Keine Kontrolle über den Alkohol

Dieser Bereich dient zum Austausch über Entzug, Entwöhnung und Therapie von substanzbezogenen Abhängigkeiten (wie Alkohol, Heroin, Psychedelische Drogen, Kokain, Nikotin, Cannabis, Zucker,..)

stadtwolf
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 11:33

Hallo Blümli,

ich finde es richtig gut daß Du über Dein Problem sprichst / schreibst.
Ich habe gelernt daß absolute Ehrlichkeit, was meine Gefühle betrifft, ein Schlüssel ist.
Das ist schwierig weil die Welt eine Welt der Masken, Tarnungen und Täuschungen ist.
Für mich war es extrem wichtig Menschen zu haben die mir immer wieder bewiesen haben daß ich ihnen
vertrauen kann. So wurde ich immer mehr fähig das auszudrücken was in mir wirklich los ist.
Das Verleugnen und Verdrängen war das Gift das mich immer wieder zum Saufen gebracht hat.
Heute weiß ich daß nichts in mir schlimm oder krank ist. Alles Normalität, aber weil es so wenig
Menschen gibt die unverhüllt sagen wie es wirklich ist bin ich dem Irrtum unterlegen daß meine
Gefühle so außergewöhnlich sind.
Solange ich die Maske 24h getragen habe hatte ich nicht die geringste Chance auch nur mit einer meiner
vielen Süchte langfristig aufzuhören.
Geduld ist notwendig, davon hatte ich nie viel.
Aber nach Jahrzehnten des Theaterspielens wäre es auch etwas skurill von heute auf morgen ein authentischer
Mensch zu werden.
Die Chance lebt, aber nur die Wahrheit kann mich freimachen. Umwege gehören zum Weg und waren immer
unvermeidlich.
Es gibt viele Gründe für Suchtverhalten. Wenn ich versuche ehrlich zu sein entdecke ich viele davon.
Das allein aber war für mich nie genug. Mein Ziel ist Leben und nicht nur Überleben.
Meine Konfrontation mit meinem Innersten ist immer noch äußerst bedrohlich, aber ich habe keine Alternative
mehr. Muß es immer wieder versuchen, weil ich sonst wieder saufen gehe oder in eine andere Sucht kippe.

Meine Erfahrung lautet:
Immer wenn ich versucht habe mit dem Trinken aufzuhören aber alles andere in meinem Leben beibehalten habe,
mußte ich wieder saufen gehen. War nur eine Frage der Zeit.

Es gibt viele Verbündete, aber es bedarf etwas Mut sich mit ihnen zu konfrontieren weil sie Dinge
sagen die ich nicht hören will.
Bin oft davongelaufen, habs aber immer wieder versucht.

Es ist schwer aber alles andere als aussichtslos !
Und es gibt 1000 Möglichkeiten an Verbündete / Seelenverwandte heranzukommen.
Das kann niemand für mich tun. Ist meine Aufgabe.

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Nico
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 13:19

Blümli hat geschrieben:Hallo!

Ich habe seit einer Weile wieder das Problem, wenn ich trinke, dass ich mich so zudröhne bis ich mich nicht mehr auskenne!

Gestern wars wieder so und meine beste Freundin ist total sauer auf mich, was ich auch verstehe!

Ich trinke nicht jeden Tag sondern immer in mehrwöchentlichen Abständen!
Ich bemerke aber dass die Abstände wieder immer kürzer werden!

Danach nehme ich mir immer wieder vor, nichts mehr zu trinken, aber es klappt nicht!

Ich könnte heulen!
D

Was war denn vor dieser Weile wo du dieses Problem ( zwischenzeitlich) anscheinend nicht gehabt hast anders ?

Du schreibst die Abstände werden w i e d e r kürzer, hast du irgendwann schon durchgehend getrunken ?

Für mich klingt dass, als hättest du einmal Entzug gemacht und wirst nun immer mehr und mehr wieder zur Trinkerin. Ist das so ?
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Blümli
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 13:42

Was war wo ich dieses Problem nicht hatte?!
Ich ging zur Therapie und zu den AA!
Werde das jetzt auch wieder anstreben!

Das mich heulen nicht weiter bringt weiss ich auch, aber es zermürbt und ärgert mich halt, dass ich schon wieder in diesen Sumpf reinschlittere, obwohl ich weiss was der Alk für einen Schaden bei mir anrichtet!

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Blümli
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 13:52

Ich hätte ja nicht mal einen Grund dazu!
Sicher ich bin grad arbeitslos, weil die Firma in Konkurs ging und das war halt mein Traumjob!
Das zermürbt mich schon, dass ich jetzt wieder suchen muss!
Andererseits schauts eh grad positiv aus, dass ich was kriege!
Jedoch habe ich tolle Leute die immer hinter mir stehen und denen ich mein Herz ausschütten kann, also wäre da ja nicht mal der Grund dazu da mich zuzuschütten!

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Nico
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Beitrag Fr., 31.07.2015, 13:56

Es gibt keinen Grund sich zuzuschütten aber gleichzeitig 100000000e um es zu tun, da erzähle ich dir nix neues nehme ich an.
Ok du weißt was zu tun ist, geh wieder zu den AA und grüße sie schön von mir.
Nicht das schwarze Schaf ist anders, sondern die weißen Schafe sind alle gleich ;)

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Dengue
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Beitrag Sa., 10.10.2015, 22:37

In den letzten Wochen beschäftigt mich diese Frage. Ich trinke ca. zweimal die Woche bis kurz vor die Besinnungslosigkeit.
Das hat ganz plötzlich angefangen. Ich habe nicht mit drei Gläsern und dann immer noch eins mehr angefangen, sondern gleich mit der ganzen Flasche Wodka oder Wein. Bis vor drei Monaten war es noch ein bisschen schlimmer, weil da die Abstände kürzer waren. Ich bin auch mit Kater zur Arbeit gegangen, wenn ich denn rechtzeitig aufgewacht bin, was natürlich nicht unbemerkt blieb. Der Stress war einer der Gründe und die absolute Sinnlosigkeit für mich dort. Ich hatte dann einen kleinen Zwischenfall, der mich in die Notaufnahme und anschließend für eine Nacht (mal wieder) in die Psychiatrie brachte.
Danach war die Belastung plötzlich weg und ich habe (auch aufgrund meiner aus dem Stress resultierenden Erregung) kurzzeitig gar nichts getrunken, weil "ich es nicht brauchte". Ich war glücklich und auch plötzlich besser drauf, da benötigte ich das einfach nicht.
Dann hat es sich wieder eingeschlichen auf oben genanntes Maß. Bei meiner jetzigen "Arbeitsstelle" vermeide ich solche Aktionen und trinke, wenn ich frei habe (ich gehe dreimal die Woche arbeiten für ein paar Stunden). Einmal unter der Woche und einmal am Wochenende.
Ich habe schon so oft verkatert vor meiner Mutter gesessen oder betrunken Beiträge über Beiträge in Foren gepostet (in dem Fall war ich nüchtern zu beschämt, um danach gleich wieder reinzuschauen) und mir selbst dabei zugesehen, wie ich mir selbst damit schade. Mein "Schlüsselerlebnis" hatte ich immer, wenn ich betrunken war, bzw. habe ich immer in dem Zustand über mein Trinkverhalten nachgedacht. So wie ich ohnehin das Gefühl habe, besser mit meinem Gehirn arbeiten zu können, wenn ich ihm mit Alkohol "einen Schubs gebe". Deshalb mache ich auch so weiter.
Ich habe mit meiner Therapeutin darüber gesprochen und nach mehreren Absprachen hat sie mich gebeten, bei der Suchtberatung einen Termin zu vereinbaren und auch meinem Arzt davon zu erzählen. Habe ich alles gemacht. Den Termin habe ich wahrgenommen und versuche mich an die zurückgenommene Art des Therapeuten zu gewöhnen (ehrlich, ich komme besser mit Therapeuten klar, die "Schmackes" haben, die bohren und direkt sind).
Der nächste Termin ist ca. in einem Monat (was wohl bei der Häufigkeit von Alkoholproblemen und der kostenlosen und verschwiegenen Beratung zu einer hohen Auslastung der terminlichen Kapazitäten führt).
Ich fange gerade erst an, das Thema zu bearbeiten und merke, wie viel Geduld das wieder von mir fordern wird. Relativ seltene Termine, ein unbekannter Therapeut mit dem ich erst warm werden muss und die Zeit, die mir im Nacken sitzt, denn in ein paar Monaten beginnt mit hoher Wahrscheinlichkeit meine nächste Rehamaßnahme, bei der Alkohol natürlich untersagt ist.
Der Therapeut hat mir eine übersichtliche Liste an SHGs mitgegeben, die ich aufsuchen möchte, einfach als zusätzliches Mittel und Motivationshilfe, um den Konsum weiter einzuschränken (bis auf "abstinent" - erstmal).

Ich habe geschrieben, um mich "zu outen" und um vielleicht den ein oder anderen Gedanken derjenigen aufzufangen, die meinen Beitrag lesen werden. Auch als zusätzliche Stütze gedacht, um Anregungen zu bekommen, kritische Gedanken, Einschätzungen, usw.

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Thread-EröffnerIn
unwillig
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Beitrag Fr., 02.06.2017, 18:02

Ich arbeite inzwischen. Der Beruf gefällt mir. Aber besser geht es mir nich 🙃

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