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Di., 06.12.2022, 16:09
Ich hatte heute Morgen ein weiteres Vorgespräch und muss das hier mal etwas verarbeiten und gerne andere Meinungen dazu hören, weil ich momentan einfach so verunsichert bin und mir selbst nicht so recht traue.
Vom Telefon her war das meine Lieblingsoption, die Therapeutin klang sehr sympathisch und ich bin da sehr hoffnungsfroh, endlich etwas passendes zu finden, hingegangen.
Die erste Frage der Therapeutin nach Betreten des Therapiezimmers war, wieso ich denn bitte eine Maske tragen würde und klang dabei fast entsetzt. Ich war irritiert über diese Frage, weil ich das bisher nur so kenne, dass ich darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich die Maske gerne auch abnehmen darf und finde es jetzt auch nicht fernliegend in einer fremden Praxis, wo ich noch nicht weiß, wie es gehandhabt wird, erstmal mit Maske zu erscheinen.
Nach dieser Eingangsirritation lief das Gespräch erstmal ganz gut. Das Übliche, was ist mein Anliegen, bisschen Problemschilderung. Sie fing dann irgendwann an, mich zu unterbrechen und immer wieder Fragen einzuwerfen, und die Art der Fragen war dazu gedacht, mich ein bisschen aus dem Konzept zu bringen, zu provozieren, mich zum Nachdenken zu bringen. Das war für mich anfangs auch klar einfach als Methode erkennbar und ich fand das daher zunächst unproblematisch. Irgendwann unterbrach sie mich dann mit einem Satz, der mich sehr triggert: "Nein, Sie wollen das ja ganz klar nicht ändern. Denn wenn Sie das wollten, würden Sie es ja tun."
Ich vermute, dass auch dieser Satz dazu gedacht war, mich irgendwie aus der Reserve zu locken, aber an der Stelle war ich das erste Mal raus. Ich meinte zu ihr, dass ich gerade das Gefühl bekäme, dass ich ihr beweisen müsste, dass ich zurecht hier bin und ich mir jetzt vorkomme, als wäre ich in einem Bewerbungsgespräch. Das beantwortete Sie mit "Ja, warum haben Sie denn dieses Gefühl?" und sagte sonst nichts weiter dazu. Ich ließ mich drauf ein, versuchte ihr zu beschreiben, woher dieses Gefühl gerade kommt und sagte dann irgendwann auch etwas davon, dass ich mich gerade in die Ecke gedrängt fühle.
Und ab diesem Moment hatte ich den Eindruck, dass sie sich über mich ärgert und nur noch dabei war, sich zu verteidigen. Sie meinte nämlich daraufhin: "Das ist jetzt aber schon unfair sowas zu sagen. Sie machen mich damit ja zum Täter. Das ist ja nicht ohne, zu behaupten, ich würde Sie in die Ecke drängen, nur weil ich mich nicht auf Ihre Strategie einlasse. Ich bin Ihnen nur nicht dahin gefolgt, wo Sie gerne hin wollen." Ich meinte: "Nee, das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, ich FÜHLE mich in die Ecke gedrängt, nicht, dass Sie es tun. Ich denk, dass schon eher mein eigener Film." Thera: "Naja, aber Sie beziehen sich da nicht drauf. Sie könnten ja auch sagen 'Das ist ja interessant, jetzt fühl ich mich fast wie in die Ecke gedrängt, aber eigentlich drängen Sie mich ja nirgends hin, sondern Sie folgen mir nur nicht dahin, wo ich gerne hin will.'" Sie hat an der Stelle noch ein bisschen weiter geredet, ich habe es als "Auf-Mich-Einreden" empfunden. Am Ende habe ich mich sagen hören "Stimmt, Sie haben Recht. Sie drängen mich nicht in die Ecke, das bin ich alles selbst."
Ich wollte nur noch, dass diese Situation endet und ich da irgendwie wieder raus komme. Ich kann rückblickend leider nicht sagen, ob diese Dinge nur so bei mir ankamen, weil ich sowieso schon getriggert war oder ob das tatsächlich die Atmosphäre im Raum war. Sie hat auch danach noch weiter gemacht, mir - wie ich finde - sehr scharf provozierende Fragen zu stellen, in sehr schneller Folge. Ich kam mir danach vor, wie nach einem Schleudergang. Ich meinte irgendwann zu ihr, dass ich dazu jetzt nichts weiter sagen kann und das erstmal auf mich wirken lassen muss. Dann hat sie noch ein paar biographische Dinge abgefragt, mir was zu ihren Gruppen erzählt und dann kam am Ende nochmal eine schwierige Note:
Ich hatte erwähnt, dass das bei ihr nicht mein einziges Vorgespräch ist. Sie meinte abschließend, dass Sie mir jetzt erstmal keinen weiteren Termin anbieten möchte, weil sie sich jetzt nicht in mein Casting einreihen möchte. Sie findet das sehr befremdlich und sie als Therapeutin würde sich sich ja auch nicht erst 5 Patienten anschauen und dann entscheiden, welchen davon sie nimmt. Wenn ich eine Entscheidung für sie getroffen hätte, dann könnte ich mich gerne wieder bei ihr melden.
Leute, ich bin doch garantiert nicht der einzige Patient, der sich parallel mehrere Therapeuten anschaut, oder!?
Mein Gefühl sagt mir ganz klar: Halt dich fern von dieser Frau! Andererseits denke ich, dass es vielleicht gerade gut sein könnte mit ihr, denn eines muss man ihr lassen: Sie hat geschafft, was mein ehemaliger Thera in 5 Jahren nicht geschafft hat - mich während der Sitzung zum Weinen gebracht... Und es hat ja auch offensichtlich im Nachgang einiges in mir emotional aufgewühlt.