Beruflich sehr unzufrieden, was tun?

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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sinnsuchend
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Beruflich sehr unzufrieden, was tun?

Beitrag Mo., 02.02.2015, 12:43

Hallo!

Ich wende mich an euch, weil ich hoffe, dadurch neue Perspektiven und Sichtweisen zu erlangen.

Ich habe "mit Feuereifer" studiert und anschließend ein freiwilliges Ausbildungsjahr gemacht, eigentlich nur, um mich finanziell abzusichern.
Das Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht. Von Anfang an wusste ich, dass ich nach dem Studium nicht wie die meisten in den öffentlichen Bereich gehen möchte, sondern wissenschaftlich arbeiten will. Seit jetzt gut eineinhalb Jahren arbeite ich in derselben Firma im Gesundheitssektor/"öffentlichen" Bereich, mit viel Kundenkontakt (Ausbildungsjahr und seitdem).
Im Ausbildungsjahr habe ich Vollzeit gearbeitet und mir den Jahresurlaub fast vollständig aufgespart, um mich für die Abschlussprüfung vorzubereiten. Bald nach der Abschlussprüfung war mir klar, ich habe keine Energie mehr und mich dann entschlossen, im selben Betrieb nur noch Teilzeit zu arbeiten. Ich dachte mir, lieber weniger arbeiten, als gleich kündigen.

Es gab in der Firma immer wieder Ereignisse, die mich so massiv gestört haben, dass ich am liebsten sofort kündigen wollte, es war immer irgendetwas: miese Stimmung unter den Mitarbeitern, generell schlechtes Betriebsklima, Probleme bei der Stundenabrechnung, insgesamt kein respektvoller Umgang. Noch dazu anonyme Kontrollanrufe von der Chefin. Ich habe in der Firma dazu nie etwas gesagt, mich jedoch privat grün und blau geärgert, im Endeffekt aber alles runtergeschluckt. Oft hatte ich dann das Gefühl, ich hätte einen kleinen, brennenden Stein im Magen.
Dazu kommt eben der Kundenkontakt, der mir nicht gefällt. Ich war immer ein introvertierter Mensch. Mit den meisten Kunden kann ich aber gut, auch wenn es mich sehr viel Energie kostet, es ist wie eine Maske. Mir gibt das eben nichts zurück, mich kostet es einfach nur Kraft.
Es ist entweder von jetzt auf gleich sehr stressig in der Arbeit oder unglaublich langweilig. Insgesamt empfinde ich die Arbeit als nicht fordernd.

Ich lebe alleine mit meinen Haustieren, schlafe wahnsinnig viel momentan, habe überhaupt keinen Antrieb. Sport mache ich regelmäßig. Hobbys habe ich eigentlich keine mehr, so richtig begeistern oder überhaupt mal interessieren kann mich wenig. Mein Appetit ist weg. Eigentlich wollte ich immer, wenn ich mehr Zeit habe, meinen Hobbys nachgehen, war früher ein sehr kreativer Mensch. Jetzt habe ich die Zeit und schlafe eigentlich nur. Psychisch war ich immer ein bisschen labil, war früher autoaggressiv, hatte danach Depressionen, eine Essstörung. Insgesamt habe ich meinen Platz im Leben noch nicht gefunden.
Vor einem Monat habe ich erstmals in meinem Leben Migräne bekommen, einige Anfälle in kurzem Abstand, teilweise mit Sprachstörungen, ich konnte nicht mehr richtig lesen, habe nicht mehr richtig gesehen. Natürlich bin ich zur Ärztin gegangen, es ist körperlich alles in Ordnung, nur bin ich sehr, sehr verspannt. Die Ärztin meinte natürlich, es könne auch von der beruflichen Situation kommen.

Ich möchte gerne sofort kündigen, habe aber noch nichts Fixes im Anschluss. Was, wenn ich dann nichts finde? Dabei bin ich in der glücklichen Situation, ein ausreichend großes finanzielles Polster zu haben. Vielleicht tut es mir sogar sehr gut, einen Monat lang Abstand zu haben und zur Ruhe zu kommen? Aber wie soll ich das einem neuen Arbeitgeber erklären? Lücken im Lebenslauf sind ja angeblich schrecklich.
Ich hätte vor einer Weile eine andere Stelle annehmen können, allerdings hätte ich dort gleich anfangen müssen, was wegen meiner Kündigungsfrist nicht möglich ist. Außerdem wäre das wieder in derselben Branche gewesen, nur mit noch mehr Kundenkontakt. Zwar ein sehr schöner Arbeitsplatz, aber im Prinzip ja wieder dieselbe Problematik. Während des Gesprächs wurde mir vollends klar, dass ich gar nicht mehr in dem Beruf arbeiten will und habe dann abgesagt.
Ich weiß nicht, ob ich parallel noch nach anderen Stellen suchen soll, dann lande ich aber wieder in derselben Branche. Gut, ich kann mir schon vorstellen, Teilzeit in der Branche zu arbeiten, nur eben in einer anderen, kleinen Firma, wo das Betriebsklima besser ist. Oder ein Doktoratsstudium? Oder Zweitstudium? Reichen meine Kräfte dafür?

Scheint so, als wäre ich einer dieser phlegmatischen, jammernden Menschen geworden. So will ich gar nicht sein, ich will etwas verändern, sehe momentan aber nur Hindernisse.

Ich bin über jeden Ratschlag, Tipp, Gedankenanstoß dankbar!
Danke fürs Lesen!

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Rosenstock
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 13:19

Servus,

Ich denke, du benötigst eine Auszeit.
Ist es da wirklich mit einem Monat getan? Hast du noch Urlaub stehen? Wenn ja, nimm dir denn mal. Oder du kannst natürlich auch zum Arzt gehen, und dich mal für 1-2 Wochen oder länger krankschreiben lassen. Es klingt ja alles nach einem beginnenden Burnout.
Eine Firma aber, die auf dich nicht ein paar Monate warten kann, (ich habe 3 Monate Kündigungsfrist und falls ich kündigen würde, würde die neue Firma halt warten müssen, und dass tun die auch. Die wissen ja eh, dass es jedem gleich geht.) würde ich sowieso nicht nehmen. Das klingt ja schon von Anfang her stressig und auch irgendwie unorganisiert.
Die nächste Frage, die sich mir aber auch stellt. Warum willst du ein zweites Studium machen? Gibt es in deinem Studium keine guten Jobs? Wäre das mit einem anderem Studium einfacher oder verschiebt es die Situation nur nach hinten.
Wie gesagt, ich würde mir mal eine Auszeit nehmen und in dieser überlegen, wie es weitergeht.

lg Rosenstock

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nettasch
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 14:11

sinnsuchend hat geschrieben:Das Studium hat mir sehr viel Spaß gemacht. Von Anfang an wusste ich, dass ich nach dem Studium nicht wie die meisten in den öffentlichen Bereich gehen möchte, sondern wissenschaftlich arbeiten will.
was ist aus diesen plänen geworden? gibt es für dich eine möglichkeit, wissenschaftlich zu arbeiten oder an der uni als studentische hilfskraft loszulegen (oder so ähnliches)?

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sinnsuchend
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 21:39

Hallo,

danke für eure Beiträge.
Rosenstock hat geschrieben:Servus,

Ich denke, du benötigst eine Auszeit.
Ist es da wirklich mit einem Monat getan? Hast du noch Urlaub stehen? Wenn ja, nimm dir denn mal. Oder du kannst natürlich auch zum Arzt gehen, und dich mal für 1-2 Wochen oder länger krankschreiben lassen. Es klingt ja alles nach einem beginnenden Burnout.
Die nächste Frage, die sich mir aber auch stellt. Warum willst du ein zweites Studium machen? Gibt es in deinem Studium keine guten Jobs? Wäre das mit einem anderem Studium einfacher oder verschiebt es die Situation nur nach hinten.
Ich habe sehr bald circa eineinhalb Wochen Urlaub. Das ist nicht sehr viel, meiner Meinung nach viel zu wenig zum Erholen. Während der freien Tage bin ich meistens eh mit dem Kopf bei der Arbeit, ich kann mich davon nie frei machen. Nach mehr Urlaub brauche ich aber momentan gar nicht fragen, weil meine Chefin sowieso schon sehr empfindlich ist, was das Thema anbelangt. Nicht wegen mir, sondern weil es wegen einigen späteren Urlauben offenbar Personalprobleme gibt und ihrer Meinung nach alle gleichzeitig frei haben wollen und dauernd jemand fragt.
In Krankenstand zu gehen, habe ich mir ehrlich gesagt auch schon überlegt. Wie mache ich das am besten? Ich habe leider keinen Hausarzt, da ich so gut wie nie krank bin. Wird man wirklich "einfach so" krank geschrieben? Vielleicht bin ich nur dramatisch?
Mein Studium ist leider sehr auf den öffentlichen Bereich ausgelegt. Wenn ich etwas anderes machen möchte, etwa in Richtung Forschung, ist es fast zwingend notwendig, ein Doktoratsstudium anzuschließen.
Es kann gut sein, dass es nur eine Fluchtreaktion von mir ist, an ein zweites Studium zu denken. Ich habe vor meinem Studium schon ähnlich reagiert, weil ich nach der Matura nicht wusste, was ich machen sollte und mich nicht bereit für die Arbeitswelt gefühlt habe (aufgrund sozialer Ängste, die ich jetzt zum Großteil abgebaut habe, worauf ich auch sehr stolz bin).
Ein Zweitstudium würde mir einen Beruf ermöglichen, der mehr meinen Interessen entspricht, auch etwas Wissenschaftliches. Ich stelle mir etwas in Richtung Biotechnologie vor, das habe ich in meinen bisherigen Ausbildungen schon immer sehr spannend und beeindruckend gefunden. Und ich lerne wirklich gerne Neues.
nettasch hat geschrieben:was ist aus diesen plänen geworden? gibt es für dich eine möglichkeit, wissenschaftlich zu arbeiten oder an der uni als studentische hilfskraft loszulegen (oder so ähnliches)?
Wissenschaftlich arbeiten geht wie gesagt leider nur mit einem Doktoratsstudium. Ich habe mich bereits um ein solches beworben und warte noch auf Rückmeldungen. Ich werde mich auch weiterhin darum bemühen und Ansprechpartner suchen, es gestaltet sich wirklich schwierig, da es keine Informationsseiten gibt und es sehr unorganisiert ist. Möglicherweise bin ich zu ungeduldig, aber ich schleppe das Thema schon seit Herbst mit mir herum und ich kann (oder will?) nicht mehr warten, weil ich sofort etwas ändern möchte.
Die grundsätzliche Frage ist nur: will ich ein Zweitstudium/Doktorat überhaupt? In welche Richtung soll sich mein Leben entwickeln?

Ich habe mich mit einigen Freunden ausgetauscht und habe das Gefühl, dass ich überreagiere. Die meisten sagen mir, ich soll mit der Kündigung warten, bis ich etwas anderes habe. Allerdings habe ich dann das Gefühl, ich schlittere von einem Beruf in den nächsten und hetze irgendwie nur durchs Leben, ohne auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten. Das kann ja auch nicht gesund sein.
Ist es wirklich so schlimm, wenn man eine Lücke im Lebenslauf hat? Hat da jemand Erfahrungen?

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 02.02.2015, 22:10

Klar wäre die sichere Schiene ein nahtloser übergang, aber ganz ehrlich, was bringt ein nahtloser übergang der noch viele monate oder jahre dauert und man dann am anschluß gleich in die klinik kannw eil man völlig am ende ist.
Es macht sichtlich keinen Sinn dort wo du bist zu bleiben und da solltest du auf dich und dein Gefühl hören.
Ich hab lücken im lebenslauf, diese aber sprachlich umschrieben, so dass es nicht auffällt, also da kann man sich unterstützung holen, was man wenn dann reinschreibt.
Ich hatte nie probleme eine neue firma zu finden, trotz meiner probleme, meines chaotischen lebenslaufes usw. kommt vll auch auf den bereich an.

Mach dir einen ganz genauen Plan:
1. Kannst du etwas durch Gespräche und Kommunikation in der Firma ändern? Falls ja tu dies zuerst.
2. Falls nein: Schau dir den Arbeitsvertrag genau an und überprüfe wie lange die Kündigungsfrißt etc. ist.
3. Wie schauts mit dem Finanziellen aus, wenn du kündigst gibts whrl kein ALGI. Wie überbrückst du die Zeit?
4. Welche Termine gibts dann alle zu erledigen? Gang zum Arbeitsamt? Behördengänge generell?
5. Was amchst du in der Zeit wenn du arbeitslos bist, also wann dein zweites Studium und macht das tatsächlich Sinn`? Oder eher in der freien Wirtschaft arbeiten?
6. Kündigung genau vorbereiten, sprachlich wie schriftlich, auch hier an das Arbeitsrecht denken.
7. Tu es.
..:..

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MissX
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Beiträge: 462

Beitrag Mo., 02.02.2015, 22:52

sinnsuchend hat geschrieben:miese Stimmung unter den Mitarbeitern, generell schlechtes Betriebsklima, Probleme bei der Stundenabrechnung, insgesamt kein respektvoller Umgang.
Also nach meiner Erfahrung gibt es sowas in der überwiegenden Zahl der Firmen, die unter Konkurrenzdruck stehen.

sinnsuchend hat geschrieben:Ist es wirklich so schlimm, wenn man eine Lücke im Lebenslauf hat? Hat da jemand Erfahrungen?
Das kommt darauf an. Ich arbeite wissenschaftlich, also projektbezogen. Nach jedem Projekt ist man quasi eine gewisse Zeit arbeitslos bis man wieder was neues hat. Da ist das vollkommen normal.
In anderen Bereichen kommt es halt darauf an, wie gut man argumentieren kann. Was hat man in der Zeit gemacht? Hat man sie irgendwie sinnvoll genutzt? Vielleicht was ehrenamtliches, was mit dem Berufswunsch zu tun hat usw.?
Heute sind Lücken im Lebenslauf nicht mehr so schrecklich wie früher, da es einfach in fast keiner Branche mehr Menschen gibt, die von der Ausbildung bis zur Rente immer den gleichen Job haben. Deshalb kann man Lücken auch gut erklären. Kleine Lücken sowieso. Und wenn die Lücke irgendwann Jahre zurück liegt, interessiert sie sowieso keiner mehr.
Größere Lücken von mehr als einem halben Jahr, solltest du auf jeden Fall mit was sinnvollen Füllen. Und wenn du dir was ausdenkst.

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sinnsuchend
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Beitrag Di., 03.02.2015, 21:24

Guten Abend,

danke für die neuen Beiträge! Das hilft mir schon mal weiter.

Es ist halt ein ständiges Auf und Ab in der Firma. Teilweise ist es wochenlang wirklich sehr unangenehm zu arbeiten, dann geht es wieder für eine Woche und dann fängt der ganze Spaß von vorne an. Das Problem liegt mMn in der Chefetage und es geht nicht nur mir alleine so, es geht auch den Kollegen so!

Natürlich seh ich mich nicht langfristig in der Firma, das war mir von Anfang an klar, allerdings sind die Kollegen im Normalfall wirklich nett, es gibt keinen einzigen, der mir wirklich unsympathisch wäre. Man kann nur leider mit manchen Leuten keine konstruktiven Gespräche führen, da sie sich persönlich immer angegriffen fühlen, wenn sie kritisiert werden. Wir sind ein kleiner Betrieb mit etwa 13 Mitarbeitern. Teilweise bin ich auch privat gut befreundet und unternehme manchmal nach der Arbeit noch etwas mit den Kollegen.
Das will ich nicht einfach wegwerfen. Es schwankt einfach sehr. Zuhause, am Wochenende, denke ich immer, es ist alles halb so schlimm und irgendwie auszuhalten. Kaum bin ich in der Arbeit, spüre ich die dicke Luft, bin verspannt und angespannt und dann fällt mir die Entscheidung zu gehen wieder leicht.
Ich weiß nicht, was ich von meinen Freunden, Bekannten oder durch meinen Beitrag hier erwarte und was ich hören will. In der Vergangenheit habe ich oft auch gegenüber Freunden gesagt, ich werde kündigen, es gefällt mir hier nicht, ich möchte so nicht mehr arbeiten - im Endeffekt hab ich aber nie gehandelt. Es ist mir mittlerweile total unangenehm, darüber zu reden, weil das Thema schon seit Monaten auf dem Tisch liegt. Ich habe das Gefühl, ich mache mich total lächerlich.
Einer meiner wichtigsten Bezugspersonen brauche ich davon überhaupt nicht mehr zu erzählen - sie ist der Meinung, ich reagiere überzogen, und überhaupt arbeite ich ja sowieso nur so wenig, und ich soll mich doch bitte nicht so aufregen, ich habe ja alles. Von außen sieht mein Leben vielleicht super aus, in meinen Kopf oder in mein Herz kann aber keiner schauen. Wenn ich so etwas höre, dann fühle ich mich wirklich schlecht, denn ich arbeite wirklich nicht mehr viele Stunden, kann davon aber gut leben - mir ist sehr wohl bewusst, was für ein Luxus das ist. Das würde ich so gerne schätzen können, es bereitet mir keine Freude; im Gegenteil, mein Arbeitsumfeld macht die Welt so "klein", also ob es nur diese Firma gäbe und sonst überhaupt nichts anderes, nur den Weg zur Arbeit, nur meine Buslinie, nur meine Stadt. Ich fühle mich leer und eingesperrt, so beengt. Aber ich denke ich ja auch nur an die Arbeit, es nimmt mich und mein Denken viel zu sehr ein. Schon wieder "zerdenke" ich etwas und komme halt nicht weiter.
Daheim ist niemand, an den ich das abladen könnte, keiner umarmt mich mal, keine starke Schulter zum Anlehnen - das muss alles alleine gehen, niemand der meinen Akku wieder auffüllt, der Haushalt und mein Leben muss einfach funktionieren. Im Funktionieren bin ich super, ich habe jahrelang nichts anderes getan, nur gelebt habe ich nicht. Da denk ich mir, die Arbeit muss jetzt einfach passen, jetzt bin einfach mal ICH dran, sonst sind die Reserven leer und es macht alles keinen Spaß. Nicht falsch verstehen, es muss nicht immer alles Spaß machen, aber ich wäre gern einfach nur zufrieden. Ich möchte nicht in der Arbeit auf Feierabend warten und die Stunden zählen und dann Zuhause die Stunden bis zur Arbeit zählen und abwarten. Momentan mache ich aber nichts anderes. Klar gibt es Tage, wo es so ist, bestimmt geht es vielen Leuten so, keine Frage! Aber ich finde, es sollte nicht täglich so sein und vor allem sollte es nicht so bald nach dem Einstieg ins Berufsleben sein!

Ich habe wirklich Angst, eine falsche und überzogene Entscheidung zu treffen, hysterisch zu sein, mich irgendwie zu verrennen und mir vor lauter Fluchtinstinkt meine Zukunft zu verbauen. Woher weiß ich, was richtig ist? Ich fühl mich wie an einer Kreuzung, bisher war immer alles richtig gut ausgeschildert und linear, sozusagen einfach die Straße runter bis zum Ziel. Jetzt hört die Straße eben auf und wird ein Trampelpfad, ich kann links oder rechts gehen und weiß nicht, was am Ende sein wird. Da campe ich lieber an der Kreuzung und komme nirgendwo hin, habe mich aber wenigstens nicht falsch entschieden - weil ich mich gar nicht entschieden habe. Ja, so fühl ich mich momentan und es ist ein sehr blödes Gefühl.

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sinnsuchend
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 14:19

Hallo nochmal,

ein bisschen Zeit ist ja vergangen, und ich habe mich entschieden, trotz allem zu kündigen.

Jetzt versuche ich gerade, das Kündigungsgespräch im Geist durchzuspielen und stelle fest, dass ich mir unsicher bin wie ich es anlegen und was ich sagen soll.
Einerseits möchte ich nicht unnötig betonen, wie unglücklich in der Firma momentan bin, sondern eher erklären, in einer anderen Branche arbeiten zu wollen. Allerdings kann ich nicht einmal lügen und sagen, ich hätte schon etwas Neues. Voraussichtlich brauche ich die Unterschrift meiner Chefin auf den Unterlagen für das Arbeitsamt.
Mir ist bewusst, dass ich eine Kündigung gar nicht begründen muss. Ich bin mir aber sicher, dass ich die Frage nach den Gründen gestellt bekomme, da ich bisher so gut wie möglich auf eitel Sonnenschein gemacht habe.
Das Gesrpäch sollte nicht katastrophal laufen, da ich dann noch gut einen Monat in der Firma arbeiten werde müssen.

Habt ihr vielleicht Ratschläge und Erfahrungen, was so ein Gespräch angeht? Ist mein erstes dieser Art.

Danke!

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Nico
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Beitrag Mo., 09.02.2015, 14:32

Wenn deine Chefin ein bisserl Erfahrung hat, wird sie dich nicht nach Gründen fragen, denn dann weiß sie schon, dass sie zu 99% ohnehin angelogen wird.
Und sollte sie es doch tun, kannst du ihr ja sagen, dass du über Gründe nicht sprechen möchtest.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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