Therapeut vergisst sensible Informationen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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lisbeth
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Beitrag Mo., 03.03.2025, 10:56

Inner_hero hat geschrieben: So., 02.03.2025, 16:31 Die Idee, dass diese Erfahrungen nun auch das Verhältnis zu meinem Behandler mit prägen, dort ähnliche Konflikte auftauchen, ist für mich vorsichtig gesagt herausfordernd. Mir macht der Gedanke an eine Konfrontation ziemliche Angst.
Es ist ein Stückweit 'normal', dass die Konflikte aus deiner Kindheit in der Therapie wieder auftauchen. Und ja, das ist herausfordernd und macht Angst.

Theoretisch wäre der therapeutische Raum die Chance, heute andere Erfahrungen zu machen: dass Konflikte nicht das Ende der Beziehung sein müssen und dass du für deine Bedürfnisse einstehen kannst und darfst, ohne bestraft zu werden. Ob das in deiner Konstellation möglich ist, ist schwierig zu sagen.

Ich an deiner Stelle würde es ansprechen. In Ich-Botschaften und formulieren, was das mit dir macht und was das in dir auslöst. Schreib dir vorher auf, was wichtig ist und lies es vor, wenn dir das in so einer Situation hilft.

Du hast nichts zu verlieren. So wie es ist, willst und kannst du die Therapie nicht weitermachen, weil es dich nur verunsichert und nicht weiterbringt. So wie du es beschreibst, hat der Therapeut es aber auch gerade nicht in der Hand, da was zu ändern. Es könnte Demenz sein, gerade im Anfangsstadium können Betroffene noch wahnsinnig viel kompensieren, so dass sie meistens unauffällig wirken. Oder er ist aufgrund anderer Themen (Gesundheit, Partnerschaft, Todesfall) überlastet, dann wäre das auch eine wichtige Rückmeldung an ihn, dass er seine beruflichen Verpflichtungen vielleicht vorübergehend reduzieren und Selbstfürsorge in den Vordergrund stellen muss.

Das mit dem "lassen Sie das meine Sorge sein" ist schön und gut. Aber wenn es für dich nicht mehr funktioniert, dann ist es auch deine.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Inner_hero
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Beitrag Mo., 03.03.2025, 11:17

Danke, das klingt sehr vernünftig.
Ja, so werde ich es machen.
Ich bin ja insgesamt einiges gewohnt.
Und hätte mir dieses Mal von Herzen eine andere Erfahrung gewünscht. Es bringt aber auch nichts, länger die Augen zu verschließen. So wie das hier läuft, ist es wichtig, etwas zu sagen. Sollte er defensiv werden, es überspielen etc, ist es definitiv eine Red Flag.

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Beitrag Do., 06.03.2025, 21:18

Okay, das war jetzt insgesamt eine ungewöhnliche, aber erhellende Erfahrung. Kurzfassung, ich meldete mich und bat um einen Zusatztermin, bei dem es eigentlich um ein anderes, akuteres Problem gehen sollte.
Wir sprachen dann aber auch von der anderen Sache und ich sagte zu ihm nochmal sehr direkt, dass ich wissen wollte, wieso er vergessen hat, dass mein Vater noch lebt. Er meinte, er habe sich auch darüber Gedanken gemacht, wie das passieren konnte und sei der Meinung, es sei "psychodynamisch" dadurch entstanden, dass ich meine Bindung/Beziehung zu meinem Vater quasi "getötet" hätte und er dies so wahrgenommen habe, als sei dieser "tot". Okay. Ich finde das etwas weit hergeholt, bin aber auch kein Therapeut. Ich habe ihm dann deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mir wünsche, dass er sich an diese Dinge erinnert und er sicherte mir zu, darauf in Zukunft zu achten. Er sagte auch, er sei sich nun sicher, dass die Therapie funktioniere, da ich es geschafft hätte, über diese Themen mit ihm offen zu reden und ihm zu sagen, welche Gefühle das ausgelöst hätte. Dann meinte er, ich könnte oder sollte mich in der Therapie daran gewöhnen, dass ihm gegenüber ähnliche Gefühle entstünden wie gegenüber zB meinem Vater, wir sprachen dann noch näher darüber.
Ich werde darauf in Zukunft weiter achten. Insgesamt war das Gespräch aber gut. Ich habe wieder etwas mehr Zuversicht gewonnen, dass das doch noch etwas werden könnte.

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Nili
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Beitrag Do., 06.03.2025, 21:54

Wie schön :-)

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 07.03.2025, 10:43

Inner_hero hat geschrieben: Do., 06.03.2025, 21:18 Ich werde darauf in Zukunft weiter achten. Insgesamt war das Gespräch aber gut. Ich habe wieder etwas mehr Zuversicht gewonnen, dass das doch noch etwas werden könnte.
Ich finde es sehr gut dass du das angesprochen hast und dass er auch darauf reagiert hat.
Aus meiner Sicht etwas zu "tiefenpsychologisch-verschwurbel", statt selbstkritisch. Aber immerhin. Achte in Zukunft darauf, du wirst ja schnell merken ob das wieder und auch bei anderen Dingen vorkommt.

Was ich an deiner Stelle aber schon noch tun würde: Auf ordentlicher Diagnostik bestehen!
Der Therapeut war sich ja nicht mehr sicher was nun vorliegt, und dann kann er nicht einfach mal irgendwie weiter machen und schauen was kommt.

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Inner_hero
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Beitrag Mo., 24.03.2025, 18:40

Das stimmt, mich hat das auch nicht ganz befriedigt, klang mir weit hergeholt (wenngleich ich mir denken kann, wo es herkommt, ich glaube, diese Person denkt tatsächlich so, also in diesen Kategorien). Es gab inzwischen nochmal ein Gespräch zu dem Thema und ich glaube, die Botschaft ist nun angekommen.
Mit der Diagnostik - ja, das ist auch so ein Thema. Er hat mir erzählt es sei für ihn anfangs nicht so klar gewesen, was im Vordergrund stünde, die Angst oder die depressive Seite, nachdem er aber nun sehe, wie schnell ich nach Beginn der Therapie wieder in die Aktivität gekommen sei (Arbeit, Freizeit etc) glaube er nicht mehr an eine depressive Störung, sondern an eine Belastungsreaktion (ursprünglicher Grund für den Beginn der Therapie war eine neurologische Diagnose, auf die ich sehr stark psychisch reagiert habe, mit den bereits erwähnten Ängsten und auch einer Phase von großer Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit).
Ich kann inzwischen berichten, dass ich das Gefühl habe, unser Verhältnis hat sich gebessert.
Liebe Grüße

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Inner_hero
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Beitrag Mo., 24.03.2025, 18:44

PS. Beim zweiten Mal Ansprechen hat er dann auch weniger abgehoben argumentiert, sondern mir gesagt, es liege nicht an mir, sondern an ihm und er würde sich darum kümmern, dass solche Dinge nicht mehr vorkommen, er sei leider nicht mehr der Jüngste, aber das sei keine Entschuldigung dafür. Ich fand das besser, authentischer irgendwie. Ob mein Vater "innerlich tot" ist und meine Schwester sich "männlich" verhält - solche Dinge sind für mich nicht Schritt 1, wenn es akut dieses Thema gibt 😉

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