Was ist sexuelle Sublimation?

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Was ist sexuelle Sublimation?

Beitrag Mi., 19.08.2009, 00:48

Derzeit beschäftigt mich die Frage, ob ausgeprägte sexuelle Neigungen in Richtung "Fetisch" einfach so im Nichts verschwinden können?

Neigungen, die so ausgeprägt waren, dass sie bereits mit Einsetzen der Sexualität (11 / 12) "aus dem Nichts" auftauchten (= ohne äußere Auslöser, ohne irgendwo davon gelesen oder gehört zu haben etc.pp) , intensiv ausgelebt wurden und fester Bestandteil der Ich-Identifikation wurden. Kann das einfach so verschwinden? Mein Verstand sperrt sich dagegen.

Im Zuge eines Telefonat mit einem mehr oder weniger "Psychologie"-Studenten fiel eben mehrmals das Wort Sublimation. So ganz verstanden habe ich den Begriff jedoch nicht.

Es geht ja nicht darum, dass der sexuelle Trieb - der Triebstau des Ex - sich andere Wege sucht, quasi Ersatzbefriedigungen, sondern dass er überhaupt gar nicht mehr spürbar vorhanden ist. Vielleicht sogar in Gegenteil verfällt. Das, was einen vorher angeturnt hat, nun sogar ablehnend empfunden wird.

Was genau ist Sublimation? Was unterscheidet es von "Ersatzbefriedigung"? Und ist es - jener spezielle Trieb - dann wirklich weg? Weg im Sinne von Nicht-Existenz? Wird es nicht zwangsweise früher oder später wieder hochkochen? Oder ist es wirklich möglich, sich völlig um zu orientieren, anders konditionieren, vor allem, wenn es so stark ausgeprägt war? Was ist denn der Unterschied zwischen eine Sublimation und Umkonditionierung?

Und wie geht man damit um? Vermutlich würden viele erst mal "Juchu" schreien, wenn ihr Fetisch einfach so weg wäre. Es sei denn man hat ihn gerne und mit Freuden ausgelebt. Aber geht das überhaupt, dass es wirklich weg ist, oder kann es immer nur eine Selbstlüge (=Sublimation?) sein?

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estelle
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 11:55

http://www.bruehlmeier.info/freud.htm
Mehr kann ich da leider auch nicht zu sagen.
10.13.Sublimation.

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estelle
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 12:24

Hallo Gothika,
also ich kann mir schon vorstellen,dass bei einer Trennung der Fetisch gleich mit "entsorgt" wird,
um in einer neuen Beziehung alles neu gestalten zu können und einfach alte Erinnerungen abzulegen.
Ich halte es für möglich.Violetta.
(Muß allerdings dazu sagen,das ich deine ganze Geschichte,meine damit deinen Blog, nicht gelesen habe und mich in deiner Beziehung nicht auskenne).


yuna
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 12:59

Hallo Gothika!
Wir beschäftigen uns gerade in der Schule mit Freud.
Also wenn ich das richtig verstanden habe versteht man unter Sublimierung die Umwandlung eines (unbefriedigten, von der Gesellschaft nicht anerkannten) Geschlechtstriebes in eine geistige, sozial höher bewertete Leistung.

Hmmm... habe mir jetzt einiges zur Ersatzbefriedigung durchgelesen, kann dir aber nicht erklären was der Unterschied ist... werde mich mal ein bisschen damit beschäftigen.

LG, Yuna

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yuna
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 13:12

Ich habe eine schlüssige Erläuterung zur "Ersatzbefriedigung" entdeckt.

Der Begriff Ersatzbefriedigung sagt bereits, worum es geht. Wir bekommen nicht, was wir ursprünglich wollen, weil es z.B. verboten oder wir nicht wissen, wie wir es bekommen können. Deshalb suchen wir nach einem Ersatz, um unser Bedürfnis zu befriedigen.

Beispiele für eine Ersatzbefriedigung sind z.B.: Wir essen, wenn wir uns langweilen, ungeliebt oder einsam fühlen, um uns besser zu fühlen. Wir essen, wenn wir Verlangen nach einer Zigarette haben, aber nicht rauchen wollen. Wir trinken Alkohol, um weniger schüchtern und unsicher zu sein. Man ist gefrustet und isst eine Tafel Schokolade, um sich etwas Gutes zu tun.


gelesen auf: http://www.lebenshilfe-abc.de/ersatzbefriedigung.html

LG, Yuna


yuna
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 13:28

Puh... Umkonditionierung... diesen Begriff finde ich im Netz häufig, aber auf Hunde-Erziehung bezogen.
Aber ich glaube ich kriege das hin.

Eine Umkonditionierung ist die Korrektur von unerwünschten Verhaltensweisen.

Hmmm... finde ich persönlich noch nicht sehr schlüssig. Hoffe du kannst etwas mit meinen Begriffserklärungen anfangen.

Yuna

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zucker
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 13:58

Ich würde die Begriffe "Ersatzbefriedigung" und "Sublimation" so unterscheiden:

- Ersatzbefriedigung: Ich habe einen Druck, Triebstau, Unlustgefühl, etc. (wie auch immer man es nennen möchte) und anstatt dass ich mich überesse, rauche ich eine Zigarette = beides schlecht

- Sublimation: anstatt, dass ich mich überesse, treibe ich Sport oder male ein Bild oder schreibe eine Gedicht, etc. = der Trieb wird sozusagen umgewandelt in eine "reifere" Form

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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 14:08

Gothika hat geschrieben:Derzeit beschäftigt mich die Frage, ob ausgeprägte sexuelle Neigungen in Richtung "Fetisch" einfach so im Nichts verschwinden können?
Spontan würde ich ganz lapidar ohne Bibliothek im Kopf sagen: ja, klar. Wieso nicht?
Schließlich mag man als Kind ja zb auch Sachen eher nicht essen, die man später einfach mag. Oder umgekehrt.

Da würde man sich ja auch nicht den Kopf drum machen, weshalb ich erst mit Mitte 20 angefangen habe gerne Spinat zu essen. Oder Auberginen. Oder Rosenkohl.

Sexualität und bestimmtes sexuelles Verhalten landet dabei schnell in der neurotischen Schiene - weshalb eigentlich?

Und - Gothika, du mögest es mir verzeihen - auch Wissenschaft ist Sublimierung. Auch genau diese deine Gedanken. Äh - von was genau eigentlich?

Wie sagte Stan Nadolny (ich meine es war in "Netzkarte") so schön: "Wissenschaft tröstet. Denn sie macht den Schmerz zu einem interessanten Fall an dem sich was beweisen lässt."

Was ist denn bei dir in dem konkreten Fall der Unterschied, der den Unterschied macht?

Was wäre anders, wenn du es als Sublimierung verorten könntest im Unterschied zur Ersatzbefriedigung? Deine moralische Bewertung? Das Lassen können - oder umgekehrt - das Wieder aufnehmen können? Oder was ganz anderes?
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Mi., 19.08.2009, 14:30

@all

Hab zwischendurch auch ein wenig gegoogelt, und die Betonung bei der Sublimation scheint in der Tat darauf zu liegen, dass ein Ich-Bedürfnis ("Trieb") in ein kulturell höher angesehenen "ausgelebt" wird. Nur unschlüssig ist dabei für mich, ob das eigentliche Bedürfnis dadurch völlig verschwindet, dem Bewusstsein entschwindet, nicht mal mehr bewusst "getriggert" werden kann und sich vielleicht sogar in sein Gegenteil verwandeln kann?

Wenn ich z.B. aus Langeweile Schokolade esse, bleibt ja die Langeweile erhalten und ist nicht "fort", und ich bleibe doch weitgehenst bewusst, dass mir langweilig ist.

Was den Begriff "Fetisch" angeht, so wird der Begriff ja ziemlich inflatös verwendet für "nicht alltägliche intensive Neigungen." Ein richtiger Fetisch ist meist etwas ganz anderes. Deswegen schreibe ich auch Fetisch in Anführungsstrichen in meinem Fall, obwohl es durchaus über eine "nicht alltägliche Neigung" hinaus geht. Oder besser gesagt ging. Puh. Schwer zu erklären. Ich sag mal so: Darüber gibt es keine Literatur, man kann's also schwer einordnen, was es ist.

Ich denke durchaus auch, dass man mit einer intensiv erlebten Trennung auch ein paar Vorlieben über Bord werfen kann. Glaube aber nicht, dass dies auch für einen "echten Fetisch" gilt. Eben je nachdem, als was man es nun einordnet. Siehe oben. Immerhin hatte ich diese Vorlieben schon mit 11/12, also lange bevor ich den Partner (oder später entsprechende Kreise) kannte, und war es ein sehr großer Teil der Ich-Identifikation. Mag ja sein, dass man "Platz für Neues" schafft, aber ich halte es für bedenklich, wenn man sich ganze Teile des Ich's ambutiert.

Oft liest und hört man von den drastischen Folgen, welche die Verdrängung von sexuellen Neigungen auf die Psyche hat. Und salopp wieder gegeben, dass es früher oder später doch durchbricht, egal was man versucht. Ergo, ist mir natürlich schon essentiell zu wissen, wohin dieser eine Trieb so plötzlich hin ist. Sublimation scheint es zumindest also nicht zu sein, weil es so wie ich das sehe keinerlei höher wertigen Ersatz gibt.

Ach, das ist alles so schwer zu erklären...

Ich versuch's nochmal umzuformulieren in einem etwas anschaulicherem Beispiel: Wenn ein homosexueller Mann sich seine Neigung nicht eingesteht, heiratet und Familie gründet und die Neigung wirklich sublimiert z.b. in den höheren Wert "Familie", wäre er dann quasi von der Neigung geheilt, wäre zufrieden, würde ihm nichts fehlen? Oder wird es zwangsweise negative psychische Folgen haben?

Auf einer Seite über Freud las ich, dass Sublimation nicht direkt zu den Abwehrmechanismen zähle, sinngemäß, so wie ich es verstanden habe, weil ja was Gutes und Erfüllendes dabei heraus käme. Aber provokant gefragt, hieße das dann, dass man von der "Neigung" geheilt sei? Kann ich mir nur schwer vorstellen.

Was mich in dem Zusammenang ebenfalls interessiert: Kann man Transsexualität so erfolgreich sublimieren, dass man trotzdem damit glücklich wird?

LG,
Gothika

@Miss_Understood
Wir haben gleichzeitig gepostet, Antwort folgt noch

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carö
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 14:39

@gothika
Kann man Transsexualität so erfolgreich sublimieren, dass man trotzdem damit glücklich wird?
inwiefern wird denn transsexualität als schädlicher trieb eingestuft...? wieso sollte der "wegsublimiert" werden ? ich halte das für genausowenig sublimierbar.. sublimabel.. äh wie homosexualität.

auch sexualität ansicht "soll" ja nicht sublimiert werden, sondern nur jener teil, der selbst als übermäßig erlebt wird oder als unbeherrscht und leidensverursachend ist.

solange etwas "nur" in der gesellschaftlich nicht anerkannt ist, würde ich daraus noch keinerlei notwendigkeit ableiten, es als schädlichen trieb einzustufen. insofern wüsste ich nicht, was da zu sublimieren wäre.

oder reden wir jetzt aneinander vorbei ?
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Beitrag Mi., 19.08.2009, 15:11

@Miss Understood

Ich glaube, der Vergleich hingt etwas. Ich spreche ja nicht von "gewöhnlichen Vorlieben". Ein paar Ecken weiter gedacht könnte man also nach deiner These auch schlussfolgern, dass Pädophilie oder Homosexualität sich einfach so je nach Geschmack wieder in Luft auflöse? *skeptisch bin*
Sexualität und bestimmtes sexuelles Verhalten landet dabei schnell in der neurotischen Schiene - weshalb eigentlich?
Oft. Ja, das stimmt. Manchmal ist es aber auch angebracht. *zwinker*
Und - Gothika, du mögest es mir verzeihen - auch Wissenschaft ist Sublimierung. Auch genau diese deine Gedanken. Äh - von was genau eigentlich?
Hmm. Ja, das ist doch u.a. eine Kernfrage. Mein vieles Denken und Schreiben (und Tagträumen, Romane schreiben etc.pp) ist definitiv ein Kompensierung meiner momentanen Lebensleere. So weit, so klar. Und weiter?
Was ist denn bei dir in dem konkreten Fall der Unterschied, der den Unterschied macht?
Zwischen der sexuellen Neigung und der Wissenschaft? Ich verstehe die Frage nicht so ganz.
Was wäre anders, wenn du es als Sublimierung verorten könntest im Unterschied zur Ersatzbefriedigung?
Es geht darum, ob bei der Sublimierung noch der Ursprungsreiz vorhanden ist, sozusagen der Auslöser resp. Trigger oder ob er dann verschwindet. Bei der Ersatzbefriedigung ist man sich, so wie ich das verstehe, des eigentlichen Bedürfnisses noch bewusst.
Deine moralische Bewertung? Das Lassen können - oder umgekehrt - das Wieder aufnehmen können? Oder was ganz anderes?
Moralische Bewertungen mögen ein Faktor sein, wenn, dann aber der Geringste von allen.

Das zweite trifft es schon eher: Sich völlig davon entfernen, weil nicht mehr spürbar oder sich dem Ganzen wieder annähern, weil es langfristig für eine gesunde Psyche erforderlich sei, sex. Neigungen auch zuleben. Ich sehe hier ein großes Entweder/Oder. Wenn's einfach nur weg ist, dann sollte ich vorwärts blicken. Wenn aber nur verdrängt, kompensiert, sublimiert oder was auch immer ist, würde man ja gegen sich arbeiten und ein Teil von sich permanent ablehnen.

Was noch sehr, sehr groß mit hinein spielt ist die Ich-Identifikation damit. Ich glaube ja, dass man sich im großen essentiellen Maße mit der eigenen Sexualität identifiziert, auch wenn das oftmals nicht so präsent oder bewusst ist. Aber z.B. bereits die einfachen Fragen nach Heterosexuallaität oder nicht, Monogamie oder nicht hat auf die gesamte Persönlichkeit (Partnerwahl, Beziehungswünsche, Wahl des Umfeldes, Körperliches Wohlgefühl, Vorlieben, Abneigungen) bereits einen großen Einfluss.

@Caro

Wir reden nur in sofern aneinander vorbei, dass ich keine Wertungen abgeben möchte. Verzeih, wenn es so geklungen hat. Es war als wertfreie Beispiele gemeint. Es geht in erster Linie darum, was SUBLIMATION ist und was nicht, was sie bewirken kann, welche Vor- und Nachteile etc.pp.
Im Beispiel: Quasi ob jemand glücklich und gesund werden kann, wenn er z.B. aus gesellschaftlichen Druck oder eigenen Moralvorstellungen seine Transexualität oder Homosexualität "verdrängt". Wenn es auslebbar ist, ist es natürlich kein Problem.

Die Frage ist also, wiederum anders formuliert, ob Sublimation eine ausnahmsweise mal gesunde Form der Verdrängung ist?

LG,
Gothika

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stern
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 15:16

Gothika hat geschrieben:Ich versuch's nochmal umzuformulieren in einem etwas anschaulicherem Beispiel: Wenn ein homosexueller Mann sich seine Neigung nicht eingesteht, heiratet und Familie gründet und die Neigung wirklich sublimiert z.b. in den höheren Wert "Familie", wäre er dann quasi von der Neigung geheilt, wäre zufrieden, würde ihm nichts fehlen? Oder wird es zwangsweise negative psychische Folgen haben?
Zur Sublimation könnte ich im Zweifel auch nur sagen, was ich gerade ergoogled habe. Daher lass' ich das lieber mal, wobei ich das intuitiv ähnlich wie zucker einschätzen würde. Aber das tut nix zur Sache, insbes. nicht zu einer fundierten .

Aber zur obigen Aussage: Ich meine die sexuelle Orientierung (und bei der geht es um Homosexualität, und natürlich auch bei der Bi- und Heterosex.) unterscheidet sich schon von einem Fetisch. Und zwar insbes. insofern, dass die bereits in einem früheren Entwicklungsstadium unveränderlich festgeschrieben ist. Gut, die genauen Ursachen für die sex. Orientierung sind noch nicht sooo erforscht, aber man geht stark davon aus, dass diese durch verschiedene Faktoren determiniert wird. Und u.a. auch eine genetische Komponente eine Rolle spielt (bei einem Fetisch als "Vorliebe" dürfte das eher nicht der Fall sein).

Davon ist natürlich zu unterscheiden, wie man seine Sexualität lebt. So kann klar ein homosexueller Mann heiraten eine Familie gründen und seine Sexualität mit einer Frau leben. Nur geht das irgendwo an seiner "Natur" vorbei... seinen Bedürfnissen behaupte ich mal. Ob's bei allen so ist, weiß ich natürlich nicht, aber die Empfindungen (emotional,sexuell) gegenüber einer Frau dürften sich schon andere sein als einen Mann gegenüber. Als heterosex. orientierter Mensch kann man sich ja mal aus Nachvollziehbarkeitsgründen versuchen vorzustellen, wie sich eine gleichgeschlechtliche Beziehung emotional und sexuell anfühlen könnte. Und so erzählte mir mal jemand, es fehlte immer was, aber ohne sagen zu können, was genau.

Definitiv (zumindest nach den mir bekannten aktuellen Sichtweisen) kriegt niemand seine sex. Orientierung wirklich weg und vermutlich auch seine Bedürfnisse nicht (wobei Sexualität teils, ich meine sogar gröteils sogar als Grundbedürfnis gehandelt wird). Man kann sie bestenfalls "verdrängen"/abwehren/nicht wahr haben wollen (oder meinetwegen auch sublimieren, wobei ich mir wie gesagt mit dem Begriff schwer tue und ihn nicht einordnen kann).

Aber kann man Bedürfnisse dauerhaft unterdrücken? Ich glaube kaum. Und ich glaube, auch durch eine Zölibat (als "höherer Dienst", allerdings wertfrei von mir gesehen) sind die nicht einfach mal "weg". Sondern sie können eben immer mal wieder durchdringen, meine Meinung zumindest. Sie rücken halt eher in den Hintergrund, und werden durch etwas vordergründiges überlagert, das auch Befriedigung verschaffen kann (?). "Heilen" kann man seine sex. Orientierung auch nicht, weil sie keine Krankheit ist. umpolung funktioniert nicht. Bestenfalls können gesundheitliche Folge davon ausgehen, wenn man sie nicht leben kann, man diskrimiert wird oder man Umpolungen anstrebt, etc. Für letzteres gibt es, meine ich, sogar nachgewiesene "Fälle". Dass das zwangsläufig der Fall ist, möchte ich jedoch besser nicht behaupten. Aber ein Vorbeileben an zentralen Bedürfnissen dürfte zumindest gut dafür prädistinieren.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 19.08.2009, 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 15:26

Hallo Stern,

ich danke dir für deine wesentlich präziseren und sachlicheren Worte. Genau so sehe ich das auch.
Man kann es bestenfalls "verdrängen"/abwehren/nicht wahr haben wollen (oder meinetwegen auch sublimieren, wobei ich mir wie gesagt mit dem Begriff schwer tue und in nicht einordnen kann).
Dito. Deswegen das Topic.

Man müsse eben erst mal wissen, ob etwas eine sexuelle Orientierung, ein Fetisch oder "nur" eine Vorliebe war. Ich denke, eine gewöhnliche Vorliebe mag sich wirklich wandeln können. Aber ein Fetisch?
Und ich glaube, auch durch eine Zölibat (als "höherer Dienst", allerdings wertfrei von mir gesehen) sind die nicht einfach mal "weg". Sondern sie können eben immer mal wieder durchdringen, meine Meinung zumindest. Sie rücken halt eher in den Hintergrund, und werden durch etwas vordergründiges überlagert, das auch Befriedigung verschaffen kann (?).
Denke ich mir so spontan auch. Weiß es aber nicht. Das Zöllibat einer wohltätigen Nonne wäre wohl das klassischste Beispiel einer Sublimation, so wie es verstand.
"Heilen" kann man seine sex. Orientierung auch nicht, weil sie keine Krankheit ist.
Pardon, das Wort "heilen" war wirklich sehr unscharf verwendet. Ich meinte es nur im Sinne von "den Leidensdruck von ungelebten Neigungen heilen".
Bestenfalls können gesundheitliche Folge davon ausgehen, wenn man sie nicht leben kann... oder man diskrimiert wird, etc. ... ein Vorbeileben an zentralen Bedürfnissen dürfte zumindest gut dafür prädistinieren.
Sehe ich auch so. Wobei es eben wieder die Grundfrage ist, wie veränderlich welche Form sexuellen Neigungen, Orientierungen, Fetischen etc. sind. Sieht man es als "unveränderlich" gegeben, wäre das Verdrängen egal welcher Art wohl schlecht. Sieht man es als wandelbar, was dann aber eher eine Vorliebe ist, kann es durchaus sein, dass es sich in Luft auflöse.

Hmm. Hmm. Grübel. Grübel. Und studier.

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stern
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 15:55

Gothika hat geschrieben:Sehe ich auch so. Wobei es eben wieder die Grundfrage ist, wie veränderlich welche Form sexuellen Neigungen, Orientierungen, Fetischen etc. sind. Sieht man es als "unveränderlich" gegeben, wäre das Verdrängen egal welcher Art wohl schlecht. Sieht man es als wandelbar, was dann aber eher eine Vorliebe ist, kann es durchaus sein, dass es sich in Luft auflöse.
Gute Frage. Relativ sicher kann ich es nur für die sex. Orientierung sagen. Zumindest geht der jetztige Stand der Wissenschaft hier von einer Unveränderbarkeit aus. Und zwar ein sehr deutlicher mainstream. Es gibt so vereinzelte unseriöse Gruppierungen, die behaupten eine Umpolung sei möglich. Nur gibt es halt keinen einzigen seriösen, ansatzweise haltbaren Beleg dafür... im Gegenteil... dafür nachweislich umso mehr Menschen, die krank durch mehr oder weniger radikale Umpolungsversuche wurden.

Das möchte ich natürlich nicht verallgemeinern! Aber nehmen wir mal den Priester oder einen Mönch, der im Zolibat/enthaltsam lebt: Haben sich in der Geschichte nicht genug durch sex. Missbräuche hervorgetan? Bei denen ging die Sublimination wohl, gelinde gesagt, schief. Ist es Zufall, dass unter denen, die das Zölibat ablegen (müssen - wenn sie kath. Priester werden wollen) doch recht viele homosex. Männer dabei sein sollen? Darf die Kirche natürlich nicht spitz kriegen. Und dazu sah ich mal eine Reportage, wobei die Personen anonymisiert selbst sprachen. Und in der Reportage waren auch einige Anwärter dabei, die ihre Sexualität auch mit einem Mann (heimlich) lebten. Natürlich ist das nicht repräsentativ! Wurde mir auch mal aus "Insiderkreisen" gesagt, was natürlich ebensowenig repräsentativ ist. Aber wären die Bedürfnisse in jedem Fall ganz weg bzw. ""erfolgreich" sublimiert", so gäbe es diese "Fälle" wohl eher nicht.

Aber puh... die Veränderbarkeit eines Fetisch, da kann ich gerade nur spekulieren. Reine Vorlieben (egal welche) dürften wandelbar sein, zumal hier die genetik eher weniger (bis gar nicht) eine Rolle spielt als bei der sex. Orientierung. Aber bei einem Fetisch?
Liebe Grüße
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 17:03

Gothika hat geschrieben:@Miss Understood

Ich glaube, der Vergleich hingt etwas. Ich spreche ja nicht von "gewöhnlichen Vorlieben". Ein paar Ecken weiter gedacht könnte man also nach deiner These auch schlussfolgern, dass Pädophilie oder Homosexualität sich einfach so je nach Geschmack wieder in Luft auflöse? *skeptisch bin*
Was Pädophilie anbelangt weiss ich es nicht. Sind wir uns darüber einig, dass ausgelebte Pädophilie anderen schadet - so unterscheidet sich dies ja darin von ausgelebter Homosexualität. Vor der derart sexuellen Verhaltensvariante steht der mehr oder weniger dringende Impuls. Ich denke, was man beeinflussen/kontrollieren/sublimieren/ersatzbefriedigen kann ist weniger die wie auch immer erklärbare Disposition, vielleicht der Impuls, aber in jedem Fall das Verhalten. Was ich bei Pädophilie auch essentiell empfände, das nebenbei. Mir sind so ad hoc keine Fetisch-Verhaltensvarianten bekannt bei denen man ANDEREN schadet.

Ich kann mir vorstellen, dass einen eben auch die Lebensumstände solche Impulse nicht mehr so intensiv spüren lassen, diese aber womöglich in anderen Umständen einfach wieder hervorkommen. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass - sofern es ein dahinter liegendes Bedürfnis gibt und man das leben kann - sich der Impuls tatsächlich in Luft auflöst.

Gibt es das nicht - und da verorte ich zb meistens auch Bi/Homosexualität oder Transidentität so bleibt ja dann die Frage der Entscheidung wie ich das auslebe. Wie aktiv ich die Umsetzung suche. Wie intensiv ich es glaube leben zu "müssen". Und in welchem Umfeld ich dabei auf welche Resonanz stosse. Bestimmte Szenen sind ja - das meine ich jetzt nicht wertend - inzwischen fast eher "Lifestyle" (bi unter Gothics zb) und "man" übernimmt es/probiert es mal wie eine neue Kleidung. Ob es einem passt, wer weiss?

Ich glaube ein wichtiger Indikator ist auch da einfach der Leidensdruck: wie sehr habe ich den Drang xyz umzusetzen? Geht es mir mies, wenn ich es NICHT mache? Oder ist es mir egal?
Was ist denn bei dir in dem konkreten Fall der Unterschied, der den Unterschied macht?
Gothika hat geschrieben:Zwischen der sexuellen Neigung und der Wissenschaft? Ich verstehe die Frage nicht so ganz.
Was wäre anders, wenn du es als Sublimierung verorten könntest im Unterschied zur Ersatzbefriedigung?
Gothika hat geschrieben:Es geht darum, ob bei der Sublimierung noch der Ursprungsreiz vorhanden ist, sozusagen der Auslöser resp. Trigger oder ob er dann verschwindet. Bei der Ersatzbefriedigung ist man sich, so wie ich das verstehe, des eigentlichen Bedürfnisses noch bewusst.
genau so wie du es hier beantwortest meinte ich meine Frage. Zumindest gibst du die erste Hälfte einer Antwort. Ich frage nun weiter: wenn du nun wüsstest, dein Ursprungsreiz ist noch vorhanden - wie anders wäre dein Verhalten und deine Bewertung deiner diesbezüglichen Lage als wenn du nun wüsstest, er wäre selbst komplett weg?
Deine moralische Bewertung? Das Lassen können - oder umgekehrt - das Wieder aufnehmen können? Oder was ganz anderes?
Gothika hat geschrieben:Moralische Bewertungen mögen ein Faktor sein, wenn, dann aber der Geringste von allen.

Das zweite trifft es schon eher: Sich völlig davon entfernen, weil nicht mehr spürbar oder sich dem Ganzen wieder annähern, weil es langfristig für eine gesunde Psyche erforderlich sei, sex. Neigungen auch zuleben. Ich sehe hier ein großes Entweder/Oder. Wenn's einfach nur weg ist, dann sollte ich vorwärts blicken. Wenn aber nur verdrängt, kompensiert, sublimiert oder was auch immer ist, würde man ja gegen sich arbeiten und ein Teil von sich permanent ablehnen.
Aha. Deine Frage ist: Lehne ich einen Teil von mir ab oder ist er einfach nicht mehr da?
Weshalb ist dir das denn wichtig zu wissen?
Gothika hat geschrieben:Was noch sehr, sehr groß mit hinein spielt ist die Ich-Identifikation damit. Ich glaube ja, dass man sich im großen essentiellen Maße mit der eigenen Sexualität identifiziert, auch wenn das oftmals nicht so präsent oder bewusst ist. Aber z.B. bereits die einfachen Fragen nach Heterosexuallaität oder nicht, Monogamie oder nicht hat auf die gesamte Persönlichkeit (Partnerwahl, Beziehungswünsche, Wahl des Umfeldes, Körperliches Wohlgefühl, Vorlieben, Abneigungen) bereits einen großen Einfluss.
Ja. Und: man ist Mensch. Man hat (zumindest in einem liberalen Land wie Deutschland - von lokalen Schwankungen in der Toleranz mal abgesehen) - in vielerlei Hinsicht die Wahl. Wie man leben will. Kann.

Deshalb:
Gothika hat geschrieben: Im Beispiel: Quasi ob jemand glücklich und gesund werden kann, wenn er z.B. aus gesellschaftlichen Druck oder eigenen Moralvorstellungen seine Transexualität oder Homosexualität "verdrängt".
glaube ich das in so einem Fall eben nicht, dass das "gesund" ist diese "Verdrängung".
Gothika hat geschrieben:Die Frage ist also, wiederum anders formuliert, ob Sublimation eine ausnahmsweise mal gesunde Form der Verdrängung ist?
Wenn ich etwas in der eben erwähnten Definitionsform von "Sublimierung" eben sublimiert HABE, stelle ich mir dann die Frage überhaupt noch? *grübel ...

interessantes Thema, ggf. später mehr ....

denkende Grüße von

der Miss
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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