Liebe Serilen,
ich war von meiner Thera zuerst auch extrem verunsichert. Ich hatte auch bei der Aufnahme der Therapie meine Selbstverletzungen benannt. Damals wurde darüber aber nie weiter gesprochen. Keine Nachfragen, nichts. Dafür dann auf einem Zettel die Diagnose: Borderline.
Meine Zweifel an der Diagnose haben wir besprochen, sind die Kriterien durchgegangen, sie blieb dabei, vorerst, ich hab weiter gezweifelt, mich nicht wieder gefunden.
Dann hat sie mal zugegeben, dass sie quasi keine Patientinnen hat, die sich selbstverletzen. Wenn ich es erwähnt hatte, hatte ich das Gefühl, dass sie nicht so genau weiß wie sie damit umgehen soll. Und das, obwohl sie Traumatherapeutin ist.
Heute, Jahre später, geht sie ganz anders damit um. Hat dazu gelernt?! Ich denke ja!
Fragt aktiv nach. Will wissen warum und wie. Will auch hier und da sehen was passiert ist um es einschätzen zu können. Was ich sehr schlimm finde, mich unendlich schäme und es nur nach langem zögern schaffe zu zeigen was passiert ist. Heute, nach vielen Jahren Therapie bei ihr, verstehe ich warum sie wie damit umgeht. Die Borderline-Diagnose ist vom Tisch und wir arbeiten heute hart daran.
Die Selbstverletzungen entstehen nur in großer Not. Dann aber auch massiv. So wird es zumindest von aussen benannt. Ich seh das anders. Aber egal.
Meine Thera informiere ich heute darüber wenn es passiert ist. Das gehört zu unserem Abkommen (Vertrag). Ich weiß aber, dass ich nichts zu befürchten habe, sie deshalb keine Schritte unternehmen wird, die ich nicht absegne. Aber, wir sprechen darüber! Und ich erlebe sie nicht mehr so wie vor 5 JAhren. Da ist sie abgeklärter geworden! Und auch bestimmter. Zu recht und mir zum Vorteil!
Was ich allerdings nie gemacht oder provoziert habe ist, dass ich mit einem dick (selbstverbundenem) Arm bei meiner Thera gesessen habe.
Ich habe immer peinlichst genau darauf geachtet, dass niemand etwas ahnen kann.
Sobald Du dir den Arm so dick verwickelst, dass es trotz langer Kleidung auffällt, hast Du es darauf ja auch angelegt, oder? Dann wolltest Du doch, dass es gesehen und besprochen wird (quasi als Krücke falls du es selbst nicht schaffst?) oder? Das sieht und merkt ja auch Dein Thera. Doof wird er ja nicht sein
Ich hab nach vielen Verletztungen in der Notaufnahme mit vielen Nähten und Verbänden bei meiner Thera gesesssen, im Longsleeve und sie hätte nichts sehen können wenn ich ich nicht ehrlich gewesen wäre. Also überleg Dir doch bitte was Du willst und bezweckst. Als Krankenschwester hast Du doch alle Möglichleiten alles zu vertusschen, wenn du es wollen würdest!
Bitte Deinen Therapeuten um einen Austausch, dass er ein Gegenüber für Dich ist. Auch wenn es kein schönes Thema ist, er muss sich damit auseinandersetzen!
Zur Not, schreib ihm. Mach ich auch, wenn ich weiß, dass ich Dinge nicht ausprechen kann.
Liebe GRüße und viel ERfolg!
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)