Wohin mit meiner Wut gegenüber Therapeutin?!

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Lilliput
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 21:15

@ Tränen-reich:

Deine Zeilen bzgl. deiner mails - bei mir sind es eher sms - könnten von mir stammen! Leider! Denn der Leidensdruck, den man sich damit selbst auferlegt, ist enorm. Und immer wieder die Ent-täuschungen, die man ja - wenn man es "objektiv" sieht - selbst provoziert!

Nur, und das ist der einzige Unterschied - ich kann von dem SMS (noch) nicht los-lassen.....auch wenn ich keine Antworten mehr erhalte. Während ich das schreibe, fällt mir erst richtig auf, wie "krank" mein Verhalten in Wirklichkeit ist.
Aber mein Nicht-loslassen-können liegt v.a. in meiner fehlenden Objektkonstanz und der Verlustangst. Das soll mein Verhalten lediglich erklären, keineswegs eine Rechtfertigung sein.

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mitplauderin
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 21:24

Lilliput hat geschrieben: Was Du in den letzten beiden Zeilen schreibst, hört sich für mich an, wie eine zu hoch gelegte Latte beim Stabhochsprung: beim ersten Lesen verspürte ich ganz spontan: Angst!
Vllt unterschätze ich auch meine eigenen Fähigkeiten und vllt. käme es nur auf einen Versuch an, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit aus dem alten Muster schrittchenweise "auszusteigen"?!
Unbekanntes macht immer erstmal Angst. Wenn man sich der Angst stellt, sich umdreht und ihr ins Gesicht schaut, durch die Angst hindurchgeht . . . dann ist Veränderung möglich. Du musst diesen Weg ja nicht alleine gehen, du hast Hilfe (Therapeutin) an deiner Seite. Ich habe dies immer wieder erfahren dürfen: Dann geht man gestärkt aus dieser Situation. Die Erfahrung, sich seiner Angst gestellt und überlebt zu haben hat zur Folge, jede Latte zu schaffen, jede eigene.

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mitplauderin
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 21:28

Lilliput hat geschrieben: Während ich das schreibe, fällt mir erst richtig auf, wie "krank" mein Verhalten in Wirklichkeit ist.
Ist es dir möglich, dein Verhalten als "bedürftig" zu sehen und nicht als "krank". Du bist nicht krank, du reagierst auf dein Erleben in der Kindheit äusserst gesund. Mit dieser gesunden Strategie hast du überlebt. Die Frage heute ist: Brauche ich diese Strategien noch oder dürfen sie sich verändern?

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Lilliput
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 21:39

@Mitplauderin:

Deine Worte lösen sehr vieles in mir aus...Unbekanntes u. Vertrautes gleichermaßen.
Aber bei deinem letzten posting könnte ich so richtig losheulen... Nein, es ist nicht nur Traurigkeit; ich sehe auch einen Menschen vor mir, der schon diesen schweren Weg gegangen ist; der es nicht nur über-lebt, sondern auch geschafft hat. Ich glaube auch, die vielen, vielen Augenblicke des/deines Schmerzes in Ansätzen erahnen zu können, aber auch den der Erlösung.
Vllt. passt der Satz jetzt nicht so sehr dazu, aber er fällt mir spontan ein - vorher muss ich aber noch kurz erklären, dass die Hinfahrt zu meiner Thera mit der Bahn 3 Std. dauert. Nur, damit du folgendes verstehst:

Ich jammerte letztes Mal in der Stunde, weil mir das Weggehen von meiner Thera schwer fällt - was durch mein persönl. "Wut-Thema" verstärkt wird, und ich sagte: "Dann sind sie wiederum so weit weg...."
Darauf sie: "Sie sind manchmal weiter von sich selbst entfernt, als ich von Ihnen...."

Mir wird klar, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe..... manchmal ist es schwer: aufzustehen- Krönchen richten- weitergehen. Denn momentan würde ich am liebsten ein paar Schritte zurückgehen, an eine Stelle, wo ich noch so etwas wie Vertrautheit (wenn auch neg) verspürte....

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Lilliput
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 21:50

"bedürftig", nicht "krank"....

Hört sich wesentlich versöhnlicher an...
Ich glaube nicht wirklich, dass ich meine angewendeten Strategien wirklich brauche.... aber sie geben mir auf gewisse Weise Halt u. Sicherheit!! Das ist der einzige, aber sehr triftige Grund, um sie beizubehalten...
Trotzdem ertappe ich mich in letzter Zeit immer wieder mal. "War ich nicht schon einen Schritt weiter? Hattest du nicht beim letzten Mal das Gefühl, dass du mit dem Kopf gegen deine eigene Mauer rennst?"

Ja, ich habe immer Angst vor Neuem! "Wie lange wird es brauchen, um das Neue für mich verinnerlichen zu können? Oder einfach als Chance sehen?"

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mitplauderin
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 22:03

Ich denke, ich brauche dir nicht all die wunderbaren Geschichten/Metaphern vom Elefanten, der von klein an an eine Kette gefesselt wird und im Alter, ohne Fessel, seinen Platz nicht mehr verlässt oder von dem Löwen, der unter Schafen, dem Adler, der unter Hühnern aufwächst, erzählen. Sie erzählen von dem Licht, der Größe in uns und von der Angst, die uns gefangen hält.
Es geht darum, sich schrittweise den Ängsten zu nähern. Sich dem eigenen Selbst zu nähern. Denn . . . wenn dann der Moment eintritt, wo man erkennt, dass man nichts und niemanden mehr für sein Leben verantwortlich machen kann; wenn man auf sich selbst zurückgeworfen wird - dieser Moment ist so heftig, so tiefgehend, dass man denkt, ihn nicht zu überleben. Und doch: er ist so befreiend!

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Elin
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 22:30

Ich finde euren Austausch ganz bereichernd und sehr wertschätzend. Es liest sich - trotz des Themas - angenehm...!

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Lilliput
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 22:31

Liebe Mitplauderin!

Du forderst mich sehr in unserem Dialog und ich bin sehr dankbar dafür!!

Ich habe dein letztes posting gelesen, aber ich kann mich heute kräftemässig nicht mehr darauf einlassen. Muss einfach einmal darüber schlafen! Es nimmt mich nämlich gerande ziemlich her - manchen "input" muss man länger kauen, bevor man ihn schlucken kann....

Deine letzten beiden Sätze verstehe ich zwar auf meine persönliche Art u. Weise, weiss jedoch nicht, was du mir zwischen den Zeilen sagen willst. Da ist eine Botschaft, die aber noch wesentlich mehr enthält... und möchte dich bitten, mir das gelegentlich näher zu erklären, wenn du selber dazu bereit bist.
die Stelle deines Satzes
"...dieser Moment ist so heftig, so tiefgehend, dass man denkt, ihn nicht zu überleben. und doch: er ist so befreiend!"
macht mir Gänsehaut u. lässt meinen Hals enger werden: Und das zweite Gefühl: "Flucht"

....das dritte Gefühl ist aber: "ich möchte mehr darüber erfahren" Wie ist es? Was geht in dir vor?

...ich fühle mich aber - wie schon erwähnt - heute schon zu müde dafür! Es ist doch ein sehr schweres Thema, das den ganzen Menschen fordert...

Ich möchte mich bei dir für heute mal ganz, ganz herzlich bedanken,
und vllt. hast du die Bereitschaft u. Geduld,
deine Gedanken noch weiter hier einfließen zu lassen?!
Das wäre schön!

Gute Nacht! Lilliput

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Lilliput
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 22:36

Liebe Elin!

Ein herzliches Willkommen hier!

Ja, der Austausch tut mir auch sehr, sehr gut! Dachte immer, ich stehe mit meinen Erleben alleine da...
Und ich bin dankbar für die Menschen hier, die hier schreiben u. für die Empathie, Wertschätzung und auch die neuen Sichtweisen, die sich hier auftun!

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Elin
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Beitrag Fr., 30.01.2015, 22:44

Danke.

Ich habe mitgedacht, mir kommt durchaus das ein oder andere von dir/ euch bekannt vor. Ich möchte hier aber nicht so gerne schreiben, das ist mir gerade noch zu "offen" aber wenn du magst, dann kann ich dir meine Erfahrung dazu per Nachricht schreiben - du bist damit nicht alleine, eher in ganz guter Gesellschaft, glaube ich. (Und "gut" meine ich hier auch wörtlich so. ) Ich schaue mir morgen mal an, wie das Forum mit den unterschiedlichen Optionen hier funktioniert.

Entspanntes und innerlich produktives drüber Schlafen wünsche ich dir!
Man kann wirklich viele Impulse mitnehmen, spannend!

Elin

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Lilliput
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 14:00

Ich bin extrem niedergeschlagen...
Das, was ich vor ein paar Tagen von Euch lesen durfte, hat mich zuerst sehr motiviert und ich konnte einiges an Hoffnung schöpfen.
Aber heute fühle ich mich so, als wäre jegliche Hoffnung in mir verpufft - wie eine zerplatzte Seifenblase. Leider läuft mein Empfinden nach dem "Alles- oder Nichts- Prinzip".. Für mich würde es sich momentan "besser" anfühlen, wenn mir jemand ins Gesicht schlagen würde, als dieses innere Chaos ertragen zu müssen.
Heute ist wieder einmal so ein Tag, an dem ich mich frage, wozu ich eigentlich lebe? Warum bin ich so unfähig, das, was ich habe, wertzuschätzen? Warum warte ich ständig darauf enttäuscht zu werden, um dann Enttäuschungen postwendend zu erhalten? Selbsterfüllte Prophezeiung!
Ich ertrage es zwar nicht wütend zu sein, aber andererseits scheine ich mit meiner Wut eine Co-Existenz zu haben. Einen gibt es ohne den anderen nicht.
Warum wird meine Wut immer intensiver u. z. gegenwärtigen Dauerthema - statt schwächer zu werden und abzuebben?
Warum müssen dafür mir nahestehende Menschen - v.a. meine Therapeutin - das "ausbaden", was ich nicht steuern kann?
Warum ertrage ich es nicht, wenn eine Beziehung g u t läuft?

Niemand ist mir so fremd, wie ich mir selber... Es macht mir nicht nur Angst vor mir, sondern auch eine ganz intensive Angst vorm Leben überhaupt...

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mitplauderin
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 14:53

Lilliput hat geschrieben: Warum wird . . .
Warum müssen . . .
Warum . . .
Hallo Lilliput,

ich habe irgendwann begriffen, dass mich Warum- und Wozu-Fragen nicht weiter bringen und habe begonnen mir "Was-" und "Wie"-Fragen zu stellen.
Was steckt dahinter? Was will mir dieses Gefühl sagen? Was kann ich für mich tun? Was brauche ich jetzt?
Ausserdem habe ich Wörter wie "müssen", "sollen" aus meinem Wortschatz gestrichen.
Ich habe mich bemüht, den Konjunktiv aus meinem Wortschatz zu streichen - alles "könnte", "sollte", "dürfte", "müsste", "würde" . . .

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mitplauderin
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 14:57

Lilliput hat geschrieben: Warum wird meine Wut immer intensiver
Was will mir meine Wut sagen?
Was nährt meine Wut?
Was macht meine Wut so groß?
Was braucht meine Wut?
Wie kann ich meiner Wut gerecht werden?
Wie kann ich mit meiner Wut angemessen umgehen?

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mitplauderin
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 15:01

Lilliput hat geschrieben: Warum ertrage ich es nicht, wenn eine Beziehung g u t läuft?
Was sabotiert meinen Wunsch nach einer guten Beziehung?
Wovor schützt mich ein Beziehungsabbruch?
Welche Angst verhindert eine gute Beziehung für mich?
Was ist der Gewinn für mich aus einem Beziehungsabbruch?

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Schnuckmuck
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 15:03

Hallo Lilliput,

Du solltest deinen Focus mal auf etwas anderes richten.

Bereichere dein Leben indem du deine Welt um dich herum entdeckst. Du machst dich zu deinem Hauptziel. Das Leben ist es was es zu entdecken gilt.

Lg
Schnuckmuck

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