Stoße mich ständig

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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MrN
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Beitrag Di., 22.06.2010, 09:05

Nur als Ergänzung:
Ich hatte mich vorher schon mal zu dem Thema geäußert:
MrN hat geschrieben: Betreff: Borderline, alles ist ertragbar...ausser allein zu sein
Bei mir als Kind war es so - ein scharfes Taschenmesser in der Tasche, das war für mich irgendwie das gleiche, wie erwachsen sein. Auch jetzt habe ich immer ein mehr oder weniger großes Schneidegerät zur Hand, also trage so etwas ständig mit mir rum.
Als ich als Junge mein erstes Messer bekommen habe, war das großartig. Ich mußte gleich etwas schnitzen. Danach hatte ich etliche blutige Schnitte an den Fingern und Händen. Auch später ist mir die Klinge häufig einfach mal abgerutscht. Als ich begonnen habe, mich naß zu rasieren, da hab ich mal die Klinge im Apparat nicht gespannt gehabt. Das war vielleicht eine Sauerei - als hätte ich mich mit dem Kartoffelschäler rasiert! Es sah also bei mir immer aus nach Unfall oder Mißgeschick. Irgendwie hat mir das Befriedigung verschafft, daß ich das aushalten kann.
Inzwischen bin ich ziemlich geschickt im Schneiden. Brot-, Wurst- oder Gemüsescheiben freihand wie von der Maschine... Ich muß mir immer wieder beweisen, daß ich es kann. Blut fließt dabei nicht mehr. Doch hinterher stelle ich jedes Mal fest, daß ich an ein paar Stellen die Haut ganz fein angeritzt habe. Ich kann mich dann nicht erinnern, wie es dazu gekommen ist....
Und wenn ich einmal im Monat zum Türken zur Rasur gehe, dann ist das ein wichtiges Ereignis.
MrN hat geschrieben:Betreff: Suizidart - gibt es moralische Unterschiede?
Das mit dem LKW habe ich vielleicht im letzten Jahr erlebt. Da sollte ich zur Beruhigung Tavor nehmen - nur bei Bedarf, hieß es. Also habe ich mal so ein Ding geschluckt, um es auszutesten. Nach ca. 2 Std. war mir dann alles egal, und ich hatte das dringende Bedürfnis mich irgendwo zu verkriechen. Auf dem Weg nach Hause mußte ich dann an einer Ampel warten. Aus irgendeinem Grunde hatte ich das dringende Bedürfnis, vorn an der Bordsteinkante zu balancieren. Tja, und da kam dann dieser Laster, der anscheinend das dringende Bedürfnis gehabt hat, an eben dieser Bordsteinkante entlang zu fahren. Einen Moment hatte ich da weiche Knie und den Gedanken (Wunsch?), es einfach zuzulassen. Ich wich dann aber zurück, wobei mich der Sog fast doch noch unter die Räder gezogen hat...

Erst hinterher habe ich mich gefragt, was das wohl war. Da kam mir in den Kopf, daß vor ein paar Jahren einmal ein Kollege die Sache mit dem Zug überlebt hat. Angeblich, wei er in Gedanken war, als er die Gleise unbefugt überquert hat. Er hat dabei einige Körperteile verloren und ist zum größten Teil gelähmt. Aber das für mich schockierendste daran war - seine Depression war danach erst einmal wie weggeblasen.
Gibt vielleicht manchem heimlichen Mitleser noch ein besseres Bild von der keinesfalls harmlosen Problematik...

Dann gibt es da noch so ein anderes selbstschädigendes Verhalten bei mir, was vermutlich ein mit den Selbstverletzungen verbundenes Rollenverhalten darstellt:
Sozialen Zwängen weiche ich häufig durch clowneskes Verhalten aus. Untergrabe mit Vorliebe Autoritäten von Vorgesetzten und meine eigene natürlich auch.
Dazu habe ich gerade noch ein anderes Thema gefunden:
Betreff: Schuselig, verpeilt, unkoordiniert, unkonzentriert...
wo ich bei Gelegenheit noch ein paar Erfahrungen aufschreiben werde.

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candle
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Beitrag Di., 22.06.2010, 17:31

Ich finde ja schon noch, dass es ein Unterschied zwischen den Handlungen gibt. Das läßt sich für mich mit der Wahrnehmung jetzt nicht einfach abtun. DENN wer zum Messer greift will doch schon real ein Ziel erreichen: Druckentlastung. Das kann ich über meine Paddeligkeit dann nicht sagen, dass es mir besser ginge, zumal ich Schmerzen überhaupt nicht leiden kann.

Mit einer Klinge führt man sich doch massive Schmerzen zu oder nicht? Und da besteht auch die Gefahr sich massiv zu verletzen, was mir mit einem Stoß an die Tischkante nicht gerade passiert.

Ich meine das meine Verletzungen in depressiven Phasen unbewußt waren... würde ich mir aber vorher "Werkzeug" besorgen ist doch da ein Funken Bewußtsein für die Gefahr, oder ist das alles ausgeblendet?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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MrN
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Beitrag Di., 22.06.2010, 18:07

Na ja, zumindest im Borderline-Thread haben die Mädels mich dann ja auch ausgelacht...

Bewußt den Schmerz gesucht hab ich dann auch nur beim Yoga bzw. im Zuge des Kampftrainigs. Die Methoden waren alle recht gut zu kontrollieren und könnten vielleicht sogar als Skills verwendet werden. Auf die Idee, mich selbst mal absichtlich zu ritzen oder zu schneiden, bin ich dann erst vor ein paar Monaten gekommen, weil ich irgendwie mal herausfinden wollte, ob es für mich einen Unterschied macht. Ich hab's dann meiner Therapeutin erzählt und in der Ausführung doch sein lassen... War wahrscheinlich auch gut so.

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uvwxyz
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Beitrag Mi., 23.06.2010, 19:53

Ich kann mich in vielen dieser Beiträge wiederfinden.
Ich habe eine Neigung zu leichten Formen von SVV, was ich aber aus Vernunftgründen recht gut unter Kontrolle habe. Trotzdem passieren mir immer wieder leichte "Schnitzer" mit dem Küchenmesser oder anderen Werkzeugen; vor einiger Zeit habe ich mir ein Taschenmesser zugelegt, denn das braucht man schließlich, wenn man viel in der Natur unterwegs ist, und das Ding schneidet so gut, dass ich immer wieder mal blute. Oder auch mit der Nagelschere schnippele ich gern so lange an den Nagelhäuten herum, bis es eigentlich nichts mehr wegzuschnippeln gibt, und mache trotzdem weiter.

Ich versage mir also in aller Regel das bewusste SVV, gehe dann aber mit scharfen Gegenständen so nachlässig um, dass ich mich immer wieder leicht verletze, was mir meistens eine Art Genugtuung verschafft. Leichte Schmerzen empfinde ich als angenehm, weil ich mich darin spüre.
Der Hintergrund ist bei mir eher in einer Depression als einer Borderline-Erkrankung zu sehen. Der Schmerz zieht mich ein wenig aus diesem depressiven Sumpf heraus.
Vor einigen Jahren hatte ich einen Autounfall, bei dem mir mit sehr viel Glück nichts passiert ist. Die Sache an sich und die Konsequenzen - das Auto meiner Mutter hatte einen Totalschaden - waren natürlich alles andere als erfreulich, aber meine Depression war für einige Tage wie weggeblasen.
Mit einer Klinge führt man sich doch massive Schmerzen zu oder nicht?
Hängt natürlich von der Tiefe ab... Aber Riss-Quetsch-Wunden sind in der Regel schmerzhafter als ein sauberer Schnitt.

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