Mein Leben - ein sexueller Irrtum?

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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Saint_phalle
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Mein Leben - ein sexueller Irrtum?

Beitrag Mo., 11.04.2016, 20:24

Voller Interesse habe ich heute dieses Forum entdeckt und bereits zahlreiche Themen durchgelesen. Und ich war nicht einmal so erstaunt, dass ich mich nicht nur in einem Thema wiedergefunden habe, sondern in vielen.

In meiner Ehe war das Sexualleben von Anfang an eher mässig, mässig nach meiner Einschätzung. Ich wollte, wie vielleicht viele Männer, immer mehr und immer perversere Sachen als meine Frau. Pervers ist dabei nicht wirklich pervers, was ist das schon, aber ich meine halt blasen und schlucken, anal, gegenseitig geil machen und nicht nur eine passive Partnerin unter mir. Da ich aber von uns sowieso eher der devote Part bin (soll nicht heissen, dass sie dominant ist aber sehr wohl diejenige, die den Ton angibt) habe ich nie wirklich auf meine Wünsche bestanden sondern es als gegeben akzeptiert.
Diese Art von "langweiligem" Sex hat natürlich auch dazu geführt, dass es von nicht so oft immer seltener wurde und als sie nun kurzlich erkrankte ist unser Sexleben auch völlig vorbei.

Parallel war ich bei der Entwicklung und Verbreitung des Cybersex von Anfang an dabei. Dort holte ich mir über die Jahre meine Befriedigung und meine Rollenspiele und Fantasien wurden auch dort natürlich immer extremer. Mit der Zeit immer stärker wurde der Gedanke, die Fantasie in der ich in die Rolle meiner Frau schlüpfte, nur dass sie (also ich in Gedanken sie) es nun nicht mit mir zu tun hatte, sondern in der Regel mit älten dominanten Männern die sie im Rollenspiel benutzen. Über die Jahre wurden dabei meine Tagtraum Szenarien immer zahlreicher und ausgefeilter. Kellerräume, Bondage, SM und die schüchterne Ehefrau, die von einem Dom erzogen wird und schliesslich mit ihm Orgasmen und Sex hat, den ich mit ihr nie hatte ... (total crazy, ich weiss)

Nebenbei - nein, es ist noch nicht alles - wenn ich zeitlich wegkomme oder verreise, verkürze ich mit die Abende durch den Besuch von Pornokino, wo natürlich auch das Geschehen im Kino und nicht auf der Leinwand das anregendste sind, vor allem am Wochenende, wenn Paare anwesend sind.

Ich schreibe das alles, einfach mal, um es mir von der Seele zu schreiben. Wir sind nun 20 Jahre verheiratet, Anfang 50 und solange wir zusammen sind wird sich für mich/uns sexuell auch nichts mehr verändern. Ich werde und will sie nicht verlassen, wegen ihrer Krankheit käme ich mir dabei schäbig vor, aber wahrscheinlich bin ich auch ganz einfach zu feige dafür und habe Angst vor dem Alleinesein.

Vielleicht hat ja jemand von Euch ein Feedback, einen Tipp oder ganz einfach eine Meinung zu alledem.

Danke,
Euer Saint_phalle (Nomen ist Omen, die Nanas von NIcki Saint Phalle sind so drall wie meine Frau oder ich in meine weiblichen devoten Fantasien)

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Mystagon
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Beitrag Di., 14.06.2016, 16:24

hey,
was Soll man dazu groß schreiben?!
Es ist nachvollziehbar, dass du deine sexueller Erfüllung wo anders suchst, wenn seine Frau dazu nicht bereit ist.
dennoch kann man sowas gemeinsam gestalten, was dir, wenn ich recht gelesen habe, anfangs schon wichtig war.
sie könnte erotische Geschichten erzählen und dir zu sehen oder du erzählst ihr welche und sie befriedigt dich mit der Hand?
zu dem Thema sie ist krank... Da weiß ich jetzt nicht wie schwer die Krankheit ist und sie einschränkt. Aber wenn es etwas... ähm Naja "leichtes" ist, kann man sie ja durchaus einbinden.
hast du sie mal darauf angesprochen, dass es dich stört dass ihr so wenig / keinen Sex habt? Und wenn ja, was hat sie dazu gesagt? Vielleicht hat sie selbst Phantasien, die ihr unangenehm oder peinlich sind?

Grüße


stadtwolf
Helferlein
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Beiträge: 141

Beitrag Di., 14.06.2016, 16:55

Auf jeden Fall DANKE für Deine Offenheit. Das ist es was ich außergewöhnlich finde, nicht den Inhalt.
Es laufen alle Varianten, überall und jederzeit, aber geredet / geschrieben wird sehr wenig.
Ich hatte von klein auf sog. "perverse" Phantasien, vor allem in Richtung dominant.
Habe sie jahrzehntelang brav geheimgehalten, wer will schon als pervers gelten ?
Dann ausgelebt, bis zum Exzess, bis nichts mehr gegangen ist. Durch den folgenden Leidensdruck habe ich schonungslos alle Karten am Tisch gelegt. Bei Freunden, in Gruppen, überall wo Interesse war.
Und siehe da: Das reißt niemand vom Hocker. Eine gelegentliche Reaktion ist die Entrüstung der
"Ach, ich bin ja so anständig" - Fraktion, der Verein zur kollektiven Unterdrückung aller "bösen" Gefühle.
Das ist nicht weiter schlimm.
Für mich war und ist es sehr befreiend zu wissen daß Sexualität 1000 Gesichter hat und nur dann die Bezeichnung
"pervers" verdient wenn dabei jemand gegen seinen Willen gequält wird.
Offen sprechen zu können hat mich näher an die Wahrheit gebracht und weg vom jämmerlichen Theaterspielen.
Ich kenne kein anderes Mittel um dem (nur im Kopf existierenden) Drama den Wind aus den Segeln zu nehmen.

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Mystagon
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Beitrag Di., 14.06.2016, 17:01

meinen Respekt für deine Offenheit.
leider finden viele Menschen dass Sexualität nicht zum Thema gemacht werden sollte. Es soll zu hause bleiben, in 4 Wänden und selbst da am besten mit seltsamen Umschreibung
HUMBUG!!!
Sex ist toll oder jeder hat seine Realität von Sexualität. Manch einer mag es gefesselt oder ausgepeitscht, ein andere liebevoll und ruhig, wieder andere mögen es in Gruppen.

alles ist doch völlig in Ordnung solange niemand gezwungen wird, etwas gegen seinen Willen zu tun.
ich hoffe durch deine Offenlegung geht es dir und deinen (vermutlich immer wieder kehrenden) "gewissensbissen" ob das alles so ok ist, besser ^^

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