Mein Therapeut hat meine Email ignoriert - mir geht es schlecht
Mein Therapeut hat meine Email ignoriert - mir geht es schlecht
Hallo, ich erhoffe mir etwas Input von anderen, um meine Gedankengänge zu ordnen.
Ein paar Eckdaten: Ich habe eine komplexe Traumafolgestörung, bin seit knapp 6 Jahren bei meinem momentanen Therapeuten. Davor hatte ich eine analytische Therapie, die letztendlich schiefging, mit übler Verstrickung seitens des Therapeutens.
Meine momentane Therapie lief bisher gut, wir hatten hier und da einmal kleinere Konflikte aber nichts größeres.
Seit Monaten kommen immer mehr Dinge aus der Vergangenheit hoch und machen die Sitzungen sehr sehr anstrengend für mich.
Mein Therapeut arbeitet mit inneren Anteilen (ich bin nicht multipel).
In der letzten Zeit habe ich allerdings öfter keine Verbindung zu ihm gespürt, ich habe keinerlei Objektkonstanz und verliere ihn zwischen den Sitzungen recht schnell. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass er sich recht kühl und distanziert verhält. Er bestreitet das auf Anfrage meinerseits.
In der vorletzten Sitzung hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, er würde anfangen MICH zu sehen und ich könnte ihm endlich die "Vertrauensfrage" stellen, ob er mit mir gehen würde, mich so sehen wie ich bin, ganz ohne mich dabei erziehen zu wollen oder Forderungen zu stellen. Zur Erklärung, er neigt dazu, immer zwischen Anteilen und "der Erwachsenen" hin und her zu springen, was mir überhaupt nicht liegt weil es mich jedesmal aus dem Gefühlsflow reisst, das habe ich ihm auch schon oft so gesagt.
Er ist der Meinung, dass "die Erwachsene" Resourcen hat und ich mir so selber helfen kann. In der Theorie mag das evt so sein, in meiner Realität jedoch habe ich mich mein ganzes Leben lang schon selber versorgen müssen aus reiner Not und nicht aus irgendeiner Selbstliebe heraus und bin so unglaublich verbittert darüber, dass mir keiner helfen will und ich alles selbst machen muss.
Diesen Dienstag schlug ich voller Erwartung auf und wollte mich trauen, ihm eben diese Frage zu stellen. Leider ging das Ganze gleich am Anfang komplett schief, als ich ihm einen Gedanken von mir erzählte schlug er gleich zurück mit aber das wäre doch in der Vergangenheit liegen und nicht in der Gegenwart. Ich habe mich komplett abgebügelt gefühlt und wieder einmal nicht ernst genommen und daraufhin dichtgemacht, ich konnte einfach nicht mehr wirklich was sagen. Die Stunde war eine Katastrophe.
Einen Tag später habe ich mir ein Herz genommen und versucht, ihm per Email kurz zu sagen, was ich eigentlich wollte und wie schlimm diese Stunde war. Darauf kam eine durchaus nette Antwort zurück, jedoch war er der Meinung, es täte ihm leid wenn er mich verletzt hätte. Das mochte ich so nicht stehenlassen, denn tatsächlich hat mir seine Reaktion das Herz gebrochen und mein Vertrauen erschüttert.
Er antwortete noch einmal und meinte, sowas lässt sich nicht per Email klären (verstehe ich total!) und dann kam der Satz der mich noch mehr in Panik versetzt hat. Er schrieb wir könnten in der nächsten Stunde schauen inwiefern er mich unterstützen kann oder ob andere Wege besser wären. Ich habe massivste Verlustängste und der letzte Teil hat mich komplett weggerissen. Ich habe ihm noch mal geschrieben und gebeten mir zu sagen, ob er mich loswerden will. Darauf kam keine Reaktion mehr.
Ich bin seitdem in einem Dauerflashback gefangen für den ich keine Resourcen habe und ihm dann noch mal geschrieben was für eine Panik ich schiebe. Darauf kam dann ueber 24 Std später endlich eine Antwort, dass er mich absichtlich und bewusst ignoriert hat, weil Themen besprechen in einer Email eben schwer machbar ist.
Zum besseren Verständnis, ich hatte nie vor, mehr als eine Mail zu schreiben, ich weiss sehr gut wie er darüber denkt und als gebranntes Kind was das angeht bemühe ich mich, notwendige Mails kurz und knapp zu schreiben. Auch ich bin der Meinung, dass sich solche Dinge nicht so klären lassen, mir ging es nur darum, mich mitzuteilen solange die Gefühle noch greifbar waren für mich. Meine nächste Sitzung ist erst in 2 Wochen. Das er sich dann mehr als unglücklich ausgedrückt hat konnte ich ja nicht ahnen.
Leider hat mich das Wissen, dass er mich absichtlich ignoriert hat, obwohl ich sehr klar schrieb was für eine Angst ich habe jetzt komplett fertiggemacht. An sich wäre das für mich ein Abbruchgrund, weil ich auf so einer Basis nicht zusammenarbeiten kann und möchte. Ich reagiere sehr allergisch auf Leute, die mich erziehen wollen. Leider habe ich aufgrund meiner Verlustängste aber eine starke Neigung, in destruktiven Beziehungen zu bleiben, weil meine Angst vorm verlassenwerden größer ist.
Meine Gedanken gehen rund und rund, meine Gefühle fahren Achterbahn und ich sehe nicht mehr klar. Ich brauche meist Input von außen um Dinge für mich sehen zu können und würde mich freuen, wenn sich jemand die Mühe macht und seine Gedanken teilt. Ich weiss nicht ob ich "falsch" bin oder überreagiere oder ob mein Therapeut sich unterirdisch verhalten hat.
Vielen Dank fürs Lesen, sorry für die Romanlänge.
Ein paar Eckdaten: Ich habe eine komplexe Traumafolgestörung, bin seit knapp 6 Jahren bei meinem momentanen Therapeuten. Davor hatte ich eine analytische Therapie, die letztendlich schiefging, mit übler Verstrickung seitens des Therapeutens.
Meine momentane Therapie lief bisher gut, wir hatten hier und da einmal kleinere Konflikte aber nichts größeres.
Seit Monaten kommen immer mehr Dinge aus der Vergangenheit hoch und machen die Sitzungen sehr sehr anstrengend für mich.
Mein Therapeut arbeitet mit inneren Anteilen (ich bin nicht multipel).
In der letzten Zeit habe ich allerdings öfter keine Verbindung zu ihm gespürt, ich habe keinerlei Objektkonstanz und verliere ihn zwischen den Sitzungen recht schnell. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass er sich recht kühl und distanziert verhält. Er bestreitet das auf Anfrage meinerseits.
In der vorletzten Sitzung hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, er würde anfangen MICH zu sehen und ich könnte ihm endlich die "Vertrauensfrage" stellen, ob er mit mir gehen würde, mich so sehen wie ich bin, ganz ohne mich dabei erziehen zu wollen oder Forderungen zu stellen. Zur Erklärung, er neigt dazu, immer zwischen Anteilen und "der Erwachsenen" hin und her zu springen, was mir überhaupt nicht liegt weil es mich jedesmal aus dem Gefühlsflow reisst, das habe ich ihm auch schon oft so gesagt.
Er ist der Meinung, dass "die Erwachsene" Resourcen hat und ich mir so selber helfen kann. In der Theorie mag das evt so sein, in meiner Realität jedoch habe ich mich mein ganzes Leben lang schon selber versorgen müssen aus reiner Not und nicht aus irgendeiner Selbstliebe heraus und bin so unglaublich verbittert darüber, dass mir keiner helfen will und ich alles selbst machen muss.
Diesen Dienstag schlug ich voller Erwartung auf und wollte mich trauen, ihm eben diese Frage zu stellen. Leider ging das Ganze gleich am Anfang komplett schief, als ich ihm einen Gedanken von mir erzählte schlug er gleich zurück mit aber das wäre doch in der Vergangenheit liegen und nicht in der Gegenwart. Ich habe mich komplett abgebügelt gefühlt und wieder einmal nicht ernst genommen und daraufhin dichtgemacht, ich konnte einfach nicht mehr wirklich was sagen. Die Stunde war eine Katastrophe.
Einen Tag später habe ich mir ein Herz genommen und versucht, ihm per Email kurz zu sagen, was ich eigentlich wollte und wie schlimm diese Stunde war. Darauf kam eine durchaus nette Antwort zurück, jedoch war er der Meinung, es täte ihm leid wenn er mich verletzt hätte. Das mochte ich so nicht stehenlassen, denn tatsächlich hat mir seine Reaktion das Herz gebrochen und mein Vertrauen erschüttert.
Er antwortete noch einmal und meinte, sowas lässt sich nicht per Email klären (verstehe ich total!) und dann kam der Satz der mich noch mehr in Panik versetzt hat. Er schrieb wir könnten in der nächsten Stunde schauen inwiefern er mich unterstützen kann oder ob andere Wege besser wären. Ich habe massivste Verlustängste und der letzte Teil hat mich komplett weggerissen. Ich habe ihm noch mal geschrieben und gebeten mir zu sagen, ob er mich loswerden will. Darauf kam keine Reaktion mehr.
Ich bin seitdem in einem Dauerflashback gefangen für den ich keine Resourcen habe und ihm dann noch mal geschrieben was für eine Panik ich schiebe. Darauf kam dann ueber 24 Std später endlich eine Antwort, dass er mich absichtlich und bewusst ignoriert hat, weil Themen besprechen in einer Email eben schwer machbar ist.
Zum besseren Verständnis, ich hatte nie vor, mehr als eine Mail zu schreiben, ich weiss sehr gut wie er darüber denkt und als gebranntes Kind was das angeht bemühe ich mich, notwendige Mails kurz und knapp zu schreiben. Auch ich bin der Meinung, dass sich solche Dinge nicht so klären lassen, mir ging es nur darum, mich mitzuteilen solange die Gefühle noch greifbar waren für mich. Meine nächste Sitzung ist erst in 2 Wochen. Das er sich dann mehr als unglücklich ausgedrückt hat konnte ich ja nicht ahnen.
Leider hat mich das Wissen, dass er mich absichtlich ignoriert hat, obwohl ich sehr klar schrieb was für eine Angst ich habe jetzt komplett fertiggemacht. An sich wäre das für mich ein Abbruchgrund, weil ich auf so einer Basis nicht zusammenarbeiten kann und möchte. Ich reagiere sehr allergisch auf Leute, die mich erziehen wollen. Leider habe ich aufgrund meiner Verlustängste aber eine starke Neigung, in destruktiven Beziehungen zu bleiben, weil meine Angst vorm verlassenwerden größer ist.
Meine Gedanken gehen rund und rund, meine Gefühle fahren Achterbahn und ich sehe nicht mehr klar. Ich brauche meist Input von außen um Dinge für mich sehen zu können und würde mich freuen, wenn sich jemand die Mühe macht und seine Gedanken teilt. Ich weiss nicht ob ich "falsch" bin oder überreagiere oder ob mein Therapeut sich unterirdisch verhalten hat.
Vielen Dank fürs Lesen, sorry für die Romanlänge.
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Das Problem ist einfach, dass Emails dafür nicht funktionieren. Egal was er geschrieben hätte, es wäre auf jeden Fall schiefgegangen. Eigentlich weiß er das und antwortet normalerweise gar nicht. Nun hat er aber geantwortet, weil er deine Not gespürt hat, und hat es damit ohne Absicht noch schlimmer gemacht. Da kommt man mit noch mehr Emails aber nicht raus. Du könntest versuchen ein Telefongespräch zu führen, aber wenn du schon ahnst, dass ein kurzer Kontakt nicht reichen würde, dann lass es lieber. Warte bis zum nächsten Termin.
Also letztendlich ist doch so einfach das Leben: Niemand kann einem helfen, nur man selbst und man muss immer alles allein machen. So sehe ich es. Wer sollte mir denn helfen? Ich bin einer erwachsener Mensch. Deshalb verstehe ich nicht ganz, was du meinst. Therapie kann dich ein wenig dabe unterstützen dabei dir selbst zu helfen. Mehr nicht. Freunde können unterstützen. Aber machen muss man alles selbst.Lindby hat geschrieben: Sa., 18.10.2025, 13:12 n seit knapp 6 Jahren bei meinem momentanen Therapeuten.
(...)
Er ist der Meinung, dass "die Erwachsene" Resourcen hat und ich mir so selber helfen kann. In der Theorie mag das evt so sein, in meiner Realität jedoch habe ich mich mein ganzes Leben lang schon selber versorgen müssen aus reiner Not und nicht aus irgendeiner Selbstliebe heraus und bin so unglaublich verbittert darüber, dass mir keiner helfen will und ich alles selbst machen muss.
Ich denke kindliche Anteile sind manchmal einfach nicht so hilfreich. Klar, für ein Kind ist es lebensbedrohlich allein gelassen zu werden. Da sind die Emotionen angemessen. Aber du bist erwachsen. Und wenn du jetzt allein gelassen wirst, wirst du nicht verhungern, nicht sterben. Auch wen es sich so anfühlt. Du bist ein erwachsener Menschen, der selbst für sich Sorgen kann.
Und du bist jetzt seit 6 Jahren da: was hat dir bisher konkret geholfen? Und welche konkreten Therapieziele hast du den jetzt überhaupt noch nach diese Jahren dort?
Das mit der E-Mail verstehe ich total. Mir würde es genauso gehen. Das einzige, was dir helfen wird ist dich so gut es geht abzulenken und gut für dich zu Sorgen.
Hast du etwas in der Therapie gelernt, wie du dir in solchen Situationen helfen und dich selbst unterstützen kannst?
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
Virginia Woolf
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Inner_hero
- sporadischer Gast

, 40 - Beiträge: 25
Hallo, ich glaube, es ist hier zu einer Schlüsselsituation gekommen und er reagiert (ohne böse Absicht) hier "tragisch folgerichtig", indem er sagt: "Wäre jetzt gut, erwachsen zu reagieren" während du sagst "Endlich kann ich mir erlauben, kindlich und bedürftig zu sein".
Das sollte, so direkt und klar, wie es dir möglich ist, thematisiert werden. Da diese Person ein Therapeut ist, mit dem es dir sechs Jahre lang gelungen ist, zusammenzuarbeiten, sehe ich eine Kurskorrektur als gut möglich an. Man könnte sich zB darauf einigen, noch mehr Zeit für das "innere Kind" zu reservieren, bevor man den "Erwachsenen" überfordert. Mehr an der Basis zu arbeiten.
Ich verstehe sehr gut, was dich so trifft an der Situation. Er denkt möglicherweise, du seist "weiter", während du ein noch instabiles Fundament spürst und da nochmal hinmöchtest. Das Reifeste und Konstruktivste, das du hier tun kannst, ist m.E. so etwas wie der Anwalt dieses Bedürfnisses zu sein. Das kann man so, finde ich,thematisieren im Gespräch.
Liebe Grüße
Das sollte, so direkt und klar, wie es dir möglich ist, thematisiert werden. Da diese Person ein Therapeut ist, mit dem es dir sechs Jahre lang gelungen ist, zusammenzuarbeiten, sehe ich eine Kurskorrektur als gut möglich an. Man könnte sich zB darauf einigen, noch mehr Zeit für das "innere Kind" zu reservieren, bevor man den "Erwachsenen" überfordert. Mehr an der Basis zu arbeiten.
Ich verstehe sehr gut, was dich so trifft an der Situation. Er denkt möglicherweise, du seist "weiter", während du ein noch instabiles Fundament spürst und da nochmal hinmöchtest. Das Reifeste und Konstruktivste, das du hier tun kannst, ist m.E. so etwas wie der Anwalt dieses Bedürfnisses zu sein. Das kann man so, finde ich,thematisieren im Gespräch.
Liebe Grüße
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Inner_Hero, ich danke dir sehr für deinen Beitrag, du hast zu 100% den richtigen Nerv getroffen und ich fühle mich sehr gesehen. Danke.
Dein Vorschlag als Anwalt oder Advocate tätig zu werden spricht mich an, er klingt irgendwie ein wenig liebevoll und weniger streng und hart.
Ich denke, das Problem liegt darin, dass mein Therapeut mir zumindest im Moment nicht mehr wirklich zuhört oder wirklich hören will, was ich ihm schon oft genug gesagt habe. Er besteht darauf, dass ich "eine Erwachsene" zu haben habe, die fähig ist und alles kann, inkusive mich liebevoll um mich zu kümmern. Ich fühle mich komplett mit dem Konzept überfordert, denn ich habe seine Version des Erwachsenen einfach nicht in mir. Meine Erwachsene ist zwar fähig, aber auch relativ unempathisch, kalt, streng, wertend und unerbittlich. Kaum eine Person an die man sich wenden mag. Sie dürfte aus der Not entstanden sein, damit ich nicht komplett untergehe.
Er lässt mich schon recht lange mit allem ziemlich alleine und gibt mir nicht wirklich etwas an die Hand, obwohl ich ihn schon etlich Male darum gebeten habe. Seine Erwartung scheint zu sein, dass ich mir gefälligst zuhören soll und gleichzeitig mich zu kümmern habe. Das ist aber einfach nicht meine reale Welt.
Es gab mal eine Zeit wo ich das Gefühl hatte, er validiert was ich sage, ohne Gegenleistung, ohne was zu fordern. Das Gefühl hatte ich schon sehr lange nicht mehr, wenn ich so recht darüber nachdenke.
Seine "Zuwendung" bedeutet für mich, etwas leisten zu müssen, als Gegenleistung. Die absolute Ironie ist mir gestern klargeworden. Eigentlich wollte ich ihn bitten mit mir zu gehen in dem er NICHTS macht, keine zerren an mir, keine Erwartungen, keine Forderungen, kein verurteilen. Ich möchte ein einziges Mal in meinem Leben einfach sein dürfen. Die Gedanken begleiten mich schon seit 2019, habe ich in alten Aufzeichungen gesehen, schon ein vorheriger Therapeut hat das nie geschafft, nicht an mir zu zerren. Für mich wäre es eine Erleichterung, einfach mal nichts tun zu müssen.
Ich weiss nicht, wie es weitergehen wird, soll oder kann. Sein Mangel an Reaktion war so unfassbar kaltschnäuzig und hartherzig und bedeutet eine Gefahr für mich. Er könnte jederzeit wieder zuschlagen.
Pest oder Cholera letztendlich. Entweder ich verschweige ihm das alles aus Angst, dass er mich rauswirft wenn er "mich" wirklich sieht, mit all meinen Bedürfnissen was vermutlich auch nicht lange gutgehen dürfte oder ich zeige ihm mich wie ich bin und riskiere deshalb Ablehnung
So oder so, ich kann mich nicht so zeigen wie ich bin.
Das wird noch eine lange lange Woche bis zum nächsten Termin. Es tut gut, das hier ein bisschen aufschreiben zu können.
Dein Vorschlag als Anwalt oder Advocate tätig zu werden spricht mich an, er klingt irgendwie ein wenig liebevoll und weniger streng und hart.
Ich denke, das Problem liegt darin, dass mein Therapeut mir zumindest im Moment nicht mehr wirklich zuhört oder wirklich hören will, was ich ihm schon oft genug gesagt habe. Er besteht darauf, dass ich "eine Erwachsene" zu haben habe, die fähig ist und alles kann, inkusive mich liebevoll um mich zu kümmern. Ich fühle mich komplett mit dem Konzept überfordert, denn ich habe seine Version des Erwachsenen einfach nicht in mir. Meine Erwachsene ist zwar fähig, aber auch relativ unempathisch, kalt, streng, wertend und unerbittlich. Kaum eine Person an die man sich wenden mag. Sie dürfte aus der Not entstanden sein, damit ich nicht komplett untergehe.
Er lässt mich schon recht lange mit allem ziemlich alleine und gibt mir nicht wirklich etwas an die Hand, obwohl ich ihn schon etlich Male darum gebeten habe. Seine Erwartung scheint zu sein, dass ich mir gefälligst zuhören soll und gleichzeitig mich zu kümmern habe. Das ist aber einfach nicht meine reale Welt.
Es gab mal eine Zeit wo ich das Gefühl hatte, er validiert was ich sage, ohne Gegenleistung, ohne was zu fordern. Das Gefühl hatte ich schon sehr lange nicht mehr, wenn ich so recht darüber nachdenke.
Seine "Zuwendung" bedeutet für mich, etwas leisten zu müssen, als Gegenleistung. Die absolute Ironie ist mir gestern klargeworden. Eigentlich wollte ich ihn bitten mit mir zu gehen in dem er NICHTS macht, keine zerren an mir, keine Erwartungen, keine Forderungen, kein verurteilen. Ich möchte ein einziges Mal in meinem Leben einfach sein dürfen. Die Gedanken begleiten mich schon seit 2019, habe ich in alten Aufzeichungen gesehen, schon ein vorheriger Therapeut hat das nie geschafft, nicht an mir zu zerren. Für mich wäre es eine Erleichterung, einfach mal nichts tun zu müssen.
Ich weiss nicht, wie es weitergehen wird, soll oder kann. Sein Mangel an Reaktion war so unfassbar kaltschnäuzig und hartherzig und bedeutet eine Gefahr für mich. Er könnte jederzeit wieder zuschlagen.
Pest oder Cholera letztendlich. Entweder ich verschweige ihm das alles aus Angst, dass er mich rauswirft wenn er "mich" wirklich sieht, mit all meinen Bedürfnissen was vermutlich auch nicht lange gutgehen dürfte oder ich zeige ihm mich wie ich bin und riskiere deshalb Ablehnung
Das wird noch eine lange lange Woche bis zum nächsten Termin. Es tut gut, das hier ein bisschen aufschreiben zu können.
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DiemitdemHundgeht
- Helferlein

, 25 - Beiträge: 131
Was ist das jetzt für eine Therapie? VT oder TP? Klingt für mich nach TP mit den inneren Anteilen und fehlenden Strategien. 6 Jahre sind eine lange Zeit. Vielleicht wäre es an der Zeit den Kurs zu ändern und eine andere Möglichkeit zu suchen. Ihr scheint ja nicht weiterzukommen.
Du bist seit 6 Jahren bei diesem Therapeuten und das Ergebnis ist, dass du keine Verantwortung als erwachsene Person für dich übernehmen möchtest, sondern Kind bleiben willst ohne Verantwortung für dich selbst
Zumindest hört es sich für mich so an? Ich weiß jetzt nicht, ob das alles gerade so gut läuft? Irgendwie schwingt da eine ungute Abhängigkeit mit, die du halten willst.
Also er wird dich nicht "rausschmeißen" weil du Bedürfnisse hast. Die sind ja normal.
Sondern es ist eher ein Problem, dass du abhängig von ihm bleiben wilst und auch gar kein Bewusstsein dafür hast, dass das ein Problem ist und dir schadet.
Zumindest hört es sich für mich so an? Ich weiß jetzt nicht, ob das alles gerade so gut läuft? Irgendwie schwingt da eine ungute Abhängigkeit mit, die du halten willst.
Also er wird dich nicht "rausschmeißen" weil du Bedürfnisse hast. Die sind ja normal.
Sondern es ist eher ein Problem, dass du abhängig von ihm bleiben wilst und auch gar kein Bewusstsein dafür hast, dass das ein Problem ist und dir schadet.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
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Inner_hero
- sporadischer Gast

, 40 - Beiträge: 25
Es freut mich, dass du meine Antwort als hilfreich erlebst. Habe in meiner Therapie ähnliche Situationen erlebt und wenn es ein Theaterstück wäre, käme es jetzt sozusagen zu seinem Höhepunkt, es ist ein entscheidender Moment aus meiner Sicht.
Von außen betrachtet könnte ich mir vorstellen, dass du verwechselst/missverstehst, was er mit "dem Erwachsenen" meint. Es klingt aus deiner Sicht fast so als wollte er "das Kind" auslöschen und die Fiktion eines völlig autarken Erwachsenen dahin setzen. Ich denke, gemeint ist eher, dem Kind eine hilfreiche Instanz auch in dir beizugesellen. Wirklich autark und autonom sind wir in unserer menschlichen Existenz, solange sie dauert, nicht, und das ist m.E. auch nicht das Ziel der Therapie, eine Pseudo- Unabhängigkeit zu erreichen. Ich könnte mir als Möglichkeit vorstellen, dass dein Therapeut damit zB meint, dass du vor ihm für die Bedürfnisse des Kindes eintrittst, wenn ihr euch wiederseht, dass sozusagen der "Anwalt des Kindes" genug an "Erwachsenem" ist. Du scheinst zu glauben, der Erwachsene sei eine Art "Autarkie-Roboter", der Bedürfnisverleugnung perfektioniert hat. Das halte ich, neben dem bereits Gesagten, für den Kern des Irrtums (neben der Idee, dass er vielleicht deine Fähigkeit, das zu tun, noch überschätzt). Die Tatsache, dass er seit sechs Jahren an deiner Seite ist, spricht mir nicht für eine grausame Person, die dich einfach fallen lässt. Liebe Grüße!
Von außen betrachtet könnte ich mir vorstellen, dass du verwechselst/missverstehst, was er mit "dem Erwachsenen" meint. Es klingt aus deiner Sicht fast so als wollte er "das Kind" auslöschen und die Fiktion eines völlig autarken Erwachsenen dahin setzen. Ich denke, gemeint ist eher, dem Kind eine hilfreiche Instanz auch in dir beizugesellen. Wirklich autark und autonom sind wir in unserer menschlichen Existenz, solange sie dauert, nicht, und das ist m.E. auch nicht das Ziel der Therapie, eine Pseudo- Unabhängigkeit zu erreichen. Ich könnte mir als Möglichkeit vorstellen, dass dein Therapeut damit zB meint, dass du vor ihm für die Bedürfnisse des Kindes eintrittst, wenn ihr euch wiederseht, dass sozusagen der "Anwalt des Kindes" genug an "Erwachsenem" ist. Du scheinst zu glauben, der Erwachsene sei eine Art "Autarkie-Roboter", der Bedürfnisverleugnung perfektioniert hat. Das halte ich, neben dem bereits Gesagten, für den Kern des Irrtums (neben der Idee, dass er vielleicht deine Fähigkeit, das zu tun, noch überschätzt). Die Tatsache, dass er seit sechs Jahren an deiner Seite ist, spricht mir nicht für eine grausame Person, die dich einfach fallen lässt. Liebe Grüße!
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Inner_hero
- sporadischer Gast

, 40 - Beiträge: 25
PS Auch gesunde Erwachsene haben soziale Bedürfnisse, brauchen einander, möchten Freundschaften und Partnerschaften, haben Ängste und Unsicherheiten, Stärken und Schwächen. Von daher finde ich persönlich es ungesund, einen fertig therapierten Patienten mit einer völlig autonomen Person, die stets vorbildlich unabhängig handelt, gleichzusetzen. Das hat etwas Grausames, während um Hilfe bitten zu können eine sehr gesunde Eigenschaft ist.
Mir erscheint es genau umgekehrt. Es hat sechs Jahre gedauert um so weit zu kommen, dass sich die tatsächlich vorhandenen Bedürfnisse zeigen dürfen. Und der Wunsch besteht nun einfach darin, dass das so sein darf. Ohne das jemand (speziell der Therapeut) sagt "Oh Gott, nein, so geht das nicht, das darf nicht sein, stell sofort die Fassade des alles alleine könnenden Erwachsenen wieder hin". Diese Fassade steht bereit und ist im Alltag immer aktiv. Aber es ist eben nur eine Fassade und gefühlt ist die Kompetenz gar nicht vorhanden. Es könnte eine Chance darin liegen, das einfach mal anzuschauen ohne gleich in Aktionismus zu verfallen. Und daraus kann sich dann ergeben, was hilfreich sein könnte. Evtl. ist die gefühlte Kompetenz gar nicht so gering, der Anspruch an sich selbst viel zu hoch, was auch immer. Nur, um da hin zu kommen braucht es das Eingeständnis, dass es eine Fassade gibt. Und die Möglichkeit, dass der Therapeut wahrnimmt was dahinter ist. Wozu beide bereit sein müssen.~~~ hat geschrieben: So., 19.10.2025, 16:25 Du bist seit 6 Jahren bei diesem Therapeuten und das Ergebnis ist, dass du keine Verantwortung als erwachsene Person für dich übernehmen möchtest, sondern Kind bleiben willst ohne Verantwortung für dich selbst
Kann sein. Ich hoffe es. Geht ja nicht darum, wer Recht hat. Alles andere wäre halt nicht so ideal. Würde ich auch denken, wenn es keine Therapie von 6 Jahren gäbe + mind. 1 Therapie davor. Und gar keine Reaktion auf Therapieziele ... etc.keine Ahnung, für mich führt das irgendwie zu nichts und läuft ins Leere, aber kann mich natürlich auch täuschen.Montana hat geschrieben: So., 19.10.2025, 18:11 Mir erscheint es genau umgekehrt. Es hat sechs Jahre gedauert um so weit zu kommen, dass sich die tatsächlich vorhandenen Bedürfnisse zeigen dürfen. Und der Wunsch besteht nun einfach darin, dass das so sein darf.
Lindby hat geschrieben: So., 19.10.2025, 12:26 Die Gedanken begleiten mich schon seit 2019, habe ich in alten Aufzeichungen gesehen, schon ein vorheriger Therapeut hat das nie geschafft, nicht an mir zu zerren.
"You cannot find peace by avoiding life."
Virginia Woolf
Virginia Woolf
Ich kenne halt von mir dieses Gefühl, einfach mal eine Information transportieren zu wollen, ohne dass der Therapeut das gleich als Aufforderung versteht, es "wegzumachen". Das scheint ganz schwer zu sein.
Vielen Dank für euer input. Ich nehme ein paar Anregungen mit über die ich nachdenken werde. Der eine oder andere hat mich tatsächlich so verstanden wie ich bin, das tut unglaublich gut mal ein bisschen gesehen zu werden.
Ich wünsche mir so sehr, dass mein Therapeut mich auch einfach endlich mal sehen wird. Ganz ohne Anforderungen.
Ich wünsche mir so sehr, dass mein Therapeut mich auch einfach endlich mal sehen wird. Ganz ohne Anforderungen.
Lindby ich hatte das ganz gleich. Sehr sehr lange auch die Abhängigkeit. Irgendwann kam der Wunsch in mir auf das für mich zu verändern und nicht nur für ihn damit ich keine Angst haben muss abgelehnt zu werden.
Wie sah die Verstrickung seitens des Therapeuten in der analytischen Therapie aus?
Wie sah die Verstrickung seitens des Therapeuten in der analytischen Therapie aus?
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