Erkrankte wollen sich nicht helfen lassen

In diesem Forumsbereich können Sie sich über Schwierigkeiten austauschen, die Sie als Angehörige(r) oder Freund(in) von psychisch Erkrankten bzw. leidenden Personen konfrontiert sind.
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Lonsen
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Beitrag Do., 23.10.2025, 20:56

Meine Frau leidet seit 5 Jahren unter paranoider Schizophrenie mit Verfolgungswahn/Beziehungswahn. Sie hatte 2002 die erste Psychose, hat bis 2020 Medikamente genommen und dann abgesetzt. Seitdem massive neue Psychose die nun eskaliert ist. Sie ist sowohl eigen- als auch fremdgefährdend und wurde in die geschlossene gebracht. Da sie schweigt und den Ärzten nichts von ihrem Wahnerleben erzählt können sie sie nicht zwangsbehandeln. Damit ist sie praktisch verloren und dazu verdammt, wie ein Zombie vor sich hin zu vegetieren. Die Hürden dafür sind eindeutig viel zu hoch.

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Weltengänger
Helferlein
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Beitrag Fr., 24.10.2025, 08:55

Wenn man sich nicht helfen lassen will, so mag's nicht daran liegen, generell Hilfe abzulehnen, sondern an der speziellen Art der angebotenen Hilfe, was der Erkrankte ja gerade wegen seiner Erkrankung wohl schlecht äußern kann.

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Lonsen
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männlich/male, 59
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Beitrag Fr., 24.10.2025, 09:39

Daran liegt es mit Sicherheit nicht denn es wurden ihr verschiedenste Möglichkeiten der Hilfe angeboten. Tatsache liegt eine generelle Ablehnung und völlig fehlende Krankheitseinsicht vor.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 24.10.2025, 10:25

Fehlende Krankheitseinsicht ist leider ein häufiges Kennzeichen der Erkrankung.
Und ja, ich verstehe dass das für nahestehende Menschen sehr frustrierdend und schwer auszuhalten ist.

Die Medikamente haben oft starke Nebenwirkungen und Langzeitfolgen, ich verstehe jeden der die nicht dauerhaft nehmen will

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Lonsen
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Beiträge: 3

Beitrag Fr., 24.10.2025, 10:50

Das verstehe ich natürlich auch. Nebenwirkungen können unangenehm sein. Dennoch ist es wissenschaftlich erwiesen dass Menschen mit chronischer Psychose nicht ohne Medikamente sein können.

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Weltengänger
Helferlein
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Beiträge: 119

Beitrag Fr., 24.10.2025, 11:49

Lonsen hat geschrieben: Fr., 24.10.2025, 10:50 Das verstehe ich natürlich auch. Nebenwirkungen können unangenehm sein. Dennoch ist es wissenschaftlich erwiesen dass Menschen mit chronischer Psychose nicht ohne Medikamente sein können.
Solches mag Wissenschaft allein aus ihrer Perspektive behaupten und mag wie ein hypnotischer Bann wirken, sodass anderes nicht mehr gedacht werden kann, schließlich war's ja die Wissenschaft, von der es heißt: Wissenschaft muss es sein! - Damit droht, ein anderes Denken auszuschalten, es würde als unwissenschaftlich gelten und somit als untauglich bis gefährlich. Doch wie sieht's mit der Liebe zum Partner aus? Liebe ohne Grenzen? Wie sieht's aus mit der Liebe zum Partner, sich seiner Verantwortung ihm gegenüber zu stellen, statt ihn bequem abzugeben? Ich würde mich für ihn einsetzen, mich umblicken und in der Welt Ausschau halten.

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chrysokoll
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Beiträge: 4472

Beitrag Fr., 24.10.2025, 12:51

Lonsen hat geschrieben: Fr., 24.10.2025, 10:50 Das verstehe ich natürlich auch. Nebenwirkungen können unangenehm sein. Dennoch ist es wissenschaftlich erwiesen dass Menschen mit chronischer Psychose nicht ohne Medikamente sein können.
das ist falsch. Und es trifft keinesfalls auf alle Menschen mit Psychose zu.
Und "unangenehm" trifft es nun wirklich nicht. Genau diese Verharmlosung macht Kranken zusätzlich zu schaffen. Es ist nicht "unangenehm" sondern teils gravierend und mit sehr realen und irreversiblen gesundheitlichen Spätfolgen.

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Candykills
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männlich/male, 31
Beiträge: 5106

Beitrag Fr., 24.10.2025, 15:13

1. Es ist ein Symptom, dass die Krankheitseinsicht fehlt - sprich: wenn du krankheitseinsichtig bist, ist eine Psychose quasi ausgeschlossen und es handelt sich höchstens um psychosenahes Erleben o.ä.
2. Aus der Position heraus nie diese Medikamente geschluckt zu haben, ist es natürlich leicht dem anderen aufzuerlegen diese dauerhaft zu schlucken
3. Als Mensch mit Schizophrenie hat man nicht nur aufgrund der Erkrankung, sondern eben auch der Medikation eine verkürzte Lebenserwartung mit bis zu 20 Jahren, Haudrauf ist aus eigener Krankheitserfahrung sicher nicht die richtige Methode.

Ich verstehe, dass die Situation für dich schwierig ist. Aber deine Frau hat ein Recht darauf Medikamente zu verweigern. Du kannst für dich persönlich Konsequenzen daraus ziehen, aber nicht in dem du ihr Medikamente gegen ihren Willen aufzwingen willst.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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bigogib382
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Beiträge: 47

Beitrag Mo., 27.10.2025, 03:34

Ich kenne auch so einen Fall aus dem Bekanntenkreis und hatte da auch das Problem, dass der Berufsbetreuer nichts gemacht hat und damit argumentierte, dass der Zustand ja noch nicht so schlecht sei und Selbstbestimmung bla bla. Ich habe dann bei verschiedenen Behörden "Stress" gemacht, bis ich bei irgendjemandem von der Abteilung für Betreuungsrecht der Stadt gelandet bin und dem gegenüber habe ich dann argumentiert, dass es durchaus eine Selbstgefährdung ist, wenn jemand z.B. keine Nahrung mehr essen will und dass der Betreuer nichts unternimmt. Ich weiß nicht genau, welche konkreten Hebel dann in Bewegung gesetzt wurden, weil ich die Person, um die es ging, nicht so gut kannte, aber derjenige kam dann wieder in ein Einrichtung.

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