Ich bin neu hier im Forum und möchte gerne Mal eure Meinungen und Ratschläge bzgl. meinen Erfahrungen hinsichtlich meines Perfektionismus hören (es wird wahrscheinlich sehr lang, also schonmal vielen Dank für's lesen)
Ich möchte erstmal einsteigen mit einer Geschichte von früher, die ich noch sehr in Erinnerung habe: Ich war ca. 7 Jahre alt und schrieb Tagebuch. An meinem Handgelenk war meine neue Lieblingsuhr, die mir mein Vater geschenkt hatte. Beim Schreiben des Tagesbuches unterlief mir allerdings ein Fehler im Wort und da ich mit Kugelschreiber geschrieben hatte, konnte ich diesen auch nicht beheben.
Ich war daraufhin so wütend und traurig auf mich selbst, dass ich geweint habe und vor Wut mit der Faust auf den Tisch geschlagen habe, sodass meine Uhr kaputt ging. Daraufhin fragte mich mein Vater was los sei und ich erklärte ihm, dass ich einen Fehler im Wort gemacht hatte. Daraufhin meinte er, dass ja gerade solche Imperfektionen ein Tagebuch erst besonders und persönlich machen.
Ich muss irgendwie sehr oft an diese Situation zurückdenken und merke dass ich leider auch heute immer noch diesen Perfektionismus habe.
Dieser ist zum einen bei meinem Studium vorzufinden: Ich erwarte zwar nicht Topnoten, aber wenn ich mich auf eine Klausur vorbereiten, dann muss ich wirklich perfekt bis ins kleinste Detail vorbereitet sein. Ich kann nicht irgendwas weglassen oder "auf Lücke lernen". Ich muss dann alles verstanden haben.
Zum anderen wirkt sich es aber auch stark auf mein Privatleben aus. Ich habe wirklich den Glaubenssatz "Wenn ich nicht perfekt bin, bin ich nicht liebenswert" stark verinnerlicht. Ich hatte mit meinen früheren Partnern sehr viele negative Erlebnisse, sie haben mich viel belogen und hintergangen. Jetzt habe ich allerdings einen sehr lieben Freund, bei dem ich wirklich weiß, dass er mich über alles liebt. Nur ich bin dadurch leider perfektionistischer denn je. Ich denke, weil er so nett und so "perfekt" für mich ist, muss ich auch perfekt sein, sonst könne er mich nicht lieben. Das äußert sich zum einen darin, dass ich sehr viel abgenommen habe die letzte Zeit und auf einer strikten Diät bin. Ich hatte in letzter Zeit oft Probleme mit meinen Haaren wegen des kalten Wetters und deswegen immer schlechte Laune, weil ich dadurch ja nicht perfekt aussehe. Es ist so dumm und lächerlich eigentlich, ich weiß es selbst, doch es ist ein Teufelskreis. Auch charakterlich möchte ich perfekt sein für meinen Freund. Besonders hier zeigt sich der Teufelskreis des Perfektionismus: Erstens sind die Streitereien eigentlich immer auf meinen geringen Selbstwert zurückzuführen. Zweitens weiß ich es ja selbst und bin in meinem Kopf auch selbst dann an den Streitereien schuld. Das führt dazu, dass ich nach jedem kleinen Fehler von mir , tagelang Gewissensbisse habe und Angst habe, dass er mich nicht mehr lieben könne oder in Streitereien dann extra ablehnend reagiere, um zu testen, ob er mich ja noch liebt und zu mir ankommt. Ich weiß, wie falsch und deskruktiv dieses Verhalten ist, aber mein Perfektionismus verstärkt diese verhalten, weil gerade dadurch dass ich weiß, was für eine schlimme Freundin ich bin, hab ich dann noch mehr Gewissensbisse etc. Ich hoffe ihr versteht den Teufelskreis, den ich meine.
Ich bin auch eine eher ruhigere Person, was ja eigentlich überhaupt nicht schlimm ist. Aber in meinem Kopf ist verankert, dass ruhig und schüchtern sein das überhaupt schlimmste ist, was eine Person sein kann. Dadurch setze ich mich immer sehr unter Druck in dieser Hinsicht perfekt sein zu müssen und viel reden zu müssen, sodass ja andere Leute nicht denken bzw sagen, dass ich ja so ruhig und deswegen komisch bin.
Was sagt ihr zu der ganzen Sache? Wie könnte ich da raus kommen? Ich habe mir jetzt fürs erste zwei Selbsthilfebücher bestellt.
danke schonmal im Voraus
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