Montana hat geschrieben: Do., 28.02.2019, 08:55
Ein Problem ist, dass ich an Gewalttätigkeit durch ihn direkt keine Erinnerungen habe. Gar keine. Meine Schwester aber, die hat welche die mich betreffen. Ich habe eigentlich nicht den allergeringsten Grund, ihr nicht zu glauben. Wir waren immer zusammen, wir sind gemeinsam geflohen. Wir müssen gute Gründe dafür gehabt haben. Aber ich habe nur Indizien. Ganz viele. Aber eben nicht mehr. Ich wäre doch eine Lügnerin?
Warum wärst du eine Lügnerin? Du sollst ja nichts erfinden, was du nicht weißt, ich denke dass es vielleicht darum gehen könnte, zu schauen was du selbst weißt und was dir deine Schwester erzählt hat und vor allem, was es mit dir macht, dass da offensichtlich was Schlimmes passiert ist, woran du dich nicht erinnern kannst. Das führt ja sicher bei dir auch zu starker Verunsicherung, dass es da Dinge gibt, von denen du weißt, dass sie passiert sind, die du aber nicht erinnerst und die daher auch für dich gedanklich nicht zugänglich und kontrollierbar sind. Es ist ja nicht so dass der Therapeut sensationslüstern darauf aus ist, möglichst viele Details geschildert zu bekommen, sondern eher darum die fragmentierten Teile der Erinnerung, die Symptome machen, wieder zu einer "normalen" einheitlichen Erinnerung mit Raum-Zeit-Bezug zusammen zu fügen, die dann auch wie eine "normale" Erinnerung im Gedächtnis abgelegt werden kann und nicht mehr unkontrolliert im Unbewussten rumspringt und Symptome macht, d.h. das darüber reden dient ja nicht dazu, dich zu quälen, sondern zu helfen.
Aber das ist natürlich auch immer eine Abwägung. Wenn du glaubst, dass es dir besser geht, wenn du gar nicht drüber sprichst, ist das doch auch in Ordnung und bedeutet auch nicht, dass du oder der Therapeut dann "versagt" haben, jeder Mensch verarbeitet Erlebnisse anders. Versuche den Druck da raus zu nehmen. Du musst dem Therapeuten gar nix erzählen und von einem Erwartungsdruck dahingehend solltest du dich lösen. Es geht doch allein um dich in der Therapie und nicht um die Wünsche oder Erwartungen deines Therapeuten.