Sympathie zwischen Thera und Patient in Gruppentherapie nötig?

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alatan
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Beitrag Mi., 07.12.2022, 08:47

ArcticFox hat geschrieben: Di., 06.12.2022, 16:45 Mir gehts momentan wirklich nicht gut, fühle mich unglaublich einsam. Ob das dann so eine glückliche Kombi gerade ist, weiß ich halt nicht :-(
Das ist mMn der entscheidende Punkt. Du bist einsam und suchst Trost und "Kuscheln", zumindest ein Teil von dir. Das kann eine vernünftige Psychotherapie nicht bieten. Es braucht also eine gewisse Grundstabilität für eine Therapie, die möglicherweise wirksam, aber nicht angenehm ist.

Was mich stört an dem, was du beschrieben hast, sind zwei Dinge: Zum einen scheint die Therapeutin kränkbar zu sein und damit projektiv, das ist kein guter Zug und zeigt (wie so oft) ihre eigene Nicht-Durchgearbeitetheit. Zum anderen wäre es sinnvoll, als Zusammenfassung so eines "Schleudergangs", dass sie quasi aus einer Metaperspektive mit dir zusammen schaut, was da gerade stattgefunden hat. Nur unter diesen Voraussetzungen darf man so arbeiten, durchaus auch in der ersten Stunde.

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Nutriaa
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Beitrag Mi., 07.12.2022, 12:15

Hallo ArcticFox,

bei mir darf es auch durchaus provokantes Nachsetzen in der Therapie geben, aber erst, wenn ich ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte und ein sicheres Gefühl dafür habe, dass es mein Gegenüber gut mit mir meint und nicht eigenes gestörtes Zeug an mir ausagiert. Das, was du da erlebt hast, hätte mich 1:1 genauso abgeschreckt.

Genauso die hier schon erwähnte anzunehmende Kränkbarkeit der Therapeutin. Das ist keine Therapie für mich, wenn ich ständig das Gefühl habe, über einen Minenfeld zu laufen und die Therapeutin "auffangen" zu müssen. Verkehrte Welt!
"A slave is one who waits for someone to come and free him." Ezra Pound

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ArcticFox
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Beitrag Mi., 07.12.2022, 14:08

Ihr habt hier ja zwischenzeitlich einiges geschrieben, danke dafür! Auf ein paar Punkte würde ich gerne noch näher eingehen. Ich hoffe, ich bekomme alles zusammen.

Ganz allgemein: Ich denke auch, dass eine Therapie sehr von Reibereien profitiert und ich daran wirklich wachsen kann. Sicherlich fand ich die Konfliktsituationen in meiner alten Therapie in dem Moment nicht angenehm und auch so manche härtere Intervention des Therapeuten nicht, aber ich habe in diesen Situationen wahnsinnig viel gelernt und verstanden. Ich suche keine "Kuscheltherapie", auch wenn mir das auf den ersten Blick natürlich angenehmer wäre. Aber ich weiß es ja besser. Das ist auch der Grund, weswegen ich den Weglauf-Impuls bei der Therapeutin gestern so hart hinterfrage und hier zur Diskussion stelle.

Ich hatte Schwierigkeiten, mein Unwohlgefühl mit der Therapeutin so richtig zu verstehen. Ja, diese provokanten Fragen waren nicht besonders angenehm und ja, ich fand ihre Reaktion auf meine parallele Therapeuten-Suche seltsam und auch irgendwie ungut. Aber ich konnte nicht sagen, was bei ihr so anders war, als beispielsweise bei einem anderen Thera, bei dem ich letzte Woche zum Vorgespräch war und bei dem ich mich zwar auch nicht 1a wohlgefühlt habe, aber auch nicht vollkommen fertig aus der Sitzung rausgegangen bin. Eure Rückmeldungen haben mir da sehr weitergeholfen, klarer zu sehen.

Winni hat geschrieben: Di., 06.12.2022, 17:00 [...] wenn Du schon zu Beginn kein Gefühl von Augenhöhe hast, ist das vielleicht derzeit nicht die passende Thera.
Augenhöhe war tatsächlich allein vom Setting her zu keinem Zeitpunkt gegeben. Sie hat mich in gemütlichen Couch-Klamotten und Filzpantoffeln empfangen, während es für mich nicht mal die Möglichkeit gab, meine Jacke irgendwo abzulegen, weil es keine Garderobe gab. Also habe ich sie mit ins Zimmer genommen und neben mich auf den Boden gelegt. Sie hat sich dann genüßlich vor meiner Nase eine Tasse Tee eingegossen und die während der Sitzung geschlürft. Versteht mich nicht falsch, von mir aus kann der/die Therapeut:in in Pantoffeln rumlaufen und Tee trinken, auch wenn mir persönlich eine etwas weniger wohnzimmerhafte Atmosphäre lieber wäre. Aber in der Gesamtkonstellation verstärkt es einfach die Asymmetrie der Situation. Ich bin hier ganz eindeutig der Gast und muss in diesen Räumen wegen Kleinigkeiten (wo kann ich meine Jacke hinbringen) um Gefallen bitten, weil es kein offensichtliches Angebot dafür gibt. Auf mich wirkte das auch durchaus absichtsvoll. Es war übrigens nicht ein Praxisraum in ihrem Privathaus, sondern ganz klar eigene Praxisräumlichkeiten, die sie sich wohl auch mit einer Kollegin teilt.

münchnerkindl hat geschrieben: Di., 06.12.2022, 18:58 Und drittens, wenn eine Therapeutin dieser Meinung ist lässt sich das auch weniger verletzend kommunizieren, zB indem man fragt ob das so sein könnte. Schliesslich ist der Therapeut nicht allwissend und kann sich mit der Einschätzung auch irren.
Das hat bei mir echt so einen Aha-Moment ausgelöst, müki. Dass sie ihre Interventionen nicht als Vermutung oder Vorschlag formuliert hat, sondern tatsächlich immer "Das-ist-so" und "Sie-sind-so-Statements" rausgehauen hat, genau das hat mich so massiv gestört und mir ein Gefühl von Unterlegenheit und Mich-beweisen-müssen gegeben. Ich finde das rückblickend v.a. echt anmaßend.

Candykills hat geschrieben: Di., 06.12.2022, 16:46 [...] Diese Wortklauberei.
Gespensterkind hat geschrieben: Mi., 07.12.2022, 06:59 [...] sie hat Deine Art der Wortwahl und Kommunikation auseinandergenommen und hat Deine Therapeutensuche nicht gebilligt.
[...]
Ganz ehrlich - ich finde es daneben, so wie es gelaufen ist. Weil ich mir da jetzt schon bei jedem Satz vorher 5 x überlegen würde, was ich wie sage und welche Worte ich wähle, um sie nicht zu verärgern.
Ja, genau! Ja, ich weiß, dass es wichtig ist, WIE man etwas sagt und man da ggf. auch stärker drauf achten muss, aber an dieser und noch ein, zwei anderen Stellen habe ich es wirklich als Wortklauberei empfunden, weil ihr der Aspekt nicht deutlich genug herauskam, der sie entlastet hat. Es ging irgendwie in diesen Momenten nicht darum, über mich zu sprechen, sondern ihre Befindlichkeit stand da sehr im Vordergrund. Und genau, wie du sagst, Gespensterkind, ich habe mir vor jedem Satz, der möglicherweise irgendwie als Kritik an ihr gedeutet werden könnte, dreimal überlegt, wie ich den jetzt formuliere, damit er für sie passt.

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ArcticFox
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Beitrag Mi., 07.12.2022, 14:10

alatan hat geschrieben: Mi., 07.12.2022, 08:47 [...] Zum anderen wäre es sinnvoll, als Zusammenfassung so eines "Schleudergangs", dass sie quasi aus einer Metaperspektive mit dir zusammen schaut, was da gerade stattgefunden hat. Nur unter diesen Voraussetzungen darf man so arbeiten, durchaus auch in der ersten Stunde.
Das ist auch nochmal so ein Punkt mit Aha-Erlebnis. Exakt so, also mit Meta-Gespräch im Nachgang, kenne ich solche Situationen nämlich bis jetzt und dadurch ist es mir möglich, sehr viel Reibung und auch Provokation auszuhalten, ohne dass die Therapiebeziehung darunter leidet. Weil ich dadurch weiß, da ist eben eine vertrauensvolle Basis und mein Gegenüber meint es gut mit mir. Wie ich schonmal geschrieben habe: Um so mit einem Patienten umgehen zu können, muss der Patient an irgendeiner Stelle davon ausgehen können, dass der Therapeut ihm tatsächlich wohlwollend gegenüber steht. Und zumindest ich - und vermutlich viele andere mit zwischenmenschlichen Traumatisierungen - gehen davon nicht blanko aus, nur, weil Therapeut auf dem Schild steht. Dazu habe ich zu viele miese Erfahrungen gemacht.

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alatan
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Beitrag Do., 08.12.2022, 07:01

ArcticFox hat geschrieben: Mi., 07.12.2022, 14:08 Augenhöhe war tatsächlich allein vom Setting her zu keinem Zeitpunkt gegeben. Sie hat mich in gemütlichen Couch-Klamotten und Filzpantoffeln empfangen, während es für mich nicht mal die Möglichkeit gab, meine Jacke irgendwo abzulegen, weil es keine Garderobe gab. Also habe ich sie mit ins Zimmer genommen und neben mich auf den Boden gelegt. Sie hat sich dann genüßlich vor meiner Nase eine Tasse Tee eingegossen und die während der Sitzung geschlürft.
Gruselig und völlig umprofessionell. Ich denke, auch "menschlich" unangemessenes Verhalten ist umprofessionell, das kann man nicht voneinander trennen. Klingt nicht nach einem Setting zum "Sich-einlassen", sondern eher nach Weglaufen....

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Beitrag Do., 15.12.2022, 17:37

Nachdem ich jetzt in der vergangenen Woche noch bei einigen weiteren Therapeuten angerufen habe, habe ich mich heute dazu entschlossen, bei dem einen, bei dem ich vor 2 Wochen zum Erstgespräch war, der mir so unsympathisch war einen weiteren Termin zu machen. Nach allem, was ich bisher sowohl bei der Therapeutensuche als auch bei diversen Erstgesprächen so erlebt habe, erscheint er mir im Rückblick gerade eigentlich als ganz in Ordnung. Zumindest möchte ich meinen Eindruck von ihm vertiefen, um dann eine etwas fundiertere Entscheidung treffen zu können. Auch bei einer anderen habe ich jetzt noch einen 2. Termin vereinbart.

Ich frage mich gerade auch ganz ehrlich, ob ich nicht vielleicht mit einer Kompromisslösung zufrieden sein muss gerade. Ich habe sämtliche Gruppentherapien, die ich online in einem 30km-Radius finden konnte durchtelefoniert - ca. 50 Stück, woraus sich bisher nur 6 Erstgespräche ergeben haben, eins steht noch im Januar aus. Zum einen gibt es erstaunlich wenige Therapeut:innen, die nicht nur für Gruppentherapien qualifiziert sind, sondern auch tatsächlich welche anbieten. Angesichts der Tatsache, dass ich in der Nähe eines sehr großen Ballungszentrums wohne, hat mich das sehr überrascht. Zum anderen hatte ich kein einziges Vorgespräch, aus dem ich rausgegangen bin und dachte "ja, das kann ich mir gut vorstellen". Nach 6 Gesprächen bin ich geneigt zu glauben, dass es an mir liegt und ich den Therapeut:innen gerade einfach keine echte Chance gebe.

Und ich merke durchaus auch Ermüdungserscheinungen. Der Gedanke schleicht sich ein, dass ich ja vielleicht auch einfach noch ein Jahr warten könnte, denn dann wäre ich zumindest aus dieser 2-Jahres-Frist draußen und da würden einige Theras dann nicht direkt abwinken bzw. zum Selbstzahlen auffordern. Und warum will ich jetzt überhaupt dringend wieder in Therapie? Im Verhältnis zu früher geht es mir doch ziemlich gut. Und ich könnte ja auch erstmal versuchen alleine klar zu kommen... Und so geht es in meinem Kopf weiter...
Also: Nägel mit Köpfen und mich tatsächlich für eine Therapie entscheiden. Einsehen, dass es den perfekten Therapeuten nicht gibt, aber der "mere-exposure-effect" eine wissenschaftlich gut belegte Tatsache ist und mir auch ein unsympathischer Thera irgendwann ganz nett erscheinen könnte!

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Beitrag Mi., 11.01.2023, 14:07

Ich bin gerade etwas ernüchtert. Ich komme gerade von dem 2. Gespräch bei einem Gruppentherapeuten, bei dem ich nach dem Erstgespräch einen sehr gemischten Eindruck hatte. Heute empfand ich es größtenteils als sehr positiv und hätte eigentlich gerne mit ihm weitergemacht. Aber daraus wird leider nichts.

Er hat mir am Ende der Sitzung im Wesentlichen gesagt, dass er mich für zu gesund hält, um zu diesem Zeitpunkt den Aufwand auf sich zu nehmen, ein Gutachten für die Krankenkasse zu verfassen, wenn er aufgrund der Tatsache, dass ich noch innerhalb der 2-Jahres-Frist bin und ich außerdem ja bereits 25 Stunden über die normalen 100 Stunden hinaus bewilligt bekommen habe, ohnehin davon ausgeht, dass die KK das ablehnt. Ich hätte ja schon eine Therapie hinter mir und soll doch einfach das dort Gelernte anwenden und er könnte mir ja vermutlich auch nix Neues mehr erzählen. Wenn ich noch nie eine Therapie gemacht hätte, dann wäre das natürlich etwas anderes, dann würde er mich auch sofort nehmen. Er sähe, dass mir eine weitere Therapie auch sicher gut tun würde, aber es sei ja gerade wohl nicht ganz akut. Das hat mich ziemlich vor den Kopf gestoßen, weil das klingt, als würde ich ich eine weitere Therapie quasi als Wellness-Behandlung suchen, was wirklich nicht der Fall ist.
Darüber hinaus hält er meinen Wunsch nach weiterer Traumabehandlung nicht für eine Gruppentherapie geeignet, sondern wenn dann nur meine sozialphobischen & Selbstwertthemen.

Tja, das ist im Grunde genau die Argumentation, die ich bei meiner aktuellen Suche befürchtet hatte. Und ich kann es ja auch irgendwie verstehen. Ich habe gerade keine akuten PTBS-Symptome mehr, verletze mich nicht selbst, bin nicht akut suizidal, habe ein relativ geregeltes Leben, d.h. meine depressive & sozialphobische Symptomatik beeinträchtigt mich in meiner Alltagsführung nicht mehr so stark.
Mir geht es definitiv besser, als zu Beginn oder auch während meiner ersten Therapie. Und ich habe mich selbst schon gefragt, ob es überhaupt ok ist, weiter Therapie in Anspruch zu nehmen.

Andererseits glaube ich, dass ich in diesen ersten Gesprächen einfach auch viel zu "gesund" rüber komme, einfach weil ich 30 Jahre hervorragend gelernt habe, zu verstecken, wie es mir wirklich geht. Und ich kann es Fremden gegenüber auch immer noch nicht einfach ausschalten. Aber mir geht es in den letzten Monaten wirklich nicht gut. Ich fühle mich die meiste Zeit so unfassbar einsam und daraus resultierend ziemlich sinnlos und niedergeschlagen.
Ja, ich habe immer mal ein paar Tage, an denen es besser ist, aber das hält nie lange.

Ich habe jetzt morgen noch ein vorerst letztes Vorgespräch, aber ich bin gerade voll verunsichert, ob es Sinn macht, da hin zu gehen und ganz generell, ob es Sinn macht, jetzt gerade weiter nach einer Therapie zu suchen. Wenn es jetzt nicht schon zu spät wäre, das Gespräch abzusagen, würde ich es wohl absagen :(

Wie seht ihr so eine Situation? Hat euch das schonmal ein/e Thera gesagt, dass ihr "zu gesund" für Therapie seid?

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chrysokoll
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 14:32

Könntest du die Gruppentherapie aus eigener Tasche bezahlen? Dann würde ich das tun, erst einmal diese Therapie machen und nach Ablauf der zwei Jahre eine erneute Einzeltherapie / Traumatherapie beginnen.
Da die Wartezeiten hierfür sehr lang sind könntest du auch weit davor anfangen danach zu suchen.

Ich habe das leider auch schon erlebt: Trotz schwerster Traumatisierung und "unschöner" Diagnosen funktioniere ich im Alltag hervorragend und trete erst einmal auch höflich, verbindlich und eben "normal" auf. Zu normal für machen Therapeuten, die nichts mit mir anfangen können weil sie kein Problem sehen.
Da hilft wirklich nur weiter suchen!

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Candykills
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 15:36

Ich bin selbst ein Mensch, der Selbstkontrolle in Perfektion beherrscht und dadurch auch gerne mal unter dem Radar läuft.
Deswegen ist es auf jeden Fall wichtig, dass du bei dem nächsten therapeutischen Kontakt genau DAS ansprichst. Denn Therapeuten sind keine Hellseher, auch wenn sie Erfahrung haben, nehmen sie erstmal den Patienten so, wie sie ihn wahrnehmen und er sich präsentiert und können nicht direkt hinter die Fassade gucken, die wir über unser ganzes Leben hinweg so perfektioniert haben.

Du bist eventuell auch so ein Kandidat, der mit akuten Schmerzen und vielleicht lebensbedrohlichen Symptomen zum Arzt geht, der fragt, wie es dir geht und du lächelst zurück und sagst: ach, ganz gut!
:roll:

Es sagt aber auch viel Gutes aus, was einem meist nicht so bewusst ist.
Denn meist bedeutet das auch gleichzeitig, dass man neben (massiv) kranken Anteilen, auch sehr gesunde! Anteile hat. Vielleicht sogar viel mehr gesunde, als kranke Anteile.
Denn ein rein-kranker Anteil/Mensch würde gar nicht so funktionieren. Das ist also eine ganz wichtige Ressource!
Sie wird in dem Moment zum Nachteil, wenn wir dadurch übersehen werden und das vielleicht erhebliche negative Konsequenzen hat.

Ich denke, dass vielleicht für dich auch wichtig wäre zu verstehen, was genau dazu geführt hat, dass du diesen Mechanismus aufgebaut hast. Aber gar nicht unbedingt, um das (komplett) abzulegen, sondern einfach für das Selbstverständnis und um besser zu lernen ausreichend Selbstfürsorge zu "betreiben" im Kontakt mit denen, die dir helfen können/wollen.

Letztendlich ist in der Therapie dann Kommunikation alles. Die Profis um dich rum müssen einfach wissen, dass bei dir der Schein öfter trügt.

Ich las dann eben bei dir im Blog ja auch nochmal wegen der Therapie. Und natürlich ist es so, dass Quartalsstunden keine richtige Therapie ersetzen. Aber du hast davon 12 Stunden im Jahr, also im Monat eine Stunde. Und damit kann man schon was anfangen. Wenn also jetzt wirklich erstmal keine neue Therapie klappt, weil keiner sich bereit erklärt ein Gutachten zu schreiben, dann versuche es vielleicht auch als "Schicksal" zu sehen, dass du die Chance bekommst die alte Therapie vernünftig zu beenden.
Da geht es ja nicht nur darum, dass es schöner aussieht, wenn ihr gut die Beziehung beendet. Sondern, dass so ein gesunder, geglückter Abschied wirklich ganz entscheidend im Leben etwas bewirken kann.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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ArcticFox
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Beitrag Mi., 11.01.2023, 18:16

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 14:32 Könntest du die Gruppentherapie aus eigener Tasche bezahlen?
Die Gruppensitzungen sind offenbar fast genauso teuer, wie die Einzelsitzungen, daher kann ich mir das als wöchentliche Einrichtung über mehrere Monate nicht leisten. Aber erstmal abwarten, was bei dem Gespräch morgen noch rauskommt.

chrysokoll hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 14:32 Trotz schwerster Traumatisierung und "unschöner" Diagnosen funktioniere ich im Alltag hervorragend und trete erst einmal auch höflich, verbindlich und eben "normal" auf. Zu normal für machen Therapeuten, die nichts mit mir anfangen können weil sie kein Problem sehen.
Ja, verbindlich, relativ gesprächig, freundlich - so benehme ich mich da auch. Und das Problem wird noch dadurch verstärkt, dass mittlerweile meine zwischenmenschlichen Probleme hauptsächlich in Gruppensituationen auftreten. Im Einzelgespräch kommt das meist gar nicht mehr so zum Tragen, weil ich da (gefühlt) mehr Kontrolle über die Situation habe.

Candykills hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 15:36 Du bist eventuell auch so ein Kandidat, der mit akuten Schmerzen und vielleicht lebensbedrohlichen Symptomen zum Arzt geht, der fragt, wie es dir geht und du lächelst zurück und sagst: ach, ganz gut!
:lol: Ich erkenne mich wieder...

Ich war mit Worten diesmal für meine Verhältnisse schon ziemlich deutlich, aber die stehen wohl im Gegensatz zu meinem Auftreten, weswegen es möglicherweise nicht richtig ernstgenommen wurde. Das Problem habe ich bei Ärzten leider auch immer wieder. Da hatte ich bisher nur das "Glück", dass man anhand von körperlichen Untersuchungen dann eben handfeste Dinge feststellen konnte, die dann auch entsprechend behandelt werden.

Ein guter Hinweis ist, dass ich aber wohl beim nächsten Therapeuten morgen genau diese Diskrepanz zwischen meinen
Worten und Erleben und meinem Auftreten direkt ansprechen sollte. Dann habe ich natürlich immer noch keine Garantie, dass man mir glaubt, was ich sage, aber es erhöht meine Chancen.

Candykills hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 15:36 Es sagt aber auch viel Gutes aus, was einem meist nicht so bewusst ist.
Denn meist bedeutet das auch gleichzeitig, dass man neben (massiv) kranken Anteilen, auch sehr gesunde! Anteile hat. Vielleicht sogar viel mehr gesunde, als kranke Anteile.
Denn ein rein-kranker Anteil/Mensch würde gar nicht so funktionieren. Das ist also eine ganz wichtige Ressource!
Stimmt :)

Candykills hat geschrieben: Mi., 11.01.2023, 15:36 Und natürlich ist es so, dass Quartalsstunden keine richtige Therapie ersetzen. Aber du hast davon 12 Stunden im Jahr, also im Monat eine Stunde. Und damit kann man schon was anfangen. Wenn also jetzt wirklich erstmal keine neue Therapie klappt, weil keiner sich bereit erklärt ein Gutachten zu schreiben, dann versuche es vielleicht auch als "Schicksal" zu sehen, dass du die Chance bekommst die alte Therapie vernünftig zu beenden.
Ja, hast schon recht. Ich hab allerdings echt die Befürchtung, dass mein alter Therapeut sich darauf nicht einlässt. - Aber das sind Gedanken, die ich mir machen kann, wenn es tatsächlich soweit ist...
Morgen dann erstmal das Erstgespräch, mal schauen, wie das so läuft.

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