Mein jetziges Leben voller Widersprüche

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Staubkorn
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Mein jetziges Leben voller Widersprüche

Beitrag Di., 30.11.2010, 20:48

Hallo an alle

Ich habe diesen Thread hier platziert, weil er sich neben meinen Missbrauchserfahrungen, körperlicher und psychischer Gewalt auch mein jetziges Leben einschließt.

Vorweg. Es klingt widersprüchlich. Mein Leben besteht für mich aus großen Widersprüchen, aus Zwängen und auch evt aus emotionaler Abhängigkeit (?).
Kurzum, ein reines Chaos teilweise und das seit Jahren.
Ein Problem was ich im Zusammenhang damit habe ist, das ich immer alles runterspiele ... etwas als nicht schlimm ansehen kann, weiß auch nicht.

Mag mal kurz unterteilen.
Meine Mutter misshandelte mich körperlich und seelisch über Jahre hinweg. Ich verdrängte zum Teil, sagte als Teenager mitunter, ich hatte eine strenge Erziehung. Mir wurde später bewusst, das dies, was da alles war, nicht normal und nicht "gut bürgerlich oder halt fürsorglich geschweige denn einer gesunden Erziehung" gewesen war.
Misshandlungen, dieser Begriff, der traf schwer in den Magen ... aber er traf auch zu, egal wo ich nachgelesen habe, es lief immer aufs Gleiche hinaus.
Es kann mich niemand verstehen, wenn er/sie von meinen jungen ERfahrungen mit meiner Mutter erfährt. Ich habe immer noch KOntakt zu ihr. Seelische Misshandlungen werden selbst heute noch ausgeführt und ich fall jedes Mal rein. Bin sauer, hasse sie und renne trotzdem wieder zu ihr, wie ein kleines Kind.
Meiner Thera habe ich mal versucht zu erklären, wie das ist. Fühle mich ihr gegenüber teilweise wirklich wie ein Kind. Bin verletzlich, oft sauer und wenn ich mich dann abwende (auf eine Entschuldigung ihrerseits warten müsste) bin ich dann die jenige, die sich wegen was auch immer entschuldigt und letztlich klein bei gibt. Es ist halt dann ein immer stärker werdendes Verlangen nach meiner Mutter. Kann es nicht erklären. Weiß aber, das ich oft auch sauer auf mich für meine Dummheit bin, kann es aber nicht sein lassen.

Ich weiß einfach nicht, wie ich es schaffen sollte, mich von ihr zu lösen.
Krieg es seit ewig langem einfach nicht gebacken.
Versuche mir immer wieder einzureden, das jetzt eigentlich alles gut ist, vllt. damals auch nur alles Einbildung sei ...
Ich such vllt einfach nur eine Mutter, die auch wie eine Mutter ist?
Emotionale Abhängigkeit oder vllt doch ganz normal?

Das nächste Dingens ist halt auch die Sache mit meinem Großvater, der sich an mir vergangen hat. Ich komme bis heute damit überhaupt nicht klar, kann darüber nicht sprechen ohne abzutreten, bzw zu dissoziieren und hinterher "frei zu drehen", weil ich nicht mehr klar komme mit allem dann einfach.
Meine Therapeutin möchte diese Thematik weit aufschieben, da ich wohl noch zu wenig mit mir und meinen Symptomen klar komme und mich nicht alleine schaffe aus solchen Zuständen zurück zu holen.
Ein Großteil meines Umfeldes heißt es nicht gut, sagt mir immer wieder, das sie es nicht gut finden, das ich in einem Pflegeheim arbeite. Sprich mit alten Menschen. Täglich Kontakt mit Intimpflege habe und und und.
EEhrlich gesagt, merk ich auch, das einiges nicht einfach ist. Die Betreuung des Sterbenden und auch die Pflege. Aber ich scheine es gut zu machen, meine ERklärung dafür ist wohl die Dissoziation. Denke ich zumindest. Denn bei jemanden, der stirbt und sich der Körper entleert ... ich rieche das nicht, mache die Arbeit und blende es dann wieder aus. Mir fiel es nur mal auf, als eine Kollegin halbwürgend aus dem Zimmer ging, weil es wohl zu heftig war. Ich bekam aber rein nichts mit. Im Endeffekt kann ich nichtmal mehr sagen, was ich überhaupt alles machte oder wie.
Klar, die Arbeit macht ja auch Spaß, keine Frage. Bin drauf angewiesen und irgendwie fordert und fördert sie mich ja auch. Kann auch meine persönlichen Interessen ein Stück weit ausleben und Wissen einsetzen was einigen anderen nicht so möglich ist.

Aber dennoch ... manchmal weiß ich auch nicht, was ich denken soll. Denke meistens am besten gar nicht.
Dennoch wenn ich denke, kommt auch intern die Frage wie ... ob es nicht vllt. auch weitere seelische Missbräuche darstellt oder dergleichen ... Bestrafungen? Missbrauch existent erhalten?

Ein Ottonormalo würde sagen: KOntaktabbruch zur Mutter/Familie ... Arbeit wechseln ...
aber so einfach ist es eben nicht.
Ein Widerspruch jagt den nächsten und macht mein Leben irgendwie immer wieder mal zum Chaos.

Kann das/mich einer verstehen?
einen schönen abend allen
und danke fürs lesen.

lg, Korn
Das Überleben hängt von der Fähigkeit
ab, sich zu verändern.
(Charles Darwin)

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worst case
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Beitrag Mi., 01.12.2010, 13:56

hallo staubkorn

verstehen tu ich das.

das ist ein wust an komplexen problemen, den du hast.

du wirst viel kraft und zeit brauchen. du gehst immer wieder zu deiner mutter, in der hoffnung, dass einmal was anderes kommt. liebevolle fürsorge. allein zu erkennen, dass da nie was kam und auch jetzt nichts kommt, kostet viel kraft und tut sehr weh.

deinen beruf im pflegebereich, wenn das so ist, dass du es "gut machst", wie du schreibst, kann es trotzdem eine große belastung sein. ich könnte mir vorstellen, das triggert und du dissoziierst. und das alles in einer therapie, wo dein therapeut bremst, weil du seiner meinung nach noch nicht so weit bist.
die tatsache, dass du das was so schlimm ist und war nicht an dich ran lassen kannst spricht ja dafür.

hast du mal daran gedacht, dich aus dem berufsalltag auszuklinken und eine stationäre therapie zu machen, wo du aufgefangen werden kannst in den kritischen phasen?

auf alle fälle fühle ich sehr mit dir.
und fühle mich auch hilflos dabei.

liebe grüße, s.
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Staubkorn
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Beitrag Fr., 17.12.2010, 23:16

Hallo Worst Case

Tut mir leid für meine späte Antwort.
Habe sie nicht vergessen.
Ansich mögst du recht haben, aber wie schon geschrieben, ist es nicht so einfach.
Dissoziationen sind mein Wegbegleiter sogesehen. Manchmal denke ich, das es ohne sie gar nicht möglich wäre, den Alltag zu meistern.
Zumindest bei der Arbeit ist es so, um wieder auf den Punkt zu kommen.
Kann es nicht steuern, das ist das blöde daran, das es mit mir teilweise macht, was es will. Wie geschrieben, teilweise.

Eine Klinik. Ohje. Denke hin und wieder schon daran, das es besser wäre, mal in eine zu gehen. Aber der genauere Gedanke daran versetzt dann wieder innerlich arg in Unruhe.
Grad wenn es wieder zu viel ist mit dem ganzen Drumherum hier, wo an klar kommen kaum mehr zu denken ist ... es wäre wirklich sinnvoll dann. Aber meist sind es nur Phasen, wo so gedacht ...

lg,
Korn
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