Hallo.
Ich habe die letzten 5 Jahre als Prostituierte im Escortbereich gearbeitet. Ich habe wegen finanziellen Problemen damit begonnen.
Vorher schon habe ich Gewalterfahrungen gemacht.
Ich habe Abitur, habe studiert, habe einen Beruf der mich erfüllt....eigentlich. All das habe ich mir hart erkämpft. Ich muss dazu sagen, dass ich mit dem Geld aus dem Escort Schulden bezahlt habe, Freunde mitfinanziert habe...also ich habe kein Leben im Luxus geführt. Ich habe immer doppelt und dreifach gearbeitet.
Im letzten Jahr habe ich eine Frau kennengelernt und mich verliebt (nicht im Milieu). Und Ende des Jahres wollte sie mit mir zusammen sein. Aber ich habe sie weggestoßen, weil ich keine Nähe zulassen kann. An Silvester habe ich ihr dann von meinem Nebenjob erzählt und es quasi gestanden. Sie wollte dass ich damit aufhöre und wir zusammen sein können. Sie hat auch einiges dafür riskiert und aufgegeben. Nun, ich habe sie noch extremer weggestoßen und mit dem Job weiter gemacht. Mit Ende März. Dann habe ich versucht, einfach aufzuhören und inzwischen sind wir zusammen. Ich liebe sie auch und es könnte eigentlich gut sein. Aber ich habe so wahnsinnige Probleme das ganze Milieu hinter mir zu lassen. Sexuell hat es mir nie etwas gegeben. Es war mir in der Hinsicht einfach egal was mit mir gemacht wurde. Ich muss dazu sagen, dass ich nach außen sehr weiblich bin, aber innerlich eher ein "Macho"...also ich bin eher derb und maskulin vom Denken und Verhalten. Ach ja, ich bin getestet hochsensibel und ich weiß selbst nicht, wie ich die letzten Jahre überstanden habe. Nun ja, es hat wohl mehr mit mir gemacht als ich noch abschätzen kann, ich bin manchmal so furchtbar kalt dass ich selbst erschrecke. Jedenfalls kommen noch immer Anfragen, Kunden treten mit mir in Kontakt - und ich kann nicht Nein sagen. Ich vereinbare Dates...denke mir, ich werde heimlich hin gehen und sie wird es nicht merken. Kurz vorher sage ich dann mit Ausreden ab weil ich es nicht übers Herz bringe. Aber es quält mich. Ich habe solche Angst, dass hinter mir zu lassen und ich weiß nicht warum. Dann trinke ich sehr viel und betäube mich irgendwie.
Ich bin sehr sehr fürsorglich, gerade für Kinder und Tiere stehe ich übermäßig ein. Und auch meine Freundin würde ich wohl auf Händen tragen...meistens.. Denn manchmal verhalte ich mich wie das letzte Arschloch, dann kommt das irgendwie alles durch. Dann verwende ich eine derbe Sprache und bin auch zu ihr alles andere als gut.
Erst heute wieder hat mir ein ehemaliger Kunde geschrieben ob wir uns sehen und ich schaffe es nicht, einfach zu sagen "Nein, ich mache keine Dates mehr." oder "Nein, ich möchte dich nicht mehr treffen." Das ist so belastend und schwer und ich komm da einfach nicht weg.
Nähe ist für mich unheimlich schwer. Schon wenn sie "Vermiss dich" schreibt fühle ich mich irgendwie unter Druck und verpflichtet. Ich genieße die Zeit mit ihr sehr und ihre Berührungen machen mich wahnsinnig. Jedoch schaffe ich kein gemeinsames Übernachten, irgendwie halte ich sei noch immer auf Distanz.
Ich warte auf einen Therapieplatz, ich fühle mich so hin und hergerissen und weiß nicht, warum....
Ausstieg aus der Prostitution
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Mhm...keiner antwortet...ich hoffte auf Rückmeldung..ganz gleich welcher Art. Denn es ist wirklich sehr schwer für mich mit all dem umzugehen.
-
side effect
- Helferlein

, 34 - Beiträge: 95
Hallo timeout, hab Deinen Thread jetzt erst entdeckt. Gut, dass Du da rauswillst und einen Therapieplatz hast. Für die Zwischenzeit kannst Du Dich vielleicht an eine Beratungsstelle wenden, es gibt auch Vereine, die den Ausstieg unterstützen oder Dir eine psychologische Beratung suchen...informiere Dich mal beim Sozialpsychiatrischen Dienst, bei Verbänden etc. Alles Liebe!
"i am the master of my fate: i am the captain of my soul" Henley, Invictus
Grüß Dich, Timeout. Ich habe "den Job" über 10 Jahre lang gemacht, allerdings vorwiegend im SM-Bereich (Domina). Ich bin ebenfalls als hochsensibel und überdurchschnittlich begabt getestet worden. Das macht es natürlich nicht einfacher in diesem Bereich zu arbeiten und erfordert eine extreme innere Spaltung zwischen ICH und "Job", was Deine aktuellen Schwierigkeiten des Nähe zulassens erklären dürfte. Da haben sich Deine Abwehrmechnismen verselbstständigt.
Was nun Deine Schwierigkeiten zum Aussteigen ausgeht. Nun ja, für jemanden der kaum Selbstwertgefühl besitzt, ist die größte Versuchung an dem "Job" nicht nur das schnelle (viele) Geld, sondern in erster Linie die Anerkennung und das Begehrtwerden, das in der Bezahlung für diese Dienste implizit ist. So lange Du ein brüchiges Selbstwertgefühl hast wird Dich das immer locken.
Dann noch etwas. Es funktioniert nicht "für irgendwen/für eine Beziehung" damit aufhören zu wollen. Das ist wie mit dem Rauchen oder dem Abnehmen, man muss es für sich selbst wirklich wollen. Sonst wird das nichts.
Grüßerle!
Mondin
Was nun Deine Schwierigkeiten zum Aussteigen ausgeht. Nun ja, für jemanden der kaum Selbstwertgefühl besitzt, ist die größte Versuchung an dem "Job" nicht nur das schnelle (viele) Geld, sondern in erster Linie die Anerkennung und das Begehrtwerden, das in der Bezahlung für diese Dienste implizit ist. So lange Du ein brüchiges Selbstwertgefühl hast wird Dich das immer locken.
Dann noch etwas. Es funktioniert nicht "für irgendwen/für eine Beziehung" damit aufhören zu wollen. Das ist wie mit dem Rauchen oder dem Abnehmen, man muss es für sich selbst wirklich wollen. Sonst wird das nichts.
Grüßerle!
Mondin
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