Scham wegen Dissoziation
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Neurosenrot
- sporadischer Gast

, 25 - Beiträge: 21
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Ganz ähnlich lese ich eine große Angst vor Kritik, vielleicht vor Abneigung oder Gefahr von anderen aus einigen Beiträgen. Ich glaube Du hast ein gutes Verständnis von Dir selbst und weißt, wie Du so grob funktionierst, an vielen Stellen fängst Du darum erwartete Kritik bereits vorher ab (á la "Ich weiß, dass ist keine Ausrede/Entschuldigung/nicht ideal/..."). Das bedeutet umgekehrt, dass Du weißt, wo Deine Schwächen sind. Das ist eine große Chance, denn andere brauchen ewig um Schwächen zu sehen oder sich diese einzugestehen. Aber bedeutet diese genaue Kenntnis vielleicht auch, dass Du weißt, was Du wie schützen musst und dass Du Deine Energie in diese Verteidigung steckst anstatt zu riskieren vulnerabler zu sein, aber in die Initiative zu gehen? Das bedeutet dann beispielsweise offen über etwas zu reden, auch mit anderen als der Therapeutin, wenn das möglich ist. Es bedeutet Routinen zu durchbrechen, sich vielleicht auch mal Timer zu stellen, die einen "aufwecken", insbesondere bei Tätigkeiten, bei denen man zur Dissoziation neigt, zu reflektieren. Konkret zu erarbeiten, was aus der Dissoziation herausführt, was herausführen darf. Aus Sicht von jemandem, der selbst seit etwa acht Jahren dauerhaft dissoziiert ist (Ja, das gibt es auch): Prinzipiell ist meistens auch möglich in der Dissoziation Wege zu finden, die das Level senken und so zumindest eine wenn auch zögerliche/brüchige Kommunikation ermöglichen. Bei mir hat es geholfen wenn ein ehemaliger Therapeut mit mir teils auch regelrecht abrupt das Thema gewechselt haben und wir so lange über Bücher geredet haben, bis der Redefluss einigermaßen flüssig war. Es gibt ja nicht nur Dissoziation/Präsenz, wie es nicht nur Schwarz/Weiß gibt. Und ich konnte mit dieser Methode auch entscheiden, ob ich indirekt, durch die erwähnten Bücher/Protagonisten/Filme/Geschichten aus den Nachrichten oder dem Umfeld etwas über mich sage. Ich bin mir nicht sicher, ob Du erwähnt hast, wie Deine Therapeutin arbeitet, aber ich denke auch unabhängig des Verfahrens werden die meisten sensibel genug sein um zu erkennen, wenn Du auf diese Weise etwas über Dich selbst sagst.
Was den Mailkontakt anbelangt: Ich kenne da selbst verschiedene Herangehensweisen. Indirekt ist es immer leichter und für bestimmte Themen eine riesige Hilfe. Aber die Versuchung ist groß, dann immer wieder das zu nutzen, was schnell und zuverlässig hilft - Im Grunde ist es das gleiche Prinzip wie auch bei vielen selbstschädigenden Verhaltensweisen. Hier gehst Du aber einen Schritt weiter, denn Du teilst Deine Gedanken und Gefühle, sodass es möglich wird mit jemandem darüber zu reden. Es ist jedoch ein Schlupfloch, durch das die Scham erhalten bleiben kann, weil Du vermeidest "ins kalte Wasser zu springen". Flucht und Vermeidung sind kein Leben und spiegeln wieder, was Du selbst in etwa als Funktionieren/Fortexistieren umschrieben hast. Wenn Du schaffst, dass zu überwinden, den Kontakt "auszuhalten", kann Dich das womöglich voranbringen.
Ich glaube es ist wirklich wichtig, dass Du mehr für Dich selbst sorgen kannst, bzw. das "darfst". Die kleine Betti möchte gesehen werden, aber all die Zeit, in der das nicht passiert ist, wirst Du wahrscheinlich niemals aufholen können. Das tut einfach weh und man möchte lieber ewig hoffen, aber so taumelt man eben auf der Stelle oder wie der karrikierte Esel mit vor der Nase baumelnder Karotte; scheinbar ist das Gute so nahe, aber man bekommt es doch nie ausreichend zu fassen.
Wenn Du Dir selbst etwas Gutes tun kannst, die Gefühle von der kleinen Betti mit Deinem heutigen Verständnis und Deiner auch emotionalen Reife anerkennen und reflektieren kannst, hilft es Dir vielleicht sogar einen Schritt zurück zu treten, wenn Wut oder Ärger im Anmarsch sind. Vielleicht ist es die kleine Betti, die auch Dein Verhalten gegenüber Deiner Tochter manchmal sabotiert: Denn Deine Tochter hat das liebevolle Umfeld, dass die kleine Betti sich immer gewünscht hat und nie bekommen konnte.
Ich wünsche Dir alles Gute, bzw. dass Du Dir dieses Gute selbst geben kannst. Nur wer für sich selbst ausreichend sorgt, kann auch für andere sorgen!
Und ja, es ist hart ... Aber es gibt auch hier nicht nur Schwarz und Weiß. Jede Entwicklung braucht ihre Zeit, nimm sie Dir einfach und schau hin und wieder ob und wie es vorangeht und woran es liegt, dass es hapert.
Ganz ähnlich lese ich eine große Angst vor Kritik, vielleicht vor Abneigung oder Gefahr von anderen aus einigen Beiträgen. Ich glaube Du hast ein gutes Verständnis von Dir selbst und weißt, wie Du so grob funktionierst, an vielen Stellen fängst Du darum erwartete Kritik bereits vorher ab (á la "Ich weiß, dass ist keine Ausrede/Entschuldigung/nicht ideal/..."). Das bedeutet umgekehrt, dass Du weißt, wo Deine Schwächen sind. Das ist eine große Chance, denn andere brauchen ewig um Schwächen zu sehen oder sich diese einzugestehen. Aber bedeutet diese genaue Kenntnis vielleicht auch, dass Du weißt, was Du wie schützen musst und dass Du Deine Energie in diese Verteidigung steckst anstatt zu riskieren vulnerabler zu sein, aber in die Initiative zu gehen? Das bedeutet dann beispielsweise offen über etwas zu reden, auch mit anderen als der Therapeutin, wenn das möglich ist. Es bedeutet Routinen zu durchbrechen, sich vielleicht auch mal Timer zu stellen, die einen "aufwecken", insbesondere bei Tätigkeiten, bei denen man zur Dissoziation neigt, zu reflektieren. Konkret zu erarbeiten, was aus der Dissoziation herausführt, was herausführen darf. Aus Sicht von jemandem, der selbst seit etwa acht Jahren dauerhaft dissoziiert ist (Ja, das gibt es auch): Prinzipiell ist meistens auch möglich in der Dissoziation Wege zu finden, die das Level senken und so zumindest eine wenn auch zögerliche/brüchige Kommunikation ermöglichen. Bei mir hat es geholfen wenn ein ehemaliger Therapeut mit mir teils auch regelrecht abrupt das Thema gewechselt haben und wir so lange über Bücher geredet haben, bis der Redefluss einigermaßen flüssig war. Es gibt ja nicht nur Dissoziation/Präsenz, wie es nicht nur Schwarz/Weiß gibt. Und ich konnte mit dieser Methode auch entscheiden, ob ich indirekt, durch die erwähnten Bücher/Protagonisten/Filme/Geschichten aus den Nachrichten oder dem Umfeld etwas über mich sage. Ich bin mir nicht sicher, ob Du erwähnt hast, wie Deine Therapeutin arbeitet, aber ich denke auch unabhängig des Verfahrens werden die meisten sensibel genug sein um zu erkennen, wenn Du auf diese Weise etwas über Dich selbst sagst.
Was den Mailkontakt anbelangt: Ich kenne da selbst verschiedene Herangehensweisen. Indirekt ist es immer leichter und für bestimmte Themen eine riesige Hilfe. Aber die Versuchung ist groß, dann immer wieder das zu nutzen, was schnell und zuverlässig hilft - Im Grunde ist es das gleiche Prinzip wie auch bei vielen selbstschädigenden Verhaltensweisen. Hier gehst Du aber einen Schritt weiter, denn Du teilst Deine Gedanken und Gefühle, sodass es möglich wird mit jemandem darüber zu reden. Es ist jedoch ein Schlupfloch, durch das die Scham erhalten bleiben kann, weil Du vermeidest "ins kalte Wasser zu springen". Flucht und Vermeidung sind kein Leben und spiegeln wieder, was Du selbst in etwa als Funktionieren/Fortexistieren umschrieben hast. Wenn Du schaffst, dass zu überwinden, den Kontakt "auszuhalten", kann Dich das womöglich voranbringen.
Ich glaube es ist wirklich wichtig, dass Du mehr für Dich selbst sorgen kannst, bzw. das "darfst". Die kleine Betti möchte gesehen werden, aber all die Zeit, in der das nicht passiert ist, wirst Du wahrscheinlich niemals aufholen können. Das tut einfach weh und man möchte lieber ewig hoffen, aber so taumelt man eben auf der Stelle oder wie der karrikierte Esel mit vor der Nase baumelnder Karotte; scheinbar ist das Gute so nahe, aber man bekommt es doch nie ausreichend zu fassen.
Wenn Du Dir selbst etwas Gutes tun kannst, die Gefühle von der kleinen Betti mit Deinem heutigen Verständnis und Deiner auch emotionalen Reife anerkennen und reflektieren kannst, hilft es Dir vielleicht sogar einen Schritt zurück zu treten, wenn Wut oder Ärger im Anmarsch sind. Vielleicht ist es die kleine Betti, die auch Dein Verhalten gegenüber Deiner Tochter manchmal sabotiert: Denn Deine Tochter hat das liebevolle Umfeld, dass die kleine Betti sich immer gewünscht hat und nie bekommen konnte.
Ich wünsche Dir alles Gute, bzw. dass Du Dir dieses Gute selbst geben kannst. Nur wer für sich selbst ausreichend sorgt, kann auch für andere sorgen!
Und ja, es ist hart ... Aber es gibt auch hier nicht nur Schwarz und Weiß. Jede Entwicklung braucht ihre Zeit, nimm sie Dir einfach und schau hin und wieder ob und wie es vorangeht und woran es liegt, dass es hapert.
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Komisch, das sehe ich genau andersrum. Diese Aussagen von Betti fand ich besonders aufschlussreich, weil sie zeigen, dass sie gerade nicht das Wesentliche sieht. Besonders die Stelle, wo es hieß "ich muss den Hintern hochkriegen..."Neurosenrot hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 21:14 (á la "Ich weiß, dass ist keine Ausrede/Entschuldigung/nicht ideal/..."). Das bedeutet umgekehrt, dass Du weißt, wo Deine Schwächen sind. Das ist eine große Chance, denn andere brauchen ewig um Schwächen zu sehen oder sich diese einzugestehen.
Da schreibst du, Betti, was du GLAUBST, was deine Fehler sind, aber wäre das richtig, dann bräuchtest du keine Therapie. Dann würdest du das ändern und gut. "Den Hintern hochkriegen", das kannst du nun wirklich. Das ist eine kurzfristige Kraftanstrengung, die du in deinem Alltag immer wieder gezwungenermaßen zustande bringst. Und auch sonst kreidest du dir selber Dinge an, die nicht das Problem sind.
Das ist in etwa so, als würdest du durch die Führerscheinprüfung fliegen und hinterher denken: ich hätte mir doch gründlicher die Zähne putzen sollen, das habe ich jetzt davon... Aber nicht alles, was im Leben etwas schräg läuft, ist auch Ursache für ein Problem, das wir gerade haben. Es ist aber "in Mode". Dir geht es nicht gut? Dann musst du deine Ernährung umstellen, mehr Sport machen, dein Zeitmanagement optimieren usw. Nee. Das mag alles für sich eine tolle Idee sein, aber man muss genau überlegen, ob das wirklich gerade zielführend oder nur eine zusätzliche Belastung ist.
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Neurosenrot
- sporadischer Gast

, 25 - Beiträge: 21
Ja, es stimmt, dass ich hier nicht sonderlich konkret war ... Es ist nicht leicht, einen globalen Eindruck an einzelnen Aussagen festzumachen und dieser Eindruck bleibt ebendas: Eine Assoziation zum Gesagten. Ich bin mal lose durch die Seiten gesprungen und habe einige zufällige Stellen herausgesucht:Montana hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 21:39Komisch, das sehe ich genau andersrum. [...]Neurosenrot hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 21:14 (á la "Ich weiß, dass ist keine Ausrede/Entschuldigung/nicht ideal/..."). Das bedeutet umgekehrt, dass Du weißt, wo Deine Schwächen sind. Das ist eine große Chance, denn andere brauchen ewig um Schwächen zu sehen oder sich diese einzugestehen.
Betti hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 14:24 Ich kann jetzt nur von mir reden, aber [...] Und vermutlich wird sie auch ausreichend Klienten haben, die es besser als ich hinbekommen und all das was sich in ihnen abspielt ohne Probleme in der Stunde ansprechen können.
[...] Seit wann man "psychisch krank sein darf" ohne dabei gleich in der Narrenanstalt (so der Ausdruck meiner Eltern) zu landen.
Betti hat geschrieben: Mo., 19.09.2022, 15:41 Ich weiß, mein Schwarz/Weiß Denken ist extrem. Und momentan ist alles schwarz. Ja das Kind wünscht sich halt einfach mal gesehen zu werden. Das jemand den Schmerz wahrnimmt und ich nicht immer darum betteln muss, dass mir doch endlich wer hilft. Für mich war es einfach ein Riesenschritt zu fragen ob sie überhaupt Zeit für mich hätte. Ich hab mich das in all den Jahren noch nie bitten getraut. Könnte ja zu bedürftig sein. Und dann schaffe ich den für mich großen Schritt und werde gefühlt hängen gelassen. Ja sie kann es nicht riechen was ich brauche und ich muss Eigenverantwortung übernehmen. Manchmal wäre es halt trotzdem schön, wenn die Not eines anderen erkannt wird. Tja jetzt ist es eh zu spät. Die Kleine in mir ist trozdem noch so wütend und trotzig, dass sie am liebsten alles hinschmeißen würde. Das wiederum wäre der Thera schlussendlich auch egal und ich würde es noch weniger aushalten. Ich kann gerade nicht als Erwachsene denken. So viel Wut in mir...
Betti hat geschrieben: Mo., 19.09.2022, 20:33Ich weiß, dass sie mich nicht hängen hat lassen. [...] Mir war natürlich klar, dass es schwierig sein wird, so spontan einen Termin zu bekommen. [...] Und ich weiß, dass sie mir nicht hinterher schreiben wird um mich zu fragen ob wir telefonieren oder wie es mir denn jetzt geht oder oder… [...]
Nein sagen fällt mir sehr schwer, das stimmt. Aktuell ist es aber auch so, dass nein sagen automatisch nichts verdienen bedeutet. Das hatte ich dieses Jahr schon mal. Und irgendwann geht das finanziell nicht mehr.
[...] Ich bin eine Klientin von ihr und mehr nicht. Das ist ja auch der übliche Weg und soll ja auch so sein. Ändert dann aber nichts daran, dass es mir besch… geht und ich nicht klarkomme. Und mein Bedürfnis „in der Not gesehen zu werden“ erst recht nicht erfüllt wurde. Ich weiß, dass da jetzt heftige Trigger aus der Vergangenheit aktiviert werden. Trotzdem habe ich irgendwie keinen sinnvollen Umgang damit.
Die Gefühle haben sich durchs Arbeiten etwas beruhigt. Die Ablenkung hat mich zumindest kurzzeitig auf andere Gedanken gebracht, auch wenn es kaum aushaltbar war gute Miene zum „bösen Spiel“ zu machen. In so einer schlimmen Verfassung habe ich schon lange nicht mehr gearbeitet. Trotzdem bin ich noch immer wütend und sauer. Gefühlt auf sie, vermutlich auf wen anderen. Und der Impuls den nächsten regulären Termin einfach hinzuschmeißen ist riesengroß. Mein Kind in mir sagt gerade „Gut dann komm ich eben gar nicht mehr, wenn ich zu viel bin und du mich sowieso nur wegschickst. Dann siehst du mich eben nicht mehr.“ Das hat früher schon nicht wirklich funktioniert. Jetzt ist es maximal ein Eigentor. Ist doch alles eine verkorkste Lage. Aushaltbar ist es nach wie vor kaum
[...]
Danke, dass ich mein „mich nicht aushalten“ hier teilen darf und ihr mich bestärkt, dass ich eben nicht nur schwarz oder weiß sehen muss. Auch wenn es sehr schwierig ist.
[Fortsetzung folgt]
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Neurosenrot
- sporadischer Gast

, 25 - Beiträge: 21
Auf was ich hinauswill: Betti spricht ja durchaus sehr konkret ihre Probleme an. Dass da ein großes Bedürfnis ist, dass andere sehen, validieren, da sind. Und das Dilemma, dass das im Rahmen einer Therapie nur in bestimmter Form möglich ist und eben nie das Loch füllen kann - So habe ich die Beiträge zumindest verstanden. Und während sie hier sehr reflektiert und reif über ihre Situation spricht, nehme ich eine latente Frustration wahr, die sich auch in Wut oder sogar Selbstschädigung äußert. Es gibt vielleicht eine Kluft zwischen Fühlen und Denken, eben gerade durch die von Dir auch erwähnte Bewegung um Selbstoptimierung, Leistungsdruck, usw.
Um einen Begriff aus der Psychologie einzubringen: Dieser Konflikt zwischen Wünschen und dem, was in der Realität machbar ist, lähmt bzw. sorgt für ein ständiges Pendeln. Man findet das Prinzip auch als Annäherungs-Vermeidungskonflikt. Diese Lähmung geht mit einer genauen Betrachtung der Situation einher, quasi einer "Lageorientierung", der Orientierung am "Status Quo". Therapie ist grundlegend ja auf ein Ziel ausgerichtet, dadurch sollte man längerfristig auf ein Ziel hinarbeiten und konkret überlegen, wie das funktioniert oder wie man Hindernisse überwinden kann ("Handlungsorientierung"). Ansonsten flickt man vielleicht über Jahre mühselig das, was gerade in dem Moment schwierig ist, aber es fehlen die Strategien, um die Verhaltensweisen abzulegen, die in die Therapie geführt haben. Ich denke Betti hat im Vergleich zu anderen eine gute Einsicht, da habe ich während meines Praktikums ganz andere Erzählungen gehört. Das ist eine gute Grundlage um konkret zu überlegen, welche Strategien jetzt mit der Therapeutin entwickelt werden können. Zum Beispiel über das Problem der Scham zu sprechen und wie sich diese ablegen lässt. Therapie kann manchmal eben richtig hart sein und nicht umsonst geht es vielen im Verlauf immer wieder schlechter als zuvor, weil man die notdürftigen Pflaster von den Wunden reißt und die alten Verletzungen wieder da sind. Aber nur mithilfe des Therapeuten und mit der nötigen Selbstversorgung ist Heilung möglich, auch wenn Narben immer bleiben werden.
Um einen Begriff aus der Psychologie einzubringen: Dieser Konflikt zwischen Wünschen und dem, was in der Realität machbar ist, lähmt bzw. sorgt für ein ständiges Pendeln. Man findet das Prinzip auch als Annäherungs-Vermeidungskonflikt. Diese Lähmung geht mit einer genauen Betrachtung der Situation einher, quasi einer "Lageorientierung", der Orientierung am "Status Quo". Therapie ist grundlegend ja auf ein Ziel ausgerichtet, dadurch sollte man längerfristig auf ein Ziel hinarbeiten und konkret überlegen, wie das funktioniert oder wie man Hindernisse überwinden kann ("Handlungsorientierung"). Ansonsten flickt man vielleicht über Jahre mühselig das, was gerade in dem Moment schwierig ist, aber es fehlen die Strategien, um die Verhaltensweisen abzulegen, die in die Therapie geführt haben. Ich denke Betti hat im Vergleich zu anderen eine gute Einsicht, da habe ich während meines Praktikums ganz andere Erzählungen gehört. Das ist eine gute Grundlage um konkret zu überlegen, welche Strategien jetzt mit der Therapeutin entwickelt werden können. Zum Beispiel über das Problem der Scham zu sprechen und wie sich diese ablegen lässt. Therapie kann manchmal eben richtig hart sein und nicht umsonst geht es vielen im Verlauf immer wieder schlechter als zuvor, weil man die notdürftigen Pflaster von den Wunden reißt und die alten Verletzungen wieder da sind. Aber nur mithilfe des Therapeuten und mit der nötigen Selbstversorgung ist Heilung möglich, auch wenn Narben immer bleiben werden.
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Philosophia
- [nicht mehr wegzudenken]
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, 39 - Beiträge: 4678
Danke, Neurosenrot, es braucht genau das, was du gerade am Schluss schreibst. Eine Therapie muss zwei aktiv Mitatbeitende haben - und in Wahrheit muss den größten Teil der Arbeit der Patient selbst tun, nämlich in der therapiefreien Zeit. Anschauen, reflektieren, Neues probieren. Hierfür muss der Therapeut ermutigen - vor allem Hilfe zur Selbsthilfe sein.
@alle: ich gebe zu, dass ich gestern extrem radikal unterwegs war hier. Ich möchte mich dafür bei euch entschuldigen. Mein traumatisierter Teil war vorne und der ist sehr umgnädig. Ich halte nach wie vor Mailen für eine Gratwanderung, ABER ich bin nicht Doktorallwissend und ich glaube, dass es manchen durchaus nutzen kann, sofern da gut drauf geachtet wird und ein wertschätzender Umgang mit stattfindet.
Ich möchte mich besonders bei Betti, Shukria umd Montana entschuldigen, weil ich zu euch besonders hart war.
@alle: ich gebe zu, dass ich gestern extrem radikal unterwegs war hier. Ich möchte mich dafür bei euch entschuldigen. Mein traumatisierter Teil war vorne und der ist sehr umgnädig. Ich halte nach wie vor Mailen für eine Gratwanderung, ABER ich bin nicht Doktorallwissend und ich glaube, dass es manchen durchaus nutzen kann, sofern da gut drauf geachtet wird und ein wertschätzender Umgang mit stattfindet.
Ich möchte mich besonders bei Betti, Shukria umd Montana entschuldigen, weil ich zu euch besonders hart war.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer
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Sinarellas
- [nicht mehr wegzudenken]
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, 41 - Beiträge: 2334
Da geh ich ganz mit, der Kommunikations-Kanal gehört besprochen und mit Regeln und Grenzen erarbeitet.@sinarellas: Du hast Recht, ich will auch nicht sagen, dass Mails per se schlecht sind. Ich meine aber in erster Linie dieses unbegrenzte. Ich hab den Eindruck, ich kann mich nicht verständlich machen. Ich meine, dass durch so etwas die Problematik eben auch am Laufen gehalten werden kann. Da ist verdammte Vorsicht geboten. Ich finde eben, dass Ausnahmen die Regel bestätigen sollten und nicht umgekehrt.
Die anderen die ich kenne, welche E-Mail-Kontakt haben oder hatten, hatten das immer. Ich habe nicht den Eindruck, dass viele Therapeuten da über ihre Grenzen gehen und den Patienten nicht im Blick behalten.
6 E-Mails pro Woche, ich weiß nicht was daran schlimm sein soll oder warum sowas so hart abgewatscht wird.
Als Therapeut muss ich die E-Mails nicht lesen, denn ich weiß, dass mein Patient das vielleicht braucht um etwas loszuwerden, das Schreiben an sich ist also bereits Selbst-Therapie, die man irgendwann nach Ende der Therapie umschwenken kann in einen privaten Blog oder ein Tagebuch. Alleine zu merken, dass das ein Werkzeug zur Eigen-Therapie sein kann, ist doch bereits ein großer Erfolg.
Im anderen Kontext, also Arbeit, ist das auch vollkommen normal, dass ich bspw. auch nach der Arbeitszeit noch einige Mails hin und her schicke, sofern ich Lust und Zeit habe oder einfach gerne meinen Klienten unterstütze. Solange das bei MIR keine Grenze überschreitet, so what?
Ja natürlich gibt es die niedrig-funktionalen Menschen, die durch schwere Bindungstraumatisierung anhaltend Rückversicherungen vom Therapeuten brauchen, das ist aber nicht die Regel und das macht der Therapeut - sofern das für ihn in dem Ausmaß ok ist - sicherlich nicht mit jedem Patienten, vielleicht mit einem oder zwei? Mehr geht auch nicht, da es sonst tatsächlich too much wird. Damit spreche ich jetzt nicht die an Montana.
Die Verantwortung bleibt doch bitte beim Therapeuten, es ist seine höchst alleinige Aufgabe auf seine Grenzen ordentlich zu achten und zu prüfen, was dem Patienten hilft und was ihn weg von der Eigen-Verantwortung bringt.
[edit: oh sehe gerade, dass mein Beitrag super alt quasi ist - habe die folgenden Beiträge nicht gesehen - sorry fürs reinplatzen]
..:..
Danke Neurosenrot für deinen umfangreichen Beitrag. Es waren so einige Gedankenanstöße dabei. Manches möchte ich (auch für mich) hierlassen.
Ja ich befinde mich mittlerweile das sechste Jahr in Therapie. Für mich geht es immer zu langsam. Für mich sollte ich schon viel weiter sein. Und ich habe gerade in den letzten Wochen sehr viel darüber nachgedacht, was sich in diesen Jahren der Therapie getan hat. Als ich mit der aktuellen Thera gestartet habe, war ich noch der Meinung die Therapien davor waren komplett umsonst. Sie hat von Anfang an gesagt, nichts war umsonst. Erst jetzt kann ich erkennen, dass sich bereits in den vorigen Therapien, vor allem in der ersten, der eine oder andere Puzzleteil gefunden hat. Ich konnte es damals nur noch nicht sehen. Ich habe bei der ersten Thera extrem viel geschwiegen, daher hatte ich immer das Gefühl es bringt nichts. Aber mittlerweile ist mir bewusst, dass selbst im Schweigen etwas entstanden ist. Ich habe der ersten Thera auch immer wieder Mails geschickt, dass hat sicherlich noch dazu beitragen, dass doch auch etwas voranging.
Mir war lange nicht klar, warum ich so bin wie ich bin. All die Jahre Therapie hat es gebraucht um „mich verstehen zu lernen“. Erst seit kurzem gibt es eine Diagnose, mit der ich zwar nach wie vor nicht so gut umgehen kann, die aber treffender nicht sein könnte. Ich bin gerade dabei zu lernen dies anzunehmen. Dass es nun mal so ist. Mein Thera sagt auch immer, Betti das ist nichts Statisches. Dass kann sich wieder verändern.
Ich startete Therapie mit der Geburt meines ersten Kindes. Da ist alles auf mich eingestürzt. Damals noch in dem Glauben ich habe eine Wochenbettdepression. Nichts ahnend, was im Endeffekt alles ins Rollen gebracht wird. Im Nachhinein denke ich mir sooft, hätte ich nur früher erkannt, dass ich Hilfe brauche. Hätte ich nur vor den Kindern mit Therapie gestartet. Tja, aber davor habe ich meist alles so gut verdrängt, war mein Alltag so extrem vollgestopft, dass ich vieles nicht erkannte. Ich war halt einfach so. Und das war damals sicher auch nicht immer „normal“. Die Thera meinte dann auch, dass es öfters vorkomme, dass eben so extrem große emotionale Ereignisse, wie in meinem Fall die Geburt eines Kindes, vieles erst ins Rollen bringen.
Ich war in den letzten Jahren immer wieder „therapiefrei“. Es gab Zeiten da ging es mir ganz gut. Weshalb sich unsere Familie schließlich auch vergrößert hat. Letztes Jahr mit dem Start in die Arbeitswelt hat es mich dann wieder ausgenockt. Und ich weiß noch wie ich meinem Mann sagte, uns muss bewusst sein, dass die Therapie wieder vieles aufrütteln wird. Dass es sein kann, dass es mir dadurch wieder schlechter geht. Und genau das ist eingetroffen. Meine Vergangenheit holt mich gerade in Riesenschritten ein. Trotzdem finde ich es gut, diesen Weg nochmals eingeschlagen zu haben.
Ja und meine Wut. Dauerthema gerade. Im Grunde weiß ich an wen sie adressiert ist. Auch wenn ich es noch immer nicht so recht wahrhaben will. Zum Teil gibt es diese Personen in meinem Leben (zum Glück) nicht mehr, zum Teil sind sie eher Nebendarsteller, zum Teil sind sie wichtig für mich und unserer Familie. Schwierig. Aber danke für diesen Satz „Vielleicht kannst Du die Wut in Kraft verwandeln“. Er hinterlässt ein sehr gutes Gefühl bei mir.
Ja ich befinde mich mittlerweile das sechste Jahr in Therapie. Für mich geht es immer zu langsam. Für mich sollte ich schon viel weiter sein. Und ich habe gerade in den letzten Wochen sehr viel darüber nachgedacht, was sich in diesen Jahren der Therapie getan hat. Als ich mit der aktuellen Thera gestartet habe, war ich noch der Meinung die Therapien davor waren komplett umsonst. Sie hat von Anfang an gesagt, nichts war umsonst. Erst jetzt kann ich erkennen, dass sich bereits in den vorigen Therapien, vor allem in der ersten, der eine oder andere Puzzleteil gefunden hat. Ich konnte es damals nur noch nicht sehen. Ich habe bei der ersten Thera extrem viel geschwiegen, daher hatte ich immer das Gefühl es bringt nichts. Aber mittlerweile ist mir bewusst, dass selbst im Schweigen etwas entstanden ist. Ich habe der ersten Thera auch immer wieder Mails geschickt, dass hat sicherlich noch dazu beitragen, dass doch auch etwas voranging.
Mir war lange nicht klar, warum ich so bin wie ich bin. All die Jahre Therapie hat es gebraucht um „mich verstehen zu lernen“. Erst seit kurzem gibt es eine Diagnose, mit der ich zwar nach wie vor nicht so gut umgehen kann, die aber treffender nicht sein könnte. Ich bin gerade dabei zu lernen dies anzunehmen. Dass es nun mal so ist. Mein Thera sagt auch immer, Betti das ist nichts Statisches. Dass kann sich wieder verändern.
Ich startete Therapie mit der Geburt meines ersten Kindes. Da ist alles auf mich eingestürzt. Damals noch in dem Glauben ich habe eine Wochenbettdepression. Nichts ahnend, was im Endeffekt alles ins Rollen gebracht wird. Im Nachhinein denke ich mir sooft, hätte ich nur früher erkannt, dass ich Hilfe brauche. Hätte ich nur vor den Kindern mit Therapie gestartet. Tja, aber davor habe ich meist alles so gut verdrängt, war mein Alltag so extrem vollgestopft, dass ich vieles nicht erkannte. Ich war halt einfach so. Und das war damals sicher auch nicht immer „normal“. Die Thera meinte dann auch, dass es öfters vorkomme, dass eben so extrem große emotionale Ereignisse, wie in meinem Fall die Geburt eines Kindes, vieles erst ins Rollen bringen.
Ich war in den letzten Jahren immer wieder „therapiefrei“. Es gab Zeiten da ging es mir ganz gut. Weshalb sich unsere Familie schließlich auch vergrößert hat. Letztes Jahr mit dem Start in die Arbeitswelt hat es mich dann wieder ausgenockt. Und ich weiß noch wie ich meinem Mann sagte, uns muss bewusst sein, dass die Therapie wieder vieles aufrütteln wird. Dass es sein kann, dass es mir dadurch wieder schlechter geht. Und genau das ist eingetroffen. Meine Vergangenheit holt mich gerade in Riesenschritten ein. Trotzdem finde ich es gut, diesen Weg nochmals eingeschlagen zu haben.
Ja und meine Wut. Dauerthema gerade. Im Grunde weiß ich an wen sie adressiert ist. Auch wenn ich es noch immer nicht so recht wahrhaben will. Zum Teil gibt es diese Personen in meinem Leben (zum Glück) nicht mehr, zum Teil sind sie eher Nebendarsteller, zum Teil sind sie wichtig für mich und unserer Familie. Schwierig. Aber danke für diesen Satz „Vielleicht kannst Du die Wut in Kraft verwandeln“. Er hinterlässt ein sehr gutes Gefühl bei mir.
Angst vor Kritik und Abneigung ist ganz sicher da. Immer. Ich war schon immer super angepasst. Hatte nie Probleme mit irgendwelchen Kollegen, meine Meinung sagen? Puh, das war schon immer ein Hürdenlauf. Das ist definitiv eine Schwäche. Hat aber glaub ich im Endeffekt wieder mit dieser Scham zu tun, ich könnte ja was falsch machen.
Bzgl anerkennen meiner Schwächen. Da gebe ich euch beiden, Neurosenrot und Montana, recht. Ich glaube zum Teil kenne ich meine Schwächen sehr gut. Zum Teil kann ich sie nicht sehen.
Das Bedürfnis nach Anerkennung, nach Gesehen werden ist da. Das stimmt. Ich kann mir selber kaum Anerkennung geben. Ich kann mich selber nicht mal ansehen. Wie auch, wenn man sich selber meist nur hasst. Und mir ist klar, dass ich das nicht im Außen suchen kann. Ja, jeder möchte natürlich auch Anerkennung von außer erhalten. Ist ja auch wichtig und nötig. Aber im Grunde sollte die Liebe, die Wertschätzung, die Akzeptanz von innen kommen. Davon bin ich meilenweit entfernt.
Danke Philosophia für deine Entschuldigung.
Ich hoffe, man kann meinem Text noch irgendwie schlüssig folgen. Hab versucht auf so manche Punkte einzugehen. Weil es mir wichtig war. Danke für euer Dasein.
Da ist was dran…Neurosenrot hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 21:14 Vielleicht ist es die kleine Betti, die auch Dein Verhalten gegenüber Deiner Tochter manchmal sabotiert: Denn Deine Tochter hat das liebevolle Umfeld, dass die kleine Betti sich immer gewünscht hat und nie bekommen konnte.
Das hat es auf den Punkt gebracht. Mann, wie oft ich das im letzten Jahr gehört habe. Betti ernähre dich ordentlich, mach mehr Bewegung, … und du wirst sehen es wird dir besser gehen. Und ich habe das schon so oft gemacht. Ich hatte Zeiten, da habe ich mich supergesund ernährt, mein tägliches Sportprogramm durchgezogen etc. etc. Und immer wieder hat es mich zurückgeworfen. Immer wieder bekämpfe ich Gefühle mit Essen. Immer wieder verfalle ich in den „ich bin eine Versagerin – Modus“. Schön langsam kann ich anerkennen, dass nicht alles mit purer Willenskraft zu machen ist. Manches braucht eben Zeit.Montana hat geschrieben: Do., 13.10.2022, 21:39 Es ist aber "in Mode". Dir geht es nicht gut? Dann musst du deine Ernährung umstellen, mehr Sport machen, dein Zeitmanagement optimieren usw. Nee. Das mag alles für sich eine tolle Idee sein, aber man muss genau überlegen, ob das wirklich gerade zielführend oder nur eine zusätzliche Belastung ist.
Bzgl anerkennen meiner Schwächen. Da gebe ich euch beiden, Neurosenrot und Montana, recht. Ich glaube zum Teil kenne ich meine Schwächen sehr gut. Zum Teil kann ich sie nicht sehen.
Das Bedürfnis nach Anerkennung, nach Gesehen werden ist da. Das stimmt. Ich kann mir selber kaum Anerkennung geben. Ich kann mich selber nicht mal ansehen. Wie auch, wenn man sich selber meist nur hasst. Und mir ist klar, dass ich das nicht im Außen suchen kann. Ja, jeder möchte natürlich auch Anerkennung von außer erhalten. Ist ja auch wichtig und nötig. Aber im Grunde sollte die Liebe, die Wertschätzung, die Akzeptanz von innen kommen. Davon bin ich meilenweit entfernt.
So sehe ich das auch. Und aktuell habe ich das Gefühl, dass ich extrem viel außerhalb der Therapie an mir arbeite, reflektiere, vielleicht noch nicht so viel probiere. Aber ich bleib dran.Philosophia hat geschrieben: Fr., 14.10.2022, 07:54 Danke, Neurosenrot, es braucht genau das, was du gerade am Schluss schreibst. Eine Therapie muss zwei aktiv Mitatbeitende haben - und in Wahrheit muss den größten Teil der Arbeit der Patient selbst tun, nämlich in der therapiefreien Zeit. Anschauen, reflektieren, Neues probieren. Hierfür muss der Therapeut ermutigen - vor allem Hilfe zur Selbsthilfe sein.
Danke Philosophia für deine Entschuldigung.
Ich hoffe, man kann meinem Text noch irgendwie schlüssig folgen. Hab versucht auf so manche Punkte einzugehen. Weil es mir wichtig war. Danke für euer Dasein.
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Neurosenrot
- sporadischer Gast

, 25 - Beiträge: 21
Liebe Betti,
es freut mich, wenn Du etwas für Dich mitnehmen könntest. Ich glaube ein Thema in einem Forum ist ein bisschen wie ein Topf, in den jeder etwas hineinwirft. Am Ende siehst aber nur Du, wer Dir wie viel gegeben hat und Du entscheidest, was Du damit anfängst ... Manchmal findet man auch vor allem viele Knöpfe
Was Deine Therapeutin gesagt hat, ist zwar nicht unbedingt leicht, aber oft kann man nur profitieren, wenn man einen Blickwechsel vornimmt. Was war denn doch gut? Wieso konnte es nicht gut bleiben/werden? Weil das zumindest am Rande zu Deinem nächsten Punkt passt: Ich habe mich sehr lange über einen alten Gutachterantrag eines ehemaligen Therapeuten geärgert, der mich an vielen Stellen nicht richtig dargestellt hat. Aus heutiger Sicht: Zum einen ist es ein Antrag, der darauf abzielte, eine Therapie bewilligt zu bekommen (In dieser Hinsicht war er erfolgreich), zum anderen: Wie sollte mein Therapeut mich zu diesem Zeitpunkt gut kennen, wenn ich selbst den Großteil der Stunde mit Schweigen verbracht habe? Ich denke bis heute, dass es damals auch ein Passungsproblem gab, aber was war mein Anteil daran? Ich habe nur zwei Vorgespräche vereinbart und bin zu dem Therapeuten, der mir die "vernünftigere" Wahl erschien. Nicht zu dem, der mich bereits beim Vorgespräch stellenweise aus der Bahn geworfen hat (Und bei dem ich später mit meinen Restterminen war, weil ich wusste, dass wir da in die Tiefe gehen).
Fehler zu sehen, bedeutet nicht, sie nie wieder zu begehen. Aber man hat zumindest die Option, etwas zu tun, wenn man kann und möchte. Oder sich bei Bedarf helfen zu lassen!
Ähnlich wie Anträge oder Berichte können auch Diagnosen sich ziemlich mies anfühlen, vor allem weil es bei aller Awareness und Akzeptanz um bestimmte Erkrankungen noch immer massive Stigmata um andere gibt. Für mich sind Diagnosen ein Thema, über das ich ewig reden könnte, ich will Dir ganz lose ein paar Stränge mitgeben.
Zum einen gibt es extreme Unterschiede zwischen Verfahren, Strömungen, Therapeut und Zeitpunkt was eine Diagnosestellung anbelangt. Ich komme bei mir im Laufe der Jahre auf vierzehn oder fünfzehn Diagnosen - Alleine schon unter logischen Aspekten ist klar, dass zum heutigen Zeitpunkt nicht (mehr) alle davon zutreffend sind. Das macht klar, dass Diagnosen in der Psychologie bis auf wenige Ausnahmen einfach nicht gleicherart manifest und allgemeingültig sind, wie in der klassischen Medizin. Die Diagnosekataloge ändern sich stetig und ich bin offen und ehrlich weder ein Fan von ICD noch von DSM, kann aber die Bedeutung für Sozialsysteme/Abrechnung/Forschung/Informationsübermittlung einigermaßen nachvollziehen. Trotzdem denke ich, dass Therapeuten Menschen behandeln sollten und nie eine Diagnose; es gibt nicht "Die Narzisstin" oder "Den Borderliner", aber auch nicht jeder mit PTBS oder Zwang lässt sich vergleichen. Ich hoffe sehr, das sich auch Stigmata gegen das, was man als "histrionisch", "narzisstisch" oder "Borderline" bezeichnet noch legen. Ähnlich wie auch bei Abhängigkeit und artifiziellen Störungen (vgl. Münchhausen) verhindert das nur, dass Menschen sich Hilfe suchen, die sie brauchen und verdient haben. Außerdem ist niemand einfach so so, wie er ist. Und oftmals steckt hinter alledem eine sehr traumatische und berührende Geschichte. Zuletzt: Eine unschöne Diagnose kann aber ganz wie Deine Wut für Dich auch ein Antrieb sein. Denn gerade die Tatsache, dass man Diagnosen verlieren kann, kann doch auch etwas Gutes sein.
Das mit der Perspektive lässt sich ähnlich auch zum Beginn der Therapie(n) sagen: Besser spät, als nie. Und: Gut Ding will Weile haben. Ich muss da immer wieder an Biografien wie jene von Arnhild Lauveng denken, die es nach über einem Jahrzehnt an Psychiatrieerfahrung aufgrund ihrer Schizophrenie letztlich geschafft hat, selbst als klinische Psychologin tätig zu sein und ihre Krankheit wie sie selbst sagt, zu besiegen. Lange Behandlungszeiten haben umgekehrt zurecht ihre Kritiker. Da kann man nicht verallgemeinern, ich glaube man muss das immer individuell betrachten.
Einen schönen Abend und nebenbei: Ich konnte Dir bestens folgen.
es freut mich, wenn Du etwas für Dich mitnehmen könntest. Ich glaube ein Thema in einem Forum ist ein bisschen wie ein Topf, in den jeder etwas hineinwirft. Am Ende siehst aber nur Du, wer Dir wie viel gegeben hat und Du entscheidest, was Du damit anfängst ... Manchmal findet man auch vor allem viele Knöpfe
Was Deine Therapeutin gesagt hat, ist zwar nicht unbedingt leicht, aber oft kann man nur profitieren, wenn man einen Blickwechsel vornimmt. Was war denn doch gut? Wieso konnte es nicht gut bleiben/werden? Weil das zumindest am Rande zu Deinem nächsten Punkt passt: Ich habe mich sehr lange über einen alten Gutachterantrag eines ehemaligen Therapeuten geärgert, der mich an vielen Stellen nicht richtig dargestellt hat. Aus heutiger Sicht: Zum einen ist es ein Antrag, der darauf abzielte, eine Therapie bewilligt zu bekommen (In dieser Hinsicht war er erfolgreich), zum anderen: Wie sollte mein Therapeut mich zu diesem Zeitpunkt gut kennen, wenn ich selbst den Großteil der Stunde mit Schweigen verbracht habe? Ich denke bis heute, dass es damals auch ein Passungsproblem gab, aber was war mein Anteil daran? Ich habe nur zwei Vorgespräche vereinbart und bin zu dem Therapeuten, der mir die "vernünftigere" Wahl erschien. Nicht zu dem, der mich bereits beim Vorgespräch stellenweise aus der Bahn geworfen hat (Und bei dem ich später mit meinen Restterminen war, weil ich wusste, dass wir da in die Tiefe gehen).
Fehler zu sehen, bedeutet nicht, sie nie wieder zu begehen. Aber man hat zumindest die Option, etwas zu tun, wenn man kann und möchte. Oder sich bei Bedarf helfen zu lassen!
Ähnlich wie Anträge oder Berichte können auch Diagnosen sich ziemlich mies anfühlen, vor allem weil es bei aller Awareness und Akzeptanz um bestimmte Erkrankungen noch immer massive Stigmata um andere gibt. Für mich sind Diagnosen ein Thema, über das ich ewig reden könnte, ich will Dir ganz lose ein paar Stränge mitgeben.
Zum einen gibt es extreme Unterschiede zwischen Verfahren, Strömungen, Therapeut und Zeitpunkt was eine Diagnosestellung anbelangt. Ich komme bei mir im Laufe der Jahre auf vierzehn oder fünfzehn Diagnosen - Alleine schon unter logischen Aspekten ist klar, dass zum heutigen Zeitpunkt nicht (mehr) alle davon zutreffend sind. Das macht klar, dass Diagnosen in der Psychologie bis auf wenige Ausnahmen einfach nicht gleicherart manifest und allgemeingültig sind, wie in der klassischen Medizin. Die Diagnosekataloge ändern sich stetig und ich bin offen und ehrlich weder ein Fan von ICD noch von DSM, kann aber die Bedeutung für Sozialsysteme/Abrechnung/Forschung/Informationsübermittlung einigermaßen nachvollziehen. Trotzdem denke ich, dass Therapeuten Menschen behandeln sollten und nie eine Diagnose; es gibt nicht "Die Narzisstin" oder "Den Borderliner", aber auch nicht jeder mit PTBS oder Zwang lässt sich vergleichen. Ich hoffe sehr, das sich auch Stigmata gegen das, was man als "histrionisch", "narzisstisch" oder "Borderline" bezeichnet noch legen. Ähnlich wie auch bei Abhängigkeit und artifiziellen Störungen (vgl. Münchhausen) verhindert das nur, dass Menschen sich Hilfe suchen, die sie brauchen und verdient haben. Außerdem ist niemand einfach so so, wie er ist. Und oftmals steckt hinter alledem eine sehr traumatische und berührende Geschichte. Zuletzt: Eine unschöne Diagnose kann aber ganz wie Deine Wut für Dich auch ein Antrieb sein. Denn gerade die Tatsache, dass man Diagnosen verlieren kann, kann doch auch etwas Gutes sein.
Das mit der Perspektive lässt sich ähnlich auch zum Beginn der Therapie(n) sagen: Besser spät, als nie. Und: Gut Ding will Weile haben. Ich muss da immer wieder an Biografien wie jene von Arnhild Lauveng denken, die es nach über einem Jahrzehnt an Psychiatrieerfahrung aufgrund ihrer Schizophrenie letztlich geschafft hat, selbst als klinische Psychologin tätig zu sein und ihre Krankheit wie sie selbst sagt, zu besiegen. Lange Behandlungszeiten haben umgekehrt zurecht ihre Kritiker. Da kann man nicht verallgemeinern, ich glaube man muss das immer individuell betrachten.
Einen schönen Abend und nebenbei: Ich konnte Dir bestens folgen.
Heute wieder bei der Therapie gewesen. Anfangs das Übliche. Wie läuft es in der Arbeit, mit den Kids etc. Das Thema Wut - ein Dauerbrenner. Hatte wieder ganz schlimme "Wutanfälle" die letzten Tage...
Und dann kommt sie auf die Decke zu sprechen. Ich habe ihr in der letzten (wütenden) Mail ja mitgeteilt, dass ich bei den letzten Theras immer eine Decke hatte und es bei ihr noch nicht geschafft habe darum zu bitten. Sie hat heute gefragt ob ich eine möchte und da ich zu blöd war darauf zu antworten, hat sie die Decke neben mich gelegt. Zur "freien Entnahme" sozusagen. Und was mache ich? Ich erstarre. Aus lauter Scham. Aus lauter Scham, weil ich es einfach nicht hinbekomme persönlich darum zu bitten. Weil ich auf ihre Frage ob ich die Decke jetzt möchte nicht mal antworten konnte. Ich hätte mich am liebsten einfach in Luft aufgelöst. Schlussendlich auch getan. Ich hing wieder mal in der Dissoziation fest. Gefühlt fast die ganze Stunde vergeudet, weil ich da kaum mehr raus kam. Sie sprach mich immer wieder an. Hat mich gebeten sie anzusehen. Ich kam immer kurz raus und war dann gleich wieder weg. Sie sagte ich solle was trinken, versuchen den Blickkontakt zu halten... Aber es gelang wieder mal nichts. Keine Ahnung wie lange ich immer "weg" war. Zwischendurch hatte ich immer nur den
Sorry, ich musste meinen Frust jetzt wo loslassen. Sonst wäre das wieder in einer Mail an sie gelandet und das geht gerade gar nicht. Auch wenn ich weiß ich dürfte es.
Diese ewige Scham, wie komme ich an sie ran, wenn mir so simple Dinge nicht gelingen.
Ich weiß, ihr habt mir alle schon eure Gedanken dagelassen. Ich muss es jetzt einfach mal fertigbringen über meinen Schatten zu springen. Aber der wird wie es scheint gerade immer höher...
Und die Möglichkeit, dass es etwas anderes ist, kannst du nicht zulassen?Betti hat geschrieben: Mi., 19.10.2022, 21:20 Und was mache ich? Ich erstarre. Aus lauter Scham. Aus lauter Scham, weil ich es einfach nicht hinbekomme persönlich darum zu bitten.
Ein Blick in die Vergangenheit hilft manchmal.
candle
Now I know how the bunny runs! 

Hmm, gute Frage... Macht mich nachdenklich. Aber ich wüsste trotzdem nicht was es sonst sein könnte. In diesem Fall würde ich es auf die Scham beziehen.
Also du hast per Mail etwas angefragt was dir die Therapeutin erfüllt hat. Toll, sage ich!
Und nun machst du dir das mit deiner Wut kaputt, weil du es nicht persönlich ausgesprochen hast? Warum?
Ich denke dabei gerade an Selbstverletzung. Tut man dir etwas Gutes, mußt du es zerstören. Das machst du dann mit Wut gegen dich selbst bist du dissoziierst und vor Erschöpfung nicht mehr kannst.
Die Wut nimmt sehr viel Energie, das siehst du ja und nicht umsonst fragt die Therapeutin danach.
Hast du noch nie an ein Training zur Regulation deiner Wut gedacht? Ich denke das könnte helfen.
So könnte dein Thread auch heißen: "Scham wegen Wutausbrüche"
Wutausbrüche wirken ja leider auch sehr negativ auf das nahe Umfeld und tut dir selbst ja auch nicht gut.
Wenn die Therapeutin da noch nichts vorgeschlagen hat, würde ich das mal ansprechen. Ansonsten kann man Wut vielleicht selber kanalisieren, wenn man Sport macht oder auf Kissen schlägt oder so...
candle
Und nun machst du dir das mit deiner Wut kaputt, weil du es nicht persönlich ausgesprochen hast? Warum?
Ich denke dabei gerade an Selbstverletzung. Tut man dir etwas Gutes, mußt du es zerstören. Das machst du dann mit Wut gegen dich selbst bist du dissoziierst und vor Erschöpfung nicht mehr kannst.
Die Wut nimmt sehr viel Energie, das siehst du ja und nicht umsonst fragt die Therapeutin danach.
Hast du noch nie an ein Training zur Regulation deiner Wut gedacht? Ich denke das könnte helfen.
So könnte dein Thread auch heißen: "Scham wegen Wutausbrüche"
Wutausbrüche wirken ja leider auch sehr negativ auf das nahe Umfeld und tut dir selbst ja auch nicht gut.
Wenn die Therapeutin da noch nichts vorgeschlagen hat, würde ich das mal ansprechen. Ansonsten kann man Wut vielleicht selber kanalisieren, wenn man Sport macht oder auf Kissen schlägt oder so...
candle
Now I know how the bunny runs! 

-
münchnerkindl
- [nicht mehr wegzudenken]
![[nicht mehr wegzudenken] [nicht mehr wegzudenken]](./images/ranks/rank_phpbb_5.gif)
, 38 - Beiträge: 9898
Du erstarrst innerlich wenn es darum geht dass du für dich sorgen möchtest. Könnte es sein dass du von Bezugspersonen bestraft oder schikaniert worden bist wenn du irgendwie für dich sorgen wolltest (und das nicht ihren Plänen entsprochen hat) Weil dann wäre klar dass das Bedürfnis selbstfürsogend aktiv zu werden die blinde Panik mit-aktiviert wird.
Ich denke auch, dass es die Scham ist. Die Frage ist nur, warum kommt dieses Gefühl hoch? Also bei mir kommen mit der Scham auch immer bestimmte Gedanken dazu. Und diese Gedanken verraten mir auch, warum ich so empfinde (bei mir sind es bestimmte Situationen aus der Kindheit sowie negative Glaubenssätze).Betti hat geschrieben: Mi., 19.10.2022, 21:33 Hmm, gute Frage... Macht mich nachdenklich. Aber ich wüsste trotzdem nicht was es sonst sein könnte. In diesem Fall würde ich es auf die Scham beziehen.
Welche Gedanken hast du in dem Moment der Scham? Du musst sie nicht ins Forum schreiben, wenn du nicht möchtest, aber vielleicht zumindest für dich selbst beantworten, welche Gedanken mit der Scham verknüpft sind.
Aus meiner Sicht geht es nicht so sehr darum, dass du etwas bestimmtes erreichen musst. Ich denke es würde schon helfen, wenn deiner Therapeutin einfach nur mitteilst was dir durch den Kopf geht, wenn du dich blockiert fühlst. Also in etwa so "ich kann die Decke jetzt nicht nehmen, weil ich mich Schäme. Und ich schäme mich weil ... ". Damit sie einen Anknüpfpunkt hat.Betti hat geschrieben: Mi., 19.10.2022, 21:33 Ich muss es jetzt einfach mal fertigbringen über meinen Schatten zu springen. Aber der wird wie es scheint gerade immer höher...
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