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Fr., 29.01.2010, 20:51
@ Herr Fellner:
Ich finde auch, dass Borderline eine glänzende Leistung des Gehirns ist, wenn man überlegt, was so ein Baby, Kleinkind, Kind im Vorschulalter oder auch das noch ältere Kind für Möglichkeiten hat, sich zu schützen.
Scheinbar ist es die beste Lösung, die das Gehirn auf diesen jeweiligen Entwicklungsstufen finden kann. Es ist eine Überlebensstratgie und jedenfalls eine sehr komplexe Leistung.
Das war die Entwicklung der Atombombe aber auch. Und zu der Zeit, als sich Albert Einstein sich für ihren Bau und ihren Einsatz in Japan stark machte, glaubte er auch, dass es keine bessere Lösung gab. Und angesichts dessen, dass zu erwarten war, dass Deutschland ebenfalls sehr bald in der Lage sein würde, eine zu bauen, war es vielleicht wirklich die "noch beste Lösung". Was wäre gewesen, wenn Hilter zuerst eine Atombombe zur Verfügung gehabt hätte???
Insofern: Borderline ist und bleibt eine Katastophe, wenn auch eine geniale.
Aber bei allem Respekt, Herr Fellner, möchte auch ich hier gerne was relativieren und differenter betrachten:
Wieviele BorderlinerInnen haben sie kennengelernt, die in einer intakten Familie unter völlig gesunden Menschen aufgewachsen wären?
Wenn wir mal ganz ehrlich sind, dann ist Borderline viel, viel häufiger der Kollateralschaden, den die Angehörigen angerichtet haben. Und sie beschweren sich, jammern und baden im Selbstmitleid, wenn der Bummerang, den sie ursprünglich geworfen haben, dann wieder bei ihnen ankommt und ihnen von hinten an den Schädel knallt.
Das ist sicherlich keine schöne Erfahrung für diese Leute, aber doch eine sehr verdiente und vor allem eine selbst verschuldete. Was die Ursprungsfamilien angeht, muss ich sagen, hält sich mein Mitleid doch sehr in Grenzen.
Wer allerdings das Pech hat, dann als Außenstehender das Elend der BL-Erkrankung "mit"-abzukriegen, ist natürlich ein armes Schwein.
Für mich selbst - als diagnsotizierte BL (allerdings nicht unumstrittene Diagnose) - kann ich es nicht bestätigen, dass andere neue Menschen mit mir jemals irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht hätten. Wenn es irgendwo hoch herging, dann in den Täterbeziehungen. Ich war so frei, diese Leute zur Rechenschaft zu ziehen.
Mit anderen Menschen habe ich hingegen keine Probleme, warum auch, sie haben mir ja nichts getan, freilich bin ich sehr vorsichtig, mit wem ich mich einlasse.
Ich höre immer wieder, dass andere BLr nicht trennen können zwischen dem, was ursprünglich war und dem Jetzt und dass sie sich dann auch gegenüber Unbeteiligten extrem schädigend verhalten.
Aber mir ist das fremd und zwar völlig. Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das, wenn Sie hier schon für ein differenzierteres Bild sorgen wollen, dann auch erwähnen würden, dass es durchaus Borderliner gibt, die sich völlig adäquat in neuen Beziehungen verhalten können.
Und da bin ich nicht die Einzige.
Gewalterfahrungen wirken auf jeden Menschen anders. Manche wiederholen einfach ihre Biographie und andere werden zu hochsensiblen grenzachtenden Menschen.
Es gibt sie sehr wohl, die lieben, reflektierten, kritikfähigen und lernfähigen sanften Borderliner.
Und es gibt gar nicht wenige Borderliner, die ihre Geschichte genauso handhaben wie ich das getan habe: Pflichterfüllung und Anpassung an die Wünsche anderer bis zur Selbstaufgabe und als das auch nicht funktioniert hat: totaler Rückzug.
Es gibt durchaus Borderliner, die andere gar nicht mit reinziehen, weil sie einfach gar keine Beziehungen mehr eingehen vor lauter Angst vor den Menschen. Ich war lange so. Und ich hab' die Zeche fast ganz allein gezahlt für das verantwortungslose Verhalten meiner Eltern. Das ist auch Borderline, ganz alleine zu bleiben und sich dann irgendwann umzubringen. Oft ist man so allein, dass sie die Leiche erst finden würden, wenn's zur Wohnung vom Verwesungsgestank rausstinkt. Das ist auch Borderline, nicht nur andere verletzen ist Borderline. Extrem verletzt worden zu sein, ist Borderline hauptsächlich.
Meist finden sich im Umfeld von Borderlinern noch viel größere Monster als das angebliche Borderline-Monster! Das sollte man fairerweise auch dazu sagen.
Finden Sie nicht?
GLG
ausgefuchst
PS Ich hab's satt, mir den schwarzen Peter zuschieben zu lassen, dafür, dass ich kaputt gemacht worden bin, dass mein Leben versaut und verpfuscht wurde und ich jeden Tag leiden und verzichten muss. Meine Mutter jammert bei ihrem Psychiater auch durch 10 Türen, weil sie so eine Tochter haben muss. Ja, dass sie mich für einen Stapel Brennholz verkauft und verraten hat, sagt sie dem guten Mann dort nie.
Was denken Sie, Herr Fellner, wie ehrlich ihre Borderline-Angehörigen mit dem Schaden zu Ihnen sind?