Psychotherapeutin war überfordert?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Alana37
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Beitrag Do., 06.11.2025, 11:04

chrysokoll hat geschrieben: Do., 06.11.2025, 08:13
Trotzdem und gerade deshalb sollten chronische Suizidgedanken Platz in der Therapie haben - aber eben IN der Therapie, nicht in einer schnell mal rausgehauenen Mail vor ihrem Urlaub. Das kann dann tatsächlich derartige Folgen haben.
Das war eine Beratungsstelle und es gab nur die Kommunikation per Email.
Und es ging auch nicht um Suizidgedanken in meiner Mail, sondern sie hat eine Formulierung bezgl. ihres Urlaubs als "Abschied" gelesen und direkt die Polizei verständigt.

Mir ist bewusst dass ich auch als Patientin in der Verantwortung bin, aber durch solch völlig überzogene Reaktionen auf Nichts lernt man halt auch sehr vorsichtig zu sein und gegebenenfalls lieber nichts zu sagen.
Hab mich da mit der jetzigen Therapeutin auch sehr langsam vorgetastet .. zum Glück wird die nicht so schnell panisch .

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chrysokoll
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Beitrag Do., 06.11.2025, 11:22

Das ist dann sehr unglücklich und ungut gelaufen. Aber ich denke es war eben nicht "nichts". Du hast eine Mail formuliert, die eine Fachkraft als Suizidankündigung verstanden hat. Das ist blöd, aber nicht komplett ohne deine Beteiligung.
Es ist gut wenn du das in der Therapie jetzt anders bearbeiten und beschreiben kannst!

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Montana
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Beitrag Do., 06.11.2025, 12:07

chrysokoll hat geschrieben: Do., 06.11.2025, 10:32 Da wurden Mails mit Selbtstötungsabsichten nachweislich versendet,
Genau DAS war ja gerade nicht der Fall, in keinem der hier geschilderten Fälle.

Die Frau in meinem Beispiel hat damit nicht nur ihrem Partner gedroht, sondern das war eine generelle Aussage. Wenn xy (insbesondere eben eine Trennung, dann z). Dementsprechend wussten das auch im weiteren Bekanntenkreis absolut alle.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 06.11.2025, 12:10

Montana hat geschrieben: Do., 06.11.2025, 12:07
Genau DAS war ja gerade nicht der Fall, in keinem der hier geschilderten Fälle.
ähm doch, das haben doch beide so beschrieben. Wir kennen nun nicht den Inhalt und genauen Wortlaut der jeweiligen Mails, aber offenbar verstanden das die Therapeutinnen so.

Und ja nun, private Beispiele sind immer noch was anderes als schriftliche Kommunikation mit Fachleuten.

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Montana
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Beitrag Do., 06.11.2025, 12:17

Nein, haben sie nicht. Von der TE wissen wir, dass sie von S*gedanken gesprochen hat, und dass sie sogar beschrieben hat, wie sie sich in dieser Situation selber geholfen hat. Und Alana hat eine Formulierung gewählt, von der sie nichtmal erkannt hat, dass die zu einem solchen Missverständnis führen könnte. Sie war also sehr weit weg davon, eine Selbsttötungsabsicht zu haben.

Bei beiden "Fachleuten" ist die Reaktion alles andere als professionell und hilfreich gewesen. Btw hätten die jeweils vor so einer Aktion mildere Mittel in Erwägung ziehen können, aber haben sie nicht. Ein Telefonat z.B. hätte zur Klärung der Situation führen können.

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chrysokoll
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Beitrag Do., 06.11.2025, 12:21

Ich gehe eben anders als du nicht davon aus dass die jeweiligen Therapeutinnen dumm waren oder den Patientinnen eins auswischen wollten. Sondern dass sie die Worte so verstanden haben und möglichst verantwortungsvoll handelten.
Wenn die das nicht tun und jemand bringt sich nach so einer Mail um ist das Geschrei groß, die Vorwürfe und juristischen Folgen auch. Ich verstehe jede Therapeutin, die da lieber (zu) vorsichtig ist.

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Alana37
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Beitrag Do., 06.11.2025, 12:33

Also in meinem Fall war es ein "Danke und alles Gute".
Ich gebe zu "alles Gute" war unglücklich, aber sie schrieb in ihrer Nachricht vorher, dass sie dann jetzt nach dem Tag für einige Wochen im Urlaub ist, auch weil für sie noch eine Prüfung ansteht.

Das war eine wunderbar schöne, lange Nachricht die mich arg berührt hat, ich vorher nichts vom anstehenden Urlaub wusste und noch ganz schnell vor Feierabend Danke sagen wollte.
Dumm formuliert, aber echt noch lange kein Grund eine solche Aktion zu starten. Zumal sie auch meine Nummer hatte und mich hätte kurz anrufen können, ich hab sie natürlich nicht mehr erreicht nachdem sie schrieb sie hat die Polizei gerufen.

Ich hab ihr verziehen mittlerweile, aber das war schon echt kacke damals.

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Montana
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Beitrag Do., 06.11.2025, 13:34

Alana37 hat geschrieben: Do., 06.11.2025, 12:33 Also in meinem Fall war es ein "Danke und alles Gute".
Um da eine S*absicht herauszulesen muss man schon arg in seinem eigenen Film sein, wirklich.

Ich würde das nicht als Dummheit bezeichnen, aber als feststecken in einem sehr engen gedanklichen Tunnel, woher auch immer das in dem Moment kam. Vielleicht die Beschäftigung mit dem Thema aus irgendeinem Anlass. Da würde es durchaus zu professionellem Vorgehen gehören, darüber zu reflektieren was im Therapeuten selbst gerade vorgeht, und auch, sich Beratung zu holen. Denn die gibt es ja. Sei es durch persönliche Kontakte die man hat, sei es durch öffentliche Angebote.

Ein maximales Aufgebot von Maßnahmen ist eben NICHT verantwortungsvoll. Und mit Vorsicht hat es tatsächlich auch nichts zu tun. Denn die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Klient tatsächlich während der Durchführung angetroffen wird, ist verschwindend gering, aber der Schaden für die therapeutische Beziehung immens. Es mag ja sein, dass "das Geschrei groß ist", wenn sich tatsächlich mal einer s*. Das ist ja Standard in bestimmten Medien. Das macht aber das Handeln der Therapeuten hier nicht richtiger.

Und was tatsächliche juristische Folgen angeht: das ist ein Mythos. Oder kennt hier jemand entsprechende Urteile?

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Salome_1972
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Beitrag Di., 18.11.2025, 09:27

Hallo,
Sinarellas hat geschrieben: Di., 04.11.2025, 08:21 "Privatperson in der Praxis gehalten ohne Grund."
lol what? -> "In einer meiner letzten ging es um su** Gedanken,"
der Thread ist ja schon ein paar Wochen her, ich lese hier nicht so oft, aber nur um das richtig zu stellen: Eine Therapeutin darf niemanden irgendwo festhalten, das ist Freiheitsberaubung (wenn auch nur kurz) und die Klientin könnte sie theoretisch anzeigen. Für freiheitsentziehende Maßnahmen gibt es zumindest in Deutschland Gott sei Dank strenge Regelungen, Suizidgedanken ohne ganz konkrete Tatandrohung gehören nicht zu den Gründen.

Verstehe solche Kommentare mit "lol what" auch nicht, lustig ist daran ja nichts, für mich wirkt das, als würdest du dich lustig machen.

Ich hatte selbst schon ernsthafte Suizidgedanken, bin ich froh, dass meine Therapeutin gelassen geblieben ist, mir den Platz gegeben hat, darüber zu sprechen, und mir mir Vereinbarungen geschlossen hat, statt mich panikartig einweisen zu lassen.

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Montana
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Beitrag Di., 18.11.2025, 13:12

Salome_1972 hat geschrieben: Di., 18.11.2025, 09:27 Tatandrohung
Dieses Wort gibt aber auch wieder, wie viele Menschen über das Thema denken. Es klingt, als wäre es ein Verbrechen. Das ist es aber nicht. Der Grundgedanke bei einer Prävention ist eigentlich der, jemandem der in einer akuten Situation keine positive Perspektive für sein Leben sehen kann, dabei zu helfen, diese wieder zu finden. Die Zeiten als S* als Straftat behandelt wurde sind vorbei.

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Salome_1972
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Beitrag Di., 18.11.2025, 15:10

Ja, aber eine Ankündigung einer konkreten Suizidhandlung (sowas wie "Ich habe schon Abschiedsbriefe geschrieben und springe in den nächsten Tagen von der Brücke") wird nach deutschem Recht genauso behandelt wie die Ankündigung einer Straftat gegen eine andere Person und wäre daher ein Grund für freiheitsentziehende Maßnahmen.

Ich finde das falsch, ich würde über mein Leben lieber selbst bestimmen dürfen.

Davon abgesehen sind irgendwelche Suizidgedanken (ohne konkrete Planung) aber rechtlich kein Grund für Freiheitsentziehung, da darf man schon viel sagen, ohne dass jemand das Recht hat, einen einzuweisen.
Und wenn man eingewiesen wird, muss nach spätestens 48 Stunden ein Richter entscheiden, ob es rechtens ist (der wird auf die Freiheitsrechte der Person achten, sich aber meistens nach dem behandelnden Arzt richten).

Ich wollte das nur nochmal schreiben, weil ich früher auch dachte, man darf Suizidgedanken gar nicht erwähnen in der Therapie und wird dann sofort eingeliefert. Habe beruflich damit zu tun und habe noch nie erlebt, dass jemand wegen der reinen Suizidgedanken wirklich in der Psychiatrie bleiben musste. Sobald es einen tatsächlichen Suizidversuch gab, sieht es anders aus.

Montana hat geschrieben: Di., 18.11.2025, 13:12
Salome_1972 hat geschrieben: Di., 18.11.2025, 09:27 Tatandrohung
Dieses Wort gibt aber auch wieder, wie viele Menschen über das Thema denken. Es klingt, als wäre es ein Verbrechen. Das ist es aber nicht. Der Grundgedanke bei einer Prävention ist eigentlich der, jemandem der in einer akuten Situation keine positive Perspektive für sein Leben sehen kann, dabei zu helfen, diese wieder zu finden. Die Zeiten als S* als Straftat behandelt wurde sind vorbei.

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Montana
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Beitrag Di., 18.11.2025, 18:55

Salome_1972 hat geschrieben: Di., 18.11.2025, 15:10 Ja, aber eine Ankündigung einer konkreten Suizidhandlung (sowas wie "Ich habe schon Abschiedsbriefe geschrieben und springe in den nächsten Tagen von der Brücke") wird nach deutschem Recht genauso behandelt wie die Ankündigung einer Straftat gegen eine andere Person und wäre daher ein Grund für freiheitsentziehende Maßnahmen.
Nein, das ist nicht korrekt. Das Bundesverfassungsgericht hat kürzlich erst klargestellt, dass Menschen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben haben. Das schließt ein, dass man S* ausüben DARF. Die Umstände können so sein, dass ein Eingreifen sinnvoll ist. Sie können aber auch anders sein und dann würde man einen Menschen von der Wahrnehmung eines Grundrechts abhalten indem man ihn einsperrt um ihn daran zu hindern.

Es ist natürlich nicht geschickt, bei einer wohlüberlegten Entscheidung für die man gute Gründe hat, den Eindruck zu erwecken, man wäre nicht selbst entscheidungsfähig und müsse vor einer Dummheit bewahrt werden. Und es wäre auch nicht klug, Menschen die damit nicht umgehen können in eine schwierige Lage zu bringen indem man sie einweiht.

Aber nach aktuellem Recht ist es tatsächlich nicht mehr so, dass Menschen die sterben möchten durch diesen Wunsch automatisch als unzurechnungsfähig, geisteskrank oder whatever gelten und man sie einsperren darf. Das hat etwas mit Würde zu tun.

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alatan
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Beitrag Di., 18.11.2025, 22:46

Weil die (potentiellen) Suizidopfer in den weitaus meisten Fällen psychisch erkrankt sind bzw. sich in einer Krisensituation befinden, die einer psychischen Krankheit gleichkommt mit extremer Einengung des Denken und Fühlens und folglich des Handelns, besteht die Pflicht für Professionelle (Ärzte, Therapeuten, Polizei) einzugreifen im Sinne einer Garantenstellung.

Nicht professionell, aber weit verbreitet, ist es, sich mit Suizidalität als weitem Spektrum nicht auszukennen und in Panik zu verfallen und damit therapeutische Bündnisse zu gefährden.

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Montana
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Beitrag Mi., 19.11.2025, 08:58

Wenn man tatsächlich eine Umsetzung auf jeden Fall möchte, dann wird man auch kaum direkt vor den Augen eines Polizisten loslegen. Das wäre schon dumm. Viele die vermeintlich in aller Öffentlichkeit etwas tun bzw. es dramatisch ankündigen, sind ja eigentlich auf der Suche nach Hilfe und wurden schon sehr lange nicht gehört, wenn sie es auf normalen Wegen versucht haben. Auch da hilft aber Einsperren eher nicht. Das führt eher zur Desillusionierung.

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