Scham und Angst in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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zuckerwürfel
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Scham und Angst in der Therapie

Beitrag So., 24.02.2013, 22:13

Hey

Ich bin neu hier und habe bis jetzt immer nur mitgelesen, aber nun möchte ich auch mal etwas ansprechen. Es geht um ein Sprechproblem innerhalb der Therapie. Ich bin schon seit Jahren bei meiner Thera in Behandlung und ich schätze sie auch sehr und doch schaffe ich es nicht über etwas bestimmtest zu sprechen. Ein Teil in mir möchte mit ihr darüber reden, aber der andere Teil sagt mir dann immer das ich nichts sagen soll und dieser Teil ist stärker. Als ich mich dann doch eines Tages mal hervorgewagt habe kam ganz schnell der Punkt an dem ich ihr nicht erklären konnte was genau das Problem war, hatte solche Seitenstiche bekommen und ihr einen Sachverhalt mit immer den selben Worten (sehr sehr abgemildert) zu erklären. Das Thema ist auch sehr stark mit Scham und mit Angst besetzt. Wir haben auch schon über diese sprechhemmung gesprochen. In e-mails habe ich ihr geschrieben was mich im inneren so doll belastet, aber reden ist ungleich schwerer. Ich hätte auch ein paar Ideen wie ich vielleicht leichter sprechen könnte aber auch das ist für mich mit zu viel Scham besetzt das ich mich da nicht traue ihr was vorzuschlagen. Was meint ihr dazu? Gibt es auch Themen in der Therapie die man nicht ansprechen kann, auch wenn man sich in der Theraie gut aufgehoben fühlt?

Liebe Grüße vom zuckerwürfel

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Marzipanschnute
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Beitrag So., 24.02.2013, 22:23

Hallo Zuckerwürfel und willkommen im Forum!

Was wären denn deine Ideen die du hast damit du leichter sprechen könntest?

Ansonsten scheint ihr ja schon über E-Mail zu kommunizieren, das wäre sonst halt auch meine Idee gewesen, also, dass du es ihr schreibst, als Brief oder Mail.
Wie wäre es denn für dich, wenn deine Thera einen Einstieg in das Thema für dich finden würde und dich dann durch diese unangenehme Angelegenheit leitet? (wie auch immer das jetzt aussehen mag...)
“Das Schöne an der Zeit ist, das sie ohne Hilfestellung vergeht und sich nicht an dem stört, was in ihr geschieht.” Juli Zeh

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zuckerwürfel
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Beitrag Mo., 25.02.2013, 19:14

Hallo Mazipanschnute

Danke dir für deine Antwort. Also wenn sie einen Einstieg in das Thema finden würde fände ich das echt toll. Nun mal zu meinen Ideen. Also...selbst das zu schreiben dafür schäme ich mich. Als eine Idee würde ich es gut finden wenn wir beide nebeneinander auf dem Boden sitzen würde. Glaube ich mag die vorstellung weil ichs auf dem Boden bequemer finde und sonst sitzen wir uns bei der Therape immer gegenüber und ich mag das nicht wenn sie mich die ganze Zeit anschaut, wobei sie sich auch wenn sie neben mir sitzt auch zu mir schauen könnte. Dann fände ich es gut wenn ich regeln (das wort trifft es nicht so genau) aufstellen könnte die es mir leichter machen könnten zu sprechen. Dann war ein anderer Gedanke wenn ich ´mein Maul nicht aufbekomme´ könnte ich ihr ein paar gegenstände mitbringen die etwas darstellen was ich sagen möchte. Wo sie sozusagen sieht womit es was zu tun hat.
Selbst das ist alles zu schambesetzt als das ich es bisher geschafft habe es anzusprechen und dabei fragt sie schon oft was sie tun kann damit es mir leichter fällt zu sprechen. woraufhin ich immer nur schweige...

Liebe Grüße
Zuckerwürfel


chaosfee
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Beitrag Mo., 25.02.2013, 20:09

Ich finde deine Ideen sehr gut. KÖnntest du dir vorstellen, deiner Therapeutin mit ganz viel Mut diese Ideen in einer Mail zu schreiben? Ich bin mir sicher, sie wird sie gut aufnehmen!
Übrigens habe ich auch die Idee, mich in der Therapie irgendwohin zu setzen, wo ich a) bequem sitze und b) mein Thera mich nicht direkt anschaut, wenn ich mal wieder nicht spreche. Aber deine zweite Idee finde ich noch viel toller! Wenn deine Thera gut ist, wird sie wertschätzen, dass du dir so viele Gedanken machst und eigene Ideen hast, da bin ich mir sehr sehr sicher.

LG Chaosfee

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Marzipanschnute
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Beitrag Di., 26.02.2013, 16:15

Hallo zuckerwürfel!

Ich finde deine Ideen auch super! Sprich es einfach an, oder, wenn dir das Gerede darum zu peinlich ist, fang einfach damit an. Setz dich auf den Boden und sag ihr, dass sie sich zu dir setzen soll, wenn sie fragt warum, sag ihr, dass du Hemmungen hast, wenn sie direkt gegenüber sitzt und dich anschaut.
Bring die Gegenstände mit, breite sie vor euch aus (da hat es dann auf jeden Fall auch einen praktischen Grund, warum ihr auf dem Boden sitzt) und vielleicht kommen dann von ganz alleine die Gedanken und Gefühle und wenn du erst einmal in einem Fluss bist, fällt es dir leichter darüber zu sprechen.

Oder du schreibst ihr eine Mail, in der du deine Ideen beschreibst, dann könnte sie dich in der Ausführung unterstützen....

Mein Thera sagt immer zu mir, der Raum in dem wir sind gehört in der Stunde ganz alleine mir, ich darf entscheiden was und wie besprochen wird und so weiter. Bei dir ist es auch so. Es ist DEINE Therapie und deswegen darfst du auch die Regeln machen und wenn es bestimmte Maßnahmen erfordert und du darunter besser über die Sachen sprechen kannst die dich beschäftigen, dann ist es dein gutes Recht - aber auch deine Pflicht, dir selbst gegenüber- diese Maßnahmen zu ergreifen, die Regeln einzuführen, ...

Ich hoffe du schaffst es!
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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 20:56

Hallo,

ich wollte mal fragen wie ihr in der Therapie mit Scham umgeht?

Ich komme darauf weil meine Thera gesagt hat bei mir in der Ursprungsfamilie wäre auffällig dass da ganz viel Scham da ist. Sie meinte ich würde mich für sehr sehr viel schämen.
Ich muss mir also Gedanken machen zum Thema Scham.

Kennt ihr das dass ihr euch wegen allem und jedem und besonders wegen eurem Verhalten und eurer Art usw. schämt?

LG TS
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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:12

Traurige Seele hat geschrieben: Kennt ihr das dass ihr euch wegen allem und jedem und besonders wegen eurem Verhalten und eurer Art usw. schämt?
Ja!!!

Haben wir heute noch in der Therapie drüber gesprochen. Weil ich auch gegenüber meinem Therapeuten sehr zurückhaltend bin und mir alles sehr schnell peinlich und unangenehm ist.
Heute haben wir eine Angstexposition gemacht und sind ungefähr zwei Stunden mit den Stadtbussen durch die Gegend gegondelt und ich wäre vor Scham fast im Boden versunken, weil es einfach überhaupt nicht ging, ich dort saß und zappelte und zitterte und nach Luft schnappte und alles ganz furchtbar war und ich zwischendurch auch begann zu dissoziieren.
Auf dem Rückweg zur Praxis redeten wir dann etwas darüber und er meinte, der erste Schritt sei meine Scham vor ihm abzulegen (und vorm Praxisteam, aber wenn mir alles was ich sage oder mache schon mal vor ihm nicht mehr so unangenehm ist, wäre das schon ein großer Schritt). Wie genau das laufen soll... Keine Ahnung.
Ich denke aber, dass das viel damit zu tun hat, dass man nicht so sein will wie man ist, am liebsten jemand anderes wäre, sich selbst einfach nicht so annehmen kann.
Kontrollverlust spielt da für mich auch eine Rolle. Mangelnde Selbstkontrolle. Vielleicht auch mangelnde Disziplin. Das sind so ungefähr meine Gedanken dazu...
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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:18

Hallo Marzipanschnute,

ja das was Du schreibst kann ich sehr gut nachempfinden.

Für mich ist es gerade enorm schwierig die Scham abzulegen bei meiner Thera weil wir eben sehr heikle Themen haben. Meine ganze Vergangenheit holt mich gerade ein. Die ganzen Schamgefühle von früher kommen in mir hoch. Ich schäme mich dass mir das damals alles passiert ist, ich schäme mich dass ich psychisch krank bin, ich schäme mich für meine ganzen Traumafolgestörungen, ich schäme mich für meinen Körper, ich schäme mich für bestimmte Verhaltensweisen und als Kind habe ich mich sogar geschämt überhaupt auf der Welt zu sein weil ich eh nur eine Belastung für alle war.

Ich denke auch dass es bei mir noch ein ganz großes Thema in der Therapie werden wird. Stück für Stück versuche ich gerade über meine Scham zu springen und mich meiner Thera zu öffnen, ja so zu zeigen wie ich eben bin, aber es fällt mir verdammt schwer. Ich habe so Angst auch von ihr abgelehnt zu werden.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:23

Wie geht denn deine Therapeutin damit um?

Meiner sagte heute eine Menge netter und aufmunternder Dinge zu mir, war sehr präsent und vermittelte mir irgendwie das Gefühl, dass das gerade alles so in Ordnung ist wie es ist (auch wenn es das ganz und gar nicht war).
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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:30

Ja Marzipanschnute, sie versucht mir immer gut zuzusprechen und mir zu sagen dass ich mich wegen bestimmten Dingen nicht schämen muss usw.

Weiter sind wir leider noch nicht bei dem Thema. Sie meinte eben nur dass ihr das sehr auffiele dass das in meiner ganzen Ursprungsfamilie sehr auffällig wäre und dass wir uns damit befassen müssen.

Am liebsten würde ich manchmal sagen "Ja ich weiß ich bin ein Schambolzen" um die Situation etwas aufzulockern.

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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:31

Versuch das doch mal. Auch wenn du's eigentlich nicht tun würdest, weil es dir zu unangenehm ist.

Mir ist aufgefallen, dass wenn ich hin und wieder mal einen Witz mache, die Situation leichter zu ertragen ist.
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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 21:38

So geht es mir auch, aber ich würde mir blöd vorkommen sowas bei meiner Thera zu sagen (mal wieder die Scham). Bei guten Freunden hätte ich da kein Problem mit so einem Witz aber wie reagiert die Thera da drauf. Ich sag immer das passt bei mir gar nicht ein depressiver humorvoller Mensch. Ich sagte aber glaub mal in einer Krise zu meiner Thera "Wenn ich mal keinen Humor mehr verstehe dann bin ich tot", sie hat dann auch geschmunzelt.
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Vancouver
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 22:11

Hallo!

Mich würde interessieren, ob es dir/euch möglich ist, in dem Moment, wo ihr Scham empfindet, dieses Gefühl dann zum Ausdruck zu bringen? Ich meine, traut ihr euch zu sagen, ich schäme mich jetzt? Oder versucht ihr es in dem Moment zu überspielen?

LGV
Jemand anderen herabwürdigen ist auch nicht die Lösung.

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Traurige Seele
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 22:17

Ich versuche es zu überspielen. Aber man sieht es mir an, rot wie eine Tomate, den Blick abwendend und kaum noch fähig normal zu sprechen
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Marzipanschnute
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Beitrag Mi., 26.06.2013, 22:19

Schlecht, bis gar nicht. Wobei ich es mit Gefühlen eh nicht so habe.
Aber man merkt es halt an meinem Verhalten.
Ich konnte meine Therapeuten zum Beispiel kaum ansehen, in die Augen schon mal gar nicht, aber auch ganz normal ihn anschauen war schon schlimm für mich.

Es war dann auch heute so, dass mein Therapeut da nach hakte. Mit Ja oder Nein darauf antworten geht dann, das war's dann aber auch schon, bei der Frage was genau daran denn jetzt so furchtbar peinlich, unangenehm, whatever ist, ging dann schon wieder nicht.
Das eine Mal spuckte ich ihm einfach nur "Ich" vor die Füße, aber da gab er sich gar nicht mit zufrieden.

Aber es ist so. Im Bus zu hyperventilieren, sich total seltsam zu benehmen, das ist peinlich. Und die Leute gucken. Klar, kann mir rein theoretisch egal sein. Ist es aber nicht. Keinem ist egal was andere Leute von ihm denken. Denke ich. Kann mich täuschen. Mir ist es nicht egal.
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