Schwangerschaftsabbruch

Hier können Sie sich über Belastungen durch eigene oder fremde schwere Erkrankungen, aber auch den Umgang mit Tod und Trauer austauschen.
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Tinaman
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Schwangerschaftsabbruch

Beitrag Fr., 25.09.2015, 07:54

Ich habe mich hier angemeldet weil es niemanden gibt der mir helfen kann.Ich hatte im Mai einen Schwangerschaftsabbruch.Ich wurde überraschend schwanger,obwohl ich kurz vor meiner Ausbildung stand.Ich bin schon 33 und habe es aufgrund psychischer Krisen nicht fertiggebracht eine Berufsausbildung zu absolvieren.
Daher hatte ich unglaubliche Existenzängste.Ich habe schon 2 Kinder.Doch das was mich so fertig macht,ist dass ich nicht auf mein Herz gehört habe.Ich habe das Gefühl,mein Kind getötet zu haben und es macht mich so fertig.Ich hätte mich dazu entschieden,dass Kind auszutragen,aber mein Mann meinte,dass wir das nicht schaffen würden.Ich war nicht so stark um mich dem entgegen zu stellen.Ich habe ihn darum gebeten mir zur Seite zu stehen,da ich panische Angst vor dem Austragen eines weiteren Kindes habe(eine Schwangerschaft war traumatisch für mich).Jedoch fühlte ich Verantwortung für das neue Kind.Ich war zu schwach mich durchzusetzen und meine Ängste taten ihr übriges.
Ich habe auch keine Eltern mehr und die Eltern meines Mannes leben weit weg.Ich habe in dieser Zeit nur geweint und auch heute ein paar Monate danach,sehne ich mich danach einem kleinen Baby meine Liebe zu geben.Ich hätte dieses Wesen,mein Kind so gerne kennengelernt und für es gesorgt.
Ich weiß gerade nicht wozu ich noch lebe und was das alles für einen Sinn macht.Ob es das alles wert war.
Danke fürs lesen. ich habe das Gefühl etwas wunderbares verloren zu haben

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Entknoten
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 10:21

Guten Morgen!

Ich finde dass die Entscheidung gegen ein Kind genauso mutig ist wie die Entscheidung für ein Kind.
Du befindest Dich nun in einer Trauerphase, und das halte ich für normal und auch logisch.

Ich denke Du solltest Dir Hilfe suchen, von außen. Möglichkeiten bietet z.B. auch die Caritas. Vielleicht kannst Du auch Deinen Gynäkolgen ansprechen, vielleicht kennt er entsprechende Anlaufstellen.
Aber bevor sich die Trauer manifestiert solltest Du Dir dringend Unterstützung holen.

Eine Entscheidung für das Kind ist eine gemeinsame, und ich halte es für vernünftig wenn Dein Mann rational versucht hat die Situation zu betrachten, denn ich persönlich halte es für falsch grundsätzlich nur mit dem Herzen zu entscheiden. Vor allem, wenn es um Kinder geht.
Er, dein Mann, trägt nicht die alleinige Verantwortung, und auch keine Schuld. Ebenso wenig wie Du.
Sich GEGEN etwas zu entscheiden bedeutet eben auch sich FÜR etwas zu entscheiden.

Wenn ihr in dem Fall eure Grenzen erkannt habt, dann ist das vor allem eine gute Entscheidung für euch - und für eure Kinder. Was, wenn Deinen Mann am Ende auch die Kraft verlassen hätte - und er gegangen wäre?
Wenn Du jetzt alleine wärst? Oder wenn einfach keine Kraft mehr für die Kinder da wäre, die da sind?

Ich denke es liegt nun vor allem an Dir dass Du diesen Prozess verarbeitest, und Deine Energie in Dein "reales Mutter-Sein" investierst, so traurig der Verlust des Kindes auch sein mag. Aber die "was wäre, wenn"-Fragen sind nie zielführend, und in Deinem Fall verpasst Du vielleicht auch was Du bereits hast - zwei Kinder. Und einen Mann der Dich mit Deiner Entscheidung NICHT alleine gelassen hat!
Und Du warst stark genug diese Entscheidung, die ihr beide getroffen habt, durchzuführen.

Vielleicht schaffst Du es, wenn die Wunden verheilt sind, auch die positiven Aspekte dieser traurigen Situation zu sehen - und auch zuzulassen!

Alles Gute!
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero


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Tinaman
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 19:19

Ich danke dir

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ENA
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 19:43

Ich glaube, es gibt Gruppen dafür, also wo sich Leute austauschen können, die abgetrieben haben. Guck mal im Internet. Ggf. weiß auch der Arzt oder das Gesundheitsamt was.

Guck mal hier: http://www.profamilia.de/angebote-vor-o ... bruch.html . Nur als Beispiel. Da gibt es sicherlich Ähnliches an anderen Orten.

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redred
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 20:09

Ich finde das sehr problematisch, da, wie ich verstanden habe, du das Kind austragen wolltest, dein Mann aber auf dich eingewirkt hat, so dass es zu einem Abbruch kam. Du hast Dich nicht wirklich aus freien Stücken dazu entschlossen. Leider wird eine "Schwammdrüber-Strategie" wohl kaum erfolgreich sein. Du trauerst noch, es ist ja erst im Mai passiert. Niemand kann sagen, wie lange Trauer dauern soll. Gib Dir Zeit. Diese Trauer ist wichtig. Das wäre ja noch schöner, erst wird man zu Abreibung gedrängt und dann soll man danach schnell wieder "fit" werden, damit man ja wieder zu Verfügung steht und funktioniert im Familienleben.
Du musst aufarbeiten was geschehen ist, vielleicht das du dich selbst nicht sehr durchsetzen konntest. Das du da eine Schwäche hast. Ich würde eine Therapie empfehlen. Es wäre sehr wichtig daran zu arbeiten, auch wenn es länger dauert, dass solltest du dir jetzt wert sein (und dem Kind, so nachträglich quasi). Manche stellen sich das zu einfach vor, Kind weg, Problem weg, alles wieder gut! Ne so läuft es nicht....
Ob Dir eine Katze, die Dir über den Weg läuft, Unglück bringt oder nicht, hängt davon ab, ob du ein Mensch bist oder eine Maus!

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Entknoten
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 20:27

Redred,

wer weiß schon WIE es läuft?

Ich bin nun mal nicht der pathologische Kopfstreichler, und wir wissen hier alle nicht was passiert ist.
Immerhin gibt sie selber an keine Kraft für eine erneute Schwangerschaft gehabt zu haben, und Hilfe vom Mann erwartet zu haben.

Wer hat nun recht? Offenbar konnten beide nicht, oder? Dass der Mann nun Schuld hat, die alleinige, das ist mir zu einfach. SO läuft das auch nicht!

Läuft eben auch nicht so dass man immer nur anderen die Verantwortung geben kann.
Und ja, sie hat bereits Kinder. Für die muss sie da sein!
Auch hier im Forum gibt es genug "Kinder" auf die keine Rücksicht genommen wurde, oder?
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero


redred
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 21:00

Sie hat doch selbst geschrieben, dass sie das Kind ausgetragen hätte, aber auf das Einwirken ihres Mannes sich dann zur Abtreibung entschloss. Das ist ein wichtig Aspekt bei der Aufarbeitung des Problems. es wäre sicher eine andere emotionale Situation für sie, wenn sie gesagt hätte, ich sehe keine andere Wahl in dieser Situation und deshalb entschließe ich mich zur Abtreibung und ich stehe hinter der Entscheidung. Nur darauf habe ich hingewiesen. Von Schuld habe ich gar nicht geredet.
Findest Du es wirklich so förderlich wenn du quasi sagst, "jetzt hast Du schon mal ein Kind abgetrieben, jetzt kümmere dich gefälligst um die 2 anderen, sonst geht deren Leben auch noch den Bach runter". Das ist Schuld hoch 3, was hier vermittelt wird.
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Entknoten
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Beitrag Fr., 25.09.2015, 22:38

So wenig wie du hier von Schuld redest, rede ich hier von Schuld.
Und ich habe nichts "quasi" geschrieben, da muss man jetzt nichts angestrengt umdeuten!

Die AP schrieb nämlich AUCH das sie panische Angst vor einer erneuten Schwangerschaft hat.
Deswegen schrieb ich sie sollte sich Hilfe holen, denn hier dem Mann die alleinige Verantwortung zu übertragen in dem man sagt er habe sie gezwungen, halte ich für falsch.

Und ja, der Hinweis dass nun einmal auch Kinder da sind, halte ich für wichtig, damit die AP sich nicht in ihrer Trauer verliert.
Sie soll nicht "bloß funktionieren", aber sich auch der Verantwortung im realen Leben bewusst sein.
Das muss man nun einmal, wenn man Kinder hat.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero

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Assassin
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Beitrag Mi., 28.10.2015, 02:26

Ich würde nochmal eine ganz andere Komponente ins Spiel bringen, auch wenn ich ansonsten Entknoten sehr beipflichte.

Wann hast du denn abgetrieben? Abtreibung ist ein heikles Thema und viele Leute wehren sich dagegen, doch es wäre nicht erlaubt, wenn wissenschaftlich wahrscheinlich wäre, dass da schon viel Wahrnehmung, Geist, Gefühl, … im Foetus steckt. Sicherlich hast du dich auch unter diese Prämisse zur Abtreibung entschieden, und solltest das nicht vergessen, jetzt wo dich Gedanken und Gefühle überkommen ein Kind ermordet zu haben.

Was war denn da wirklich in dir? Hast du nicht sogesehen schon viel mehr auf dem Gewissen? Die Wurst auf dem Teller, tote Pflanzen auf dem Fensterbrett (oder passiert das nur mir? ^^ ), vergeudeter Samen und Eizellen durch wie auch immer geartete Verhütung, … Was ich damit ausdrücken möchte ist natürlich nicht dir Schuldgefühle einzureden, es geht mehr um die ethische und persönliche Frage ab wann ist ein Organismus ein Kind. Die Zellen, die du dort hast entfernen lassen, haben vermutlich noch nichts von ihrer Existenz gewusst. Sie waren nicht viel mehr potentielles Leben als viele andere Eizellen und Spermien auch, um die wir uns gar nicht kümmern. Dagegen steht ein echtes, reales Leben mit Gefühlen und Bedürfnissen. Deines, das deines Mannes und VOR ALLEM auch das deiner fühlenden und lebenden Kinder. Stell dir vor du hättest dich wirklich überfordert, wärest irgendwann allen nicht mehr gerecht geworden. Was hättest du dann gerettet?

Natürlich gibt es Menschen, die eine Abtreibung meist aus religiösen Gründen als Mord empfinden. Aus wissenschaftlicher Sicht, spricht dafür aber nicht viel. Das heißt nicht, dass ich jemandem diese Sicht diktieren möchte, jeder soll bitte handeln wie er es für richtig hält, aber die Tatsache, dass du dich so entschieden hast wie du es hast, spricht ja dafür, dass du die Sache EIGENTLICH eher wissenschaftlich siehst. Natürlich ist dir jedwede Gefühlsstimmung erlaubt und sollte ausgelebt und verarbeitet werden, ich jedoch würde raten jetzt nicht anzufangen, die entfernte Zellkombination zu sehr zu personalisieren. Eine richtige Persönlichkeit und damit einhergehende Bedürfnisse haben nur du und deine Lieben.

Und wer weiß, vielleicht bekommt ihr ja eines Tages, wenn euch danach ist, noch ein weiteres Kind. So hart es klingt, in diesem Stadium ist es "reproduzierbar", was deutlich macht, wie wenig du dich schuldig fühlen solltest. Du hast sicherlich niemanden ermordert. (:
in war there is poetry, in death release

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Krang2
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Beitrag Fr., 30.10.2015, 17:48

Hallo,

du schreibst, daß du gerade nicht weißt, wozu du noch lebst … z.B. für deine beiden bereits vorhandenen Kinder, die dich lieben und brauchen. Solche existenziellen Probleme und Fragen, die du dir stellst, und deine persönlichen Antworten und Reaktionen darauf, sind Fragen und Probleme, die deine Kinder später in anderer Form ebenfalls haben werden, und sie beobachten, ja kopieren dich teilweise jetzt schon – unbewußt natürlich. Wenn du ihnen vermittelst, daß du weitermachst und nach vorn schaust und aus deinen Fehlern lernst, dann werden sie das hoffentlich für ihr eigenes Leben auch verinnerlichen. Du kannst ihnen auch Mut machen, daß sie später jegliche Probleme immer mit dir besprechen können, ohne daß du sie verurteilst oder ihnen Vorschriften machen wirst, dann werden sie sich nicht so allein fühlen wie du jetzt. Ich habe festgestellt, daß es Kinder zu offener Kommunikation ermutigt, wenn man ihnen unbeschönigt erzählt, daß man auch schon schlechte Gefühle, problematische Situationen, Zweifel o.ä. durchlebt hat. Kinder kriegen eine Menge mit, auch wenn sie den Inhalt von Entscheidungen und Gesprächen nicht mitbekommen oder verstehen.

Vielleicht besteht deine „Schuld“ eher darin, daß du jemand anderen für dich hast entscheiden lassen, da du nicht wirklich unterstützt worden bist, da der Vater seine Unterstützung ja an eine bestimmte Entscheidung geknüpft hat. Was den „Mord“ angeht, sehe ich die Problematik weniger darin, welche Qualität das Leben in dir bereits hatte, sondern eher in der Tatsache, daß du auch einen (wenn auch kleinen) Teil einer dir eigenen schöpferischen Kraft sozusagen ermordet hast, der aber, wie mein Vorschreiber formulierte, reproduzierbar ist. Ich habe festgestellt, daß Frauen allgemein viel Druck in die ein oder andere Richtung bekommen, ihnen eine wirklich eigene, freie Entscheidung selten zugestanden wird. Eine ungewollte Schwangerschaft wird von vielen (auch meinen Eltern damals) so ziemlich als das Schrecklichste gesehen, was einem passieren kann --- da muß doch jede Entscheidung hinterher mit Versagens- und Schuldgefühlen verbunden sein. Ich finde diese Bevormundung schrecklich. Wichtig ist es, aus seiner eigenen aktuellen Weltanschauung heraus trotz Zweifeln zu einer frei getroffenen Entscheidung zu stehen, selbst wenn sie sich hinterher sogar als falsch herausstellen sollte.

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