Ich bin selbst ein Mensch, der Selbstkontrolle in Perfektion beherrscht und dadurch auch gerne mal unter dem Radar läuft.
Deswegen ist es auf jeden Fall wichtig, dass du bei dem nächsten therapeutischen Kontakt genau DAS ansprichst. Denn Therapeuten sind keine Hellseher, auch wenn sie Erfahrung haben, nehmen sie erstmal den Patienten so, wie sie ihn wahrnehmen und er sich präsentiert und können nicht direkt hinter die Fassade gucken, die wir über unser ganzes Leben hinweg so perfektioniert haben.
Du bist eventuell auch so ein Kandidat, der mit akuten Schmerzen und vielleicht lebensbedrohlichen Symptomen zum Arzt geht, der fragt, wie es dir geht und du lächelst zurück und sagst: ach, ganz gut!
Es sagt aber auch viel Gutes aus, was einem meist nicht so bewusst ist.
Denn meist bedeutet das auch gleichzeitig, dass man neben (massiv) kranken Anteilen, auch sehr gesunde! Anteile hat. Vielleicht sogar viel mehr gesunde, als kranke Anteile.
Denn ein rein-kranker Anteil/Mensch würde gar nicht so funktionieren. Das ist also eine ganz wichtige Ressource!
Sie wird in dem Moment zum Nachteil, wenn wir dadurch übersehen werden und das vielleicht erhebliche negative Konsequenzen hat.
Ich denke, dass vielleicht für dich auch wichtig wäre zu verstehen, was genau dazu geführt hat, dass du diesen Mechanismus aufgebaut hast. Aber gar nicht unbedingt, um das (komplett) abzulegen, sondern einfach für das Selbstverständnis und um besser zu lernen ausreichend Selbstfürsorge zu "betreiben" im Kontakt mit denen, die dir helfen können/wollen.
Letztendlich ist in der Therapie dann Kommunikation alles. Die Profis um dich rum müssen einfach wissen, dass bei dir der Schein öfter trügt.
Ich las dann eben bei dir im Blog ja auch nochmal wegen der Therapie. Und natürlich ist es so, dass Quartalsstunden keine richtige Therapie ersetzen. Aber du hast davon 12 Stunden im Jahr, also im Monat eine Stunde. Und damit kann man schon was anfangen. Wenn also jetzt wirklich erstmal keine neue Therapie klappt, weil keiner sich bereit erklärt ein Gutachten zu schreiben, dann versuche es vielleicht auch als "Schicksal" zu sehen, dass du die Chance bekommst die alte Therapie vernünftig zu beenden.
Da geht es ja nicht nur darum, dass es schöner aussieht, wenn ihr gut die Beziehung beendet. Sondern, dass so ein gesunder, geglückter Abschied wirklich ganz entscheidend im Leben etwas bewirken kann.