Hallo zusammen,
ich bin neu hier.
Ich mache seit ca. 6 Monaten eine Verhaltenstherapie, möchte aber die Therapieform wechseln. Ich denke, in der aktuellen Therapie komme ich nicht tief genug, mein Bindungstrauma (das ich vermute), wirs kaum bearbeitet.
Ich habe eine Kindheit mit emotionaler Vernachlässigung und Gewalterfahrung erlebt und erst sehr spät angefangen, Männer zu treffen (mit 27 Jahren erst).
Beide Beziehungen waren oberflächlich und distanziert, wobei meine zweite zumindest anfangs sehr eng und liebevoll war, dann aber immer mehr "verwelkt" ist, weil mein Partner ebenfalls (ganz sicher) ein Bindungstrauma hat und mich immer mehr verunsichert hat.
"Ich will dich, ich will dich nicht - bleib bei mir, geht lieber mit jemand anderen weiter."
Das hat mich verwirrt und traurig gemacht und unsere Beziehung wurde immer merkwürdiger und distanzierter, obwohl wir uns beide sehr lieb haben.
Als ich dann - auf mehrere Aufforderungen seinerseits! - wieder anfing zu daten (da waren wir schon länger getrennt, als wir überhaupt zusammen waren), verurteilte er mich plötzlich dafür. Es würde sein Bild von mir verändern, dass es so schnell ging (ich hatte ziemlich schnell mehrere Dates).
Ich hab das nicht mehr ausgehalten und erst den Kontakt kurzzeitig und nicht sehr radikal, dann später aber komplett abgebrochen mit Nr sperren und allem.
Da ging mein Trauma erst richtig los. Innerhalb einer Woche habe ich psychisch extrem abgebaut. Heulattacken, Schlaflosigkeit bis hin zu Panikattacken.
Daraufhin habe ich den Kontakt wieder aufgenommen, weil ich nicht wusste, wie ich mich sonst wieder stabilisieren sollte. Mein Therpeut fand meine Aktion - also, dass ich den Kontakt wieder aufgenommen habe - "nervig" und dass das "nichts mehr mit Psychotherapie zu tun hätte", was ich da mache. Also aus der Richtung weder Verständnis noch akute Hilfe.
Mein Ex ist jetzt wütend und verletzt und will seinerseits keinen Kontakt, was verständlich ist, mich aber weiterhin in einer emotionalen extremen Anspannung hält und ich gehe die volle Bandbreite der Gefühle durch. Trauer, Wut, Frustration, Verlust, Scham und Schuldgefühle, und weiterhin immer wieder leichte psychische Zusammenbrüche, Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen. Und ich habe immer wieder den Gedanken, dass ich ihn nicht verlieren will, dass ich ihn vielleicht sogar richtig liebe (die erste Person in meinem Leben, bei der ich von Liebe sprechen würde). Mein Bindungstrauma ist durch die Ablehnung/den Kontaktverlust voll aktiv.
Ich denke, dass ich das bald beruhigen wird, fürchte mich aber davor, was wird, sollte er mir mitteilen, dass er mich wirklich aus seinem Leben raushaben will.
Ich versuche mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass jeder Fehler machen darf, solange er ihm einsieht und sich aufrichtig entschuldigt. Das entspricht aber leider nicht meiner Lebenserfahrung. Fehler werden nicht verziehen und kein Mensch verändert sich "für" mich. Ich bin das nicht wert.
Ich weiß, dass das mein Trauma ist, dass da spricht, aber meine Brust tut weh, wenn ich das denke.
Was könnt ihr mir hier raten?
Bitte keine Absolutismen (du musst den Kerl in den Wind schießen) oder ähnliches. Ich hab's versucht. Ich kann es nicht. Es destabilisiert mich und ich fürchte, in der Psychiatrie zu landen...
Ich will nur die Zeit gut überstehen, bis ich einen neuen Therapieplatz gefunden habe und dort mein Trauma richtig angehen kann.
Danke an alle, die sich diesen Roman angetan haben.
Beziehungs-/ Entwicklungstrauma
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münchnerkindl
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Ich würde in eine psychosomatische Klinik gehen und da stationär intensiver therapeutisch daran arbeiten. Such dir eine Klinik wo sie sich mit komplexen Traumatisierungen auskennen.
Da hättest du den Abstand, Unterstützung und intensive Therapie, auch mit Therapieformen die ambulant garnicht angeboten werden.
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chrysokoll
- [nicht mehr wegzudenken]
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Ist deine aktuelle Therapeutin denn informiert dass du die Therapie abbrechen willst? Hast du mit ihr mal konkreter besprochen was du bearbeiten willst und was du brauchst?chaogirl hat geschrieben: Fr., 23.05.2025, 17:48
Ich will nur die Zeit gut überstehen, bis ich einen neuen Therapieplatz gefunden habe und dort mein Trauma richtig angehen kann.
Selbst wenn du jetzt die Therapie abbrichst wird es vermutlich dauern bis du eine neue findest und ein Trauma lässt sich auch nicht schnell mal nebenbei in ein paar Stunden bearbeiten. Da sprechen wir jetzt eher von Jahren als von Monaten. Da ist keine schnelle Lösung in Sicht und es ist schon auch jetzt deine akutelle Verantwortung Dinge nicht auf "irgendwann" später zu verschieben.
Die Idee mit einer Klinik vorab finde ich gut, das wäre ein erster Schritt wie du dich stabilisieren könntest.
Hi,
aber auch Kliniken haben lange Wartezeiten. Eine kurzfristige Lösung sind sie nicht, außer du bist privatversichert. Schnelle Hilfe bieten können dir: Beratungsstellen für Frauen, Beratungsstellen für psychisch Erkrankte usw.
Eventuell Körpertherapie oder schnelle Hilfe bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie auch wenn ich von hps psych überhaupt kein Fan bin.
Das dein Therapeut dir grad da nicht gut helfen kann, tut mir leid!
aber auch Kliniken haben lange Wartezeiten. Eine kurzfristige Lösung sind sie nicht, außer du bist privatversichert. Schnelle Hilfe bieten können dir: Beratungsstellen für Frauen, Beratungsstellen für psychisch Erkrankte usw.
Eventuell Körpertherapie oder schnelle Hilfe bei einem Heilpraktiker für Psychotherapie auch wenn ich von hps psych überhaupt kein Fan bin.
Das dein Therapeut dir grad da nicht gut helfen kann, tut mir leid!
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Ich würde meinen, dass das, was Du da gerade erlebst, Liebessucht ist.
Diese Bindungstraumata sind offensichtlich sehr dramatisch. Im Kern bedeutet es aber, immer wieder bewusst damit umzugehen, weil man eben leider nicht nur in einer Therapie daran arbeiten kann, und dann ist man geheilt.
Man reagiert eben auch, je nach Gegenüber, unterschiedlich.
Psychologen wie Stefanie Stahl, Christian Hemschemeier und auch Berater wie Emanuel Erk beschäftigen sich intensiv mit diesen Themen.
Sie haben Bücher geschrieben, Podcast und Youtube Videos herausgebracht.
Ich muss mich immer wieder mit diesem Thema befassen, auch, um bei mir zu bleiben und mich nicht "im anderen zu verlieren".
Es geht gar nicht so sehr darum, diese Bindungen in der Vergangenheit zu heilen, sondern zu verstehen, wie komplex die Psyche ist. Bestimmte Muster funktionieren nur mit bestimmten Partnern.
Es ist also, meiner Meinung nach, wichtig, im Hier und Jetzt zu schauen, immer wieder.
Deshalb ist für mich das Konzept von Bindungsangst, Verlustangst, Pluspol, Minuspol viel hilfreicher, weil es mir Rüstzeug mitgegeben hat, den menschlichen Beziehungsirrsinn zu verstehen.
Aber - man kann daran arbeiten. Es ist nur ein langer Weg voller Bewusstsein.
Diese Bindungstraumata sind offensichtlich sehr dramatisch. Im Kern bedeutet es aber, immer wieder bewusst damit umzugehen, weil man eben leider nicht nur in einer Therapie daran arbeiten kann, und dann ist man geheilt.
Man reagiert eben auch, je nach Gegenüber, unterschiedlich.
Psychologen wie Stefanie Stahl, Christian Hemschemeier und auch Berater wie Emanuel Erk beschäftigen sich intensiv mit diesen Themen.
Sie haben Bücher geschrieben, Podcast und Youtube Videos herausgebracht.
Ich muss mich immer wieder mit diesem Thema befassen, auch, um bei mir zu bleiben und mich nicht "im anderen zu verlieren".
Es geht gar nicht so sehr darum, diese Bindungen in der Vergangenheit zu heilen, sondern zu verstehen, wie komplex die Psyche ist. Bestimmte Muster funktionieren nur mit bestimmten Partnern.
Es ist also, meiner Meinung nach, wichtig, im Hier und Jetzt zu schauen, immer wieder.
Deshalb ist für mich das Konzept von Bindungsangst, Verlustangst, Pluspol, Minuspol viel hilfreicher, weil es mir Rüstzeug mitgegeben hat, den menschlichen Beziehungsirrsinn zu verstehen.
Aber - man kann daran arbeiten. Es ist nur ein langer Weg voller Bewusstsein.
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero
Cicero
Liebessucht finde ich übertrieben. Wenn es sowas überhaupt gibt. Das würde wenn, dann sehr in Richtung Stalking und Wahn gehen, und das les ich da nicht raus. Emotionale Abhängigkeit und andere große Probleme auf jeden Fall.
Danke für deine Rückmeldung. Im Moment ist das zum Glück nicht mehr nötig.
Kurzes Status-Update.
Wir haben am Wochenende kurz gesprochen, ich habe ihm geagt, wie ich mich fühle, wie sehr ich abgestürzt bin.
Er hat sich verständnisvoll gezeigt und mir Glück gewünscht bei der Suche nach einem neuen Therapeuten, hat aber auch klar gemacht, dass er mir da nicht helfen kann, er hätte selbst zu viel auf der Platte, ich muss da alleine durch. Er würde sich wieder melden, wenn er Zeit/Kopf hat.
Seitdem fühle ich mich wieder besser, stabiler und kann wieder schlafen.
Dieses (mehr oder weniger) Ende ist nicht das schönste, aber ich werde mich jetzt auf mich konzentrieren und habe auch schon Kontakt zu einer Therapeutin, die mir für September/Oktober Termine anbieten kann.
Ich hab zwar noch absolut keine Ahnung, wie ich die Termine (nur vormittags oder am frühen Nachmittag) mit meiner Arbeit vereinbaren soll, aber das ist mir jetzt erstmal egal.
Ich hoffe, ich kann emotionale Krisen vermeiden, bis ich gut in die neue Therapie reingefunden habe und dass sie mir helfen kann (im Gegensatz zur extrem oberflächlichen Verhaltenstherapie, die ich bisher hatte).
Danke für euer Ohr.
Wer noch weitere Tipps hat, wie man sich in emotionalen Krisen wieder beruhigen kann - lasst es mich gerne wissen, ich fühle mich dem ganzen noch immer hilflos ausgeliefert und sehr abhängig davon, wie andere mich behandeln - das macht mir echt Angst...
Kurzes Status-Update.
Wir haben am Wochenende kurz gesprochen, ich habe ihm geagt, wie ich mich fühle, wie sehr ich abgestürzt bin.
Er hat sich verständnisvoll gezeigt und mir Glück gewünscht bei der Suche nach einem neuen Therapeuten, hat aber auch klar gemacht, dass er mir da nicht helfen kann, er hätte selbst zu viel auf der Platte, ich muss da alleine durch. Er würde sich wieder melden, wenn er Zeit/Kopf hat.
Seitdem fühle ich mich wieder besser, stabiler und kann wieder schlafen.
Dieses (mehr oder weniger) Ende ist nicht das schönste, aber ich werde mich jetzt auf mich konzentrieren und habe auch schon Kontakt zu einer Therapeutin, die mir für September/Oktober Termine anbieten kann.
Ich hab zwar noch absolut keine Ahnung, wie ich die Termine (nur vormittags oder am frühen Nachmittag) mit meiner Arbeit vereinbaren soll, aber das ist mir jetzt erstmal egal.
Ich hoffe, ich kann emotionale Krisen vermeiden, bis ich gut in die neue Therapie reingefunden habe und dass sie mir helfen kann (im Gegensatz zur extrem oberflächlichen Verhaltenstherapie, die ich bisher hatte).
Danke für euer Ohr.
Wer noch weitere Tipps hat, wie man sich in emotionalen Krisen wieder beruhigen kann - lasst es mich gerne wissen, ich fühle mich dem ganzen noch immer hilflos ausgeliefert und sehr abhängig davon, wie andere mich behandeln - das macht mir echt Angst...
Wie gut ist dein Englisch? Kann mir gut vorstellen, dass du hilfreiches findest, wenn du nach "abandonment melange" googlest. Nach dem, was ich über dieses Konzept weiß, ist das genau das, was da bei dir abgelaufen ist, als der Kontakt zu deinem Ex abgebrochen war. Der Mix aus Emotionen, in genau dieser Intensität, und die einhergehende Destabilisierung.
"Not doing life today. Love to. But can't."
Hallo,
mein Englisch ist sehr gut - vielen Dank für den Tipp, ich werde mir das auf jeden Fall durchlesen.
mein Englisch ist sehr gut - vielen Dank für den Tipp, ich werde mir das auf jeden Fall durchlesen.
Dann viel Erfolg dabei und alles Gute. 
"Not doing life today. Love to. But can't."
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