Ich fühl mich durch Berufstätigkeit unfrei

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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luftikus
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Beitrag Di., 15.06.2010, 09:58

Pitt hat geschrieben:Ähm,
ganz ohne jede Frage verplempert man mit Broterwerb und Existenzsicherung den Großteil seiner Lebenszeit.
Danke, dass Du das auch so realistisch siehst. Jahrelang habe ich in Teams gearbeitet, deren Mitglieder zum größten Teil behauptet haben, ihr Beruf wäre auch ihr Lebenstraum, und es gäbe außerhalb des Jobs sowieso kaum interessante Dinge im Leben. Und ständig haben sich alle gegenseitig versichert, wie viel Spaß doch die Arbeit macht.

Unter all diesen verklärten Kollegen fiel es mir immer besonders schwer, meinen Frust vor mir selbst zu rechtfertigen. Denn wie konnte es sein, dass ich so unglücklich bin, wenn doch alle anderen so begeistert sind?

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Lachtränen
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Beitrag Di., 15.06.2010, 10:18

luftikus hat geschrieben: Hast Du Dich schon mal umgesehen, was Du aus den genannten Interessen beruflich evtl umsetzen könntest? Ich finde die genannten Themen gut verwertbar. Hast Du schon mal an eine Weiterbildung gedacht?
Nein, nicht konkret.
Da ich meine Ausbildung in einem völlig anderen Bereich gemacht habe, wird eine Weiterbildung nicht ausreichen.

Momentan gehen die Gedanken wieder Richtung Studium, habe einen konkretes und durchführbares Fach im Sinne...
Auch das 'danach' scheint machbar.
Pitt hat geschrieben:Ähm,
ganz ohne jede Frage verplempert man mit Broterwerb und Existenzsicherung den Großteil seiner Lebenszeit.

Wenn man seinen Beruf mag, ist die Zeit nicht verplempert.
Und ich kenne tatsächlich einige Leute, die mit ihrer Berufswahl glücklich sind.

Ich hab erhebliche Probleme damit, meine Zeit dem Arbeitgeber zu verkaufen, mich abhängig zu machen und in der Gesellschaft irgendwie beruflich zu bestehen.
Für mich war die letzten Jahre beinahe jeder Tag ein verlorener Tag und ich würd lieber vom Balkon springen, als den Rest meines Lebens so weiterzumachen.

Entweder Anpassen oder Neuanfang.
Ich hab Angst, an beiden Möglichkeiten zu scheitern.

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luftikus
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Beitrag Di., 15.06.2010, 10:27

Lachtränen hat geschrieben:Ich hab erhebliche Probleme damit, meine Zeit dem Arbeitgeber zu verkaufen, mich abhängig zu machen und in der Gesellschaft irgendwie beruflich zu bestehen.
Für mich war die letzten Jahre beinahe jeder Tag ein verlorener Tag und ich würd lieber vom Balkon springen, als den Rest meines Lebens so weiterzumachen.

Entweder Anpassen oder Neuanfang.
Ich hab Angst, an beiden Möglichkeiten zu scheitern.
Diese Worte könnten von mir sein... Genau so geht es mir auch ... Zum Glück habe ich meine zahlreichen außerberuflichen Interessen, mit denen ich mein Leben garniere. Im Gegensatz zur beruflichen Langeweile habe ich nach Feierabend und an Wochenenden beinahe Zeitnot, um all das zu tun, was ich gern tue.

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Eve...
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Beitrag Di., 15.06.2010, 11:35

Entweder Anpassen oder Neuanfang.
Ich hab Angst, an beiden Möglichkeiten zu scheitern.
Und so sitzt man wie der sprichwörtliche Esel vor den zwei Grasbündeln, kann sich nicht zwischen ihnen entscheiden und verhungert ... Wie wärs mit: Eins von beiden einfach vornehmen?

Dass es gewisse Notwendigkeiten im Leben gibt, wie Arbeit für den Lebensunterhalt, ist für andere aber schon okay? Oder ist das der allgemeine Ruf nach dem Schlaraffenland?

Sorry für den leisen Sarkasmus, aber das Leben ist kein Rosengarten, leider.

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luftikus
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Beitrag Di., 15.06.2010, 11:48

Eve... hat geschrieben: Sorry für den leisen Sarkasmus, aber das Leben ist kein Rosengarten, leider.
Diese und ähnliche Worte begleiten mich und mein Streben schon sehr lange
Aber letztlich ist mein ständiges Suchen und Streben nach einer größeren Übereinstimmung zwischen meinem Wesen und meinem Beruf auch ein innerer Motivator und Antriebsmotor, der mich am Leben und in Schwung hält.

Und solange mein Berufsleben sich nicht verbessert, entstehen durch mein Streben zumindest immer wieder neue, spannende Anregungen für mein außerberufliches Leben. Beispielsweise hat sich gerade heute ergeben, dass ich bei einem witzigen kleinen Theaterprojekt mitmachen kann, und ich freue mich wie ein König darüber... Wäre ich im Beruf zufrieden, dann hätte ich mich vielleicht gar nicht erst darum bemüht, bei so etwas mitmachen zu können.

Es mag hier vielleicht manchmal so rüberkommen, als ob ich meistens nur am Klagen wäre (vielleicht stelle ich mich hier auch ein wenig zu negativ dar), aber eigentlich unternehme ich ja fast ständig irgendwas, um das Thema anzugehen. Nur bin ich manchmal vielleicht ein wenig zu inkonsequent oder zu wenig stringent in meinen Handlungen... In mir steckt halt auch ein kleiner Chaot...

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Lachtränen
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Beitrag Di., 15.06.2010, 11:58

Eve... hat geschrieben:Und so sitzt man wie der sprichwörtliche Esel vor den zwei Grasbündeln, kann sich nicht zwischen ihnen entscheiden und verhungert ... Wie wärs mit: Eins von beiden einfach vornehmen?
Ja, das sagt sich wohl leicht.
Eve... hat geschrieben:Dass es gewisse Notwendigkeiten im Leben gibt, wie Arbeit für den Lebensunterhalt, ist für andere aber schon okay? Oder ist das der allgemeine Ruf nach dem Schlaraffenland?

Sorry für den leisen Sarkasmus, aber das Leben ist kein Rosengarten, leider.
Weißt du, mein schlechtes Gewissen meldet sich oft mit hilfreichen Weisheiten wie: Andere sind in schlimmeren Situationen, du hast wenigstens Arbeit, jammer nicht rum, arbeite lieber und surf nicht dauernd im Netz (ich muss mich zur Konzentration zwingen, fällt mir schwer).
Und dann gehts mir noch schlechter, weil ich dem zustimme, aber mich weder mit meiner Unzufriedenheit abfinden kann, noch den Mut oder die Kraft aufbringe, etwas zu verändern.

Es ist kein schlechter Scherz, wenn ich sage, dass ich 'vom Balkon springe'. Ich hab noch nie so häufig wie in letzter Zeit Selbstmordgedanken gehabt.
Das alles nur, weil mir der Sinn im Berufsleben fehlt und eine berufliche Zukunftsperspektive - einfach blödsinnig...
Zuletzt geändert von Lachtränen am Di., 15.06.2010, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.

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luftikus
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Beitrag Di., 15.06.2010, 12:00

Lachtränen hat geschrieben:Andere sind in schlimmeren Situationen, du hast wenigstens Arbeit, jammer nicht rum, ...
Diese Zitate wollte ich schon auch beinahe bringen, sie gehören seit Jahrzehnten zum Standardrepertoire meiner Eltern...

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Eve...
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Beitrag Di., 15.06.2010, 12:06

Es ist bestimmt nicht so, dass ich Euch nicht verstehe: Ich hab selbst zig Jahre Berufsleben mit mehr Tiefs als Hochs, auch bis kurz vor der Verzweiflung, hinter mir. Dennoch: Wie realistisch ist der Wunsch, die Realität möge nicht so sein wie sie ist? Wünschen ist an der Stelle einfach für die Katz. Ebenso gut kann ich mir wünschen, wieder ein Baby zu sein, für das gesorgt wird - es NÜTZT nichts.

Realistischer ist der PLAN, TROTZ allem auszusteigen, wenns für mich als Alternative erscheint; natürlich zahle ich dafür einen Preis, und dazu muss ich bereit sein. Die Verzweiflung vor gleichermaßen unattraktiven Möglichkeiten ist, so verständlich sie ist, ganz sicher das Verkehrte. ETWAS TUN ist besser - manchmal ist es fast egal, was! Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen bleiben; es geht immer weiter! Wenn ich nicht weiß, ob der Weg der richtige bzw. der richtigere ist, gehe ich ihn nur ein Stück, und dann prüfe ich einen anderen. Und ich hole mir wenn möglich Hilfe und Unterstützung.

@ Lachtränen
Bevor ich vom Balkon springe, ist jeder (Aus-)Weg vorzuziehen, auch der mit dem hohem Preis. Bevor ich meine Kräfte m sinnlosen Kampf gegen die gegebenen Verhältnisse lasse, setze ich sie lieber für eine Änderung ein. KÄMPFE! Aber da, wo es Sinn macht.

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Lachtränen
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 07:14

@Eve...
Eigentlich möchte ich dir nur "Verdammt, das weiß ich doch" entgegenbrüllen, wär aber irgendwie unhöflich, oder?

Wachrütteln und das 'Mach doch einfach' bewirkt bei mir grundsätzlich Abwehr und einen Verteidigungswunsch, vielleicht will ich mich auch schlecht fühlen?

Stündlich, manchmal sogar im selben Moment, kippt meine Stimmung.
Wenn der Gedanke angeflogen kommt (was für ein Gefühl!), ich könnte es beruflich wie privat doch irgendwie zu einem erfüllten Leben bringen, folgt mit Sicherheit ein absoluter Tiefpunkt.
Zum Teil ergebe ich mich schon einfach, mit diesem auf und Ab kann ich schlecht umgehen...

Ist das Leben nicht eh sinnlos? Man verbringt dreiviertel seiner Zeit im Job um das eine viertel drumherum zu finanzieren...und manchmal besteht auch das nur aus Arbeit.
Vielleicht möchte ich aus diesem Gedanken heraus wenigstens etwas SINNvolles mit meiner Arbeitszeit anfangen?

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Eve...
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 07:43

Lachtränen hat geschrieben:@Eve...
Eigentlich möchte ich dir nur "Verdammt, das weiß ich doch" entgegenbrüllen, wär aber irgendwie unhöflich, oder?

... Vielleicht möchte ich aus diesem Gedanken heraus wenigstens etwas SINNvolles mit meiner Arbeitszeit anfangen?
Brüll ruhig. Dass man "es weiß", heißt im übrigen nicht, dass man es auch be-griffen hat - sorry für die weitere abgedroschene Weisheit, aber es ist damit wie mit den Sprichwörtern: Manchmal - im genau richtigen Moment - haben sie was ...

Na, und der Rest oben liegt doch gar nicht so weit auseinander mit meinem:
KÄMPFE! Aber da, wo es Sinn macht.
Eben.

LG Eve


Eremit
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 17:34

Lachtränen hat geschrieben:Stündlich, manchmal sogar im selben Moment, kippt meine Stimmung.
Wenn der Gedanke angeflogen kommt (was für ein Gefühl!), ich könnte es beruflich wie privat doch irgendwie zu einem erfüllten Leben bringen, folgt mit Sicherheit ein absoluter Tiefpunkt.
Das solltest Du therapeutisch angehen. Dafür wirst Du hier keine Lösung finden.
Lachtränen hat geschrieben:Vielleicht möchte ich aus diesem Gedanken heraus wenigstens etwas SINNvolles mit meiner Arbeitszeit anfangen?
Wenn Du nicht bereit bist, auf Deinen Luxus zu verzichten, wirst Du auch immer gezwungen sein, dafür entsprechende Tätigkeiten auszuführen.

Ich mache lieber etwas beruflich, was mich mit Freunde erfüllt und verzichte auf Pferd, Auto, Fernseher, tolle Kleidung, tolles Essen, Theater, was-weiß-ich. Und bin am Ende dennoch glücklicher als Du...

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Ralph
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 17:40

Hi Lachtränen,

hab da gerade einen guten Artikel dazu gelesen.

http://www.handelsblatt.com/politik/oek ... ;printpage

Viel Spaß beim Lesen

Ralph

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Lachtränen
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 18:34

Eremit hat geschrieben:Das solltest Du therapeutisch angehen. Dafür wirst Du hier keine Lösung finden.
Merke ich...
Natürlich sollte ich das angehen, neben der Befürchtung, ich hätte keinen Anspruch auf Behandlung, würde mir dann wieder ein Nachmittag fehlen.
Das ist Unsinn, klar, aber es hindert mich trotzdem.

Ok, mittlerweile hab ich mich derart in die Situation reingesteigert, dass ich nur noch unglücklich und erschöpft bin. Bald hab ich mich soweit...
Eremit hat geschrieben:Wenn Du nicht bereit bist, auf Deinen Luxus zu verzichten, wirst Du auch immer gezwungen sein, dafür entsprechende Tätigkeiten auszuführen.

Ich mache lieber etwas beruflich, was mich mit Freunde erfüllt und verzichte auf Pferd, Auto, Fernseher, tolle Kleidung, tolles Essen, Theater, was-weiß-ich. Und bin am Ende dennoch glücklicher als Du...
Das ist ja schön für dich...leider stellst du mich fälschlicherweise als Luxusgöre dar, die generell keinen Bock zum Arbeiten hat. Nett.

Von den aufgeführten Dingen hab ich genau zwei, den Fernseher (haben wohl 95 Prozent aller Haushalte) und das Pferd. Und letzteres ist für mich kein Luxus-Sportgerät, sondern 'Familie'.
Und meine 'Familie' geb ich nicht für einen Job auf, das wäre verantwortungs- und emotionslos.
(Übrigens hab ich 1250 Euro netto im Monat, ein für mich schönes Gehalt, aber als 'üppig' würde ich es nicht bezeichnen)

@Ralph
Danke für den Artikel.
Aber als Burn-Out kann man meinen Zustand wohl nicht bezeichnen.

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Milly1
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Beitrag Mi., 16.06.2010, 18:40

Wie sieht es aus? Hast du finanziell und arbeitsplatztechnisch die Möglichkeit, dich mal krankschreiben zu lassen, sprich man eine Auszeit zu nehmen, um etwas klarer zu kommen?

Wenn du jeden Tag noch mit dem unliebsamen Job konfrontiert wirst, kann es ja (erstmal) nicht besser werden.


Eremit
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Beiträge: 8876

Beitrag Mi., 16.06.2010, 18:42

Lachtränen hat geschrieben:Das ist ja schön für dich...leider stellst du mich fälschlicherweise als Luxusgöre dar, die generell keinen Bock zum Arbeiten hat. Nett.
Das ist Deine Implikation, nicht meine. Ich meine nur, daß ich so gut wie nichts von den "normalen" Dingen habe und dennoch glücklicher bin als die meisten anderen Menschen.
Lachtränen hat geschrieben:Von den aufgeführten Dingen hab ich genau zwei, den Fernseher (haben wohl 95 Prozent aller Haushalte) und das Pferd. Und letzteres ist für mich kein Luxus-Sportgerät, sondern 'Familie'.
"Luxus" steht nicht nur für Geräte. Auch Familie - sei es die eigene, sei es eine andere Spezies - ist Luxus. Versuche nicht, mich davon zu überzeugen, daß ein Pferd kein Luxus ist. Hast Du ein Bett? Auch das ist Luxus. Du mußt noch viel weiter denken.
Lachtränen hat geschrieben:(Übrigens hab ich 1250 Euro netto im Monat, ein für mich schönes Gehalt, aber als 'üppig' würde ich es nicht bezeichnen)
Das ist schon eine Menge Geld, so viel habe ich nicht. Allerdings bin ich auch genügsamer als Du. Vielleicht könnte es ja daran liegen, daß es Dir an Genügsamkeit fehlt?

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