Psychose, Medis abgesetzt

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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Sheenaya
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Psychose, Medis abgesetzt

Beitrag Fr., 12.09.2008, 14:41

Hallo zusammen

Ich bin neu hier und es geht eigentlich um meine Schwester. Sie ist vor ca. einem Jahr an einer schizophrenen Psychose erkrankt. Auf gut Deutsch, es war die Hölle. Natürlich für sie selber, aber auch als Angehörige. Das schlimmste war eigentlich, dass man sich so hilflos fühlt. Sie selber hat nicht mehr zwischen Realität und Halluzination unterscheiden können. Demzufolge hatte sie natürlich nicht das Gefühl krank zu sein. Die meisten von euch die dies hier lesen wissen wahrscheinlich was ich meine, deshalb werde ich es nicht weiter ausführen. Jedenfalls hörten wir immer dasselbe "solange die Patientin nicht will, können wir nichts machen". Und so waren uns die Hände gebunden. Sie begann uns irgendwann als Kobolde zu bezeichnen, in ihrer Welt chaotische, etwas dümmliche Wesen. Sie distanzierte sich von der Familie und verteufelte meine Eltern. Sie war nicht mehr wiederzuerkennen, sie sah anders aus, sie sprach sogar mt einer ganz anderen Stimme und bekam nichts mehr um sich herum mit.
Schlussendlich hat sie versucht sich das Leben zu nehmen und wurde via FFE, die einzige Möglichkeit einen Patienten zwangseinzuweisen, in eine Klinik gebracht. Nach 2 Monaten wurde sie entlassen und nahm Neuroleptika. Zuerst Zyprexa, dann ein anderes Medi wo ich den Namen nicht mehr weiss.

Es ging ihr besser. Sie nahm zwar sehr stark zu und war oft müde, aber sie konnte wieder klare Gedanken fassen. Ihr war zum ersten Mal bewusst, dass sie krank ist. Ich fand wieder einen Zugang zu ihr und ich war wirklich froh, dass es so gekommen ist.
Jetzt, 3 Monate nach ihrer Entlassung aus der Klinik, hat sie die Medikamente abgesetzt. Ohne Wissen Ihres Psychologen. Es war ihre eigene Entscheidun. Und nun endlich zu meiner Frage, ich habe gelesen dass sehr viele wieder rückfällig werden die die Medis zu schnell absetzen. Hat jemand Erfahrung damit? Ich mache mir grosse Sorgen, dass alles wieder von vorne losgeht. Sie nimmt die Medikamente seit einer Woche nicht mehr. Es geht ihr zwar gut, ich merke jedoch, wie sie oft sehr aufgedreht ist und sehr viel redet...

Kann mir jemand helfen?
Sorry für die lange Nachricht.

lg Sheenaya

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Rote Zora
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 15:45

Hallo Sheenaya,

es ist manchmal so, dass gerade nach einer Erstmanifestation einer Psychose, die Patienten die Medikamente absetzen oder damit liebäugeln. Oft sind der Grund die Nebenwirkungen, manchmal das Gefühl, jetzt gesund zu sein, manchmal anderes. In jedem Fall und vor allem ohne Absprache ist es keine gute Idee und endet signifikant oft geradewegs in der nächsten akuten Psychose, die dann möglicherweise noch heftiger ist als die erste.

Ob "aufgedreht und sehr viel reden" bei deiner Schwester mit der Entwicklung ihrer Psychose zu tun hat, ist so nicht zu beurteilen, aber es wäre schon denkbar und möglich.

Vielleicht kannst du herausfinden, warum deine Schwester abgesetzt hat. Wenn es die Nebenwirkungen sind, dann gäbe es sicher andere Möglichkeiten. Vielleicht ein Depot-Präparat, das 1-2 monatlich gespritzt wird, viele Patienten kommen damit besser zurecht als mit täglicher Medikamenteneinnahme.

Vielleicht hilft beim Reden mit deiner Schwester das Argument, dass der nächste Schub möglicherweise stärker, schlimmer, weniger schnell heilbar sein kann als der letzte. Je früher eine psychose erkannt wird, je besser kann sie in der Regel behandelt werden und umso geringer kann dementsprechend oft auch die Dosis des Neuroleptikums sein.

Alles Gute für dich und sie,

rZ

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*AufdemWeg*
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 16:27

Hallo,

einmal unter dem Namen "Psychose" bekannt
hält man Einzug in eine Schublade, aus der es kein entrinnen mehr gibt.
Egal wie man handelt oder denkt es ist die Krankheit.
Man wird entmündigt und die eigene Selbsteinschätzung wird stets als Überschätzung gewertet.
Ich wünsche deiner Schwester alles alles Gute

*AufdemWeg*
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 13.09.2008, 17:51

Sheenaya hat geschrieben:. Es geht ihr zwar gut, ich merke jedoch, wie sie oft sehr aufgedreht ist und sehr viel redet...
Hi,

schlechtes Zeichen....
Besser wäre sie reduziert langsam und unter Aufsicht die Dosis und nimmt sofort wieder mehr wenn sich erste Anzeichen zeigen.

Aber daß sie Neuroleptika nicht nehmen will kann ich wirklich nachvollziehen (hab welche ausprobiert gegen diverse Symtpome meiner Persönlichkeitsstörung). Es ist wirklich sowas wie ein "geringeres Übel" im Vergleich zur Psychose . Nimm mal eine Dosis probehalber und schau was es mit Dir macht.. Es unterdrückt nämlich Denkprozesse und Emotionen, nicht nur die Wahnhaltigen sondern auch sämtliche positiven Gedanken und Emotionen , es nimmt einem die Kreativität, den Antrieb. Wirklich nicht schön.

Liebe Grüsse,

Petra

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Frage333
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Beitrag Di., 14.10.2008, 21:10

Hallo,

mein Bruder leidet unter paranoide Schitzophrenie. Kann es sein das er trotz Einnahme seiner Medikamente einen Rückfall bekommt ? Oder hat er einfach aufgehört diese zu nehmen ? Wie erkenne ich das ?

Bitte um Hilfe

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lynx84
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Beitrag Mi., 15.10.2008, 07:06

Ich habe keine Ahnung...
Aber wollte dir sagen, dass MEIN Bruder ebenfalls gerade wieder eine schizophrene Psychose hat. Er hat zugegeben, die Medis schnell ohne Zustimmung der Ärzte abgesetzt zu haben - und dann auch wieder (das war damals der Auslöser) gekifft zu haben. WISSEN kann ich es nicht, aber so wie ich die Sache bei meinem Bruder einschätze, wäre das während der Einnahme (der Medis) nicht passiert...

Am Besten fragst du den Arzt?

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Tarengrim
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Beitrag Mi., 15.10.2008, 14:20

Kommt natürlich auf das Medikament drauf an, aber normaler Weise sollten keine Rückfälle auftreten während der Einnahme. ausnahmen gibt es natürlich immer und ich möchte hier deinem Bruder auf keinen Fall unterstellen er würde Lügen, von daher kann ich nur sagen, dass es Menschen gibt bei denen die Medikamente nicht ganz so gut und schnell wirken wie bei anderen.

Sofortiges Absetzen hat natürlich einen Rückfall zur folge (kommt wiederum darauf an was es war), der meist etwas schlimmer ist als der Urzustand, deswegen werden die Dosen meist nach unten gedrosselt anstelle von einem sofortigen Ende.

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Frage333
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Beitrag Do., 16.10.2008, 07:54

Hmm.... naja seinen Arzt kann ich nicht fragen, da ich nicht wirklich weiß zu welchen Arzt er geht und ob er überhaupt einen hat. Er hat sich immer geweigert, dass ich in Kontakt mit dem Arzt komme, da das für ihn sehr persönlich ist und ich das respektiere.

Wie äussert sich denn das verhalten von deinem Bruder ? Hast du Angst vor ihm? ist er berechenbar? Wie lang kann denn dieser Schub dauern ?

Ich kann meinen derzeit überhaupt nicht einschätzen.

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Frage333
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Beitrag Do., 16.10.2008, 07:58

Hallo Tarengrim,

er hat es schon mal abgesetzt und ist eingewiesen worden. Jetzt ist es so das er mir nicht vertraut und wenn ich ihm auf einen Arztbesuch hinweise dann meint er, dass er das nicht notwendig hat. Ich glaube das es bereits schlimmer geworden ist und das er das nicht wirklich wahrhaben will. Seine Welt dürfte für ihn realer sein.

Ich bin mir nicht wirklich sicher ob ich jetzt was unternehmen soll oder ob ich ihn in seinem Wahn alleine lassen soll, denn Kontakt will er nicht, da ich angeblich seinen Schlüssel gestohlen habe ???

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Tarengrim
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Beitrag Do., 16.10.2008, 13:35

Er ist dein Bruder, also alleine lassen würde hier wegfallen, wenigstens würde ich Familienbande so sehen. Wie du ihm jetzt am besten helfen kannst ist eine gute frage. Stell die vielleicht einmal deinem Arzt oder auch im AKH, die sollten dir weiter helfen können auch in dem Bezug was du überhaupt machen "kannst/darfst"

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Frage333
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Beitrag Do., 16.10.2008, 20:50

Tarengrim hat geschrieben:Er ist dein Bruder, also alleine lassen würde hier wegfallen, wenigstens würde ich Familienbande so sehen. Wie du ihm jetzt am besten helfen kannst ist eine gute frage. Stell die vielleicht einmal deinem Arzt oder auch im AKH, die sollten dir weiter helfen können auch in dem Bezug was du überhaupt machen "kannst/darfst"
Ich werde morgen mal zu einer Beratungsstelle gehen.

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littlebuddha
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Beitrag Do., 30.10.2008, 20:30

Hi,
also dass Medis mich irgendwie negativ beeinträchtigt hätten, wie münchlerkindl von sich berichtet, kann ich nicht von mir sagen - nachdem ich meine Dosis gefunden habe ging es mir jahrelang hervorragend! Ich hatte die beste Zeit meines Lebens, war emotional und intellektuell fit, habe extrem erfolgreich studiert, zum ersten Mal in meinem Leben wirklich Freunde gefunden und mich total entwickelt. Das war wirklich ein anderer Littlebuddha als zuvor - kann sein dass es meine Persönlichkeit veränderte, ich würde aber eher sagen es ließ mich entwickeln.

Zur Frage absetzen möchte ich mein derzeigtes Wissen weitergeben: Zyprexa, 5 mg war meine Dosis, nehme es seit fast 5 Jahren. Verdacht auf Schizophrenie, äußert sich in Wahrnehmungs- und Denkstörungen (zB Stühle aln große Spinnen sehen; dabei sehe ich nicht wirklich eine Spinne, aber die Wahrnehmung "Stuhl" wird mit dem Denkinhalt "Riesenspinne" gefüllt). Ich entschied mich gegen Wunsch des Arztes es um Hälfte zu reduzieren. Nehme jetzt seit auf den Tag drei Wochen nur 2.5 mg. Die ersten zwei Wochen etwa ging es mir gut, kaum Entzugsprobleme, ab und zu etwas schwindelig. Seit etwa 4 Tagen jedoch merke ich gehäuft sozialen Rückzug, wieder Denkstörungen, Konzentrationsschwäche, verfremdete Wahrnehmungen, ich fühle mich seltsam neben mir. Nicht, dass es wirklich schlimm wäre, aber es kommt vielleicht - nein, sicher - wieder. Und mit den Medis ging es mir wirklich hervorragend, ich dachte auch ich könnte das jetzt alleine schaffen.

Es ist wirklich ein megascheißgefühl, zu wissen, an einer psychischen Krücke zu hängen, denn ich habe jetzt den Glauben verloren, jemals wieder heil werden zu können...

PS: Nimm NIEMALS was von diesem Zeug!!! Kann mir nicht vorstellen, dass es für Gesunde gut sein kann. Dann nimm lieber LSD oder so, da weißt du auch was ein Trip ist.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 30.10.2008, 20:47

Interessant, was du schreibst.

Ich hab von Zyprexa die übelsten sexuellen Fantasien bekommen, konnte stundenlang an nichts anderes mehr denken wie die obszönsten Gedanken... Daneben war ich komplett ruhiggstellt und apathisch und unfähig...Ausserdem werde ich davon stockdepressiv. Für mich wäre es die schlimmste Strafe das längere Zeit nehmen zu müssen.

Aber gut daß du was gefunden hast das DIR persönlich hilft, das ist doch das wichtigste und zeigt auch daß Psychopharmaka etwas sind das jeder individuell für sich ausprobieren muss um zu sehen ob es hilft.

Liebe Grüsse,

Petra

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Lumpi
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Beitrag Do., 30.10.2008, 20:52

Fühlte mich gesund - setzte ab und der Rückfall war heftig.
Kann durchaus in Selbst - und/oder Fremdgefährdung ausarten.

Mein Tipp: Niemals ohne Arzt Medikamente absetzen!

LG, Lumpi

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Lumpi
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Beitrag Do., 30.10.2008, 20:54

littlebuddha hat geschrieben: PS: Nimm NIEMALS was von diesem Zeug!!! Kann mir nicht vorstellen, dass es für Gesunde gut sein kann. Dann nimm lieber LSD oder so, da weißt du auch was ein Trip ist.
Kein guter Tipp!

Auf einen LSD-Trip kann man "hängenbleiben" - ein Leben lang!

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