Orientierungslosigkeit Job/Studium

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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blaues_wasser
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Orientierungslosigkeit Job/Studium

Beitrag Di., 16.08.2011, 05:11

Hallo,

ich schildere einfach mal meine Situation:

In 2006 lief mein befristeter Arbeitsvertrag aus und ich lehnte es ab, über eine Zeitarbeitsfirma dort bleiben zu können. Ich arbeitete dort vorher als Sachbearbeiter in der Buchhaltung und absolvierte in dem Betrieb von 2001 - 2004 eine Ausbildung zum Bürokaufmann. Mir gefiel aber der Job nicht, da es einfach zu monoton war und ich nicht bis an mein Lebensende Ablage machen und Zahlen in den Computer eintippen wollte. Es gab aber auch noch andere Gründe, die dazu führten, dass ich den Job aufgab. Ich konnte mich auch nie wirklich in die Belegschaft integrieren, weil ich sehr schüchtern und zurückhaltend bin. Dazu hatte ich Angst vor dem Telefon und Angst davor, Fehler zu machen. Fehler passierten dann auch desöfteren. Es waren nur Kleinigkeiten, doch nagten sie an meinem Selbstbewusstsein, dass ohnehin nie relativ ausgeprägt war. Irgendwann bekam ich dann morgens, bevor ich zur Arbeit fuhr, Magenprobleme etc. Nein, das musste ein Ende haben, sagte ich mir und war froh, als ich am letzten Tag Feierabend machte und ausstempelte. Ich weiss noch, wie mir damals ein Stein vom Herzen gefallen ist. Endlich kein Druck und keine Ängste mehr.

Danach bezog ich erstmal Arbeitslosengeld und unterzog mich einer längst überfälligen Knie-OP. Dezember 2006 kam ich über das Arbeitsamt in eine ABM. Da kamen erstmal meine Ängste wieder, weil dort fremde Menschen auf mich warteten. Zu meiner Überraschung lief es aber besser als erwartet und ich konnte zu einigen Personen dort Kontakt aufbauen. Ich unternahm aber nicht wirklich etwas, um Praktika oder gar einen Job zu finden. Der Gedanke daran, wieder ins Büro zu müssen, erinnerte mich an die schlechte Zeit von damals. Mir kam in den Sinn, dass ich ja das Abitur nachholen könnte. Ich wollte mein Wissen erweitern und mich mit interessanten Themen beschäftigen und nicht in einem Büro monotone stupide Arbeit verrichten.

Also begann ich im August 07 damit, mein Abitur in Vollzeit nachzuholen. Natürlich waren da wieder die Ängste davor, Aussenseiter in der Klasse zu sein. Es klappte aber diesmal besser als zu meiner ersten Schulzeit und konnte mich als in die Klasse integriert bezeichnen. Meine Noten waren eher Durchschnitt, da ich mich immer noch nicht traute, meinen Mund im Unterricht aufzumachen. Mit 25! Das zog sich durch die ganze Abizeit, so bekam ich dann am Ende auch nur einen Schnitt von 3,x. Was denn nach dem Abitur sein sollte, war mir erstmal egal. Logischerweise sollte aber ein Studium folgen.

Tja, als ich dann Mitte 2010 mit dem Abitur fertig war, wusste ich nicht, was ich studieren sollte. Und es kamen Ängste a la "Ich bin eh zu doof zum studieren". Also hing ich bis 1 Woche vor Bewerbungsschluss rum und entschied mich dann für ein Physik-Studium, obwohl ich wusste, dass die Mathematik nicht meine Stärke ist. Ich dachte aber, da ich Physik auch im Abitur hatte und in der Abschlussprüfung sogar 12 Punkte schaffte, dass ich es schon irgendwie schaffen würde. Leider merkte ich schnell, dass es halt nicht reicht, physikalisches Verständnis zu haben, von dem mathematischen Handwerkszeug aber keine Ahnung zu haben(im Physikunterricht ist die Mathematik eher anspruchslos, dafür reichte es bei mir nocj ) Dazu hatte ich Angst vor den Übungsstunden, in denen man auch an die Tafel musste. Dann kam noch dazu, dass zwei meiner Abi-Kumpels, die auch Physik studierten, sehr schnell das Handtch warfen und ich alleine da stand. Irgendwann im Dezember ging ich dann auch nicht mehr hin und zum Semesterende wurde ich exmatrikuliert. Das war im März.

Seitdem hänge ich nur noch zuhause rum und schiebe die Entscheidung, darüber was ich denn jetzt machen soll, auf. Ich lebe in einer Wohnung im Haus meiner Eltern. Sie verlangen nichts von mir, fragen aber schon mal öfter nach, ob ich denn endlich weiss, wie es in Zukunft weitergehen soll. Ich habe aber Angst davor, ein neues Studium zu beginnen und auch Angst davor, wieder arbeiten zu gehen.

Das wird wieder meine soziale Phobie sein, die, nachdem ich gekündigt hatte, besser geworden war. Früher traute ich mch nicht, einkaufen zu gehen oder hatte vor öffentlichen Verkehrsmitteln Angst, da ich dachte, mich würden Leute auslachen, wenn ein Lachen ertönte. Mittlerweile bereitet mir das aber keine Probleme mehr. Sobald aber wieder dieser Leistungsdruck kommt, werde ich wieder Fehler machen und Angst vor den Kollegen oder dem Telefon haben. Tja, und wenn ich an ein Studium denke, in dem ich etwas präsentieren muss und meine eigene Meinung vertreten soll, wird mir ganz schlecht.

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blaues_wasser
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Beitrag Di., 16.08.2011, 05:15

Was mich auch runterzieht sind meine Freunde, die Familien gründen, heiraten, Erfolge im Job haben etc.
Ich habe das Gefühl, ich bleibe stehen und alle anderen gehen weiter. Eigentlich ist mir diese Gesellschaft mitsamt Leistungsdruck und Statussymbolen aber auch zutiefst zuwider. Nur ein wenig Geld sollte man schon haben, um überleben zu können. Was mich dann noch weiter deprimiert hat, ist eine Sportverletzung, die ich mir im Mai zuzog. Darum steht dieses Jahr noch eine OP an und danach kann ich meinen Sport auch erst wieder in 12-14 Monaten ausüben. Der Sport hat mir immer noch einen zusätzlichen Halt gegeben und fällt jetzt auch weg. Dazu kommt noch, dass ich aufgrund meiner Schüchternheit noch nie eine Beziehung zu einer Frau hatte. Das sind aber andere Baustellen. Ich denke, es ist wichtiger, erstmal meine Zukunft hinsichtlich "Was soll ich machen" zu klären. Mein Schlafrhythmus ist auch wieder hinüber. Ich stehe meistens zwischen 15 und 17 Uhr auf.

Habe mir überlegt, erstmal einen 400-Euro-Job zu machen, aber da habe ich nichts gefunden, was irgendwie passend erschien und wenn, war es etwas für extrovertierte Personen. Ich lebe übrigens noch von meinen Ersparnissen aus meiner Ausbildungs/Arbeitszeit. Nur werden die jetzt auch immer weniger, da ich auch selbst versichert bin, Ich könnte Hartz IV beanragen, nur hätte ich dann wieder diesen Druck und ich bekomme ja schon ein mulmiges Gefühl im Bauch, wenn ich nur an das Wort Bewerbung denke.

Der Text hier ist sprachlich nicht so gut geschrieben; ich bitte um Verzeihung!
Über Ratschläge bzgl. meiner Situation würde ich mich sehr freuen.

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schmetterling.1983
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Beitrag Di., 16.08.2011, 06:31

Lieber blaues_wasser,
das klingt nach einigen guten Versuchen, bei denen deine inneren Befürchtungen und diesoziale Komponente die dir Schwierigkeiten macht im Weg stehen.
Ich habe schon oft gesehen, dass die mit vermeintlich schlechtem Abi plötzlich die besten Noten in einem Studienfach haben, was ihnen liegt. Es hat auch viel etwas damit zu tun wie sehr man sich mit den Dingen die man lernt identifiziert bzw. ob es einem gefällt. Nicht jeder muß einen Job mit viel Verantwortung übernehmennach dem Studium.
Die Frage sollte aber sein, warum willst du studieren, was soll es dir geben. Hast du für etwas bestimmtesInteresse? Wenn ja, ran und zur Studienberatung.
Einen Job zu suchen ist auch eine gute Idee, warst du deswegen schon mal beim Arbeitsamt? Vielleicht ist eine Beratung doch keine schlechte Idee. Oder, evtl. macht es auch Sinn mal zu einer Beratugsstelle für Bildung oder einer psychologischen Stelle zu gehen denn immerhin verknüpfst du ja bereits selbst deine Umwege mit deinen inneren Zuständen.

Für den Anfang könntest du eine Nacht durchmachen und versuchen deinen Schlafrhytmus mit einem Wecker wieder auf normal zu bringen, eine kleine Stundenweise ehrenamtliche Tätigkeit durchführen um deine Kontaktfähigkeit zu schulen.
Das sind so Ideen, ich hoffe es ist etwas brauchbares dabei.
Ich glaube wichtig ist es dran zu bleiben und das tust du,
LG und viel Kraft!
Schön ist eigentlich alles, wenn man es mit Liebe betrachtet.
Christian Morgenstern

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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 16.08.2011, 09:18

Zunächst einmal ist Dein Text sprachlich total ok. Man kennt sich aus, die Situation ist klar geschildert.
Mir kamen ganz spontan ein paar Gedanken dazu: Du bist in einem gutem Alter (wenns stimmt 29), Du hast einiges hinter Dich gebracht, Du stehst an einem Kreuzungspunkt in Deiner Vita. KLar kannst Du irgendwie weiterwurschteln, bei den Eltern wohnen bleiben, grübeln, was Du tun sollst... Aber ich an Deiner Stelle würde AUFBRECHEN - von zu hause weggehen, mich in der Welt umsehen. Austesten, was ich so drauf hab.
Ich habs in Deinem Alter und in einer vergleichbaren Situation so gemacht - ich sag nur: besser als jede Therapie....
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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blaues_wasser
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Beitrag Mo., 10.12.2012, 02:00

Hallo,

ich muss dieses Thema noch einmal aufgreifen, da ich noch nicht wirklich weiter gekommen bin.

Kurz nach meinem ersten Beitrag hier, lernte ich per Zufall eine Frau kennen und wir sind bis dato immer noch zusammen. Leider ist das auch der einzige "Erfolg", den ich seit über einem Jahr verbuchen konnte.

Im März 2013 werden es zwei Jahre sein, die ich hier in meiner Wohnung sitze, ohne irgendetwas in Richtung Job unternommen zu haben. Anscheinend fällt es mir leicht, diese Probleme zu verdrängen. Erst letztens hat mich meine Freundin darauf angesprochen, weil sie mit meiner Situation auch nicht zufrieden ist, bzw. sich Sorgen macht. Das war das erste Mal seit Jahren, dass ich mal wieder richtig weinen musste. Ihr selbst geht es auch nicht gut (Depressionen, soziale Phobie, Antriebslosigkeit, abgebrochenes Studium, kein Job). Sie soll hier aber nicht Thema sein.

Meine Ersparnisse würden, bei meinem derzeitigen Lebenswandel, noch für ein Jahr ausreichen. Nur kann es nicht das Ziel sein, hier noch ein Jahr zu sitzen. Ich kann nur meinen Eltern dafür dankbar sein, dass sich mich immer noch hier wohnen lassen, ohne auf einen finanziellen Ausgleich zu bestehen. Na ja, die sind wohl ganz froh, dass sie hier im großen Haus nicht ganz allein leben müssen. Erst vor ein paar Wochen ist mein Bruder hier ausgezogen. Er wohnt jetzt, mit seiner Freundin zusammen, in einer eigenen Wohnung.

Damals in der Schule kam ich gut mit Sprachen zurecht. Ich machte eine schulische Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten, traute mich danach aber nicht, in dieser Richtung irgendeinen Job auszuüben. Während des Abiturs war ich sogar Kursbester in Englisch und auch in Französisch erzielte ich gute Leistungen, ohne auch nur irgendetwas dafür tun zu müssen. Vielleicht hätte ich mehr aus diesem "Talent" machen sollen. Ich war und bin jedoch dafür einfach zu schüchtern und zu ängstlich.

Nun müsste ich wohl wieder in meinen alten Job (Bürokaufmann) zurück. Nur habe ich das Gefühl, dass ich dort damals überhaupt nichts gelernt habe. Außer Datenerfassung, Telefonate führen und Ablage war dort nicht wirklich viel zu tun. Trotzdem habe ich es geschafft, selbst bei solchen "einfachen" Aufgaben, Fehler zu machen. Ich suchte lange Zeit Gründe für dieses Versagen. Dann kam ich zu der Erkenntnis, dass meine ständige Nervosität, Ängste vor Kollegen und dem Telefon etc. dafür verantwortlich waren. Vielleicht rede ich mir das aber auch einfach nur ein und ich bin wirklich zu doof, um solche "einfachen" Tätigkeiten auszuführen.

Ich erinnere mich noch daran, wie ich, während meiner Ausbildung, in eine neue Abteilung kam und der cholerische Vertriebsleiter mich sofort am ersten Tag zur Schnecke machte und auch persönliche Beleidigungen vom Stapel ließ. Daraufhin folgten drei Monate, in denen ich immer mit Magenschmerzen zur Arbeit ging, wenig bis gar nicht mit den Kollegen redete, Fehler machte und weitere Erniedrigungen des Cholerikers über mich ergehen lasste musste. Das muss man sich mal vorstellen: Ein Azubi im ersten Lehrjahr wird vor den eigenen Kollegen vom Abteilungsleiter beleidigt und gedemütigt und niemanden interessiert es. Er hatte mir damals angedroht, dass er mich wieder in die Buchhaltung zurückschicke, wenn ich mich nicht zusammenreißen würde. Heute würde ich anders reagieren und freiwillig um Versetzung bitten; damals ging ich lieber drei Monate durch die Hölle.

Vor solchen Momenten habe ich immer noch Angst. Was ist, wenn ich wieder in solch eine Situation geraten würde? Ich glaube, dass diese Erfahrungen auch einer der Gründe sind, warum ich mich davor drücke, einen neuen Job zu suchen.

Interessieren tut mich einer dieser Sachbearbeiter-Jobs im Büro eigentlich sowieso nicht. Das war damals nur eine "Ich muss etwas machen"-Entscheidung. Traurig, dass ich 10 Jahre später immer noch nicht weiß, was ich machen soll. Ich muss mich wohl auch erst einmal damit abfinden, dass es bei mir für "mehr" nicht reicht.

Am Wochenende habe ich, das erste Mal seit 10 Monaten, wieder Fussball gespielt. Im März hatte ich mich während des Spiels schwer verletzt. War es sonst immer so, dass ich mich darüber gefreut habe und abschalten konnte, so war es dieses Mal anders. Während der Pausen musste ich immer über meine derzeitige Situation nachdenken und es kamen Gedankengänge wie "Toll! Du spielst jetzt hier und hast Spaß, aber das ist doch alles nur Fassade!" "Nachher, wenn Du daheim bist, geht es Dir sowieso wieder schlecht und Du fängst an zu grübeln!" Jetzt macht mir noch nicht einmal mehr der Sport Spaß!

Meine liebe Freundin hat sich seit gestern Abend nicht mehr bei mir gemeldet. Wir schreiben uns eigentlich jeden Tag E-Mails. Wahrscheinlich geht es ihr gerade nicht gut und sie liegt wieder den ganzen Tag im Bett.

Vielleicht habt Ihr ein paar Ratschläge für mich parat?

Liebe Grüße

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Ombra
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Beitrag Mo., 10.12.2012, 04:17

blaues_wasser hat geschrieben:Im März 2013 werden es zwei Jahre sein, die ich hier in meiner Wohnung sitze, ohne irgendetwas in Richtung Job unternommen zu haben.
Was hemmt dich denn?
blaues_wasser hat geschrieben: Ich suchte lange Zeit Gründe für dieses Versagen.
Auch eine Beschäftigung. Jeder macht Fehler, das ist einfach so.
blaues_wasser hat geschrieben:traute mich danach aber nicht, in dieser Richtung irgendeinen Job auszuüben.
Wovor genau hattest du Angst?
blaues_wasser hat geschrieben:Vor solchen Momenten habe ich immer noch Angst. Was ist, wenn ich wieder in solch eine Situation geraten würde?
Ja, was wäre denn dann?
Ich würde zum Beispiel zuerst mit dem Chef reden und dann den Job wechseln falls Reden nichts bringt.
Aber wegen der geringen Wahrscheinlichkeit einer cholerischen Chefs gleich gar keinen Job anzunehmen, da stimmt die Relation nicht.
blaues_wasser hat geschrieben:Interessieren tut mich einer dieser Sachbearbeiter-Jobs im Büro eigentlich sowieso nicht.
Und was interessiert dich?


Beim Lesen ist aufgefallen, dass du eine Art Denken hast, das nur in Sackgassen führt. Das kann ich nicht, das interessiert mich nicht; XYZ hat dazu geführt, dass ich "versagt" habe usw. Und diese Denken verhindert wahrscheinlich jede Weiterentwicklung.

Ich empfinde deinen Text aber eher als etwas verschwommen, es ist mir irgendwie nicht ganz klar, was dich genau hemmt.
Und ich frage mich auch, ob du überhaupt wirklich was verändert willst?
Es ist ja auch ganz angenehm, in der "Geborgenheit" des Vertrauten (auch wenn es noch so schlimm ist) zu verharren. Das machen viele Menschen. Es gibt viele Menschen, die sich einfach so gehen lassen, ihr ganzes Leben. Genau aus diesem Grund:
blaues_wasser hat geschrieben:Anscheinend fällt es mir leicht, diese Probleme zu verdrängen.
Und irgendwann ist man dann halt wirklich ganz weit unten.

Willst du denn wirklich, etwas ändern und wenn ja, warum?
Was versprichst du dir durch eine Veränderung?
Was soll denn besser werden?
Ist der einzige Grund arbeiten zu gehen, für dich das Geld?
blaues_wasser hat geschrieben:Nun müsste ich wohl wieder in meinen alten Job (Bürokaufmann) zurück.
Ich würde überhaupt erst mal irgendwas machen, egal was. Und wenn es erst mal eine Ehrenamt ist, unbezahlt und du dann schaust, was du weiter machst. Was du nun genau tust, finde ich erst mal unwichtig.
Ich befürchte nämlich, dass das was du machen sollst, hier überhaupt nicht der eigentlich Kern der Sache ist.

Was der Kern ist kann ich dir aber auch nicht beantworten.
attitude to life : dispensable

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 10.12.2012, 08:22

Hallo blaues_wasser,

ich lese einen unglaublichen Druck raus, der mit Sicherheit von außen teils aber besonders 24/7 in deinem Kopf dich nach unten drückt.
Du bewertest dich anhand von vermeindlich sozial wichtigen Leistungen.
Eine Frau kennenlernen bezeichnest du als Erfolg, soweit bist du schon, dass du Zufall als Erfolg verbuchst, obwohl du viel mehr kannst und bist, als nur ein "Zufall".

Es ist doch klasse, dass du das Abi nachgeholt hast! Das muß dir erstmal wer nachmachen, dass du so bist wie du bist ist schon eine feine Sache.
Weiterhin solltest du dich unabhängig von deinem Umfeld machen, denn die Bewertung anderer bringen dich trotzdem nicht vom Selbstwertgefühl nach vorne, sondern das muß von innen funktionieren.

Zu deiner Freundin mag ich dir trotz des Hochgefühls mitgeben: Zwei Ertrinkende können sich nicht retten, pass also auf, dass du nicht auch in eine Depression rutscht und deine sozPhob schlimmer wird.

Du schreibst teilweise so, wie ichs zur Zeit auch bei mir erlebe (vll weil wir beide 29 sind?), die Unsicherheiten, die Angst dass sich das gleiche immer wiederholt usw.
Ich würde was für dein Selbstwertbewusstsein tun. Da gibt es einige gute Bücher zu, ich selbst hab "Von der Freude den Selbstwert zu steigern" gelesen.
Da sind einige praktische Übungen drinnen, in denen du dich selbst stärken kannst, acuhw enns erstmal total hirnrißig sich anliest. Ich würd sowas mal eine Chance geben.

Sport ist imens wichtig und es ist pupsegal wie du dich fühlst, mach immer weiter! Egal obs Spaß macht oder nicht, die positive Wirkung auf KÖrper und Kopf ist so stark, dass ich jeden beneide der sportelt *g*.

Zum Thema Job empfehle ich dir den Druck zu nehmen und erstmal wirklich was zu tun, was dich einige Zeit über Wasser hält und dann einfach mal das Ausschlußverfahren zu machen. Ich würde schlicht alles mal aufschreiben was es gibt an Studiengängen, Ausbildungen was auch immer und dann streichen was stinkt. Das dauert ein paar Wochen, trotzdem kommst du somit vorran. Mach jeden Tag ein Ausschluß auf deiner Liste und stärke dein Selbstwert
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blaues_wasser
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Beitrag Di., 11.12.2012, 06:55

Ombra hat geschrieben: Was hemmt dich denn?
Ich traue mir einfach nichts zu. Das ist auch einer der Gründe, wegen denen ich das Studium abbrechen musste und weshalb ich mir auch kein neues Studium zutraue. Das war schon in der Schule so. Immer wenn es darum ging, dass man alleine irgendwelche Ausarbeitungen machen und dann seine Ergebnisse präsentieren sollte, bekam ich Panik. Dann hätte ich meine Gedanken offenbaren müssen und jeder hätte gemerkt, dass das, was ich erarbeitet habe, Unsinn und falsch ist. Dazu kommt ja auch noch die soziale Phobie. Die hat sich zwar in vielen Bereichen stark verbessert, jedoch habe ich Angst davor, dass ich deswegen wieder Probleme bekommen würde.
Auch eine Beschäftigung. Jeder macht Fehler, das ist einfach so.
Mich haben diese Fehler immer runtergezogen und dann habe ich mich immer wie ein wertloses Häufchen Elend gefühlt.

Wovor genau hattest Du Angst?
Ich hatte Angst davor, dass meine Sprachkenntnisse nicht ausreichen würden, um den Beruf ausüben zu können. Außerdem war meine soziale Phobie damals am stärksten. Ich weiß es nicht mehr genau, was ich sonst noch dachte. Ich war 18 Jahre alt, verängstigt, ohne Selbstbewusstsein usw.

Ja, was wäre denn dann?
Ich würde zum Beispiel zuerst mit dem Chef reden und dann den Job wechseln falls Reden nichts bringt.
Aber wegen der geringen Wahrscheinlichkeit einer cholerischen Chefs gleich gar keinen Job anzunehmen, da stimmt die Relation nicht.
Heute würde ich auch anders reagieren und notfalls den Job wechseln. Als warnendes Beispiel habe ich meinen Vater, der seit einem Jahr wegen Burnout\Depression\sozialer Phobie in Therapie ist, weil ihn sein Job fertiggemacht hat. Wegen dem Job annehmen: Da wären wir wieder bei den oben genannten Gründen.
Und was interessiert dich?
Das weiß ich nicht. Ich weiß nicht, was mich beruflich interessiert. Ich weiß aber, dass es nicht zufriedenstellend ist, dass ich mit fast 31 Jahren immer noch keinen blassen Schimmer davon habe, was mich interessiert.

Beim Lesen ist aufgefallen, dass du eine Art Denken hast, das nur in Sackgassen führt. Das kann ich nicht, das interessiert mich nicht; XYZ hat dazu geführt, dass ich "versagt" habe usw. Und diese Denken verhindert wahrscheinlich jede Weiterentwicklung.
Mein bester Freund hat mir genau das auch so gesagt. Er meinte, ich solle nicht immer darauf schauen, was ich nicht kann, sondern darauf, was ich kann und ich solle mich nicht von irgendwelchen Stellenanzeigen abschrecken lassen und sagen "Kann ich alles nicht, was soll ich mich da bewerben?". Nur hat er leicht Reden. Er ist ein "Macher", hat studiert, ist extrovertiert usw. Er weiß anscheinend nicht, dass es auch Menschen gibt, die anders sind und Probleme mit diesen ganzen Dingen haben und das es nicht so einfach ist, diese Probleme zu lösen.
Ich empfinde deinen Text aber eher als etwas verschwommen, es ist mir irgendwie nicht ganz klar, was dich genau hemmt.
Ich glaube, dass habe ich jetzt mit den obigen Beiträgen beantwortet.
Und ich frage mich auch, ob du überhaupt wirklich was verändert willst?
Es ist ja auch ganz angenehm, in der "Geborgenheit" des Vertrauten (auch wenn es noch so schlimm ist) zu verharren. Das machen viele Menschen. Es gibt viele Menschen, die sich einfach so gehen lassen, ihr ganzes Leben. Genau aus diesem Grund:
blaues_wasser hat geschrieben:Anscheinend fällt es mir leicht, diese Probleme zu verdrängen.
Und irgendwann ist man dann halt wirklich ganz weit unten.

Willst du denn wirklich, etwas ändern und wenn ja, warum?
Was versprichst du dir durch eine Veränderung?
Was soll denn besser werden?
Ist der einzige Grund arbeiten zu gehen, für dich das Geld?
Ja, ich möchte diesen Zustand ändern. Er belastet mich. Ich habe damit angefangen, meine Freunde zu meiden, weil es mir unangenehm ist. Wenn wir uns doch mal treffen, bin ich angespannt, weil ich Angst davor habe, dass mich jemand nach meinen beruflichen Plänen fragt. Es belastet mich zu sehen, wie meine Freunde Familien gründen, Häuser bauen, beruflich durch die ganze Welt reisen, interessante Berufe ausüben usw. Ich empfinde aber keine Gefühle von Neid. Vielleicht doch, aber nicht wegen diesen alltäglichen Dingen wie Partnerschaft oder materiellen Gütern. Eher deswegen, weil sie ihren Platz und ihren Weg im Leben gefunden haben und ich immer noch hier unentschlossen herumdümpele.

Meine Ersparnisse sind fast aufgebraucht und da ich eine Fernbeziehung führe, würde das bedeuten, dass ich meine Freundin nicht mehr besuchen könnte. Ein weiterer Grund dafür, endlich etwas zu ändern und aus diesem Loch rauszukommen.

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blaues_wasser
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Beitrag Di., 11.12.2012, 07:38

Sinarellas hat geschrieben: ich lese einen unglaublichen Druck raus, der mit Sicherheit von außen teils aber besonders 24/7 in deinem Kopf dich nach unten drückt. Du bewertest dich anhand von vermeindlich sozial wichtigen Leistungen.
Ja, das sollte ich mir abgewöhnen. Manchmal fällt es mir schwer, meine eigenen Wertevorstellungen beizubehalten und dann sehe ich nur das, was in der heutigen Gesellschaft als Leistung gilt. Geld, Karriere oder sozialer Status interessieren mich nicht.
Sinarellas hat geschrieben: Eine Frau kennenlernen bezeichnest du als Erfolg, soweit bist du schon, dass du Zufall als Erfolg verbuchst, obwohl du viel mehr kannst und bist, als nur ein "Zufall".
Ich habe die Tendenz, alles was ich mache, abzuwerten. Ich sollte mir eher sagen: Ich habe mich, trotz meiner sozialen Phobie, getraut, einen Menschen zu treffen, den ich vorher noch nie in natura gesehen habe. Ich war also mutig und habe nicht, wie in der Vergangenheit, meinen Ängsten nachgegeben und einen Rückzieher gemacht.

So sollte das klingen! Ich glaube, ich bin über die Jahre zu einem Pessimisten geworden und sehe nur noch die negativen Dinge.
Sinarellas hat geschrieben: Es ist doch klasse, dass du das Abi nachgeholt hast! Das muß dir erstmal wer nachmachen, dass du so bist wie du bist ist schon eine feine Sache.
Eigentlich müsste ich jetzt schreiben: Das Abitur schafft heute jedermann und mir bringt es eh nix mehr, da ich nicht mehr studieren werde und deshalb waren die drei Jahre vergeudete Zeit.
Sinarellas hat geschrieben: Weiterhin solltest du dich unabhängig von deinem Umfeld machen, denn die Bewertung anderer bringen dich trotzdem nicht vom Selbstwertgefühl nach vorne, sondern das muß von innen funktionieren.
Mein Umfeld bewertet mich eigentlich gar nicht. Ich bin der Einzige, der mich bewertet.
Sinarellas hat geschrieben: Zu deiner Freundin mag ich dir trotz des Hochgefühls mitgeben: Zwei Ertrinkende können sich nicht retten, pass also auf, dass du nicht auch in eine Depression rutscht und deine sozPhob schlimmer wird.
Wir sind auch gar nicht mit der Erwartung in die Beziehung gegangen, dass wir uns gegenseitig "heilen" können. Unterstützung so gut es geht und für den anderen da sein, wenn es ihm mal schlecht geht.

Sinarellas hat geschrieben: Du schreibst teilweise so, wie ichs zur Zeit auch bei mir erlebe (vll weil wir beide 29 sind?), die Unsicherheiten, die Angst dass sich das gleiche immer wiederholt usw.
Ich werde im April leider schon 31
Sinarellas hat geschrieben: Ich würde was für dein Selbstwertbewusstsein tun. Da gibt es einige gute Bücher zu, ich selbst hab "Von der Freude den Selbstwert zu steigern" gelesen.
Da sind einige praktische Übungen drinnen, in denen du dich selbst stärken kannst, acuhw enns erstmal total hirnrißig sich anliest. Ich würd sowas mal eine Chance geben.
Sinarellas hat geschrieben: Sport ist imens wichtig und es ist pupsegal wie du dich fühlst, mach immer weiter! Egal obs Spaß macht oder nicht, die positive Wirkung auf KÖrper und Kopf ist so stark, dass ich jeden beneide der sportelt *g*.
Ich werde weitermachen. Morgen ist wieder Waldlauf(trotz Schnee) angesagt und Samstag Fussball. Immerhin eine Abwechslung zu Musik hören und Computerspielen.
Sinarellas hat geschrieben: Zum Thema Job empfehle ich dir den Druck zu nehmen und erstmal wirklich was zu tun, was dich einige Zeit über Wasser hält und dann einfach mal das Ausschlußverfahren zu machen. Ich würde schlicht alles mal aufschreiben was es gibt an Studiengängen, Ausbildungen was auch immer und dann streichen was stinkt. Das dauert ein paar Wochen, trotzdem kommst du somit vorran. Mach jeden Tag ein Ausschluß auf deiner Liste und stärke dein Selbstwert
Dieses Thema habe ich die letzten beiden Jahre so gut verdrängt, dass ich es erst einmal wieder aus den Untiefen meiner Selbst hervorkramen muss.

Am Sonntag bin um 17:00 Uhr aufgestanden und war dann bis Montag 10:00 wach. Dann von 16:00 bis jetzt wieder wach. Ich muss jetzt durchmachen, damit ich dann heute mal früher ins Bett gehen kann und wieder einen normalen Schlafrhythmus bekomme. Vorhin stand ich eine Stunde vor dem Fenster und hab mir die verschneite Straße samt Schneetreiben angeschaut. Irgendwann kam jemand aus einem Haus und fuhr wohl zur Arbeit. In solchen Momenten wird mir dann immer bewusst, dass ich etwas ändern muss.

Mir fällt gerade ein, dass ich auch schon Menschen belogen habe, als sie mich fragten, was ich denn machen würde. Für meinen Friseuer z. B., bin ich immer noch Student.

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(e)
[nicht mehr wegzudenken]
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Beitrag Di., 11.12.2012, 07:50

Hallo blaues wasser

Ich kenne diese Angst auch und ich gehe deshalb in Therapie. Du nicht? Es scheint doch ziemlich klar mit Deiner Sozialphobie zusammenzuhängen. Was Du beschreibst aus Deiner Lehrzeit, klingt nach Mobbing, auch solche Dinge müssen aufgearbeitet werden in der Therapie, war bei meinem Neffen auch so. Ich schleppte ihn gleich zu meinem Thera und half ihm bei der Lehrstellensuche, denn er war wie Du total gelähmt.

Was bei mir der Unterschied zu Dir ist: Ich habe überhaupt keine Angst vor Menschen und Telefonaten, aber vor Sachzwängen und den Konsequenzen daraus. Deshalb bin ich ein guter Beistand, was mir aber kein Geld einbringt, kann aber dafür - und jetzt wirst Du staunen - kleinste Dinge wie meine Rechnungen jetzt nicht erledigen, ich fühle eine Angstblockade. Ich habe so viel gelesen dazu, um meiner wieder Herr zu werden, aber das alles geht eben viel tiefer, sind innere unbewusste und verdrängte Konflikte, die ich in der Therapie bearbeite.

Deshalb mein Rat: Suche Dir unbedingt einen Therapeuten.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Rubeus Darko
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Beitrag Fr., 21.12.2012, 17:44

Hallo blaues Wasser,

ich kenne deine Situation sehr gut, habe ähnliches wie du erlebt.

Es ist klar, dass du keinen Tagesrhtythmus mehr hast, da du ja auch keinen Grund hast, aufzustehen. Jeder länger dieser Zustand - Arbeitslosigkeit -andauert, desto bequemer, depressiver, entmutigter usw. wirst du. Niemand wird dir aus diesem Loch hochhelfen. Du musst dir selber in den A... treten und dich so aus dem Loch herauskatapultieren. Gut, ein Therapeut kann auch noch helfen und ich rate dir dazu.

Um aus dem Loch zu kommen, musst du dich leider mit unangenehmen Dingen auseinandersetzen. Das ist gedanklich/gefühlsmäßig sehr unagenehm, aber da musst du durch. Ich habe auch nie gerne gemacht, und hab mich in andere Dinge, Ablenkungen geflüchtet, um das zu verdrängen. Nur die Probleme verschwinden nicht, und werden je länger man wartet, größer. Um zu den positiven Dingen zu gelagen (Job, Studium) musst du leider durch den dunklen Tunnel durch.

In Prinzip hast du die Optionen Job (in deinem alten Beruf) und neues Studium. Da solltest du dich bald entscheiden. Denn je länger du wartest, desto schlechter ist das.

Schreibe dann Bewerbungen und nutze gleichzeitig die Zeit, die du jetzt im Übermaß hast, um dich weiter zu entwicklen/bilden.

- mach Sport damit du körperlidch fit bist
- Arbeite an deinen Fremdsprachenkenntnissen
- lese Bücher über soz. Phobie usw. und mach Übungen
- arbeite an deinem Selbstwertgefühl
- such dir einen Therapeuten
- mach einen Termin beim Arbeitsamt aus
(wenn du dich ein bisschen informiert hast)

- lege dir einen geregelten Tagesrhythmus zu
- versuche dabei einen Abreitstzag zu simulieren, und obige Dinge zu machen
- später kannst du dir Freizeit nehmen (nach dem du was geschafft hast)

- mache Pläne, definiere Ziele, die du verfolgst

Wenn du weiterhin in den Tag hineinlebst, bis du einem Jahr noch da, wo du heute auch bist. Also mach was, wenns auch nur was kleines ist.

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Dampfnudel
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Beitrag Fr., 21.12.2012, 18:09

Hallo blaues_wasser,

Deine soziale Phobie scheint Dich ja schon ziemlich einzuschränken und von vielem abzuhalten, was Du prinzipiell machen könntest, und mittlerweile hängst Du ja auch insgesamt in einem recht tiefen Loch, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich bezweifle, dass Ratschläge, die wir Dir hier im Forum geben können, Dir weiterhelfen würden und stimme elana und Rubeus zu: Such Dir einen Therapeuten! Das, was Du beschreibst, klingt so, als ob Du intensivere Begleitung und Hilfe brauchst als ein Selbsthilfeforum bieten kann. Mit professioneller Unterstützung kannst Du Dein Leben eher wieder in den Griff kriegen.

Viele Grüße
Dampfnudel
Alles hat seine Zeit.

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blaues_wasser
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Beitrag So., 13.01.2013, 04:10

Danke für die Beiträge, die hier noch geschrieben wurden. Ich traute mich nicht mehr, hier etwas zu schreiben, weil ich mir mit meinem Anliegen lächerlich vorkam.

Ich bin mir gar nicht sicher, ob es die soziale Phobie ist, die mich an einem Vorankommen hindert. Ich habe eher das Gefühl, dass es Versagensängste sind, die mich blockieren. Wahrscheinlich würde ich im Büro sitzen und partout darauf achten, ja keine Fehler zu machen. Ich wäre wahrscheinlich immer nervös und angespannt und hätte Angst vor möglichen Konsequenzen, wenn denn ein Fehler passieren würde. Natürlich wäre eine solche Anspannung nicht gerade förderlich, um Fehler zu vermeiden.

Man kann doch nicht zur Arbeit gehen und die ganze Zeit den Gedanken im Kopf haben: "Bloß keine Fehler machen". Auf Dauer wirkt sich so etwas wahrscheinlich negativ auf das Wohlbefinden aus. Was rede ich hier eigentlich? Natürlich ist das so. Ich habe es schließlich am eigenen Leib erfahren müssen.

Ich soll mir einen Therapeuten suchen? Das halte ich derzeit für genauso schwierig zu realisieren, wie einen Job zu suchen. Da kommt mir nämlich folgender Gedanke in den Sinn: Was ist es, wenn der Therapeut sagt, dass ich überhaupt keine Probleme hätte und ich mich nicht so anstellen soll? Ich habe gerade das Gefühl, dass ich vielleicht mit meinen Problemen übertreibe und es überhaupt nicht schlimm ist. Es wäre mir unangenehm, einen möglichen Therapeuten mit diesen Kleinigkeiten zu belästigen.

Solche Gedanken gehen mir gerade durch den Kopf.

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Ratlosigkeit
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Beitrag So., 13.01.2013, 07:30

Also, wenn Du niemals einen Fehler machen würdest - Du wärst der Einzige, dem das gelingt .

Man macht einfach Fehler, passiert jedem. Es geht darum, die Fehler auf ein Minimum zu reduzieren und dass geht nur, indem man sie zuerst als solche identifiziert. Erst wenn man etwas falsch gemacht hat weiß man wie man es richtig machen muss, verstehst Du?

Fehler vermeiden wollen ist der falsche Weg mit dem Problem umzugehen. Wichtiger ist es zu lernen, wie man vorgeht, wenn man einen Fehler gemacht hat. Sonst wird man niemals seines Lebens froh.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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(e)
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Beitrag So., 13.01.2013, 08:19

Hallo blaues wasser

Allein schon dass Dich diese Angst in Deinem Handlungsspielraum so einschränkt, zeigt den Krankheitswert, den ein/e TherapeutIn erkennen wird. Ich kenne einen Lehrer, dem es sehr ähnlich ergeht wie Dir. Er hat eine Angststörung und sein Thera nimmt ihn auch ernst. Ich würd mir unbedingt einen Therapeuten suchen, blaues wasser. Das ist überhaupt nicht lächerlich, was Du erzählst. Mir geht es auch so. Ich will auch alles perfekt machen und kann deshalb eine feste Anstellung nicht aushalten.

Ich kenne übrigens jemand mit Deinem Job, ein lieber Kerl in hoher Position, der macht auch Fehler. Ich weise ihn öfter darauf hin, aber er nimmt das locker. Er ist sogar Lehrmeister und eigentlich sehr gewissenhaft. Man darf Fehler machen. Die Angst davor ist jedoch krankheitswertig, wenn Du Dir deshalb keinen neuen Job suchen kannst.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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