Miss_Understood hat geschrieben:Mir sind so ad hoc keine Fetisch-Verhaltensvarianten bekannt bei denen man ANDEREN schadet.
Gothika hat geschrieben:Nicht, wenn sie auf gegenseitig beruhen *g*
Wobei es durchaus oft genug Varianten gibt, wo die Gefahr von Kontrollverlusten existiert.
Ich meinte jetzt "schaden" im Sinne von nicht konsensualen (körperlichen wie psychischen) Schmerz zufügen. In BDSM-Kontext gehört ja die Vereinbarung, der Konsens und die Grenzachtung zum Wichtigsten überhaupt. Dass die Kontrolle dann nicht verloren geht ist dann nach wie vor trotz möglicher unterschiedlicher Statusverteilung eine Verantwortung von beiden(!).
Miss_Understood hat geschrieben:Ich kann mir vorstellen, dass einen eben auch die Lebensumstände solche Impulse nicht mehr so intensiv spüren lassen, diese aber womöglich in anderen Umständen einfach wieder hervorkommen.
Gothika hat geschrieben:Genau das denke ich mir eigentlich auch. Das wäre dann eine Blockade.
Ich finde es interessant, dass du das sofort so negativ betitelst. Ich meine, wenn du das so erlebst, als Blockade, dann mag das für dich stimmig sein. Möglich wäre es ja vielleicht auch das als eine Ebbe & Flut zu betrachten oder gar eine Art positive (sofern eben kein "Leidensdruck", sondern wie mir scheint nur ein "ich wunder mich darüber, dass ...") Chance, wenn ja nun /dieses/ ungewöhnliche/dringende Fetisch/Bedürfnis gerade mal bei seitige getreten ist, als zeichen, dass ja derzeit anderes wichtiger genommen und angegangen werden soll. Oder vermisst du es (das Bedürfnis oder den Fetisch) als Motor selbst?
Miss_Understood hat geschrieben:Ich kann mir aber auch vorstellen, dass - sofern es ein dahinter liegendes Bedürfnis gibt und man das leben kann - sich der Impuls tatsächlich in Luft auflöst.
Gothika hat geschrieben:Das ist meine Furcht. Dass man so lange unter blockierenden Lebensumständen lebt, bis man die Blockade zur "neuen Wahrheit" erhoben hat. Denn woher soll man den Unterschied erkennen?
Vielleicht mal ein anderer ganz unsexueller Vergleich:
Jemand ist depressiv und spürt die Liebe zum Partner nicht mehr, aber auch sonst nichts. Das kann daran liegen, dass keine mehr vorhanden ist oder dass die blockiert ist. Wie soll man den Unterschied erkennen? Dabei ist es doch entscheidend, ob man nun "erst recht" zusammen hält oder sich trennt und vielleicht den größten Fehler seines Lebens macht. Es hängt dabei ja unglaublich viel davon ab, wie man es wertet. Eben je nachdem ob man davon ausgeht, es ist halt im Zuge einer "Reife-Entwicklung" weg oder es ist nur verdrängt.
Das ist ein sehr guter Vergleich. Da müsste man wohl erst mal die Depression, die das "ab/überdeckt" in den Griff bekommen. Da wurde eine schwarze Decke über eine Pflanze gedeckt, die womöglich dadurch zu wenig Licht kriegt und eingeht. Ob die Wurzel abgestorben ist kann man erst sehen wenn ZEIT vergangen ist und die Decke zumindest etwas gelichtet ist. Wenn DU als das gegenüber noch liebt, dann kann man eben auch nur so lange von Ecke zu Ecke der Decke hechten und mal da mal da mal da was lüpfen in der Hoffnung das mindest notwendige Licht an das Pflänzchen zu bringen. Wenn DU aber auch selber kaum noch Kraft hast, dann besteht wohl tatsächlich Gefahr, dass das Pflänzchen stirbt.
Ich schweife gerade ab, weil ich merke, dass mich gerade sehr die Frage interessiert wie sehr es eigene depressive Gedanken (oder die eines Partners) beeinflusst, je nach dem als welches Bild/welche Metapher man eine solche sieht. Denn das scheint wirklich einen Unterschied zu machen!
Aber zurück zu dir: wenn du befürchtest, dass "die Blockade" nun "die NEUE WAHRHEIT" würde, wenn sie wirklich eine neue WAHRHEIT wäre, dann wäre doch nix dabei. Glückwunsch - du hast die Wahrheit gefunden! Sie ist neu? So what! Dann hat wohl nicht nur eine Sublimierung, sondern eine Transformation stattgefunden.
Hast du Angst vor Veränderung? Etwas salopp ausgedrückt: auch schiß spießig zu werden? Weil der Ausdruck deines Äusseren nicht mit deinem inneren Gefühl übereinstimmt? Wie IST denn das jetzige innere Gefühl dazu?
Miss_Understood hat geschrieben:Bestimmte Szenen sind ja - das meine ich jetzt nicht wertend - inzwischen fast eher "Lifestyle" (bi unter Gothics zb) und "man" übernimmt es/probiert es mal wie eine neue Kleidung. Ob es einem passt, wer weiss?
Gothika hat geschrieben:Ich denke, dass kann ich ganz sicher von mir ausschließen. Auch wenn das Arrogant klingen mag, bin ich "diesbezüglich" (dessen, was ich nicht konkret nennen mag) eher so was wie einer der Vorreiter, der entsprechende dämliche "Moden" erst in Gang brachte. Und ich kann definitiv ausschließen, dass ich von anderen beeinflusst wurde.
Habe das jetzt auch eher allgemein-szenig festgestellt, war nicht mal so konkret auf dich gemeint. Ich glaube aufgrund deiner Worte hier und via PM schon etwas Einblick bekommen zu haben in Gothika's (Denk)-Welten.
Miss_Understood hat geschrieben:Ich glaube ein wichtiger Indikator ist auch da einfach der Leidensdruck: wie sehr habe ich den Drang xyz umzusetzen? Geht es mir mies, wenn ich es NICHT mache? Oder ist es mir egal?
Gothika hat geschrieben:Sollte man meinen. Aber wenn man's noch bewusst spürt, dann ist es ja nicht weg. Oder der Vergleich oben: Es gibt mehre Arten und Ursachen, dass es einem etwas egal sein kann, und diese sind bei weiten nicht gleichwertig.
Dir gelingt es doch oft das so gut aufzudröseln. Vielleicht geht das in diesem fall ja auch? Eine Tabelle à la "Ursache a" hätte "Handlung 1" zur Folge "Ursache b" dann "2" usw. ...
Miss_Understood hat geschrieben:wenn du nun wüsstest, dein Ursprungsreiz ist noch vorhanden - wie anders wäre dein Verhalten und deine Bewertung deiner diesbezüglichen Lage als wenn du nun wüsstest, er wäre selbst komplett weg?
Gothika hat geschrieben:Ich würde an mir arbeiten, es wieder ausleben zu können, wieder das wahre, bzw. unverdrängte und unverfälschte an die Oberfläche zu holen, auch wenn ich es heutzutage etwas anderes ausleben würde. Aber letzteres ist drittrangig.
Ah ja. Gut. Ich glaube aber ernsthaft wir reden hier von Taten und Sachen, die man sich noch so sehr zerdenken kann. Es ist glaub ich durchaus schon so wie Oliven essen - man muss es probieren. Sich in diese Situationen begeben.
Gothika hat geschrieben: Im anderen Fall würde ich an mir arbeiten, es endgültig loszulassen. Und das finde ich durchaus wichtig zu unterscheiden. Denn je nachdem handelt es sich entweder um ein Zulassen von Bedürfnissen oder ein noch mehr verstärktes Verdrängen von Bedürfnissen.
Ja. Meinst du, dass es möglich ist, sich durch in solche Situationen zu begeben, das festzustellen und du gerade vielleicht ermangels dieser Möglichkeiten dir da einen Knoten ins Hirn denkst - weil solche Situationen aufzusuchen es ja deshalb und deshalb und deshalb nicht möglich sein könnte?
Miss_Understood hat geschrieben:Aha. Deine Frage ist: Lehne ich einen Teil von mir ab oder ist er einfach nicht mehr da?
Gothika hat geschrieben:Exakt.
Miss_Understood hat geschrieben:Weshalb ist dir das denn wichtig zu wissen?
Gothika hat geschrieben:Weil davon abhängt, wie es weiter geht. Angenommen es ist nur Blockade und/oder Depression, die es als "nicht mehr existent erscheinen" lässt... nun ja, ich möchte nicht aus Versehen die unterschwellige Depression als neue Lebensgefühl deklarieren und kultivieren. Und ich glaube, das geschieht öfters als man denkt.
Hm. Kann ein Aspekt sein wenn es sich eben um Aspekte handelt, bei denen ddurch das Wegfallen der - wie du sagst:
Gothika hat geschrieben: "Abnormität" WENIGER Leidensdruck als vorher.
herrscht.
Gothika hat geschrieben:(...) Also liegt es auf der Hand, es als positive Entwicklung anzusehen.
so bewertet dies die Gesellschaft. Aber wenn dann wieder du
Gothika hat geschrieben:eine riesige innere Taubheit spürt. Ein ganz andere Art von Leidensdruck.
dann denke ich sehr wohl, dass du dich da selber bei
Gothika hat geschrieben: Sublimierung bzw. Verschiebung
erwischt hast.
Also - das was du hier schreibst klingt für mich nach Verdrängung ODER einer Art psychischer gesunder (!) Reaktion die Psychefunktionen erst mal runterzufahren, die JETZT nicht an erster Stelle gebraucht werden und für das Funktionieren essentiell sind. Und danach, dass vielleicht erst mal Geduld angesagt ist bis diese Welle wieder nach dieser Ebbe zur Flut werden darf.
Ich hoffe, ich konnte verständlich machen, was ich meine. Ein sehr sehr spannendes Thema ....
Lieber Gruß,
die Miss.