Therapieabbruch

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stern
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:22

Rilke hat geschrieben:Meiner Meinung nach geht es um ein Eingehen auf das, was Sandrin erzählt, und um ein weiter daran bzw. damit arbeiten, z. B. in der Form, dass er mal weiter nachfragt, wenn sie erzählt, und somit weiter in die Tiefen geht mit ihr. Und dass das ausbleibt, wird sich kaum ändern, indem Sandrin ihm da versucht, ihre Wünsche oder Erwartungen mitzuteilen.
Und wenn ich das Gefühl habe, das macht ein Thera nicht, sehe ich keinen anderen Weg als das anzusprechen (außer man bricht gleich ab bzw. andere passive Strategien)... ich äußere etwas dann z.B. als Wunsch, weil es natürlich nicht in meinem Einfluss liegt, ob jemand darauf eingeht.

Ich fahre eigentlich relativ gut damit, dass ich mitunter meine Vorstellungen anspreche... wobei ich auch den Eindruck habe, meine Thera geht auf viel ein. Aber es gibt eben auch Miss-Verständnisse.

Sehe also nicht direkt Widerspruch meines Postings zu deinem... nur darin, dass ansprechen von etwas nicht zwangsweise wirkungslos bleiben muss. Wenn es wirkungslos bleibt, nun ja... dann erleichtert das evtl. die Entscheidung.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 09.01.2013, 18:25, insgesamt 1-mal geändert.
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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:24

Ich finde, Rilke bringt das total gut rüber. Genau das meine ich. Dieses gemeinsame Weiterbohren, das gemeinsam schürfen, buddeln, weiterspinnen usw. Ich frage mich, welche Qualität hat ein Therapeut, dem man das erst als Bitte herantragen muss?

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stern
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:29

sandrin hat geschrieben:Ich finde, Rilke bringt das total gut rüber. Genau das meine ich. Dieses gemeinsame Weiterbohren, das gemeinsam schürfen, buddeln, weiterspinnen usw. Ich frage mich, welche Qualität hat ein Therapeut, dem man das erst als Bitte herantragen muss?
Ich finde es wie gesagt schwer, es an einzelnen Aussagen festzumachen.

Für mich ist Therapie jedenfalls mitunter auch manche Reiberei und manches (Ab-)Ringen... was auch nicht nur verkehrt ist (insbes. nicht bei passender Beziehung)... also auch das ist im weiteren Sinne ein schürfen und buddeln, bei dem etwas herauskommen kann. Freilich nicht muss.

Ob die Beziehung hier passt ist der Punkt... aus meiner Sicht.
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stern
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:37

Wenn mir etwas nicht passt, ich aber lediglich darüber sinniere, warum sie als Tiefenpsychologin nicht so und so vorgeht (denn eigentlich müsste sie doch blabla), das aber nicht anspreche, habe ich gelitten.

Also in anderen Worten: es bringt mir exakt null, wenn ich mir dann sagen würde: Typisch tiefenpsychologische wäre aber, wenn sie anders vorgeht, und dann irgendwann aus Unzufriedenheit die Therapie abbreche. Da sag' ich lieber, wenn ich für etwas mehr Raum wünsche, etc.

Und wenn sicher herauskristallisiert, dass man partout nicht zusammen kommt, ist eh klar, was zu tun ist.
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ziegenkind
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:41

sandrin, das was du von einem therapeuten schreibst, das finde ich eindeutig daneben. da würde ich auch gehen. geichwohl, für DICH, damit DU gut abschließen kannst, würde ich dir raten, dich trotzdem noch einmal vor ihn hinzusetzen und ihm das so ruhig und bestimmt wie möglich zu sagen. mir würde es dann einfacher fallen den schlussstrich zu ziehen.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:50

Ja, ich weiß, das ist fällig.
Puh... ich scheue diesen Schritt so sehr. Aber ich habe lange ohne Therapie gelebt und werde das auch wieder schaffen. Ist mir schon klar. Aber es ist schon eine äußerst ernüchternde Erfahrung ... Ist nicht einfach für mich

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Hamna
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:53

stern hat geschrieben:Und wenn ich das Gefühl habe, das macht ein Thera nicht, sehe ich keinen anderen Weg als das anzusprechen (außer man bricht gleich ab bzw. andere passive Strategien)... ich äußere etwas dann z.B. als Wunsch, weil es natürlich nicht in meinem Einfluss liegt, ob jemand darauf eingeht.

Ich fahre eigentlich relativ gut damit, dass ich mitunter meine Vorstellungen anspreche... wobei ich auch den Eindruck habe, meine Thera geht auf viel ein. Aber es gibt eben auch Miss-Verständnisse.[

Sehe also nicht direkt Widerspruch meines Postings zu deinem... nur darin, dass ansprechen von etwas nicht zwangsweise wirkungslos bleiben muss. Wenn es wirkungslos bleibt, nun ja... dann erleichtert das evtl. die Entscheidung.
Ah, ok Stern. Ich kenne es eher so, dass Theras eben ihre jeweilige Arbeitsweise haben und davon auch nicht abweichen, weil Patient/in sich eine andere Arbeitsweise wünscht. (Da fallen dann auch schon mal Sätze wie: "Wenn Ihnen mein Sortiment nicht gefällt, dann kaufen Sie doch in einem anderen Laden." Ging in dem Fall aber nicht an mich persönlich.)

Aber schön, dass deine Therapeutin da offener zu sein scheint, also dass es das grundsätzlich doch auch geben kann.

Bei den Erfahrungen, die du, Sandrin, mit dem jetzigen Therapeuten gemacht hast, halte ich es für ziemlich unwahrscheinlich, dass der so offen wäre - von daher: ich würde da auch eher ohne weiteres Gespräch die Therapie abbrechen. Das ist jetzt nicht gerade ein konstruktiver Rat, aber ehrlicherweise muss ich sagen, dass solche Reaktionen wie "ausflippen" mich da auch total entmutigen würden.

Was nicht heißt, dass ich nicht weitersuchen würde!
Tu' heute etwas, auf das du morgen stolz sein kannst

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 18:57

Was ich mir halt überlegt hatte - deshalb hab ich diesen Thread wiederbelebt - war, mir da Unterstützung von außen zu holen. Ich weiß aber nicht, wo ich hingehen kann. Ich schaff das nicht allein. Zumindest nicht, mir da nochmal jemand anderen zu suchen. Mir wäre auch sehr daran gelegen, mal eine Einschätzung von einem anderen Therapeuten zu bekommen.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 19:06

Mir wäre auch sehr daran gelegen, mal eine Einschätzung von einem anderen Therapeuten zu bekommen.
Wie wäre es mit Krisenintervention bei einem anderen Therapeuten?
Habe ich mal gemacht, während einer laufenden Therapie.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 19:08

Wie funktioniert das?


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 19:21

Noch ein Tipp: Die unabhängige Patientenberatung. Guck mal, ob es diese bei dir vor Ort gibt.

Krisenintervention: Das läuft ähnlich wie die Therapeutensuche, nur, dass du nicht nach einem Therapieplatz suchst, sondern nach einem Therapeuten, der bereit ist, dir ein paar Stunden zur Verfügung zu stellen. Therapeuten machen das nicht so gerne, weil das schlecht bezahlt wird und Theras meist mit eigenen Klienten randvoll sind. Versuch es einfach mal. Wenn du nach ein paar Anrufen merkst, es bringt nichts, dann muss eine andere Lösung her.

Ich überlege mal weiter, vielleicht fällt mir noch was ein.
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Jenny Doe
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 19:24

Schau z.B. mal hier: https://www.sovd-nds.de/patientenberatu ... schrift=kl
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Eiswürfel
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 19:27

Liebe Sandrin,

Ich habe mehrere Therapieabbrüche und Neuanfänge hinter mir, da ich, genauso wie du, der Meinung bin, ein guter Therapeut ist zufällig. Wie eine echte Liebe.
Den Therapeuten kann man mal darum bitten, zB eine Hypnose zu machen, über gewisse Themen zu reden etc. Aber um emotionalen bzw. rationalen Beistand - nein. Da versteht man sich oder auch nicht. Heute ärgere ich mich über manche Therapien, die ich viel zu lange ausgehalten habe, weil ich als Kassenpatient doch sehr eingeschränkt bin und weil ein mieser Therapeut kurzfristig sich besser anfühlt als keiner. Fühlt sich aber nur so an, nachher wird man mit den Verletzungen aus der Therapie konfrontiert und merkt den bitteren Geschmack.

Was die Einschätzung von Außen angeht, du bist kritisch genug, um zu wissen, dass es letztendlich auf dich ankommt. Ich ginge an deiner Stelle, wenn ich ohne Therapie leben könnte und suchte mir eine andere Therapie. Aber wenn du nicht weiterweißt, kannst du einen Krisendienst aufsuchen und denen dein Problem schildern. Aber da muss man sich vorher telefonisch anmelden, bei uns ist das zumindest so.
Alles ist besser als sich irgendwas vorzumachen.

lg, eis

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stern
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 20:17

Ah, ok Stern. Ich kenne es eher so, dass Theras eben ihre jeweilige Arbeitsweise haben und davon auch nicht abweichen, weil Patient/in sich eine andere Arbeitsweise wünscht. (Da fallen dann auch schon mal Sätze wie: "Wenn Ihnen mein Sortiment nicht gefällt, dann kaufen Sie doch in einem anderen Laden." Ging in dem Fall aber nicht an mich persönlich.)
Das ist für mich z.B. nicht klar, ob es die Arbeitsweise ist. Ob manche Aussagen (die ein nogo sind) eher einem Affekt geschuldet sind (was natürlich auch nicht sein sollte). Ob man sich nicht genau versteht, worum es geht, usw.

Jedenfalls: Wenn der Therapeutentyp "kaufen sie woanders, wenn es ihnen nicht passt" der Prototyp eines Theras ist, dann fände ich das abschreckend. Denn Beziehung ist nicht etwas, dass immer störungsfrei verläuft. Und da kann es schon die eine oder andere Reiberei geben, entfernen, sich wieder annähern, sich aufeinander einstellen... die nicht per se verkehrt sein muss, WENN die Beziehung zumindest den Ansatz eines tragfähigen Fundaments hat. Und so eine Basis muss für gewöhnlich erst aufgebaut werden. Also nach dem Prinzip "friss oder stirb" läuft zumindest Beziehungsaufbau nicht. Und vielleicht ist es eher ein Beziehungsproblem als eines der Vorgehensweise, keine Ahnung.

-------------

Ich kann es nicht einschätzen, ob es besser ist, zu gehen oder zu bleiben... anhand von was wollte ich das auch beurteilen (via Ferndiagnose). Und auch wenn man sich professionellen Rat einholt (die Idee finde ich gut), dann kann die wohl auch nur dazu dienen, behilflich zu sein, zu einer eigenen Einschätzung zu gelangen. ICH würde es aber erst dann machen, nachdem ich alles beim betroffenen Thera angesprochen habe, das mich bewegt, eine Therapie abzubrechen.

Was ich mir auch vorstellen kann: Wenn es häufiger zu Grundsatzdiskussionen käme, wie bin ich nun gesund oder krank... oder wie nutzbringend bzw. schädlich sind Therapien... usw. dass es wenig bringt, dass immer und immer wieder zu erörtern. Sondern dass das vielleicht anders angepackt wird, als das auf Inhaltsebene zu erörtern.
Da brauch ich jetzt nicht anfangen, irgendwelche Therapieerlebnisse aufzuarbeiten, weil er sich da ohnehin dagegen stemmen wird. Außerdem war - und das muss ich echt sagen - meine "alte" Therapeutin um Längen besser - völlig unabhängig von dem, was dann tatsächlich rauskam. Sie war einfach einfühlsamer und neugieriger und auch viel diplomatischer.
Was ich mich frage... ich meine, du hast ja einige Therapieerfahrungen... und nicht nur die besten: Da würde ich aber ganz genau aufpassen, ob ich mich auf jemanden einlassen kann. Hattest du irgendeine Gespür dafür, ob es passt bzw. ob es nicht passt? Also mich wundert, dass sich jetzt (nach kurzer Zeit und relativ schnell) ein Therapieabbruch abzeichnet.

Bzw. wenn an der These von Rilke etwas dran ist, dass es seine Arbeitsweise ist: Dann hat es die vielleicht auch schon früher gegeben. Fiel das nicht auf? Fehlte das Gespür? War er vorher anders? Oder vgl. meine früheres Posting zum Misstrauen: Wenn man grundsätzlich misstrauisch ist, ist vielleicht auch der Filter nicht mehr so gut eingestellt, um abschätzen zu können, ob man Vertrauen kann. Oder konntest du manches anvertrauen, weil er den Status "Supervisor" genoß... also ein Grund zu einem Supervisor zu gehen kann ja auch die Annahme sein, der muss es besonders gut wissen, wie Therapie laufen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
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sandrin
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Beitrag Mi., 09.01.2013, 20:27

Tröste dich, ich bin Privatpatient. Mir geht es auch nicht besser.
Aber man sieht, was die Stunden kosten. Und da fragt man sich dann schon, ob es das wert ist.

Doch, gemerkt habe ich das schon. Aber es gab keine Alternative. Ich war froh, jemanden gefunden zu haben und es lief ja auch allgemein gut. Es gab von Anfang an nur Hop oder Top. Entweder es funktioniert oder halt auch nicht.

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