Reisen gegen psychische Probleme!

Themen und Smalltalk aller Art - Plaudern, Tratschen, Gedanken, Offtopic-Beiträge (sofern Netiquette-verträglich..) und was immer Sie hier austauschen möchten.
Benutzeravatar

Nico
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 62
Beiträge: 11961

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:33

candle. hat geschrieben:
Ich frage mich eher, ob sehr Depressive überhaupt auf die Idee kommen Reisen als heilenden Aspekt zu sehen, weil ich es so erlebe, dass psychisch Erkrankte ja oft nicht mal mehr das Haus verlassen. Und letztlich schleppt man seine Probleme ja auch mit sich, heilt dann Reisen?

candle
Und ich frage mich wo du gelesen hast, dass es hier ausschließlich um s e h r Depressive gehen soll ?

Der TE erlebt es anscheinend anders als du, der getraut sich was.....
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

Werbung

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:35

candle. hat geschrieben:Ich frage mich eher, ob sehr Depressive überhaupt auf die Idee kommen Reisen als heilenden Aspekt zu sehen, weil ich es so erlebe, dass psychisch Erkrankte ja oft nicht mal mehr das Haus verlassen. Und letztlich schleppt man seine Probleme ja auch mit sich, heilt dann Reisen?
Ich denke, das wird individuell verschieden sein. Während so jemand wie ich sehr wohl auf die Idee kommt, und sie ihm auch helfen kann, wird es bei anderen vielleicht weniger gut helfen. Und wer sowieso fast noch nie verreist ist, der wird das auch im Fall einer Depression wahrscheinlich nicht (freiwillig) tun.

Reisen ist da sicher kein universelles Heilmittel, aber in vielen Fällen kann es schon helfen. Bei mir ists zum Beispiel so, dass mir allein folgende Aspekte beim Reisen gut tun:
- viel im Freien sein
- viel Licht/Sonne abbekommen (je nach Jahreszeit/Reiseziel mal mehr, mal weniger)
- anderen Menschen begegnen
- fremde Reize beleben mich, holen mich aus einem seelischen Tief heraus


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4485

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:36

@candle

Ich habe oft gelesen das bei mittleren und schweren Depressionen von einer Reise abgeraten wird. Natürlich gibt es immer Ausnahmen von der Regel.
Es fällt mir auch schwer mir vorzustellen wie ein schwer depressiver Mensch, dem u.U. schon der Weg ins Badezimmer zu viel ist, Reisen unternehmen kann.

Bei leichter Depression oder anderen psychischen Erkrankungen kann das aber durchaus realistisch sein. Es ist nunmal keine Sache des Willens.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15006

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:43

luftikus hat geschrieben: dass mir allein folgende Aspekte beim Reisen gut tun:
- viel im Freien sein
- viel Licht/Sonne abbekommen (je nach Jahreszeit/Reiseziel mal mehr, mal weniger)
- anderen Menschen begegnen
- fremde Reize beleben mich, holen mich aus einem seelischen Tief heraus
Ja, OK, vielleicht liegt mein Mißverstehen daran, dass das für mich einfach zum früheren Leben ohne Erkrankung einfach dazu gehörte- mag sein!
kaja hat geschrieben: Bei leichter Depression oder anderen psychischen Erkrankungen kann das aber durchaus realistisch sein. Es ist nunmal keine Sache des Willens.
Vermutlich kenne ich mich einfach nicht aus, weil ich bisher keine Leichte in einer psychischen Erkrankung erlebt habe.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Werbung


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:52

candle. hat geschrieben: Und letztlich schleppt man seine Probleme ja auch mit sich, heilt dann Reisen?

Naja, man kommt auf andere Gedanken, und bleibt nicht im Tal/im depressiven Sumpf hängen.
Sich auf den Weg zu machen - wenn man es schafft aus dem dunklen Loch herauszukrabbeln - kann nur von Vorteil sein.
Bewegung ist unser Motor! Der Mensch ist nicht dazu geschaffen, dass er nur herumsitzt und herumliegt.

Und von wegen Probleme mitschleppen ....
Wenn man auf dem Weg ist, und das Gehirn einmal ordentlich durchlüftet wird, kommen viele Ideen zur Problemlösung plötzlich von alleine ...
Und viele Probleme lösen sich gar in Luft auf, weil man merkt, dass man sich nur selber ein Problem geschaffen hat ....

Man muss nur mal "aussteigen" aus der Tretmühle .....

Ich weiß aber, dass das für depressive Menschen nicht so leicht ist. Darum: Wenn man es schafft, aus dem dunklen Loch herauszukrabbeln ...
Zuletzt geändert von Feenya am Do., 30.10.2014, 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4485

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:53

@candle

Die Skala von leicht bis schwer richtet sich ja an den Symptomen aus. Wenn du die mal liest siehst du sehr schnell das schwer Depressive eher keine Reisen unternehmen.
After all this time ? Always.

Benutzeravatar

luftikus
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
männlich/male, 50
Beiträge: 1923

Beitrag Do., 30.10.2014, 17:56

Feenya hat geschrieben:Wenn man auf dem Weg ist, und das Gehirn einmal ordentlich durchlüftet wird, kommen viele Ideen zur Problemlösung plötzlich von alleine ...
Und viele Probleme lösen sich gar in Luft auf, weil man merkt, dass man sich selber ein Problem geschaffen hat ....
Bei mir ist es z.B. so: wenn ich längere Zeit nicht verreist bin, dann entstehen in meinem Kopf teilweise Ängste vor allen möglichen Unwägbarkeiten, die mir das Leben eventuell bescheren könnte. Im Lauf der Zeit machen mir dann immer mehr Dinge Angst.

Gehe ich jedoch auf Reisen, dann stelle ich fest: so schlimm ist das Leben da draußen gar nicht. Und mit den Problemen, die mir auf der Reise begegnet sind, bin ich überraschend leicht fertiggeworden. Nach der Rückkehr fühle ich mich selbstsicherer und emotional gestärkt. Die Ängste sind wieder weniger geworden.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15006

Beitrag Do., 30.10.2014, 18:02

Feenya, ich kenne dich nun nicht, auch deine psychischen Probleme nicht, also kann ich nichts zu deinen Antworten sagen, weil ich es doch etwas anders sehe.
kaja hat geschrieben: Wenn du die mal liest siehst du sehr schnell das schwer Depressive eher keine Reisen unternehmen.
Ja danke, ich weiß ja, dass ich mir selber mit dem Kurztrip einen abgekrampft habe, das war nicht einfach, aber ich habe etwas "altes Leben" geschnuppert.

Von daher kann ich mich wirklich hier nicht mit anderen messen. War mein Fehler, sorry!

candle
Now I know how the bunny runs! Bild


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4591

Beitrag Do., 30.10.2014, 18:21

Ich weiß nicht Feenya, wenn es so einfach wäre, warum sponsert die Krankenkasse dann Therapie und nicht den Tauchurlaub in Thailand oder Bergsteigen im Himalaya?
Ich meine, ich erlebe Reisen schon als Kraftquelle. Ich bin dankbar die Möglichkeiten zu haben, sei es eine Radtour durch Deutschland oder eben wirklich Bergsteigen dort wo ARTE uns die schönen Landschaftsbilder zeigt. Es ist großartig und rückt Dinge in eine andere Perspektive. Besonders wenn man eine Zeit im Ausland, wo es viel weniger Annehmlichkeiten als hier gibt, gearbeitet hat. Ich erfahre mich als wirksam.
Aber meine Probleme wegen derer ich depressive und andere Symptome habe (wenn auch in meinem Fall meist ne agitierte Depression, weswegen die Frage des Aktivitätsniveaus nicht so meine ist) hat das Reisen nie etwas geändert. Weil ich ja eben mein Innenleben, meine Einstellung zur Welt, zu Menschen, meine Erinnerungen mitnehme. Ich nehme mich mit.
Heute reise ich bewusst, früher war es schon auch ein weglaufen vor den Problemen hier und in mir, was aber eben nie nachhaltig funktioniert hat. Wie auch? Weil man sich eben mitnimmt.

Und was ich auch festgestellt habe:
Ich habe eine sehr lange und aufwendige Bergtour, also mehrere Wochen, mal mit einer erheblichen depressiven Symptomatik gemacht. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich anfälliger für Fehler war, weil eben doch weniger Konzentration und Fokus da waren. Ich konnte es auch nicht so wirklich genießen, es war eher ein stumpfes abarbeiten der Tagesaufgaben. Ich war aber auch anfälliger für Ängste.
Später dann oder immer noch erinnere ich mich zurück und genieße in der Erinnerung was ich gesehen und erlebt habe. Aber auf der Reise war alles ebenso grau wie zu Hause. Statt dessen war das Gefahrenpotential eben größer.
amor fati


kaja
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 80
Beiträge: 4485

Beitrag Do., 30.10.2014, 18:45

Vielleicht kann man verallgemeinert sagen das Reisen hilft wenn man psychische Befindlichkeitsprobleme hat und einem Reisen gefällt.
Das sind ja normale ups and downs im Leben bei denen etwas Abstand und Erholung oft hilft.

Dann ist man weg von den "richtigen" psychischen Erkrankungen bei denen, für mich, klar ist das es nur Verreisen nicht tut.
After all this time ? Always.


Feenya
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 49
Beiträge: 772

Beitrag Do., 30.10.2014, 19:13

montagne hat geschrieben:Ich weiß nicht Feenya, wenn es so einfach wäre, warum sponsert die Krankenkasse dann Therapie und nicht den Tauchurlaub in Thailand oder Bergsteigen im Himalaya?

Weil der Psychotherapeut für die Krankenkasse billiger kommt, und ein Therapeut (oder Psychiater) dann den Tauchurlaub in Thailand, und Bergsteigen im Himalaya, ... oder doch nur Rad fahren, wandern, pilgern .... als Therapie empfiehlt, wenn er das Gefühl hat, dass das seinem Klienten gut tun würde.


In unserem Fall hat das so ausgesehen: "Sie müssen sich täglich ordentlich auspowern!"
Therapeutisch, im Krankenhaus, angeordnet.

Wie das "Auspowern" dann aussieht, das muss der Patient selber entscheiden.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Do., 30.10.2014, 20:04

Nunja. Immerhin sponsort die Krankenkasse psychomatische Kuren und stationäre Klinikaufenthalte mit entsprechenden Betätigungsmöglichkeiten, wahlweise am Meer, in den Bergen, in der Heide. Oder am See.
Der Patient, der sich nicht einfach was zuteilen lässt, der weiss dann auch von seinem Recht sich einen Klinikort nach eigenem Belieben auszusuchen.

Und wie gesagt, im Jugendbereich gibt es das sowieso. Zum Beispiel als Segeln.

Scheint eben auch nicht so einfach zu sein, dass man sagen kann, das gibt es nicht, das ist hier nur eine Phantasie derer, die das selbst mögen, und irgendwie sowieso gemein.

Ich glaube auch, es hat hier niemand gesagt, dass alleine das Reisen gegen die psychischen Kisten hilft. Aber als Zusatz eben.

Die Pilgeridee ist da auch gar nicht so weit weg von.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Do., 30.10.2014, 20:07

Was ist das? Soziotherapie


"Auf Mallorca den Mond beobachten" - das war der Wunsch von Bernd Uhlendorf*), immer wenn die Rede auf der Deutschen liebste Ferieninsel kam. Nach Mallorca, da wollte er auch mal hin, in der Sonne sitzen, am Strand bummeln, ein Straßencafe besuchen und eben "den Mond beobachten". Doch der Wunsch von Bernd Uhlendorf; den sich jedes Jahr Millionen Touristen erfüllen, schien kaum zu realisieren. Seit vielen Jahren lebt Bernd Uhlendorf im Wohn- und Pflegeheim des Zentrums für Soziale Psychiatrie Rheinblick in Eltville. Doch der Sozialpädagogin Daniela Mies und dem Kunsttherapeuten und Sozialpädagogen Alfred Niedecken ließ der Wunsch ihres Patienten keine Ruhe. Warum sollte ihm nicht möglich sein, was anderen selbstverständlich ist? "Urlaubsreisen für chronisch psychisch Kranke sind bei uns schon lange nichts Besonderes mehr", hebt Gabriela Deutschle, die Leiterin des Wohn- und Pflegeheims des Zentrums für Soziale Psychiatrie Rheinblick des LWV in Eltville, hervor. Nun aber sollte es zum ersten Mal für eine Woche ins Ausland gehen, nach Mallorca eben. Die erste Reisegruppe startete im Herbst vergangenen Jahres, die zweite im Frühjahr dieses Jahres und die dritte wird in wenigen Wochen aufbrechen. Wir berichten von den ersten Erfahrungen
Quelle: http://www.lwv-hessen.de/webcom/show_ar ... r-5/i.html
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 77
Beiträge: 4613

Beitrag Do., 30.10.2014, 20:14

[video][/video]
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


montagne
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 4591

Beitrag Do., 30.10.2014, 20:37

Backpackerurlaub zum Bergsteigen in den Himalaya oder Schnorchelurlaub mit Inselhopping mit 3-4 Tauchtagen sind so etwa 25-30 Therapiesitzungen. So meine Erfahrung. Ist nicht so die Größenordnung, die bei einer ernsthaften Stoerung reicht. Eher wohl bei einer Befindlichkeitsstoerung.

(Ich trau dem Gesundheitssystem viel schlechtes zu, aber man kann davon ausgehen, dass bezahlt wird, was hilft UND effizient sprich kostengünstig ist.)


Denke man sollte da wirklich, wie Kaja sagt, zwischen Befindlichkeitsstoerungen, normalen Phasen der Neuorientierung und psychischen Störungen mit Krankheitswert differenzieren.


Es macht keinen Sinn beides zu vermischen.
Und nen Klinikaufenthalt mit nem Tauchurlaub zu vergleichen ist doch absurd. Ausser dass man paar Wochen seine Wohnung oder sein Haus verlaesst hat das nicht viel gemein.



.
amor fati

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag