Trauer - Gedanken brechen über mich herein

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Weltengänger
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Beitrag Mi., 20.08.2025, 12:43

Samuel25 hat geschrieben: Mi., 20.08.2025, 07:16 Dabei müssen nicht jedem meine Worte gefallen.
Hallo, Samuel!

Mir ist deine Art des Schreibens aufgefallen, das seine eigenen Gefühle und Gedanken beschreibend offen legt und es sind Bilder, die ich nachvollziehen kann.
In unserem Alter ist es ja so, dass der Tod nicht mehr weit ist und ich mir nicht gefallen lasse, nicht zu wissen, weshalb es ihn gibt und welchen Sinn er hat. Darum bin ich trotzig nicht konventionelle Wege in meinem Leben gegangen, die mich für dumm verkaufen, sondern welche, die mich ernst nehmen und die ich als selbstständig denkender Mensch ernst nehmen kann.
Zur Frage nach dem Tod gehört natürlich auch die, warum wir leben, warum wir leiden und krank werden. - Es muss einen sinnvollen Zusammenhang geben.
Wenn ich mir letzteres ins Bewusstsein trage, weiß ich, das mein Leid darin ein notwendiger Bestandteil ist. Ich weiß aber auch, dass es nicht unbedingt sein muss, dass es geheilt werden kann, und ich weiß auch, dafür selber etwas tun zu müssen. Ich biege quasi nicht zur konventionellen Therapie ab, um ein Bild von dir zu verwenden, sondern fahre intuitiv geradeaus. Ich biege nicht mehr ab, lasse mich nicht verbiegen, sondern bleibe geradeaus und aufrecht, dabei ist egal, wie oft es mich niederstößt, denn innerlich trotze ich und bleibe geradeaus und aufrecht.

Viele Grüße von
Weltenwanderer

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Samuel25
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Beitrag Mi., 20.08.2025, 15:24

Hallo Weitenwanderer!

Weitenwanderer, das gefällt mir, der Name impliziert Freiheit, die jeder braucht. Weißt du durch deine unkonventionellen Wege mehr über Leben & Tod? Was macht unseren Weg aus, den wir gehen? Wir gehen ihn als Individuum, auch wenn Partner, Eltern, Verwandte, Freund in unserer Nähe sind. Ich kann nur meinem Denken, meinem Bewusstsein folgen und nicht dem Bewusstsein eines anderen Menschen. Diese Sichtweise wird gern vergessen. Auch wenn ich bis zum letzten Atemzug bei meiner Frau, sie hauchte ihr Leben allein aus. Sie weiß nun um die Dinge, die danach kommen. Wir fragen noch danach.
Ich habe wieder einmal über all diese Grundfragen nachgedacht. Wieder einmal, weil ich es schon 2023 tat, als ihre Diagnose ans Licht trat. Das Nachdenken über die Grundfragen sollte man nicht mit grüblerischen Gedanken verwechseln: Warum gerade sie? Warum gerade ich? Warum gerade jetzt? Solchen Gedanken habe ich mich nicht hingegeben, weil sie in eine Sackgasse führen.
Der Zusammenhang, worin liegt er? Vielleicht ist es einfach so, dass wir ein Leben führen, um darin Erfahrungen zu sammeln, wie der Weg so war, den wir gegangen sind. Vielleicht stehen wir, bildlich gesprochen, mit einen gefüllten Sack voll gesammelter Erfahrungen vor einer Tür, treten hindurch und sagen: Hier, so war mein Leben in allen Facetten. Natürlich nehmen wir nichts mit hinüber. Der Tod ist nicht der letzte Weg, sondern die Vollendung eines langen kontinuierlichen Weges. Je nachdem, an was die Menschen denken und woran sie glauben, gehen sie sehr unterschiedlich mit Leben, Leid und Tod um. Im Grunde ist es nicht unmöglich, dass alles ein große Kette von Zufällen hinter all dem steht. Diese Sichtweise ist für Menschen schwer zu ertragen - zufällig gelebt ohne Ziel und Sinn.
Auch ich versuche geradeaus zu steuern und das zu tun, was mir vernünftig erscheint. Das ist ein guter Ansatz und er vermag Lücken notdürftig zu füllen, die das Leben aufgerissen hat.
Du kannst mir auch eine PN senden, wenn du das vertiefen willst.

Gruß Samuel
Ich muss mich nicht verstehen, aber ich versuche es immer wieder.

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Weltengänger
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Beitrag Fr., 22.08.2025, 10:24

Samuel25 hat geschrieben: Mi., 20.08.2025, 15:24 Hallo Weitenwanderer!
Weitenwanderer, das gefällt mir, der Name impliziert Freiheit, die jeder braucht.
Hallo! Ja, er impliziert Freiheit, aber ich nenne mich nicht Weitenwanderer, sondern Weltenwanderer, der alle Welten durchwandert; ja, er durchwandert alle Welten und damit auch alle Weiten. ;)
Mit Freiheit muss man umgehen können, sie kann auch als Träumerei oder Willkürlichkeit verstanden werden und grundsätzlich alles ablehnen, was nicht sein eigen ist. So lernte ich einmal so genannte Freidenker kennen, was sie aber auszeichnete, war, sie lehnten gleich kategorisch alles ab, weshalb sie zum Denken und Verstehen durch das Erfassen von Zusammenhängen gar nicht in der Lage waren und sich selbst damit behinderten.


Samuel25 hat geschrieben: Mi., 20.08.2025, 15:24 Weißt du durch deine unkonventionellen Wege mehr über Leben & Tod? Was macht unseren Weg aus, den wir gehen? Wir gehen ihn als Individuum, auch wenn Partner, Eltern, Verwandte, Freund in unserer Nähe sind. Ich kann nur meinem Denken, meinem Bewusstsein folgen und nicht dem Bewusstsein eines anderen Menschen. Diese Sichtweise wird gern vergessen. Auch wenn ich bis zum letzten Atemzug bei meiner Frau, sie hauchte ihr Leben allein aus. Sie weiß nun um die Dinge, die danach kommen. Wir fragen noch danach.
Du sprichst den Begriff "Individuum" aus und dass der Mensch nur seinem eigenen Bewusstsein folgen könne. Da taucht natürlich die Frage auf, warum denn eine Ehe? Das sind zunächst zwei verschiedene Gebiete, die man nur verstehen und unterscheiden kann, wenn man den Menschen in einer geistigen Entwicklung begriffen sieht und die geistigen Glieder des Menschen kennt: Unterscheiden wir dazu zunächst Gefühl und Individualität. - Die Ehe basiert auf dem Gefühlsempfinden, das den anderen Geschlechtspartner wie magisch anziehen lässt, was in der geistigen Entwicklungsgeschichte der Menschheit begründet liegt. Ebenso liegt die Individualisierung des Menschen - sein Selbstbewusstsein, ICH zu sein - in der geistigen Entwicklungsgeschichte. Das sind noch zwei verschiedene Gebiete, die eines Tages in der Fortschreitung der Entwicklung wieder eins sein werden, wie es vor Adam und Eva einmal gewesen war.


Samuel25 hat geschrieben: Mi., 20.08.2025, 15:24 Der Zusammenhang, worin liegt er? ... - zufällig gelebt ohne Ziel und Sinn.
Den Zusammenhang finden wir weder im Kirchlichen noch im Wissenschaftlichen, sondern nur in der Philosophie, die Liebe zur Weisheit. Ein Zusammenhang bedeutet im weisheitlichen Denken, dass er nicht aufhört, sondern sich wie ein Kreislauf fortsetzt, aber nicht am Anfang endet und man von dort wieder neu beginnt. Nein, man beginnt im Zusammenhang mit dem Vorherigen neu. Das Alte ist verwandelt im Neuen. Darum ist das Bild einer endlosen Spirale dafür besser geeignet als das eines bloßen Kreises. Praktisch heißt das, was wir im Leben erfahren und erlernt haben, wird im Tod verarbeitet und verwandelt, bis wir ein neues Leben auf einer höheren Stufe beginnen werden. Als Kind werden wir wieder geboren und erhalten nach und nach unser neues, umgewandeltes Paket nach Maßgabe des Schicksals aus der Vorinkarnation hinzu:
Wahrlich, ich sage euch, so ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. (Matthäus 18,3)

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Samuel25
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Beitrag Sa., 23.08.2025, 09:06

Hallo Weltengänger!

Die Anrede Weitengänger hat das Programm wohl selbst erzeugt und lag nicht in meiner Absicht. Andererseits liegen Welten und Weiten begrifflich nicht so weit auseinander.
Du scheinst in deiner Art ein Philosoph zu sein, der sich auf seinen Wanderungen durch Welten und Weiten gern austauscht. Das gefällt mir.

Erreicht man mit methodischem Nachdenken (ich würde die Analytische Meditation dazurechnen) mehr Wissen über den Tod? Eine gute Frage, die bei mir immer noch einer Antwort harrt. Wir werden geboren und der Tod ist immer an unserer Seite. Wir schaffen Verdrängungsräume, manche Menschen ein Leben lang. Jedoch treten immer wieder Ereignisse ein, die uns unserer Endlichkeit gedanklich näher bringen. Meine Beschäftigung mit diesen Themen bringen vielleicht nicht mehr Wissen, keine endgültige Gewissheit, aber, wie soll ich sagen, "entspanntere" Sichtweisen, die Trauer anders werden lässt, jedoch nicht unterdrückt.

Ein paar Worte zum Thema Individuum - Individualität - Bewusstsein. Die Individualität ist eine biologische Gegebenheit. Ein jeder kann nur mit seinen Sinnen Reize und Informationen aus seiner Umwelt erlangen, er kann es nicht mit den Sinnen eines Anderen. Gleiches gilt für deren Verarbeitung. Die kann nur im eigenen Hirn, im eigenen Bewusstsein erfolgen. In diesem Sinn lässt sich Individualität verstehen.
Ich gebe meinem ICH mal eine Metapher - ich vergleiche es mit einem Universum. Kommen sich Menschen näher, dann nähern sich diese Menschen an, deren Universen durchdringen sich. Ist eine Beziehung gut, dann ist der Durchdringungsgrad höher. Es gibt Seelenverwandte, dort ist er wohl am höchsten. Im Laufe einer Beziehung mag es Annäherung und Entfernung geben, durchaus im Wechselspiel und all das hinterlässt Spuren. Empathie ist so eine Annäherung. Sich in einen Menschen hineinversetzen. Wie gut gelingt das? Kannst du, willst du in alle dunklen Ecken eines menschlichen Universums?

Ich gehöre keine offiziellen Glaubensgemeinschaft an und das schon sein vielen Jahrzehnten nicht mehr, weil sie keine Antworten liefern.
Du sprichst Karma und Schicksal an. Die Beschäftigung mit dem Tod ist immer auch eine Frage nach der Realität.

Allen ein schönes Wochenende
Gruß Samuel
Ich muss mich nicht verstehen, aber ich versuche es immer wieder.

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