extreme Minderwertigkeitskomplexe

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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vita
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 07:02

Hallo Pitt,
Ich habe auch das Gefühl, dass dann, wenn ich meine Interessen wahrnehme/durchsetzen möchte, ich es mir mit dem Gegenüber verscherze.
Das kommt darauf an, wie dein Gegenüber beschaffen ist. Ein einfaches "Nein" ohne Rechtfertigung, wie z.B. "Nein, ich habe heute etwas anderes vor" bietet meiner Meinung nach keinerlei Angriffsfläche, ist schlicht, ehrlich und bedarf keiner Diplomatie. Jedoch gibt es Menschen, die keine andere Meinung gelten lassen, sondern ein Gegenüber brauchen, welches sie kontrollieren können. Diese Art Leute sind natürlich dann beleidigt oder reagieren auf andere Weise negativ - ich kann aber auf deren Gesellschaft gerne verzichten.

Oder Leute, die ein einfaches Nein nicht gelten lassen und so lange rumzeckern, bis sie ihr eigenes Ziel erreicht haben. In meinem doch recht betagten Alter habe ich persönlich keinerlei Lust, mit solchen Menschen zu diskutieren, da mir meine Zeit zu kostbar ist und ich kann sehr gut damit leben, dass ich es mir mit solchen Leuten "verdorben" habe.

lg
vita

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Pitt
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Beitrag Mi., 30.09.2009, 09:07

vita hat geschrieben:Hallo Pitt,
Ich habe auch das Gefühl, dass dann, wenn ich meine Interessen wahrnehme/durchsetzen möchte, ich es mir mit dem Gegenüber verscherze.
Das kommt darauf an, wie dein Gegenüber beschaffen ist. Ein einfaches "Nein" ohne Rechtfertigung, wie z.B. "Nein, ich habe heute etwas anderes vor" bietet meiner Meinung nach keinerlei Angriffsfläche, ist schlicht, ehrlich und bedarf keiner Diplomatie.
Nur kurz, da nicht "mein" Thread:
Ich bin nicht derjenige, an den Wünsche herangetragen werden, - und der sich darüber grämt, nicht "nein" sagen zu können.
Ich bin derjenige, der "in Wahrnehmung seiner Interessen" die "Neins" kassiert...
Verstehst Du den Unterschied??
Lg
Pitt

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Standup
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Beitrag So., 24.01.2010, 14:42

Hallo zusammen,

Seit ich klein bin war ich ein wirklich extrem schüchternes, verschlossenes,ängstliches und zurückhaltendes Mädchen.
In der Schule galt ich sowieso schon immer als stilles Wässerchen, hatte wenige Freunde, in einigen Klassen auch gar keine. Das schlimmste war, dass ich in Gruppenarbeiten immer übrig blieb und man mich ständig zwanghaft einer Gruppe zuteilte. Ich machte nie den Mund auf, wehrte mich nie, zog mich zurück,glaubte nicht an mich und hatte wirklich 0 Selbstbewusstsein.Ich sprach nie über meine Probleme, empfand alles als peinlich. Wenn Leute lachten bezog ich alles gleich auf mich und wurde ich kritisiert oder beleidigt dann verletzte mich das total und machte mich noch unsicherer als ich sowieso schon war.
Vor Referaten hatte ich unglaubliche Panik, stand ich vor der Klasse zitterte ich total, lief knallrot an, stottere. Sebst wenn ich es hinter mir hatte war ich noch Stunden danach aufgeregt.
Das mal vorab zu meiner Kindheit.

HEUTE hab ich mich im Gegensatz zu früher wirklich extrem ins positive verändert.
Ich mag mich so wie ich bin, behandel mich selbst so wie ich auch eine gute Freundin behandeln würde, nämlich mit Liebe und Respekt. Ich verzeih mir meine Fehler und mach mir selbst immer wieder Mut, egal wie oft ich fall steh ich wieder auf.
Vor Referaten hab ich so gut wie keine Panik mehr, ich zittere nicht und seh es total locker.
Bin recht offen geworden und rede frei über Dinge, die mir früher unangenehm waren.
Wenn andere schlecht über mich reden dann macht mir das nicht mal mehr halb so viel aus wie früher.
Was Leute die mich kaum kennen über mich denken ist mir inzwischen so gut wie egal, denn ich weiss ich hab meine Freunde die mich kennen und mögen so wie ich WIRKLICH bin.
Freunde hab ich verglichen mit früher jetzt richtig viele. Ich schaff es leichter auf andere zuzugehn und vor allem z.b. mit Freunden meiner Freunde in Kontakt zu kommen.
Vor ihnen komm ich aus mir raus, lache viel usw. bin so, wie ich sein möchte.
Also ich bin wirklich froh und auch stolz auf mich, wie ich mich verglichen mit früher ins Gegenteil verändert habe.

So, aber nun zu meinen Problemen:
Ich komme meist nur vor meinen Freunden aus mir raus. Unter andern Leuten, vor allem dominanten fühle ich mich minderwertig und unwichtig, trete auch nicht selbstsicher auf.
Wehren kann ich mich nach wie vor nur vor meinen Eltern, bei Leuten in meinem Alter und schnell aggressiven Leuten kann ich es überhaupt nicht und konnte es auch noch nie.
Das komische ist, manchmal WEISS ich zwar dass ich auf jemanden total sauer bin, aber sobald er dann vor mir steht verspür ich innerlich keine Wut, um mich zu wehren.
Es ist schwer zu beschreiben, fühlt sich an wie eine Blockade.
Ich habe auch Angst,dass der andere erst recht aggressiv wird wenn ich den Mund aufmache und mich persönlich angreift und ich habe Angst dass mich das sehr verletzen würde, obwohl ich da ja inzwischen abgehärtet bin, gegen Worte anderer.

Ich denke mir dass es für mich vllt. schon so normal geworden ist, dass ich alles über mich ergehen lasse, dass da keine Gefühle zum Vorschein kommen. Ich merke aber auch, dass mit jedem mal in dem ich etwas in mich reinfresse oder ich mich wieder nicht überwinde den Mund aufzumachen sich etwas in mir anstaut.
Ich weiss einfach nicht WIE ich mich wehren soll, und irgendwie klappt es ja auch gar nicht wenn ich innerlich überhaupt keine Wut verspüre, obwohl ich WEISS dass ich sauer bin!Das ist ja das komische.

Ich möchte mich ändern und an meinem Selbstbewusstsein arbeiten, aber das tu ich schon lange und wie gesagt bin ich, wenn ich mich mit früher vergleich, ja auch zufrieden mit mir.
Aber ich muss endlich mal anfangen andern Leuten Grenzen zu zeigen, mich zu wehren, denn sonst werd ich niemals mit Respekt behandelt werden.
Ich sehe mich in Gedanken immer als sehr selbstbewusst, schlagfertig, mit einer total guten,anziehen Ausstrahlung und strebe halt nach diesem Bild, das ich von mir habe.
Aber ich hab drüber nachgedacht, ob es überhaupt klappen kann, dieses Bild das ich von mir in Gedanken habe zu realisieren?!
Vllt. bin ich einfach nicht so ein Mensch dafür, vllt. werd ich ewig Minderwertigkeitskomplexe unter andern Leuten haben, vllt. werd ich mich nie wirklich wehren können!
Ich weiss nicht ob das überhaupt machtbar ist was ich mir vorstelle!

Ich denke mir dass sich in meiner Kindheit, durch das ganze ausgrenzen usw. Dinge angestaut haben, die ich bis heute noch nicht verarbeitet habe und sich z.b in den Minderwertigkeitskomplexen wenn ich in einer Gruppe bin zeigen.

Glaubt ihr dass ích es überhaupt schaffen könnte, dem Bild näher zu kommen das ich in Gedanken von mir habe? Wie kann ich es schaffen mich zu wehren und die Blockaden dabei zu durchbrechen?
Ist es möglich dass die ganzen Minderwertigkeitskomplexe noch mit meiner Kindheit zusammenhängen und ich Dinge von früher aufarbeiten muss?

Vielen vielen Dank fürs durchlesen von meinem langen Text und danke für jede Antwort

Liebe Grüße
Standup

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saraX
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Beitrag Di., 26.01.2010, 10:03

hallo standup,
da hast du ja schon viel an/in dir verändert in den letzten jahren. toll!
was mich interessieren würde, wie und wann sind denn diese veränderungen vom schüchternen, isolierten kind zu der jungen frau, die freundInnen hat, ihnen gegenüber offen ist und keine angst mehr vor referaten hat passiert?
hast du dich damit deinem idealbild schon angenähert? fehlt nun nur noch "wehrhaftigkeit" gegenüber fremden?
du sagst, dass du zwar spürst dass du sauer bist auf jemanden, aber dann nicht wütend reagieren kannst, wenn dieser jemand vor die steht. das klingt nach einem schutzmechanismus. um welche situationen geht es da denn genau. kannst du eine situation beschreiben?
lg
sara

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Beitrag Di., 26.01.2010, 16:47

Hallo sara,

also es hat vor ungefähr 4 Jahren angefangen, dass es plötzlich ,,Klick" gemacht hat und ich mich im Gegensatz zu früher bis heute immer mehr ins positive verändert habe. Aber ICH hab da an sich nicht wirklich dran gearbeitet, es kam einfach nach und nach, so als wäre in meinem Kopf plötzlich ein Schalter umgelegt worden.

Naja, meinem Idealbild entspreche ich trotzdem noch lange nicht und wie gesagt weiss ich ja auch gar nicht, ob ich das jemals tun werde...
Es fehlt mir das Wehren gegenüber andern, aber auch meine komischen Minderwertigkeitskomplexe zu besiegen.
Wie gesagt, immer wenn ich unter Leuten bin, die ich im Gegensatz zu mir als dominant empfinde (und das sind die meisten) komm ich mir unwichtig und klein vor.
Ich denk außerdem ständig wenn jemand lacht, dass sie über mich lachen, mich beobachten, kucken wie ich laufe oder schau (da ich eben nen sehr ernsten Blick habe) und und und...

Eines der Beispiele mit dem Wehren ist, dass da z.B. so genannte ,,Freunde" von mir sind, die mich ständig versetzen, sich nicht an unsre Abmachungen halten usw. ...
Und SPÄTESTENS wenn sie dann mit einem kleinen ,,Sorry" kommen kann ich ihnen schon nicht mehr böse sein, obwohl ichs innerlich schon noch bin.
Oder z.B. wenn mir jmd während ich rede einfach ins Wort fällt und mich unterbricht...trau ich mich nicht, dazu etwas zu sagen : (

naja..das wars erstma

lg und danke
Standup

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saraX
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Beitrag Di., 26.01.2010, 22:59

liebe standup,
wie erklärst du dir eigentlich, dass du als kind so schüchtern warst?
Eines der Beispiele mit dem Wehren ist, dass da z.B. so genannte ,,Freunde" von mir sind, die mich ständig versetzen, sich nicht an unsre Abmachungen halten usw. ...
Und SPÄTESTENS wenn sie dann mit einem kleinen ,,Sorry" kommen kann ich ihnen schon nicht mehr böse sein, obwohl ichs innerlich schon noch bin.
vielleicht bist du ja nicht böse, sondern verletzt? mich verletzt es wenn mich freunde versetzen.

lg
sara

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Beitrag Mi., 27.01.2010, 14:52

Hey Sara,

tja, wenn ich das wüsste...
habe mir auch schon öfters darüber Gedanken gemacht warum ich so ein verschlossenes, schüchternes Kind war...
Meine Mutter leidet schon seit ich ein paar Jahre alt bin an Depressionen und Angstzuständen.
Sie wohnte da noch zuhause und ich habe eben alles miterlebt, das ganze auf und ab, die Streitereien mit meinem Vater...
Ob es damit was zu tun haben könnte?
Ich weiss es nicht, aber ich denke schon dass ich zumindest vorbelastet bin

Naja, das mit dem Wehren bei meinen Freunden war ja nur ein Beispiel
ich kann mich NIE wehren, egal was ist und bei wem
wenn ich weiss da ist grad zum Beispiel son eingebidetes Mädel das mich irgendwie abwertend anstarrt, dann könnte ich niemals so reagieren wie es wohl die meisten andern machen würden, z.B. mit: ,,Hey was glotz du so blöd?" ^^ oder einfach nur mit nem lockereren Spruch wie: ,,Bin ich Kino?"
Nein sagen kann ich auch überhaupt nicht
ich kann und konnte mich einfach noch nie wehren, wie gesagt abgesehen von meinen Eltern...naja

vielen Dank für deine Antwort
Lg
Standup

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saraX
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Beitrag Mi., 27.01.2010, 23:31

hallo standup,
hm das klingt schon danach als könnte es mit deiner schwierigen familiensituation in deiner kindheit zu tun haben. vielleicht warst du als kind darauf angewiesen deine gefühle zu unterdrücken. man behält dann leider oft solche strategien, die in der kindheit als schutz gut und wertvoll waren bei, obwohl sie nicht mehr nötig sind.

ich denke eine therapie könnte dir sicher helfen. oder gibt es eine frauenberatungsstelle bei dir in der nähe?

lg sara

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Standup
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Beitrag Do., 28.01.2010, 18:25

Hey Sara,

also ich hab schon ne Therapeutin
Allerdings war der Grund warum ich dorthin bin ein anderer, nämlich auch so psychischer Kram mit Zwangsgedanken usw.
Wir reden bis jetzt auch ziemlich viel über andere Dinge und ich fange ganz langsam an auch über meine Komplexe zu reden, was mir sehr schwer fällt...
habe auch das Problem rüberzubringen wie ernst mir diese ganze Sache ist

wollte jetzt auch mal alleine anfangen die gründe zu suchen, die schuld an diesen komplexen sein können und langsam aufzuarbeiten...
ich weiss nicht wie weit ich damit alleine komm

naja...vielen dank für deine antworten
lg

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saraX
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Beitrag Do., 28.01.2010, 21:42

hi standup,
aber das ist doch echt fein, dass du schon in therapie bist. und du beginnst ja auch schon mit ihr über deine komplexe zu reden. toll!
du könntest sie auch bitten, dass sie mit dir übt wie du dich wehren kannst. dafür musst du gar nicht so viel darüber reden.
es ist vielleicht noch nicht mal nötig, die gründe für dein verhalten rauszufinden. das kommt vielleicht ganz von selbst wenn du übst es anders zu machen.
alleine ist es denke ich sehr schwierig. lass dir doch in der therapie dabei helfen.
lg
sara

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dialog
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Beitrag So., 31.01.2010, 16:10

desperateHOUSEGIRL hat geschrieben:Hallo!
Ich fühle mich einfach wie ein wertloses, fettes, hässliches Stück Dreck, bei dem alles zu spät ist.
Was soll ich nur tun?
...mein erster Gedanke war, schmiere dick Leberwurst drauf und gib es dem Hund.

Nein, nein, Spaß bei Seite aber Dein Text ist so extrem ambivalent, Du bekommst Komplimente
wegen Deinem äußeren und fühlst Dich wie Dreck.
Da stimmt etwas mit der Wahrnehmung nicht, Du nimmst Dich und die Welt nicht so war, dass Du
darin selbstständig leben kannst. Du weigerst Dich die lebensbejahenden positiven Dinge
wahrzunehmen aus Angst vor der Verantwortung.
Gut, dann lass es und nimm das wertlose, fette, hässliche, wahrscheinlich stinkende und übel
grunzende Stück Dreck war. In der Kunsttherapie könntest Du das Malen oder auch versuchen
es per Fotografie aus der Umwelt aufzunehmen und richtig ein großes Ding daraus zu machen.
Male Deinen inneren Dreck mit den Händen und brauner oder grüner Farbe auf eine 3x3 m große
Leinwand ohne Hemmungen.
Oder fotografiere Dreck von der Straße, vielleicht den Schlamm eines Klärwerkes oder die
Abwassergrube bei einem Bauern und mach Dir Dein inneres Gefühl so deutlich, dass Du von
außen drauf Schauen kannst. Was nimmst Du dann war?

gruß dialog

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Joukko
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Beitrag Di., 23.03.2010, 10:50

Hallo,

ich kann leider nicht helfen, sondern habe selbst Probleme mit Minderwertigkeitskomplexen ... bzw. meine Freundin. Ich wollte mich anhängen und mir Rat holen, da es doch ein sehr komplizierter Fall ist (denke ich).

Also ... Ich bin neunzehn Jahre alt und habe eine Freundin (25), die bereits Mutter ist, jedoch unter schweren Minderwertigkeitskomplexen leidet, die sich mittlerweile schon in Selbsthass und regelrechter Selbstzerstörung äußern.

Sie hat mir aus ihrer Vergangenheit erzählt und für mich ist der Ursprung der Komplexe ganz klar: Ihre Eltern haben insgesamt vier Kinder, sie ist das Jüngste. Ihre Schwester und ihr ältester Bruder waren Wunschkinder. Sie und der jüngere Bruder waren 'Unfälle', wobei ihre Eltern sie das ständig spüren ließen. Sie musste schon mit sieben Jahren 'erwachsen' werden, weil ihre Mutter sich im Haushalt um nichts gekümmert hat und sie das für die gesamte Familie übernommen hat. Von anderen (mehr oder weniger) engen Verwandten durfte sie sich mit sechs Jahren anhören, dass ihre Eltern keine Probleme hätten, wenn sie nur nie geboren worden wäre. Ihr wurde von allen Seiten ständig vorgehalten wie hässlich und dumm sie nicht sei und dass sie es nie zu etwas bringen würde. Zudem hatte sie in jüngeren Jahren extremes ADS, was jedoch nicht richtig behandelt wurde (ihr wurden männliche Hormone verabreicht, weshalb sie auch keinen sehr weiblichen Körper hat - sie sieht von den weiblichen Rundungen her aus wie ein kleines Kind, ist aber 1,80 m groß). Ihren Eltern wurde gesagt, dass sie im Unterricht störe und daraufhin wurde sie in eine Schule für 'Problemkinder' gesteckt. Der Unterricht beschäftigte sich damit, dass sie (aus nicht nachvollziehbaren Gründen) Hunde zeichnen musste. Sie war damit mehr als nur unterfordert und hat die Schule regelmäßig geschwänzt, deswegen hat sie auch keine vernünftige Ausbildung, was diese Komplexe noch weiter unterstützt. Bis sie 18 (oder so) war, war sie immer nur bei ihrer Familie, hatte auch keine Freunde und hat deswegen auch langsam eine Angst vor anderen Menschen entwickelt, was zusätzlich noch dadurch unterstützt wurde, dass sie mit 18 von einem Bekannten der Familie (der ihr Vater hätte sein können) vergewaltigt wurde. Ihre Ängste nahmen zu (sie hat es niemandem erzählt) und ihr Vater hat sie daraufhin in eine psychiatrische Anstalt gesteckt, in der sie alleine in einem Raum gesessen und sich die Zeit damit vertrieben hat im Pool ihre Kreise zu schwimmen. So hat sie so viel abgenommen, dass sie nur noch Haut und Knochen war und hat das Essen vollkommen verlernt. Wenn sie heutzutage normal viel isst, krümmt sie sich hinterher unter Magenschmerzen und muss eine Handvoll Tabletten nehmen, um es aushalten zu können.

Jetzt ist sie von ihren Eltern aus Deutschland zu mir nach Österreich gezogen, was die Probleme natürlich nicht weniger gemacht hat, aber sie zumindest zum ersten Mal richtige Liebe erleben darf. Es geht ihr jetzt schon sehr viel besser. Sie vertraut mir vollkommen und hat mir so ziemlich alles aus ihrer Kindheit erzählt, sie isst schon viel mehr als vorher und ihr Magen gewöhnt sich auch langsam wieder daran, sie ist auch mit ihrer Tochter nicht mehr allzu überfordert, weil ich ihr helfe, auch wenn wir beide manchmal die weiße Flagge hissen. Trotzdem verfällt sie immer wieder in tiefe Depression und leidet zusehens immer mehr unter ihren Minderwertigkeitskomplexen. Mittlerweile muss ich, wenn ich morgens zur Arbeit gehe (sie bleibt bei unserer Tochter zu Hause), alle Messer aus der Küche räumen und weg sperren, weil sie Angst hat dem Drängen sich selbst zu verletzen, nicht mehr stand halten zu können. Unserer Tochter und mir gegenüber würde sie jedoch nie aggressiv werden.

Sie hat in Deutschland immer nur schlechte Erfahrungen mit Psychologen gemacht, die sie nicht ernst genommen und alles noch schlimmer gemacht haben und jetzt weigert sie sich (verständlicherweise) sich in Behandlung zu begeben, was auch nicht so wirklich funktionieren würde, weil sie zu Hause bei unserer Tochter bleiben muss.

Ich habe es schon geschafft ihr ein paar ihrer Komplexe zu nehmen, aber so langsam kann ich das nicht mehr ohne mir Hilfe zu holen. Es überfordert mich einfach, weil ich Angst habe, dass sie sich etwas antun könnte, während ich arbeite und das macht mich fertig. Kann mir jemand von euch helfen? Könnt ihr mir sagen wie man am besten damit umgeht und was ich tun kann, um ihr besser zu helfen? Mir ist klar, dass das nicht so schnell geht und ich hab in den letzten fünf Jahren schon mehr erreicht, als mir jeder Psychologe zugetraut hätte, aber ich möchte, dass diese Aggressionen verschwinden, ohne, dass sie mit Tabletten zugeschüttet wird ... Ich will schließlich nicht eines Tages nach Hause kommen und sehen wie sie sich den Arm absäbelt ...

Vielen Dank schon mal im Voraus und ich hoffe, ihr könnt mir weiter helfen.

Liebe Grüße

-Alex
"Nichts hindert uns mehr, natürlich zu sein, als das Bestreben, so zu erscheinen."

- Francois De La Rochefoucauld

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Miniko
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Beiträge: 5

Beitrag Di., 08.06.2010, 20:21

Hi ihr Lieben!!!

Bin heute zufällig auf dieses Forum gestossen und habe gedacht ich melde mich einfach mal an, da ich in vielen Beiträgen meine eigene Problematik wiederfinden konnte.

Also eigentlich kann ich mich wirklich nicht beklagen, ich habe ein gutes Abi gemacht, vor 1 1/2 Jahren meinen Wunschstudienplatz bekommen, habe Eltern, die mich bei allem unterstützen und lieb haben, ein paar gute Freunde, die immer zu mir halten und trotzdem bin ich schrecklich unglücklich.

Ich komme zwar in der Uni mit meinen Mitstudenten gut zurecht, verstehe mich mit ihnen in den entsprechenden Seminaren, aber darüber hinaus scheint niemand wirklich ein Interesse daran zu haben etwas mit mir zu unternehmen. So kommt es das ich nach fast 4 Semestern jedes Wochenende und auch die komplette Woche alleine zu Haus verbringe.
Der Grund liegt wohl darin, dass ich ein eher ruhiger Mensch bin; wenn es nicht um die Uni geht, fallen mir einfach nicht viele Themen ein, über die ich mich unterhalten könnte und außerdem habe ich ständig Sorge etwas zu sagen, was die anderen irgendwie unpassend oder uninteressant finden. Dazu habe ich eh schon eine leise Stimme, bin auch eher zierlich, so dass ich auch häufig einfach nicht beachtet oder übergangen werde. Mittlerweile verlässt mich meine Stimme, wenn ich mit Fremden eigentlich reden will, so dass ich wortwörtlich fast keinen Ton herausbekomme und mich dann nochmehr schäme und lieber den Mund halte.

Es ist schon so, dass ich Blickkontakt mit meinen Mitmenschen vermeide und konsequent, wenn ich z.B. durch die Einkaufspassage laufe, den Blick senke und mich schäme, besonders, wenn ich an Männern vorbeilaufe. Ich weiß auch nicht, ich habe ständig das Gefühl Menschen starren mich an und lachen mich aus, oder reden über mich. Ich werde dann auch ständig von der Seite angequatscht "Lach doch mal!", oder "Schau doch nicht so traurig!", was ich gar nicht nachvollziehen kann, weil ich in dem Moment nicht traurig bin, aber scheinbar trotzdem auf alles so wirke.
Ich lache zudem fast nie, weil ich mich auch dafür schäme, ich finde mein Aussehen einfach schrecklich, zumindest dann, wenn ich nach draußen gehe. Wenn ich für mich bin, kann ich es noch akzeptieren, aber sobald eine schöne Person an mir vorbeiläuft, fühle ich mich minderwertig und möchte mich am liebsten nur noch verstecken. Ich habe das Gefühl, alle Menschen um mich herum sind besser, oder schöner als ich.

Das Ganze führt dazu, dass ich auch mit 21 noch keinen Freund habe und schlimme Angst hab, dass das auch in Zukunft so bleibt.

Vielleicht kennt ihr das ja und könnt mir ein paar Tipps geben!!!

Vielen Dank schonmal
GLG
Miniko

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Nolaan
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Beiträge: 8

Beitrag Mi., 09.06.2010, 00:34

Hallo Miniko,

ich bin ebenfalls heute auf dieses Forum gestoßen (allerdings aus einem anderen Grund) und habe dann die Foren ein wenig durchgeblättert und mich in deinem Beitrag ein wenig wiedergefunden.

Vor einigen Jahren war ich auch sehr schüchtern, hatte eine leise Stimme und einige gute Freunde, aber eigtl. selten mit denen etwas unternommen. In der Schule war ich eher der Außenseiter.

Das Problem war mein mangeldes Selbstbewusstsein. Ich hatte einfach Angst "die Leute" würden schlecht von mir denken, bzw. mich auslachen o.ä.

Ich musste lernen mich selbst zu akzeptieren, einfach so wie ich bin, und dass das gut so ist!
"sich selbst zu akzeptieren" klingt vielleicht ein wenig doof, weil das jeder dauernd sagt zu diesem Thema,
aber es hilft wirklich. Klar geht das nicht von einem Tag auf den anderen, sondern ist ein langwieriger Prozess. Es gibt sicher einige Hilfen, Therapien, etc. kenne mich nicht so gut damit aus.
Mir hat zum Beispiel der Besuch eines Fitnessstudios sehr geholfen mein Selbstbewusstsein aufzubauen. Obwohl es zuerst sehr viel Überwindung brauchte die ersten Male dort hinzugehen, denn ich bin nicht wirklich ein Bodybuilder-Typ...

Hatte ich vorher Angst von irgendwelchen Gruppen nicht akzeptiert zu werden (z.b. Cliquen an der Uni etc.) weiß ich jetzt: wenn die Gruppe mich nicht will, dann war es sowieso die falsche.
Ebenso z.B. beim Einkauen habe ich mich auch sehr unangenehm gefühlt, weil mich "alle" beobachten und sich "was denken" können ... aber ist es nicht völlig egal was "die anderen" denken könnten? Mich interessiert was meine guten Freunde, meine Familie von mir hält, aber wildfremde Menschen?

Vielleicht ein Tipp: setzte dich mal bewusst alleine in ein Café in einer vollen Fußgängerzone. (so etwas hätte ich mich früher nie getraut... alleine im Café?) oder versuche sonstige "Grenzerfahrungen" mit Menschenmengen zu unternehmen, und denke stehts dabei, dass du so bist wie du bist und dass es gut so ist

Denn mal ehrlich, du willst doch auch keinen Freund, der dich für das gern hat, das du eigtl. nicht bist.
Sondern wir alle wollen jemanden finden, der uns so akzeptiert wie wir sind.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man Sachen, die man an sich ändern möchte auch nicht ändern darf.
Z.B. will ich ein wenig zunehmen, deswegen gehe ich ins Fitnessstudio, aber trotzdem muss man sich eben akzeptieren und sich wertschätzen.

Und keine Angst... du bist erst 21 da findest du bestimmt irgendwann einen Freund wobei ich zu dem Thema eher weniger Erfahrung habe, bin 26 und auch single

Ich hoffe dass du in Zukunft erhobenen Hauptes, selbstbewusst durch die Strassen gehst
und hoffe, dass ich dir irgendwie wenigstens ein wenig helfen konnte

Viele liebe Grüße

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zimtboy27
sporadischer Gast
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Beitrag Sa., 12.06.2010, 04:58

Hi!
Meine Schwester ist so alt wie Du. Sie hat Schwierigkeiten den Mister Right zu finden. Ich denke mal das dein Problem gelöst werden könnte.
Probiere es doch mal mit syntetisierte Pheromone. Ich mache hier doch keine Werbung, aber gib im Google Pheromone ein.
Ich habe das Thema ,,Keine Frau im Leben?!" veröffentlicht. Eigentlich sehr Schade, denn ich bin sowie so ein ganzer Komplexhaufen.

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