Meine Situation ist etwas schwierig zu beschreiben und deshalb hole ich weiter aus.
Von außen betrachtet, würde man nie auf die Idee kommen, dass ich Schwierigkeiten bzw. Probleme im psychischen Bereich habe. Ich bin 29 Jahre alt, habe zwei Studiengänge erfolgreich abgeschlossen, eine wunderbare Beziehung und einen guten Job.
Das Stichwort Job ist jedoch schon ein erster Punkt meiner Probleme. Ich bin beruflich im rechtlichen Bereich tätig und würde sagen, dass ich meine Aufgabe gut mache. Dennoch komme ich irgendwie nicht klar damit. Vielleicht kennen einige hier das Phänomen, dass junge Mediziner zum Hyperhypochonder mutieren, da sie nun alle Krankheiten mit ihren einhergehenden Symptomen kennen
Ähnlich verhält es sich bei mir mit dem Recht. Ich liebe das Recht und könnte mir auch keinen Beruf in einem anderen Bereich vorstellen. Dennoch ist es auch eine Last, da sich so etwas wie eine Art Zwangsstörung entwickelt hat. Keine Situationen kann ich meistern, ohne panische Gedanken zu bekommen, ob ich rechtlich alles richtig gemacht. Die Steuererklärung muss 100mal kontrolliert werden, auf der Straße erwacht die Angst, ob man dem Vordermann evtl. etwas zu nahe aufgefahren ist und dieser das als Nötigung empfinden könnte, in hitzigen Gesprächen stellt man sich die Frage, ob das Gegenüber etwas als Beleidigung aufgefasst haben könnte und bald der Brief vom Mediator im Kasten liegt. Danach grübel ich Tag und Nacht über diese Fragen und sie machen mich wahrlich verrückt. Irgendwann mache ich einen Hacken dahinter und schon kommt ein neues Problem. Gutes Zureden hilft mir nicht, ich kann einfach nicht abschalten.
Dazu kommt, dass ich sehr viel arbeite. Einerseits macht es mir ja Spaß und ich habe kein Problem damit bis 20:00 im Büro zu sitzen, aber andererseits ist es gleichzeitig eine Last. Hört sich komisch an und lässt sich schwer beschreiben...Zudem habe ich nie wirklich Feierabend. Wenn andere ihr Wochenede genießen, lese ich mir einen Kommentar. Auch meine Frau hat einen sehr fordernden Job, jedoch keine Probleme damit. Zusammenfassend zum Beruf könnte ich also sagen, dass er wie eine Droge ist. Einerseits liebe ich ihn, andererseits habe ich das Gefühl daran zu zerbrechen und kann mir gar nicht erklären wieso. Zudem habe ich immer die Angst zu versagen, obwohl ich eigentlich noch nie etwas nicht geschafft habe. Auch über meinen Chef kann ich nicht klagen, da mir dieser sehr viele Freiräume einräumt. Wenn ich dann aber mal einen Tag Urlaub nehme, habe ich sogar ein schlechtes Gewissen.
Die Grübeleien ziehen sich im privaten Bereich weiter. Wenn Leute etwas abneigend sind, mache ich mir Tag und Nacht Gedanken, ob ich etwas Falsches gesagt habe und sie mich nun nicht mehr mögen. Zudem empfinden mich die meisten wohl als Sonderling und ich finde keine wirklichen sozialen Beziehungen. Klar habe ich 2-3 Freunde, um die ich wirklich dankbar bin, doch aufgrund räumlicher Distanzen lassen sich diese Freundschaften viel zu selten live pflegen.
Wenn ich mich dann mal überwinde und zu einem Vereinsstammtisch gehe, komme ich mir so unglaublich dumm vor und fange an zu stammeln, finde keinen wirklich Draht zu Anderen. Ich habe zwar keine Probleme damit, einen Fachvortrag vor einem 100-köpfigen Publikum zu halten, doch kriege es einfach nicht hin soziale Beziehungen außerhalb der Arbeit aufzubauen. Ich sitze dann da und hab keine Ahnung was ich sagen soll. Die Leute, mit denen ich außerhalb der Arbeit Zeit verbringe, sind Kollegen, mit denen ich mit meiner Frau gelegentlich essen gehe o.Ä. Das ist natürlich auch schön, aber es sind eben nur Bekanntschaften und die Gesprächsthemen drehen sich, wie sollte es anders sein, um die Arbeit.
Meine Freizeit sieht dann so aus, dass ich an meiner Promotion schreibe, angeln gehe (alleine) oder philosophische Bücher lese (am liebsten Heidegger) und mir dann Tage lang über die Geworfenheit des Seins Gedanken mache
Ich muss dazu sagen, dass ich eben vielleicht etwas anders bin als der Mainstream, da ich eben am liebsten in die Natur gehe, keinen Wert auf materielle Besitztümer lege (auch wenn ich finanziell durchaus dazu in der Lage wäre) und mir das Verhalten, das die Spezies Mensch in unserer Zeit an den Tag legt (Zerstörung von Flora und Fauna, Kriege usw.) gehörig auf den Zeiger geht. Auch habe ich den Eindruck in einer falschen Zeit geboren zu sein. Ich bekomme Schnappatmung wenn ich höre, wie die Jugend heutzutage spricht (mit heftigsten Beleidigungen), sich verhält und kleidet (Ja, jede Zeit hat eben ihre Mode
Entspannungstechniken (Yoga, Meditation) habe ich auch schon versucht, aber ich finde keinen wirklichen Draht dazu.
So, nun schon einmal vielen Dank für das Lesen meines Textes.
Viele Grüße
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