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Do., 30.06.2022, 15:15
Ich glaube, was du mehr bräuchtest als "noch mehr Reden" wäre Hilfe dabei, wie du deine überschießenden Emotionen regulieren kannst. Auch wenn du äußerlich wahrscheinlich immer ruhig bleibst - ich vermute mal in dir drinnen brodelt es heftig, vor Verzweiflung, vielleicht auch vor Wut?
Das ist - denke ich - auch das, was deine Therapeutin an ihre Grenzen bringt, auch wenn sie viel Erfahrung mitbringen mag. Denn deine (innere) emotionale Dysregulation wird sich auch für sie bemerkbar machen, und dein inneres Chaos "überträgt" sich dann auch auf den anderen, der mit dir im Raum ist. Egal ob du darüber redest oder nicht (das ist jetzt grob vereinfacht...)
Ich glaube, ich würde an deiner Stelle wirklich mal über einen Klinikaufenthalt nachdenken in einer psychosomatischen Klinik. Dort kommst du idR auch mit anderen Therapieverfahren in Kontakt: Kunsttherapie, Körpertherapie, Musiktherapie oä - und gerade nonverbale Verfahren können richtig hilfreich sein um an die Dinge heranzukommen über die es nicht möglich ist zu sprechen aus welchen Gründen auch immer. Du kannst dort Dinge ausprobieren, die im ambulanten Setting so meistens nicht zur Verfügung stehen und einfach mal schauen, was für dich hilfreich ist. Es gibt inzwischen auch etliche psychosomatische Kliniken, die Schematherapie anbieten.
Was du im Rahmen eines Klinikaufenthaltes auch lernen kannst: Deine inneren Gefühlszustände besser zu regulieren. Das heißt nicht zu unterdrücken oder wegzuschieben oder so zu tun als wäre das nicht da. Sondern anzuerkennen was da ist, dem Raum zu geben und dann anfangen, damit einen Umgang zu finden. Zu sagen: Ja, ich habe totale Panik, über mich und meine Gefühle zu reden. Aber ich kann trotzdem versuchen, einen kleinen Schritt aus mir raus zu machen, in Kontakt zu treten und dann auch zu merken, dass die Panik weniger werden kann. Das ist nicht gesetzt, das kann sich auch verändern.
Und ja, wenn deine Therapeutin dir auf absehbare Zeit keinen wöchentlichen Termin zur Verfügung stellen kann, dann würde ich auch über Wechsel nachdenken. Vielleicht auch mit den neu gesammelten Erfahrungen aus dem Klinikaufenthalt, weil du dann auch besser weißt was für dich hilfreich ist mit welchen Methoden du weiter kommst. Und zwar aus Erfahrung und nicht nur übers Kopfwissen.
LG
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott