streitet mit mir und ich kann sie kaum einbremsen.

Meist versuche ich ruhig zu bleiben, ohne viel zu reden, und komme dann nach einer halben Stunde wieder durch zu ihr. Mein Problem ist: Ich muß verdammt genau beobachten, wann sie diese emotionalen Ausrutscher bekommt, weil sie so heftig sind in der Öffentlichkeit und zuhause einfach nur laut, so dass man es überall im Haus hört. Vor allem: Verhalte ich mich konfligierend oder hartnäckig oder bin einfach nur entsetzt und aufgebracht über ihr enormes Verhalten angesichts von Bagatellen wie einer Mittagspausenverabredung, dann steigt alles bei ihr noch mehr an sofort und unmittelbar, so dass ich dann völlig fertig bin, weil sie nicht mehr aufhört mit Schreien, Streiten, und zuletzt hüpft sie auf und läuft kurz zur Seite, schreit dort, gestikuliert wild, usw., kommt dann etwas beruhigter wieder.

Ich versuche ruhig zu bleiben und checke die Unterschiede zu einer gewöhnlichen Aufregung. Sie hatte ähnliche Entgleisungen schon früher. Da kamen sie abends. Wir aßen zu abend, und so nach dem Abspülen ist bei ihr richtig eine Lade runtergeklappt. Sie streitet, schreit, wütet, wirklich ohne Anlässe, und das ging bis wir uns schlafenlegten. Sie hörte einfach bis zum Einschlafen nicht mehr auf. Morgens dann war sie so, als wäre nichts gewesen. Ich litt damals sehr, ich hielt aber durch, es ging vorbei, keine Ahnung was war, vielleicht eine Belastung an ihrer neuen Arbeitsstelle, die sie mir nicht sagte, dachte ich damals.

Ich habe einige Bücher angesehen im Bereich Psychologie, und da sprang mir der Ausdruck "Regulationsstörung" schon sehr ins Auge, weil es mein Eindruck ist, als könne sie einfach momentan nichts sehen, dass es relativ grundlos ist, über kleine Dinge auszurasten.

Ich habe dann gedacht: Vielleicht sind diese kleinen Dinge für sie groß, so dass es an mir liegt, sie besser wahrzunehmen. Aber das klappt nicht - sie ist auch so, wenn ich mich ganz zurücknehme, alles mache was sie will, und ihr nur beruhigendes Verhalten von mir zeige.

Es fängt immer mit einer Zustandsveränderung an, die ich in ihrem Gesicht beobachte. Es ist minimal, sie blickt dann etwas anders, und eine Anspannung ist spürbar beim Körper. Sonst alles wie immer. Dann kann in der Kommunikation - z.B. wenn sie eine Tram verpaßt - und wir warten, dieses Schreien beginnen, wo alles und jedes verärgert und mit Mißmut bedacht wird von ihr. Das laut, mit Gestik und Anschuldigen, usw. Alles hat sich plötzlich für sie verändert - sie ist nicht einfach wütend, weil sie die Tram verpaßt hat, sondern ihr ganzes Dasein ist infrage gestellt. Schuld sind daran wiederum andere, oder Passanten, usw.

Ich muß dann viel Kraft haben, das alles auf- und abzufangen. Sie beruhigt sich meist völlig nach einer halben Stunde.

Meine Frage ist: Was kann ich tun, damit sie sich nicht so aufregt? Gibt es so Umgangs- oder Verhaltensregeln, die sie schneller beruhigen können? Ich spüre bei mir schon Belastung, ihre Wut zu ertragen. Früher spürte ich Ärger aufgrund der Anschuldigungen, heute sehe ich mehr, dass sie das einfach so macht ohne Anlass oder ich weiß den subtilen Anlass nicht, spüre oder sehe ihn nicht. Ich sehe nur diese Zustandsveränderung, aber da mache ich nichts vorher, um das zu evozieren. Das passiert einfach, ich kann das kaum beeinflußen. Nur auf die Folgen kann ich einwirken, also wenn ich ruhig bin und entlastendes Verhalten ihr zeige, dann kommst sie wieder auf den Teppich.

Ich möchte Veränderungen, weil mich das alles vor allem selber zunehmend belastet, Kraft raubt und auch Zeit. Wenn ich nicht beruhigend einwirken kann, also schaue dass sie runterkommt von ihrer Wut, weil ich z.B. arbeiten muß oder einen Termin wahrnehmen muß, den ich nicht verschieben kann, oder eben in einer Sache wirklich meine Position behaupten muß, weil es nicht anders geht so wie sie sich ihre Position denkt, dann dauert es Stunden, bis alles wieder glattgebügelt ist.

Zu schaffen machen mir auch ihre Streitereien mit anderen. Wir unterhalten uns, plötzlich macht jemand etwas, der auch anwesend ist, und sie rastet aus...

Bitte gebt mir auch Lektüreempfehlungen, z.B. Buch, das ich mir besorgen kann. Ich bat meine Freundin, doch einmal das ansehen zu lassen, aber sie will nicht. Es gibt auch Zeiten, wo sie ruhiger ist, dieses Verhalten kaum hat. Die eine beschriebene Episode von früher war extrem, da hielt ich es fast nicht mehr aus, war knapp daran, sie zu verlassen, weil sie jeden Abend so war.

Viele Grüße,
Dago

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Orchidee
Helferlein
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Beiträge: 98

Beitrag Mi., 23.09.2009, 17:20

Ich glaube es nicht gerade das was du nun hören magst, aber mit eigenen Diagnosen wäre ich sehr vorsichtig. Wenn man von dem ausgeht, kann es schon sein, dass man viele Krankheiten in jemanden reininterpretieren könnte nur weil es so ähnlich klingt. verstehst du was ich meine???

Wenn es tatsächlich so schlimm ist, dann rede in Ruhe mit ihr und äußere deine Bedenken. Erkläre ihr, dass es dich belastet und wie ihr einen weg aus solchen situationen finden könntet. Helfen kann sie sich nur selbst- und auch nur dann wenn sie es will.

Buchtipps kann ich dir also nicht geben ... vielleicht ein Paartherapie für euch beide? ... dann haben beide eine chance zu sagen, was vielleicht nicht so optimal läuft...

LG Orchidee

Mut ist nicht, keine Angst zu haben, sondern die eigene Angst zu überwinden

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candle
[nicht mehr wegzudenken]
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Beiträge: 6137

Beitrag Mi., 23.09.2009, 17:30

Hallo Dago!
Du scheinst mir ziemlich koplastig zu sein und reagierst so emotional, dass Du lieber implodierst. Was ist denn Deine Störung? Wie wäre es mal mit nachfragen was los ist, statt ihre Verhaltensweisen zu analysieren?
Dagobert hat geschrieben: Ich muß dann viel Kraft haben, das alles auf- und abzufangen. Sie beruhigt sich meist völlig nach einer halben Stunde.
Wenn sie das so tut, was ist dann Dein Problem? Das dürftest Du doch zur Genüge kenne. Vielleicht trainierst Du innerliche Gelassenheit bei Dir. Es besteht ja für Dich keine bedrohliche Situation, oder?

Eine Beziehung, die Dir so viel Energie abverlangt, solltest Du langsam überdenken. Vielleicht wäre für beide eine Therapie hilfreich?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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R.L.Fellner
Psychotherapeut
männlich/male
Beiträge: 828

Beitrag Do., 24.09.2009, 06:58

Lieber Dagobert,

ich halte Selbstdiagnosen, Ferndiagnosen und das Einnehmen einer Therapeutenposition der eigenen Partnerin gegenüber für nicht sehr sinnvoll, ja sogar für potenziell desaströs für die Paarbeziehung - ganz abgesehen von den ethischen Implikationen - und habe Ihren Beitrag daher in den Bereich "Beziehungskrisen" verschoben.

Wenn Sie Ihre Partnerschaft und die zugrundeliegenden Probleme verbessern möchten, möchte ich empfehlen, daß Sie sich gemeinsam an eine(n) Paartherapeuten(in) wenden und dort an Ihren Problemen, miteinander umzugehen - durch welche ursächlichen Probleme auch immer bedingt - zu arbeiten. Eine Paartherapie bewährt sich übrigens gerade auch bei Beziehungen, in denen ein Partner an psychischen Problemen leidet.

Freundliche Grüße und Ihnen beiden alles Gute!
Richard L. Fellner

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