Liebe Community,
ich bekam vor mehreren Jahren die Diagnose "Generalisierte Epilepsie mit Absencen". Seit meiner Kindheit war mir bewusst, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Ich war immer ein ängstliches Kind, viel langsamer als Andere und hatte viele Unfälle. Komischerweise fiel nur meinen Eltern nie etwas Besonderes auf, außer dass ich für meine Mutter der "Lahma*sch" war. Meine Oma nannte mich oft Träumerchen, wenn ich wieder vor mich hinstarrte. Einer Tante fiel auf, als ich bei ihr Ferien machte, dass ich beim Essen vor mich hinseufzte. Ich selbst bemerkte das nicht.
Ich hatte große Schwierigkeiten mit der Aufmerksamkeit und bekam deshalb vieles in meiner Schulzeit und später im Beruf nicht mit. In der Schule steckte ich einmal eine Klassenarbeit ein und nahm sie mit nach Hause statt sie beim Lehrer abzugeben. Zum Glück wertete er das nicht als Täuschungsversuch. Auch war ich die Einzige, die nicht mitbekam, zu welcher Uhrzeit der Bus für die Klassenfahrt abfuhr. In der Ausbildung hörte ich ganz oft den vorwurfsvollen Satz: "Das habe ich doch gerade erklärt/gesagt". Ich aber hatte es nicht mitbekommen! Eine Kollegin, die mir gegenüber am Schreibtisch saß, fiel auf, dass ich ab und zu die Augen zur Seite verdrehte, mit halb geöffnetem Mund. Sie fand das total lustig.
Irgendwann ging ich zum Neurologen und wollte herausfinden, was mit mir nicht stimmt. Von Epilepsie hatte ich überhaupt keine Ahnung. Deshalb war ich auch ziemlich geschockt, als er aufgrund meiner Schilderungen von einer Absence-Epilepsie sprach. Das EEG zeigte nur eine erhöhte Anfallsbereitschaft.
Mir wurde ein Antiepileptikum verschrieben. Das habe ich ein halbes Jahr genommen und habe es dann wegen der Nebenwirkungen abgesetzt. Mein Hausarzt stellte erhöhte Leberwerte fest, die ich nur mit Mühe und Not runterbekam. Wahrscheinlich eine Folge von dem Medikament. Ich dachte mir, ich lebe seit meiner Kindheit mit Absencen, dann werde ich es auch weiterhin ohne Medikament hinbekommen. Doch da ist die Angst, dass Andere merken, dass mit mir etwas nicht stimmt und ich nicht nur still und langsam bin.
Ich arbeite in einem Altenheim und neulich fragte mich ein Bewohner: "Träumst du schon wieder?" Also werde ich offensichtlich auch als verpeilt wahrgenommen. Eine Bewohnerin sagte mal zu einer anderen Bewohnerin mit Blick in meine Richtung: "Wie konnten die nur so jemanden einstellen?"
Was soll ich tun?
Kann man lernen, solche Ängste einfach beiseite zu schieben?
Liebe Grüße
Tropenwind
(Hinweis Admin: Betreffzeile etwas präzisiert, damit man schon in der Themenübersicht erkennt, worum es geht. Ich hoffe, das passt so für Sie.)
Epilepsie: Angst, dass Andere etwas merken
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Tropenwind
Thread-EröffnerIn - Helferlein

, 43 - Beiträge: 63
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Es gibt sicher andere Medikamente. Hast Du das versucht?
Ansonsten hilft radikale Ehrlichkeit. Warum erklärst Du den Leuten das nicht einfach?
Ansonsten hilft radikale Ehrlichkeit. Warum erklärst Du den Leuten das nicht einfach?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero
Cicero
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Kirchenmaus
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, 51 - Beiträge: 1317
Es ist doch gut, dass du eine Diagnose hast. Dann gibt es für deine "Ausfälle" eine Erklärung.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.
Ich würde an deiner Stelle versuchen möglichst offen damit umzzgehen. Ich bin mir sicher, dass du dann auch mehr Verständnis in deinem Umfeld finden wirst.
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chrysokoll
- [nicht mehr wegzudenken]
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, 45 - Beiträge: 4472
ich würde an deiner Stelle auf mehreren Ebenen ansetzen.Tropenwind hat geschrieben: So., 06.07.2025, 21:38
Was soll ich tun?
Kann man lernen, solche Ängste einfach beiseite zu schieben?
Hast du einen Hausarzt, kannst du mit dem sprechen? Ich würde nochmal zu einem möglichst wirklich guten und sorgfältigen Facharzt gehen, genau diagnostizieren lassen. Es gibt andere Medikamente, andere Dosierungen und auch weitere Möglichkeiten.
Du kannst eventuell lernen Vorboten und Auslöser zu erkennen und zu reagieren. Und du kannst z.B. im Rahmen einer Beratung oder Therapie auch lernen mit dir, deinen Besonderheiten und auch Ängsten besser umzugehen
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Weltengänger
- Helferlein

, 63 - Beiträge: 119
Hallo, Tropenwind!Tropenwind hat geschrieben: So., 06.07.2025, 21:38 ich bekam vor mehreren Jahren die Diagnose "Generalisierte Epilepsie mit Absencen". Seit meiner Kindheit war mir bewusst, dass mit mir etwas nicht stimmte.
Ich war immer ein ängstliches Kind, viel langsamer als Andere und hatte viele Unfälle. Komischerweise fiel nur meinen Eltern nie etwas Besonderes auf, außer dass ich für meine Mutter der "Lahma*sch" war. Meine Oma nannte mich oft Träumerchen, wenn ich wieder vor mich hinstarrte. Einer Tante fiel auf, als ich bei ihr Ferien machte, dass ich beim Essen vor mich hinseufzte. Ich selbst bemerkte das nicht.
Was soll ich tun?
Es handelt sich ja nicht um eine Epilepsie mir schweren Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit, wenn ich es richtig verstehe, dafür bleibt es bei den Träumereien. Sie zeigen eine Neigung, quasi in zwei Welten zu leben und in der einen realen Welt immer ein Stück überfordert zu sein und deshalb wieder von ihr abzudriften. Könnte man statt von einer Epilepsie von einem chronischen Erschöpfungssyndrom sprechen? Fühlst du dich erschöpft und überfordert? Was kommt in den Träumereien vor?
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HonigImKopf
- Helferlein

, 50 - Beiträge: 42
Hallo Tropenwind,
danke für Deine Sorgen, die wir ernsthaft auffangen. Um Dich zu beruhigen: Jeder Mensch ist untertherapiert und kein Mensch ist 100% perfekt. Ebenso sollte auch dieses Forum für Dich keine ultimative Lösung sein, da vermutlich sehr dringend soziale Misverständnisse in fachlichen Gesprächen mit Medikation unbedingt erfolgen müssen.
Den Weg mit oder ohne verschreibungspflichtige Medikamente zu gehen ist hier im Forum sehr schwer zu bewerten, weil Gespräche mit Fachleuten stattfinden müssen. Träume erzählen uns unsere Gedanken - ein Leben in einer Parallelwelt oder das Erleben einer solchen, der Vergangenheit, oder in der vermeintlichen Zukunft beruhend auf Erlebnissen mit guten oder schlimmen Augenblicken ist mitunter fließend. Manchmal besser als Kino oder ein Film, weil es unsere eigenen Gedanken sind, die uns sozusagen selber "filmen": Klingt schräg, ist aber so. Wenn man kann, sollte man in seinen Träumen ruhig und objektiv sein und sich nur treiben lassen, als würde man die Situation nur beobachten, sich lenken lassen und sich nicht anstrengen. Anstrengung kann in der Traumwelt eine Reaktion bewirken, die man entweder beeinflussen oder nicht beeinflussen kann. Diese heftige Eigen-Reaktion kann in der Traumwelt dazu führen, dass man im Traum unter Stress gerät, was auch zu Schlafstörungen führen kann. Manchmal kann man sich in seinen Träumen auch aus einer Situation ganz einfach zurückziehen, um dann leichter zu sein. Stressige Träume mit Angst, Gefahr, Schmerz und Kontrollverlust sind keine schönen Träume. Daraus sollte man - wenn es geht - schnell aufwachen, so als ob man innerlich eine Bremse zieht. Ein tägliches Traumbuch bzw. Tagebuch in dem Du Deine Erinnerungen aus der kürzlich vergangenen Traumwelt aufschreibst kann Dir bei Deinen Sitzungen helfen. Gehe das in der Therapie langsam an. Was Dir in Deiner Familie passiert ist, musst Du mit fachlicher Hilfe verarbeiten. Vielleicht waren die bösen Menschen die Begleiter Deiner unruhigen Träume. Die Auslöser waren sie nicht, jedoch haben sie sich dort eingenistet. Wenn Du kannst, dann setze den bösen Menschen zum Beispiel hohe Zäune, hohe Mauern, feste Türen oder sonstige massive Hindernisse zu Dir. Entfremde Dich in der Jetzt-Welt von bösen Menschen und versuche auf dem Weg zum Schlaf ohne Stress zugenießen und frei in Deinen Träumen zu sein. Der Auslöser ist Deine sehr hohe Sensibilität - und genau dort brauchst Du Gehör.
Du hast viele Menschen, die Dir helfen. Sprich mit ihnen und halte sie fest, so gut Du kanst.
danke für Deine Sorgen, die wir ernsthaft auffangen. Um Dich zu beruhigen: Jeder Mensch ist untertherapiert und kein Mensch ist 100% perfekt. Ebenso sollte auch dieses Forum für Dich keine ultimative Lösung sein, da vermutlich sehr dringend soziale Misverständnisse in fachlichen Gesprächen mit Medikation unbedingt erfolgen müssen.
Den Weg mit oder ohne verschreibungspflichtige Medikamente zu gehen ist hier im Forum sehr schwer zu bewerten, weil Gespräche mit Fachleuten stattfinden müssen. Träume erzählen uns unsere Gedanken - ein Leben in einer Parallelwelt oder das Erleben einer solchen, der Vergangenheit, oder in der vermeintlichen Zukunft beruhend auf Erlebnissen mit guten oder schlimmen Augenblicken ist mitunter fließend. Manchmal besser als Kino oder ein Film, weil es unsere eigenen Gedanken sind, die uns sozusagen selber "filmen": Klingt schräg, ist aber so. Wenn man kann, sollte man in seinen Träumen ruhig und objektiv sein und sich nur treiben lassen, als würde man die Situation nur beobachten, sich lenken lassen und sich nicht anstrengen. Anstrengung kann in der Traumwelt eine Reaktion bewirken, die man entweder beeinflussen oder nicht beeinflussen kann. Diese heftige Eigen-Reaktion kann in der Traumwelt dazu führen, dass man im Traum unter Stress gerät, was auch zu Schlafstörungen führen kann. Manchmal kann man sich in seinen Träumen auch aus einer Situation ganz einfach zurückziehen, um dann leichter zu sein. Stressige Träume mit Angst, Gefahr, Schmerz und Kontrollverlust sind keine schönen Träume. Daraus sollte man - wenn es geht - schnell aufwachen, so als ob man innerlich eine Bremse zieht. Ein tägliches Traumbuch bzw. Tagebuch in dem Du Deine Erinnerungen aus der kürzlich vergangenen Traumwelt aufschreibst kann Dir bei Deinen Sitzungen helfen. Gehe das in der Therapie langsam an. Was Dir in Deiner Familie passiert ist, musst Du mit fachlicher Hilfe verarbeiten. Vielleicht waren die bösen Menschen die Begleiter Deiner unruhigen Träume. Die Auslöser waren sie nicht, jedoch haben sie sich dort eingenistet. Wenn Du kannst, dann setze den bösen Menschen zum Beispiel hohe Zäune, hohe Mauern, feste Türen oder sonstige massive Hindernisse zu Dir. Entfremde Dich in der Jetzt-Welt von bösen Menschen und versuche auf dem Weg zum Schlaf ohne Stress zugenießen und frei in Deinen Träumen zu sein. Der Auslöser ist Deine sehr hohe Sensibilität - und genau dort brauchst Du Gehör.
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Kein Mensch ist 100% gesund: Wir sind alle untertherapiert 
> Persönliche Meinungen werden mit Rücksicht auf das öffentliche Forum nur über PN diskutiert. <
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