ich war 3 Jahre in Psychotherapie bei einer netten und kompetenten Verhaltenstherapeutin, inzwischen sind wir längst in den Nachgesprächen angelangt (alle 1 – 2 Monate).
Die Diagnose war damals ein hin und her. Erst sagte sie, ich habe kein Borderline, dazu sei ich zu unauffällig. Kurz darauf korrigierte sie ihre Einschätzung und sagte, ich habe Borderline. Für mich eine Entlastung. Wir arbeiteten gut zusammen – Skillstraining, Lebensrückblick, Gruppentherapie, Beziehungsgestaltung. Unsicherheit und Rückversicherungsverhalten war bei mir immer ein großes Thema wie auch die Neigung zu zwanghaftem Grübeln.
Im Verlauf begann ich auch, Medis zu nehmen, verordnet von einem Psychiater. Das war eine sehr gute Entscheidung, sie stabilisieren mich, ich will sie langfristig nehmen. Neulich hatte ich ein offenes Gespräch mit dem Psychiater: er glaubt nicht, dass ich Borderline im Sinne einer Persönlichkeitsstörung habe, er glaubt ich wäre im Bereich einer Persönlichkeitsakzentuierung. Spannend schonmal.
Nun hat sich vor einem halben Jahr mein Lebenspartner von mir getrennt. Danach ging ich wieder etwas öfter zu meiner Therapeutin, ich habe gelitten wie ein Hund. Und dann – ja, es ging super schnell, ich weiß – hab ich auf einmal wen getroffen. Es hat SOFORT gefunkt. Und es war beidseitig so, als wären wir seelenverwandt. Mir war klar: den will ich heiraten. Hatte ich so noch nie! Eine Woche später war ich mit ihm zusammen. Meine Familie war begeistert von ihm – sogar meine Schwester, die EXTREM kritisch auf die Info reagiert hat, dass es so schnell wen neues gibt, war nach dem Kennenlernen sehr positiv eingestellt. Sie sagte, er ergänzt mich gut mit seiner gelassenen Art.
Nun. Wir sind inzwischen 3 Monate fest zusammen. Meine Therapeutin hab ich seither 2x gesehen. Beim ersten Mal war alles noch ganz frisch. Ihr Feedback zur neuen Beziehung war durchwachsen. „Ich hätte mir für Sie gewünscht, dass Sie eine Zeit lang Single sind, um sich weiterzuentwickeln.“ und „Dass es so schnell geht zwischen Ihnen, ist schon besorgniserregend und nicht normal.“ – das waren unter anderem ihre Sätze. Ich war ihr dankbar für die Ehrlichkeit, aber in den kommenden Tagen ging es mir echt schlecht.
Seit 1 Monate habe ich das Gefühl, dass mein Partner für Distanz sorgt zwischen uns. Er liebt mich und will eine Zukunft mit mir, und das sagt er und ich glaube es zu 100%. Aber er hat weniger Zeit, sagt öfter ab, will Raum für sich … wir haben super drüber reden können, er sagt ich setze ihn unter Druck weil ich dauernd frage wann wir uns wo wie lang sehen, und er hat eben haufenweise Zeug nebenher um die Ohren (hat er wirklich, extrem viel sogar). Dadurch telefonieren wir auch nur einmal ganz kurz vorm Schlafengehen (wir wohnen 50min auseinander) und haben uns zuletzt nur 24h am Wochenende gesehen. Ich war dadurch sehr enttäuscht und verunsichert, und meine Symptome (Grübeln, Ängste, Anspannung, Labilität) sind angestiegen. Meine Therapeutin sieht das sehr kritisch, ich hab gestern mit ihr darüber geredet. Sie sagt, er hat offensichtlich ein Bindungsproblem wenn er nun in die Distanz kippt (auch weil das Thema „er hat zu wenig Zeit für mich“ schon in seinem früheren Beziehungen aufkam). Sie sagte mir „Wenn Sie mal Kinder haben, reicht es auch nicht wenn er sich 5min am Tag Zeit nimmt“. Und das stimmt, aber ich finde ehrlich gesagt, dass ihre Bewertung etwas unfair ist. Er bemüht sich wirklich um mich. Ja er ist unter Druck, ich habe entschieden ihm mal mehr Luft zum Atmen zu geben und ihm die Initiative zu überlassen, damit ist er auch einverstanden. Meine Therapeutin hat aber gesagt, ich soll mir nun jeden Tag akribisch notieren wie viel er sich meldet und dann nach einer Weile drauf gucken und beurteilen, ob mir das auf lange Sicht reicht. Ich finde das irgendwie … hart. Unsere Beziehung ist so jung. Seine ganzen Baustellen hat er eröffnet, bevor wir einander kannten. Und er sagte, es steht für ihn völlig außer Frage dass er mich eigentlich gern öfter als 1x/Woche sehen will, dass es halt grad die Umstände sind.
Das gestern war mein vorerst letztes Therapiegespräch. Ich habe intensiv mit meiner besten Freundin geredet. Sie sieht das alles weit weniger dramatisch. Meine Therapeutin verunsichert mich und macht mir Angst. Ich weiß nicht, wo sie recht hat und ich mich lieber schneller als später trennen sollte (wiederkehrende bindungsvermeidene Muster seinerseits, durch Flucht in andere „To Dos“) oder ob ich vertrauen und entspannen sollte. Er und ich können eigentlich über alles gut reden.
Was denkt ihr dazu? Bin ich in der Verleugnung oder ist es auch mal schlau, sich von der Meinung seines Therapeuten abzugrenzen? Sie macht mich ganz kirre … aber irgendwie hab ich das klare Bauchgefühl, dass sie total überpsychologisiert und ihm und uns Unrecht tut.
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