Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut
Offenbar bringt mein Erscheinen hier ja einiges an Tumult. Ich würde gerne einen Gedanken rausgreifen.
In einem anderen Thread wurde mir "problematisches Verhalten", "narzisstische Befriedigung eigener Bedürfnisse" und ähnliches diagnostiziert.
Ich persönlich halte sehr viel von der "gewaltfreien Kommunikation" nach Marshall Rosenberg. In seiner Philosophie ist das Geben von "Diagnosen" eine Form von verbaler Gewalt. Gleichzeitig beruht unser KK-System stark auf Diagnosen. Geld für eine Behandlung gibt es nur, wenn erst eine Diagnose gestellt wurde, ein Verhalten also als "krank" beurteilt wurde.
Dies wiedersprich meinem Grundverständnis von therapeutischer Arbeit, wo es eigentlich mehr darum geht, einen wertschätzenden Bezug zu seinen eigenen Anteilen aufzubauen. Mit den ganzen Krankheitskonzepten der Psychotherapie wird dies jedoch erschwert (was nicht heisst, dass es verunmöglicht wird).
Bei einigen Usern ist es offenbar ein grosses Bedürfnis mit Bestimmtheit zu wissen, ob ich ein echter (also so richtig echt echt) Psychotherapeut (in Ausbildung) bin. Meine grosse Frage dabei ist: Für was ist dies wichtig zu wissen?
Habe ich ein persönliches Problem ist mir mal egal, wer mir gegenüber sitzt und wer mir Ratschläge gibt. Wichtig ist für mich, ob sich die Ratschläge hilfreich anfühlen oder stimmig erscheinen (auch wenns schmerzt). Einigen hier drin geht es aber vielmehr um solche Kategorien wie "kompetent" oder "wissenschaftlich". Das ist wohl ein ziemlich autoritäres Denken. Ich frage mich jedoch inwiefern dies vereinbar mit Psychotherapie ist. Oder was ist überhaupt Psychotherapie? Geht es darum, dass man von der Gesellschaft (oder den Experten) als "nicht mehr krank" definiert wird und sich somit das Recht erarbeitet, aus dem neu gewonnen Status des "gesund" andere als "krank" zu definieren?
Oder geht es darum, mit sich selbst und anderen wertschätzender, toleranter umzugehen und sich von äusseren Normen zu emanzipieren?
Für mich trifft sicherlich Letzteres zu. Aber bin ich damit einfach selbst "krank", ein Querulant und brauche Therapie?
Nimmt mich Wunder, was hier so für Meinungen vorherrschen.
(Hinweis Admin: da es im Beitrag eigentlich mehr um die Reflexion der Selbst- und Fremdwahrnehmungen eines Users denn um Psychotherapie an sich geht, wurde dieser Thread wie andere in ähnlichen Fällen auch, in die Plauderecke verschoben und der Threadttitel ergänzt.)
In einem anderen Thread wurde mir "problematisches Verhalten", "narzisstische Befriedigung eigener Bedürfnisse" und ähnliches diagnostiziert.
Ich persönlich halte sehr viel von der "gewaltfreien Kommunikation" nach Marshall Rosenberg. In seiner Philosophie ist das Geben von "Diagnosen" eine Form von verbaler Gewalt. Gleichzeitig beruht unser KK-System stark auf Diagnosen. Geld für eine Behandlung gibt es nur, wenn erst eine Diagnose gestellt wurde, ein Verhalten also als "krank" beurteilt wurde.
Dies wiedersprich meinem Grundverständnis von therapeutischer Arbeit, wo es eigentlich mehr darum geht, einen wertschätzenden Bezug zu seinen eigenen Anteilen aufzubauen. Mit den ganzen Krankheitskonzepten der Psychotherapie wird dies jedoch erschwert (was nicht heisst, dass es verunmöglicht wird).
Bei einigen Usern ist es offenbar ein grosses Bedürfnis mit Bestimmtheit zu wissen, ob ich ein echter (also so richtig echt echt) Psychotherapeut (in Ausbildung) bin. Meine grosse Frage dabei ist: Für was ist dies wichtig zu wissen?
Habe ich ein persönliches Problem ist mir mal egal, wer mir gegenüber sitzt und wer mir Ratschläge gibt. Wichtig ist für mich, ob sich die Ratschläge hilfreich anfühlen oder stimmig erscheinen (auch wenns schmerzt). Einigen hier drin geht es aber vielmehr um solche Kategorien wie "kompetent" oder "wissenschaftlich". Das ist wohl ein ziemlich autoritäres Denken. Ich frage mich jedoch inwiefern dies vereinbar mit Psychotherapie ist. Oder was ist überhaupt Psychotherapie? Geht es darum, dass man von der Gesellschaft (oder den Experten) als "nicht mehr krank" definiert wird und sich somit das Recht erarbeitet, aus dem neu gewonnen Status des "gesund" andere als "krank" zu definieren?
Oder geht es darum, mit sich selbst und anderen wertschätzender, toleranter umzugehen und sich von äusseren Normen zu emanzipieren?
Für mich trifft sicherlich Letzteres zu. Aber bin ich damit einfach selbst "krank", ein Querulant und brauche Therapie?
Nimmt mich Wunder, was hier so für Meinungen vorherrschen.
(Hinweis Admin: da es im Beitrag eigentlich mehr um die Reflexion der Selbst- und Fremdwahrnehmungen eines Users denn um Psychotherapie an sich geht, wurde dieser Thread wie andere in ähnlichen Fällen auch, in die Plauderecke verschoben und der Threadttitel ergänzt.)
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson
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Hm... also ich schreib es für mich so:Habe ich ein persönliches Problem ist mir mal egal, wer mir gegenüber sitzt und wer mir Ratschläge gibt.
Wenn ich in einem med. Forum bin und schreibe: Meine rechte Hand schläft immer wieder ein, was könnte das sein?
Wenn mir dann "Lilie2" oder "Manni" antwortet: "Hast du Rückenprobleme?"
dann wirkt es auf mich anders, als wenn "EinNeurologe" mir schreiben würde: "Hast du Rückenprobleme?"
Ich würde diese beiden Hinweise tatsächlich unterschiedlich bewerten.
Sollte ein "user" mir dann schreiben: "Multiple Sklerose?", würde ich mich informieren.
Sollte "EinNeurologe" mir dieselbe Antwort schreiben, wäre ich zutiefst erschrocken.
Soweit erst mal. Es macht was mit mir, diese Unterscheidung, aber wie genau, ist noch nicht greifbar.
Aber ich will wissen: Warum ist dir eigentlich wichtig gewesen, dich als Therapeut anzumelden, also, erkennbar? Warum nicht "Eule" oder so was? Interessiert mich schon.
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leberblümchen
- [nicht mehr wegzudenken]
![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](./images/ranks/rank_phpbb_5.gif)
, 44 - Beiträge: 6034
Erster Fehler und meiner Meinung nach typisch für deine narzisstische Ader: "Mein Erscheinen bringt einiges an Tumult" - nein, dein Erscheinen ist dabei völlig unerheblich. Es ist nicht dein Erscheinen, sondern es ist die Kombination aus einem Titel, den du zu Unrecht trägst, und deinem Verhalten, das suggerieren soll, dass du in Bezug auf die Themen dieses Forums irgendwie wissender bist als andere User.Offenbar bringt mein Erscheinen hier ja einiges an Tumult.
Und es läuft immer auf dasselbe hinaus: Wenn du dich irgendwie 'ertappt' fühlst, sagst du: "Zählen nicht mehr die inneren Werte wertschätzenden Verhaltens als irgendwelche Titel?" - das sagst ausgerechnet du, der du dich selbst ja offenbar durch ebendiesen Titel definierst.
Es scheint dir sehr wichtig zu sein, dich als Therapeut hier so zu definieren. Vermutlich fehlt dir im beruflichen Alltag da noch die Anerkennung, sodass du sie dir hier holen musst? Du schreibst ja selbst, dass du deiner Meinung nach zu wenig verdienst - das alles passt in dieselbe Schublade: "Na los, bewundert mich!"
Es wird immer Leute geben, die das tun. Aber es gibt eben genauso auch Leute, die das nicht tun. Damit solltest du souverän umgehen können - wenn du denn wirklich Therapeut bist.
nur kurz eine verständnisfrage: seit wann ist problematisches verhalten eine diagnose?
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Lieber Therapeut,
ich freue mich darüber, dass Du einen eigenen Thread aufgemacht hast und ich freue mich ebenfalls über einen konstruktiven Austausch.
Ich denke, um diesen für andere Nutzer nachvollziehbar zu machen, sollte an dieser Stelle erwähnt sein, warum man (ich auch)
anfing Dich zu kritisieren, Dich zu denunzieren und Dich für "nicht echt" zu halten.
Deine kontroverse Sicht auf die Therapie, den Klienten und Dich als Therapeut aber auch als Mensch führte meiner Meinung nach zu Irritation der Threaderstellerin und ging an ihren Bedürfnissen vorbei.
Desweiteren halte ich es wie bereits schon erwähnt für gefährlich sich als Therpeut auszugeben, mit Fachvokabular um sich zu schmeißen und somit für eventuell noch mehr Verwirrung als nötig zu sorgen.
So nun zum eigentlichen Thema, ich persönlich halte es für ebenso abstrus Menschen mit Etiketten zu versehen, um sie dann in störungsspezifische Schubladen zu stecken. Wir wissen beide, dass es die Krankenkasse so möchte, aber ebenso, dass es nur grobe Richtlinien sind.
Die Ethik allein verbietet es einen Menschen zu klassifizieren und die Profis warnen davor einen Menschen durch die störungsspezifische Brille zu betrachten, wenn überhaupt sind sowieso nur Anteile der Persönlichkeit irritiert.
Das Kommunikation durchaus verletzende Auswirkungen haben kann, ist wohl allen Menschen bewusst, da braucht es nicht die Beherrschung der GFK, die ich im übrigen auch kenne.
Auch personenzentrierte Ansätze, die nicht unbedingt auf Marshall Rosenberg aufbauen sehen es so.
Das Ratschläge eigentlich Schläge sind, dürfte Dir auch etwas sagen, oder? Ratschläge sind in einer Psychotherapie auch nur bedingt akzeptiert, aus gutem Grund.
Wertschätzung, Toleranz, Empathie, Güte und ein achtsames Gewahrsein sind doch die Schlüssel sowohl zur gelingenden Kommunikation, als auch zu guter Psychotherapie.
Ein guter Therapeut stellt demnach eine Diagnose, begründet sie, weil er es nun einmal muss, kümmert sich um Psychoeduktaion seitens des Klienten und sieht ansonsten einen Menschen vor sich sitzen.
ich freue mich darüber, dass Du einen eigenen Thread aufgemacht hast und ich freue mich ebenfalls über einen konstruktiven Austausch.
Ich denke, um diesen für andere Nutzer nachvollziehbar zu machen, sollte an dieser Stelle erwähnt sein, warum man (ich auch)
anfing Dich zu kritisieren, Dich zu denunzieren und Dich für "nicht echt" zu halten.
Deine kontroverse Sicht auf die Therapie, den Klienten und Dich als Therapeut aber auch als Mensch führte meiner Meinung nach zu Irritation der Threaderstellerin und ging an ihren Bedürfnissen vorbei.
Desweiteren halte ich es wie bereits schon erwähnt für gefährlich sich als Therpeut auszugeben, mit Fachvokabular um sich zu schmeißen und somit für eventuell noch mehr Verwirrung als nötig zu sorgen.
So nun zum eigentlichen Thema, ich persönlich halte es für ebenso abstrus Menschen mit Etiketten zu versehen, um sie dann in störungsspezifische Schubladen zu stecken. Wir wissen beide, dass es die Krankenkasse so möchte, aber ebenso, dass es nur grobe Richtlinien sind.
Die Ethik allein verbietet es einen Menschen zu klassifizieren und die Profis warnen davor einen Menschen durch die störungsspezifische Brille zu betrachten, wenn überhaupt sind sowieso nur Anteile der Persönlichkeit irritiert.
Das Kommunikation durchaus verletzende Auswirkungen haben kann, ist wohl allen Menschen bewusst, da braucht es nicht die Beherrschung der GFK, die ich im übrigen auch kenne.
Auch personenzentrierte Ansätze, die nicht unbedingt auf Marshall Rosenberg aufbauen sehen es so.
Das Ratschläge eigentlich Schläge sind, dürfte Dir auch etwas sagen, oder? Ratschläge sind in einer Psychotherapie auch nur bedingt akzeptiert, aus gutem Grund.
Wertschätzung, Toleranz, Empathie, Güte und ein achtsames Gewahrsein sind doch die Schlüssel sowohl zur gelingenden Kommunikation, als auch zu guter Psychotherapie.
Ein guter Therapeut stellt demnach eine Diagnose, begründet sie, weil er es nun einmal muss, kümmert sich um Psychoeduktaion seitens des Klienten und sieht ansonsten einen Menschen vor sich sitzen.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
Benjamin Disraeli
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
Liebe Leberblümchen,leberblümchen hat geschrieben:Erster Fehler und meiner Meinung nach typisch für deine narzisstische Ader: "Mein Erscheinen bringt einiges an Tumult" - nein, dein Erscheinen ist dabei völlig unerheblich. Es ist nicht dein Erscheinen, sondern es ist die Kombination aus einem Titel, den du zu Unrecht trägst, und deinem Verhalten, das suggerieren soll, dass du in Bezug auf die Themen dieses Forums irgendwie wissender bist als andere User.Offenbar bringt mein Erscheinen hier ja einiges an Tumult.
Und es läuft immer auf dasselbe hinaus: Wenn du dich irgendwie 'ertappt' fühlst, sagst du: "Zählen nicht mehr die inneren Werte wertschätzenden Verhaltens als irgendwelche Titel?" - das sagst ausgerechnet du, der du dich selbst ja offenbar durch ebendiesen Titel definierst.
Es scheint dir sehr wichtig zu sein, dich als Therapeut hier so zu definieren. Vermutlich fehlt dir im beruflichen Alltag da noch die Anerkennung, sodass du sie dir hier holen musst? Du schreibst ja selbst, dass du deiner Meinung nach zu wenig verdienst - das alles passt in dieselbe Schublade: "Na los, bewundert mich!"
Es wird immer Leute geben, die das tun. Aber es gibt eben genauso auch Leute, die das nicht tun. Damit solltest du souverän umgehen können - wenn du denn wirklich Therapeut bist.
"Patient" und "Therapeut" sind Kategorisierungen, die in unserer Gesellschaft im Umgang mit "psychischen Krankheiten" entstehen. Schlussendlich sagt aber auch die Forschung, dass der Grösstteil der Wirksamkeit vom Faktor "Beziehung" abhängt, was immer die Interaktion von zwei Menschen betrifft. Eine Interaktion mit der Besonderheit, das zwei Menschen in den ebengenannten Rollen aufeinandertreffen.
Ich hebe mich von vielen Usern hier ab, indem ich persönliche Erfahrungen in der Rolle des Therapeuten machen konnte. Ich habe auch in persönlichen Beziehungen viel mit Therapeuten zu tun, war auch schon in Institutionen tätig und kenne soweit das Ereignis "Psychotherapie" aus einem anderen Blickwinkel.
Dies heisst nicht, dass ich besser über "psychische Krankheiten" Bescheid weiss, sondern nur das ich es aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann. Ich erwarte nicht, dass ich dafür bewundert werde.
Bezüglich dem Lohn: Ich habe Patienten die leben von Sozialhilfe und leben z.B. in einer grösseren Wohnung als ich. Dies auch wegen meiner momentan hohen Ausgaben für Weiterbildung/Supervision/Selbsterfahrung. Findest Du das gerecht? Ich habe das im Übrigen auch nicht geschrieben, um hier rumzuheulen, sondern auch um den Patienten mal die Rahmendbedingungen klarzumachen, in denen Therapie in dieser Gesellschaft überhaupt stattfinden. Ich erhoffe mir damit mehr Empathie für die Therapeuten, was nach dem aktuellen Wissensstand eigentlich auch zu einer besseren Beziehung und somit auch besserem Therapieerfolg führen sollte. Diese Angaben sind also nicht nur aus egoistischen Motiven heraus legitim.
Mir ist meine Anonymität wichtig, deshalb verzichte ich auch auf das Belegen von meinem Hintergrund. Jeder hat das Recht meine Kompetenz anzuzweifeln. Damit habe ich keine Mühe.
Ich habe in diesem Thread einige Fragen gestellt. Mich würde es interessieren, wie Du dazu stehst.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
Um vielleicht noch einen Punkt klarzumachen:
Mich kotzt das Krankenkassen-System an. Mich kotzt das Ausbildungssystem an. Beide beruhen auf einem autoritären Verständnis zwischen Experten und Lernenden. Dies verunmöglicht eine gleichberechtigte Beziehung schon strukturell, welche ich als wichtige Grundlage für eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Phänomen "psychische Krankheit" erachte. In meiner Sozialisation als Therapeut habe ich zahlreiche grenzüberschreitende Erfahrungen machen müssen von Menschen, zu denen ich strukturell bedingt in einem Abhängigkeitsverhältnis (nämlich zum Erlangen meines Titels) stehe. Vielen anderen Therapeuten geht es auch so (was ich aus persönlichen Beziehungen und teils auch als Literaturstudium weiss. Nur als Beispiel; http://www.marie-faber.de/40992.html).
Schlussendilch geht es also auch um ein politisches Anliegen, also um die Frage was für Rahmenbedingungen wir für Psychotherapie/Psychiatrie haben wollen. Nicht als Therapeuten oder Patienten, sondern auch als Bürger.
Mich kotzt das Krankenkassen-System an. Mich kotzt das Ausbildungssystem an. Beide beruhen auf einem autoritären Verständnis zwischen Experten und Lernenden. Dies verunmöglicht eine gleichberechtigte Beziehung schon strukturell, welche ich als wichtige Grundlage für eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Phänomen "psychische Krankheit" erachte. In meiner Sozialisation als Therapeut habe ich zahlreiche grenzüberschreitende Erfahrungen machen müssen von Menschen, zu denen ich strukturell bedingt in einem Abhängigkeitsverhältnis (nämlich zum Erlangen meines Titels) stehe. Vielen anderen Therapeuten geht es auch so (was ich aus persönlichen Beziehungen und teils auch als Literaturstudium weiss. Nur als Beispiel; http://www.marie-faber.de/40992.html).
Schlussendilch geht es also auch um ein politisches Anliegen, also um die Frage was für Rahmenbedingungen wir für Psychotherapie/Psychiatrie haben wollen. Nicht als Therapeuten oder Patienten, sondern auch als Bürger.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
@nettasch: Es geht schon um die Ettikettierung "problematisch". Schlussendlich gibt es ein alleinstehendes "problematisch" nicht. Jemandem ins Gesicht zu schlagen ist "problematisch" für das Ziel eine gute Beziehung aufzubauen, jedoch total adäquat für das Ziel jemandem Schmerz zuzufügen. Das gleiche gilt eben auch mit Diagnosen.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson
Und das ist ein Punkt, lieber Therapeut, wo mir wirklich die Hutschnur hochgeht. Es ist total egal- und das meine ich, wenn ich von Empathie rede- wie meine momentane Lebenssituation aussieht. Vor mir sitzt ein Mensch, der Hilfe braucht, der sich mir vertrauensvoll anvertraut. Wie vermessen wäre es bitte, wenn ich ihm meine Lebenssituation schildere?EinTherapeut hat geschrieben:
Bezüglich dem Lohn: Ich habe Patienten die leben von Sozialhilfe und leben z.B. in einer grösseren Wohnung als ich.
Ich selbst habe in einer Psychiatrie gearbeitet, ich, die nicht nur ein Alkoholproblem hat, sondern Essstörungen, Beziehungsprobleme und gerade ihr leben gegen die Wand gefahren hat, aufgrund einer malignen Psychotherapie. Das hat NUR etwas mit mir zu tun und meine Patienten in diesem eh schon qualvollen Rahmen mitnichten zu interessieren. Sie suchen Hilfe, Schutz und Aufmerksamkeit, meine Aufmerksamkeit, die sie durch mich erfahren. Wenn ich dazu nicht in der Lage bin, weil ich selber Scheiße fresse, dann muss ich die Konsequenzen ziehen und mich krank schreiben lassen, oder den Beruf wechseln, aber ich DARF sie nicht dazu missbrauchen, Verständnis für mich aufzubringen. Und das meine ich mit Supervision, eigener Therapie. Das ist mein Ding und nur meines. Das hat bei einem Patienten nichts zu suchen, gar nichts.
Soll jemand mich bedauern, der selbst am Boden liegt?
Ist es gerecht dies dem Patienten aufzubürden? Jeder, der sich für diesen Beruf entscheidet, weiß wie teuer die Ausbildung ist, weiß wie widrig die Umstände sind, aber er entscheidet sich aufgrund von intrinsischer Motivation. Kleiner Tipp, die Wirtschaftspsycholgen verdienen mehr!Dies auch wegen meiner momentan hohen Ausgaben für Weiterbildung/Supervision/Selbsterfahrung. Findest Du das gerecht?
Ich habe das im Übrigen auch nicht geschrieben, um hier rumzuheulen, sondern auch um den Patienten mal die Rahmendbedingungen klarzumachen,
Sehr empathisch, der Klient, der gerade einen Missbrauch zu verarbeiten hat, chronisch depressiv ist, gegen die Drogen kämpft oder einen Tod betrauert muss für Deine Situation Verständnis haben?
Sorry, aber da erwartest Du bei WEITEM zu viel......
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
Benjamin Disraeli
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
Ich habe mich noch niemals in einer Psychotherapie über meine persönliche Situation beschwert. Das gehört nicht dorthin. Da bin ich mit Dir völlig einig.
Ich bin sehr offen darüber zu zeigen, das auch ich Probleme habe, aber ich beschränke mich da allein auf Themen, die mich aktuell nicht belasten, ich schon bewältigt habe. Ich würde niemals meinem Patienten gegenüber öffentlich machen, dass ich unter meiner finanziellen Situation leide. Das wäre absolut daneben.
Mir geht es ausserdem auch mit wenig Lebensstandard sehr gut.
Ich bin sehr offen darüber zu zeigen, das auch ich Probleme habe, aber ich beschränke mich da allein auf Themen, die mich aktuell nicht belasten, ich schon bewältigt habe. Ich würde niemals meinem Patienten gegenüber öffentlich machen, dass ich unter meiner finanziellen Situation leide. Das wäre absolut daneben.
Mir geht es ausserdem auch mit wenig Lebensstandard sehr gut.
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ichbins(nur)
- Helferlein

, 79 - Beiträge: 101
In besagtem Thread sehe ich das Verhalten von keiner der beteiligten Personen als problematischer an als das einer anderen beteiligten Person. Es hat eben jeder seine eigene Meinung, seinen eigenen Standpunkt. Und man kommt eben nicht immer mit allen auf einen gemeinsamen Nenner. Es "menschelt" letztlich doch überall. So sehe ich es, das ist meine ganz persönliche Meinung.EinTherapeut hat geschrieben:In einem anderen Thread wurde mir "problematisches Verhalten", "narzisstische Befriedigung eigener Bedürfnisse" und ähnliches diagnostiziert.
Das mit dem System sehe ich ganz ähnlich: Behandlung bekommt nur, wer sich durch ein bestimmtes Krankheitsbild eine "verdient" hat (ich schreibe es ganz bewusst so krass und übertrieben ausgedrückt). Was dein Grundverständnis anbelangt, so kannst du das dann doch aber in deine Arbeit mit einfließen lassen - oder nicht? Ich verstehe es so, dass man als Therapeut eine bestimmte Ausbildung mit bestimmten Voraussetzungen und gewissen Rahmenbedingungen durchlaufen haben muss, ehe man therapeutisch arbeiten darf. Ok. Doch letztlich bleibt man doch immer auch Mensch, egal auf welcher Seite man nun im Behandlungszimmer sitzt. Und ein Mensch kann sich nicht - das ist wiederum meine ganz persönliche Meinung - komplett und total aus einer "Beziehung" ausklammern, herausnehmen. Irgendeine Spur hinterlässt man dann doch, und sei sie noch so klein und unauffällig.
Das meine ich, wenn ich sage, dass du deine Auffassung doch über diese Schiene in deine Behandlungen mit einfließen lassen kannst. Je nachdem, was dein Gegenüber eben von dir braucht und welche Probleme vorhanden sind.
Nun, ich denke, es geht einfach darum zu wissen, ob das Etikett echt ist und zum Inhalt passt oder ob es sich um geschickt verpackten gepanschten Wein handelt.Bei einigen Usern ist es offenbar ein grosses Bedürfnis mit Bestimmtheit zu wissen, ob ich ein echter (also so richtig echt echt) Psychotherapeut (in Ausbildung) bin. Meine grosse Frage dabei ist: Für was ist dies wichtig zu wissen?
Ja, darum ging es mir persönlich auch.Habe ich ein persönliches Problem ist mir mal egal, wer mir gegenüber sitzt und wer mir Ratschläge gibt. Wichtig ist für mich, ob sich die Ratschläge hilfreich anfühlen oder stimmig erscheinen (auch wenns schmerzt).
Zum Thema "kompetent" und "wissenschaftlich" usw.: Vorab muss ich sagen, dass ich auf diesem Gebiet sehr, sehr schlechte Erfahrungen gemacht habe, mir von sogenannten "kompetenten", "gut ausgebildeten" "Fachleuten" oder "Experten" Fehldiagnosen vom Feinsten verpasst und völlig nutzlose bzw. zum Teil sogar traumatisierende Therapien aufgezwungen wurden. Von daher halte ich von den Begriffen "kompetent" und "wissenschaftlich", wie sie generell aufgefasst werden, heute überhaupt nichts mehr.
Wenn ich jemanden als kompetent empfinde, dann nicht aufgrund irgendeiner tollen Ausbildung oder weil ihn irgendwer als kompetent oder "supertoll" beschreibt, sondern weil ich merke, dass mir ein Mensch gegenübersitzt, der mir sympathisch ist, mir mit Respekt begegnet, mich als Menschen achtet - und daneben noch eine Möglichkeit findet, mir bei meinen Problemen zu helfen, mit denen ich allein nicht zurechtkomme. Und der besagten Respekt und besagte Achtung dann von mir auch so zurückbekommt, was sich dann bei mir von allein ergibt, wenn es denn passt.
Mir ist bewusst, dass die allgemeine Auffassung von Psychotherapie eher in die Richtung geht, dass da "jemand wieder normal gemacht wird", der nie wirklich unnormal im Sinne von psychisch krank war, sondern sich vielleicht einfach nur anders verhalten hat und die anderen damit nichts anfangen konnten (eigene Erfahrung).
Für mich geht es bei einer Psychotherapie nicht darum, dass etwas geheilt wird, das andere an mir als krank betrachten. Für mich geht es darum, mit Unterstützung von außen einen Weg zu finden, mit mir selbst und meinem Leben besser umzugehen, als ich vorher dazu in der Lage war. Nicht mehr und nicht weniger.
Nun, so sehe ich es auch. Dann bin ich demnach wohl auch "krank". Aber gut, ich wusste auch so schon, dass ich "anders" bin.Oder geht es darum, mit sich selbst und anderen wertschätzender, toleranter umzugehen und sich von äusseren Normen zu emanzipieren?
Für mich trifft sicherlich Letzteres zu. Aber bin ich damit einfach selbst "krank", ein Querulant und brauche Therapie?
[center]Wie können wir wissen, wer wir sind,
wenn wir nicht wagen,
was in uns steckt?
(Paulo Coelho)[/center]
wenn wir nicht wagen,
was in uns steckt?
(Paulo Coelho)[/center]
Na dann sind wir zumindest in diesem Punkt D'accord.
Auch ich plaudere aus meinem Nähkästchen über meine schon bewältigten Erfahrungen,
dennoch ist das an einem hohen Maß an Sensibilität geknüpft.
Ich frage mich wo Deine Sensibilität bleibt, gerade im Bezug zu dem anderen Thread und
auch in Bezug auf Leberblümchen.
Desweiteren frage ich mich, warum Dir so wichtig ist, dass Patienten eine andere Perspektive einnehmen,
ist es doch wissenschaftlich fundiert bewiesen, dass "leidende" Menschen eine verengte Wahrnehmung haben...
Konkretisiere doch bitte einmal, worauf es Dir ankommt. Willst Du dich auskotzen? Hey, kein Ding, aber doch bitte nicht
auf dem Rücken von Klienten. Sag doch, dass der Job an die Grenzen bringt, sag doch, dass die Ausbildung extrem ist, aber
lass die Patienten aus dem Spiel.
Wir können gerne Fachsimpeln, Jammern und Klagen, aber dass doch in einem Raum, der nur den Psychotherapeuten/ oder andere Personen auf diesem Gebiet betrifft
und kein schlechtes Gewissen injiziert.
Auch ich plaudere aus meinem Nähkästchen über meine schon bewältigten Erfahrungen,
dennoch ist das an einem hohen Maß an Sensibilität geknüpft.
Ich frage mich wo Deine Sensibilität bleibt, gerade im Bezug zu dem anderen Thread und
auch in Bezug auf Leberblümchen.
Desweiteren frage ich mich, warum Dir so wichtig ist, dass Patienten eine andere Perspektive einnehmen,
ist es doch wissenschaftlich fundiert bewiesen, dass "leidende" Menschen eine verengte Wahrnehmung haben...
Konkretisiere doch bitte einmal, worauf es Dir ankommt. Willst Du dich auskotzen? Hey, kein Ding, aber doch bitte nicht
auf dem Rücken von Klienten. Sag doch, dass der Job an die Grenzen bringt, sag doch, dass die Ausbildung extrem ist, aber
lass die Patienten aus dem Spiel.
Wir können gerne Fachsimpeln, Jammern und Klagen, aber dass doch in einem Raum, der nur den Psychotherapeuten/ oder andere Personen auf diesem Gebiet betrifft
und kein schlechtes Gewissen injiziert.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
Benjamin Disraeli
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EinTherapeut
Thread-EröffnerIn - Forums-Insider

, 34 - Beiträge: 181
Als Teil einer Gesellschaft die von Machtmissbrauch nur so durchtränkt ist, halte ich 'schlechtes Gewissen' nicht für per se unerwünscht. Woher soll denn sonst die Zivilcourage erwachsen, die es bräuchte zumindest zwischenmenschliche Traumata zu verhindern?
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson
Wie meinst Du das?EinTherapeut hat geschrieben:Als Teil einer Gesellschaft die von Machtmissbrauch nur so durchtränkt ist, halte ich 'schlechtes Gewissen' nicht für per se unerwünscht. Woher soll denn sonst die Zivilcourage erwachsen, die es bräuchte zumindest zwischenmenschliche Traumata zu verhindern?
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
Benjamin Disraeli
Benjamin Disraeli
hopeless81
ich verstehe dich ja, aber er hat doch auch im letzten Beitrag geschrieben, dass er hier als Mensch schreibt und nicht als Therapeut, ist nur schwierig, dann zu sagen, dass er einer ist.
Weil wenn ich bei chefkoch. de reinschreibe, dass ich Köchin bin würden von mir auch alle die super Rezepte erwarten..
ich sehe ihn hier jedenfalls als Mensch, aber auch nur weil ich wie du schon im therapeutischen Bereich tätig war und weiss die Therapeuten sind nur Menschen...genauso auch Mediziner von denen ich erwarten könne, sie rauchen nicht ernähren sind gesund, achten auf sich, aber das ist ja in der Realität gar nicht so, alles andere ist eine Idealvorstellung von einem Menschen/ Traumtypen, der im Alltag auch Probleme hat, der aber innerhalb der Psychotherapie gute Arbeit leisten kann.
Sowie du zum Bespiel sicherlich sehr feinfühlig mit Menschen umgehen könntest, obwohl dein eigenes Leben und diese tiefe Wunden "noch" nicht ausheilt sind.
du aber und da bin ich mir sehr sicher, wenn du das Studium vielleicht mal weitermachst eine kompetente und einfühlsame Therapeutin werden wirst, trotz deiner eigenen Probleme.
Lieben Gruss an hope von hope
ich verstehe dich ja, aber er hat doch auch im letzten Beitrag geschrieben, dass er hier als Mensch schreibt und nicht als Therapeut, ist nur schwierig, dann zu sagen, dass er einer ist.
Weil wenn ich bei chefkoch. de reinschreibe, dass ich Köchin bin würden von mir auch alle die super Rezepte erwarten..
ich sehe ihn hier jedenfalls als Mensch, aber auch nur weil ich wie du schon im therapeutischen Bereich tätig war und weiss die Therapeuten sind nur Menschen...genauso auch Mediziner von denen ich erwarten könne, sie rauchen nicht ernähren sind gesund, achten auf sich, aber das ist ja in der Realität gar nicht so, alles andere ist eine Idealvorstellung von einem Menschen/ Traumtypen, der im Alltag auch Probleme hat, der aber innerhalb der Psychotherapie gute Arbeit leisten kann.
Sowie du zum Bespiel sicherlich sehr feinfühlig mit Menschen umgehen könntest, obwohl dein eigenes Leben und diese tiefe Wunden "noch" nicht ausheilt sind.
du aber und da bin ich mir sehr sicher, wenn du das Studium vielleicht mal weitermachst eine kompetente und einfühlsame Therapeutin werden wirst, trotz deiner eigenen Probleme.
Lieben Gruss an hope von hope
es wäre heute nicht so wie es ist,
wäre es damals nichts gewesen wie es war!
wäre es damals nichts gewesen wie es war!
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