pianolullaby hat geschrieben:Für sie ist das kein Grund um abzusagen
Die Frage ist ja nicht, ob das für (d)eine Therapeutin ein Grund ist, sondern für einen Patienten.
Nun weiß ich nicht, ob der "Ton" deines Beitrags eher von dir kommt oder von deiner Therapeutin (ich nehme fast an, Ersteres ist der Fall), aber ein Patient ist kein zu dressierendes Tier. Wenn ich solch einen Satz à la "es warten 20 Andere" in meiner Therapie hörte (und nein, ich würde so was nie hören, und ich hab mir auch schon Dinger, wenn auch andere, erlaubt), wäre das meine letzte Therapiestunde, die ich wohl mit den Worten: "Und es wartet gewiss auch ein Therapeut auf mich" beenden würde.
Das mal zum Umgang miteinander.
Davon abgesehen, ist es natürlich fatal, Stunden abzusagen, wenn man sich gerade zu dick oder zu "sonstwie" fühlt. Es IST jedoch Therapie, genau solche Dinge zu bearbeiten; das Ziel ist dann primär nicht: "Du musst kommen oder zahlen", sondern das Ziel ist: "Es wäre super für dich, wenn du hier lernen könntest, dich unangenehmen Situationen zu stellen".
Das Wort "Schwänzen" ist in der Tat interessant, denn letztlich steckt wohl hinter den meisten Schwänzern jemand, der Angst vor Misserfolg hat und diese zu überspielen versucht, indem er das Ganze "hab keinen Bock" nennt.
"Schwänzen" beinhaltet aber immer auch "Schuld", im Unterschied zu einer Absage, die man anders nennt. Du (= bakerygirl) gibst dir damit selbst die Schuld dafür, nicht hingegangen zu sein; theoretisch könntest du das Ganze ebenso nennen: "Ich hab es einfach nicht hinbekommen" - das kann viele Gründe haben; ich hab auch schon mal kurzfristig abgesagt wegen eines Grundes, den Andere nicht hätten akzeptieren müssen (ich hatte mir Sorgen um mein Haustier gemacht).
In dem Moment, in dem du dir erst mal klar darüber wirst, ob du eher das Gefühl hattest, nicht zu können - oder eher das Gefühl, nicht zu wollen, hast du vielleicht schon viel geleistet, denn: Die Wahl zu haben (tu ich's oder lass ich's?), ist zwar einerseits schwierig, aber andererseits auch mit Freiheit verbunden.
Das Gefühl, diese Wahl nicht zu haben (ich kann einfach nicht - ganz subjektiv betrachtet (objektiv kann man womöglich wirklich mal nicht, wenn man gerade im OP liegt)), nimmt einem zwar die Verantwortung, aber es nimmt auch die Freiheit.
Ich selbst würde eher an dieser Stelle nachspüren und weniger an der Frage, wie viele Patienten darauf warten, dass ich weg bin.