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Fr., 06.09.2024, 12:04
Wurstel
Seit 2019 habe ich eine Erwachsenenvertreterin, mit der ich recht zufrieden bin.
Ein Freund von mir hatte 14 Jahre lang einen Sachwalter, das begann noch in der Schillingzeit und reichte in die Eurozeit. Der war mit seinem Sachwalter (ein Rechtsanwalt) absolut nicht zufrieden.
Zunächst mal was Grundsätzliches:
Zuerst gab es die Entmündigung, dann die Sachwalterschaft, und jetzt die Erwachsenenvertretung. Die gesetzlichen Grundlagen wurden bei jeder Umbenennung geändert (und wohl auch die Gründe für den Verlust der Geschäftsfähigkeit). In Deutschland heißt das Betreuung, aber ich weiß nicht, inwiefern man das mit der österreichischen Erwachsenenvertretung vergleichen kann.
Zunächst zu meinem Freund:
Der ist ein ehemaliger Schulkollege aus der Behinderten-Handelsschule. Er war in der Sonderschule und kam dann in die Handelsschule, wo ich ihn kennengelernt habe, dann begann er in der "WGW - Wiener Geschützte Werkstätten" (die mittlerweile "Reintegra" heißt) zu arbeiten. Er hat eine Orientierungsstörung und kennt sich bei vielen Dingen nicht aus, was zu vielen Nachteilen für ihn führt. Als seine Mutter gestorben ist, wurde er entmündigt und bekam einen Rechtsanwalt als Sachwalter.
Der Sachwalter hat ihm ein Abhebekonto eingerichtet, auf das er ihm wöchentlich 100 Schilling (später 7 Euro) überwies - ein Betrag, mit dem nur schwer auszukommen war, vor allem, weil er ja eine mittellose Freundin hatte, die er dann auch noch finanziell unterstützen mußte (ich riet ihm, seinem Sachwalter zu sagen, daß er sie mitfinanzieren muß, aber er hatte Angst, daß ihm dann das Wochengeld gekürzt wird). Er hat seinen Sachwalter nie persönlich kennengelernt und konnte in der Kanzlei immer nur mit einem nicht entscheidungsbefugten Unterhurtel reden, und zwar auch dann, wenn er auf einem Termin mit dem Sachwalter PERSÖNLICH bestand. Er hatte immer wieder Probleme mit diesem Sachwalter. Er zeigte mir auch die spärlichen Unterlagen. Demnach scheint sein Sachwalter mit dem Geld, das mein Freund von seiner Mutter geerbt hat, auf der Börse spekuliert zu haben (Kauf von Aktien).
Auch das Zustandekommen seiner Sachwalterschaft war sehr seltsam; er wurde in seiner Arbeit von diesem Rechtsanwalt angerufen, der ihm sagte, daß er ab sofort entmündigt ist und daß dieser Rechtsanwalt nun sein Sachwalter ist - ein diesbezügliches Schreiben von Gericht hat er nie bekommen. Als er sich dann um seinen Lohn angestellt hat, hat ihm der Lohnauszahler gesagt, daß sein Lohn an seinen Sachwalter überwiesen wurde - auf Nachfrage von ihm erklärte der Lohnauszahler, daß der Rechtsanwalt bei ihm angerufen und gesagt hat, daß der Gehalt dieses Mannes ab sofort an diesen Rechtsanwalt zu überweisen ist, was der Lohnauszahler dann auch gemacht hat, ohne sich zu vergewissern, ob die Daten des Anrufers überhaupt stimmen.
Eines Tages wurde meinem Freund von seinem Sachwalter telefonisch mitgeteilt, daß ab sofort die Sachwalterschaft beendet und er nun wieder voll geschäftsfähig ist; auch hierzu bekam er keine Unterlagen. (Ich vermute, daß der Grund für die Beendigung seiner Sachwalterschaft der war, daß die Rechtsgrundlagen geändert wurde und die Sachwalterschaft durch die Erwachsenenvertretung ersetzt wurde.
Und jetzt zur Erwachsenenvertretung bei mir:
Der Grund für den Verlust meiner Geschäftsfähigkeit waren meine künstlerischen Aktivitäten, die meiner Familie nicht recht waren. Darüber, daß ich Theater gespielt habe, hat sich meine Mutter derart aufgeregt, daß sie mehrmals Herzanfälle bekommen hat - beim letztenmal ließ ich mich nicht mehr von ihr erpressen und habe gegen ihren Willen bei einem Theaterstück mitgespielt, was meine Mutter derart aufgeregt hat, daß sie im Krankenhaus unter höllischen Schmerzen gestorben ist. Seitdem wirft mir meine Familie vor, schuld am Tod meiner Mutter zu sein, und ich wurde beim Erbe übervorteilt (sowohl nach dem Tod meiner Mutter als auch dann beim Tod meines Vaters); mittlerweile bezeichnet mich mein Schwager sogar als Muttermörder. Dann hat meine Familie beim zuständigen Bezirksgericht immer wieder Entmündigungsanträge gegen mich gestellt. Ich habe dann eine Rockband gegründet, erster Auftritt, dann die Produktion unserer CD. In jener Zeit lernte ich einen Manager kennen, der da mal mit meinem Vater am Telefon diskutiert hat, was der Anlaß für meine Familie war, einen weiteren Entmündigungsantrag gegen mich zu stellen, worauf das Gericht reagiert und mich eingeschränkt hat; ich konnte nur mehr 178 Euro monatlich in bar abheben und mußte alles andere mit meiner Kreditkarte bezahlen - dies war dann der Grund für meinen Manager, die Geschäftsbeziehung zu beenden.
Im Februar 2019 hatte ich einen schweren Unfall auf dem Weg in die Arbeit, lag monatelang im Krankenhaus/Pflegeheim/Rehabilitationszentrum und kam im Rollstuhl heim. Diese Zeit nützte meine Familie, mich endgültig zu entmündigen. Beim ersten Verfahren (als ich im Pflegeheim lag) konnte ich den Verlust meiner Geschäftsfähigkeit abwenden, aber meine Familie legte Berufung ein, und beim zweiten Verfahren (da lag ich im Rehabilitationszentrum) war das nicht mehr möglich - ich erreichte aber, daß nicht meine Schwester (welche meiner Band den Garaus machen wollte) meine Erwachsenenvertreterin wird, sondern eine Rechtsanwältin aus einer anderen Gegend (um eine Einflußnahme durch meine Schwester und ihren Mann zu verhindern).
Mit meiner Sachwalterin bin ich sehr zufrieden, da gibt es für mich keinen Grund zur Klage. (Allerdings fehlt mir halt der finanzielle Überblick.)
Wurstel