Was Borderline wirklich ist... .

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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ENA
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 20:36

Ein kleiner Hilferuf an Anne und schon bekomme ich Antworten von gleich vier Leuten! Vielen Dank!!!

Ich werde mir in den nächsten Tagen nochmal alles in Ruhe durchlesen, durchdenken und dann nochmal antworten!...

...und: Nein, Anne. Chaos sehe ich da wirklich nicht... .

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 20:43

Wenn man sich die Entstehung und weitere Entwicklung von Störungen im Zusammenhang mit dem prägenden Umfeld (Familie etc.) ansieht, dann kann man sich sicherlich vorstellen, dass eine soziale Umgebung, die eine frühe Störung mit mangelhafter Ich-Entwicklung hervorrufen kann, auch weitere "unangenehme Überraschungen" bereit hält (z.B. im lerntheoretischen Sinne, falsche Vorbilder, dissoziale Prägungen, fatale Kommunikationsstrukturen,Double-Bind-Informationen.......), und weitere schwere Traumatisierungen sind hier auch nicht selten.
So gemischt wie die Inputs sind, sind dann auch die Outputs.
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Blaubaum
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Beitrag Mo., 31.01.2011, 22:10

Eremit hat geschrieben:Mein Psychiater sagt, es gibt keine PTBS ohne BPS, die PTBS ist tatsächlich eine chronifizierte Form der BPS,
Hallo Eremit,

kann es sein, dass Dein Psychiater es umgekehrt gemeint hat, dass es keine BPS ohne PTBS gibt (PTBS im weiteren Sinne)?

Gruss von Blaubaum!
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chandelle
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Beitrag Di., 01.02.2011, 13:27

Hallo ENA!

Ich bemerke gerade, dass es wirklich ein sehr weites Feld ist, mit dieser Diagnose und mag auch da einem gewissen modischen Trend nicht aufspringen.

Wenn ich bedenke, dass ich doch eine Menge Menschen kenne, die ich so JETZT einstufen könnte, bringt es mich ja auch im persönlichen Umgang mit diesen Menschen nicht weiter. Ich nehme sie wie sie sind, und kann in erster Linie sagen, dass es schon sehr liebenswerte Menschen sind.

Im freundschaftlichen Umgang sehe ich da auch überhaupt keine Probleme.

In einer partnerschaftlichen Beziehung sehe ich es etwas problematischer. Es kommt dann immer darauf an, welche Löcher man sich da gegenseitig stopfen kann.

Kriterien, die ich nicht leiden mag, sind einfach das Gefühl von Manipulation und einer gewissen Form von Bösartigkeit, aber das habe ich auch eher selten erleben dürfen.

Ach ja, PTBS und Borderline haben, glaube ich, wenig miteinander zu tun. So wie ich las, formt sich eine PTBS eher bei stabilen Menschen aus und muß auch nicht chronisch werden.

chandelle

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Laura13
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Beitrag Di., 01.02.2011, 13:47

Sorry, dass ich das jetzt mal so krass formulieren muss:

Quatsch mit Soße!!!! (auf den Psychiater bezogen!)

Eine posttraumatische Belastungsstörung hat rein gar nichts mit einer BPS zu tun. Sie ist eine Reaktion auf traumatische Erlebnisse und kann jeden Menschen treffen, der ein Trauma erlebt hat (siehe Soldaten im Afghanistan-Krieg zum Beispiel,....die haben ja wohl keine BPS! )........sie kann chronisch, auch über Jahre verlaufen und auch sehr komplex sein.

Eine BPS ist eine Persönlichkeitsstörung, die man schon sehr früh in seinem Leben entwickelt......

Es gibt natürlich auch Menschen, die beides haben......also dieser Psychiater erscheint mir höchst fragwürdig, wenn er das tatsächlich SO gesagt hat.

Liebe Grüße
Laura
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Blaubaum
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Beitrag Di., 01.02.2011, 15:09

Aber wer sagt denn, dass eine traumatisierende Belastung (TB) nicht auch in der oralen Phase stattfinden kann? Ist es jetzt nicht nur mehr eine Diskussion um offiziell oder inoffiziell verwendete Begrifflichkeiten?
Und wo ist der Unterschied zwischen "Persönlichkeitsstörung" und "chronifizierter Störung"? Nur dort, dass der persönlichkeitsgestörte unter seiner Störung nicht leidet, sondern stattdessen die Umwelt? Kann man sich mit einer chronifizierten Störung nicht auch arrangieren? Und leidet der Borderliner etwa nicht?
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chandelle
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Beitrag Di., 01.02.2011, 15:28

Blaubaum, vielleicht liest Du nochmal nach. Du vermengst allzu leicht Äpfel mit Birnen.

chandelle

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Blaubaum
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Beitrag Di., 01.02.2011, 17:11

....Danke!
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 01.02.2011, 17:52

Blaubaum hat geschrieben:Aber wer sagt denn, dass eine traumatisierende Belastung (TB) nicht auch in der oralen Phase stattfinden kann? Ist es jetzt nicht nur mehr eine Diskussion um offiziell oder inoffiziell verwendete Begrifflichkeiten?
Klar ist eine Borderline Persönlichkeitsstörung sehr häufig auf traumatische Erlebnisse und/oder Vernachlässigung in der Kindheit zurückzuführen.

Aber es ist halt was anderes, als Kind, in der Phase wo sich die Persönlichkeit entwickelt von den Bezugspersonen mishandelt und/oder vernachlässigt zu werden oder ob jemand als erwachsener, psychisch gesunder Soldat in Afgahnistan in ein Selbstmordattentat gerät oder mit 35 in einem Parkhaus überfallen und vergewaltigt wird.

Weil das eine verhindert eine normale, gesunde Persönlichkeitsentwicklung, es kommt also schon mal kein gesunder erwachsener Mensch zustande. Das andere ist eine auf die normal entwickelte, gesunde Persönlichkeit draufgesetzte Problematik.

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Blaubaum
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Beitrag Di., 01.02.2011, 18:09

Genau! Man kann in jedem Alter traumatisiert werden, und auf mannigfaltige Weise. Die Ergebnisse sind dann ebenso mannigfaltig. Wenn ein Arzt dann eine frühe Störung als chronifizierte Belastungsstörung, die nach einem Trauma entstanden ist, diagnostiziert und gleichzeitig sogenannte Borderlinetendenzen feststellt, was ist dann daran falsch, zu behaupten, es sei eine chronifizierte PTBS.
Wie gesagt, wenn eine Persönlichkeitsstörung dadurch gekennzeichnet ist, dass der Betroffene unter ihr nicht oder nicht wahrgenommen leidet, der Borderliner aber sehr wohl unter seiner Störung leidet, dann ist diese Bezeichnung mE der Ausweg aus dem Dilemma, das aus dieser Widersprüchlichkeit entsteht.
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nemesis
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Beitrag Di., 01.02.2011, 18:09

chandelle hat geschrieben: Ach ja, PTBS und Borderline haben, glaube ich, wenig miteinander zu tun.
Laura13 hat geschrieben: Quatsch mit Soße!!!! (auf den Psychiater bezogen!)

Eine posttraumatische Belastungsstörung hat rein gar nichts mit einer BPS zu tun.
Au weia...

"Borderline Personality Associated with High Incidence of Trauma":
http://www.suite101.com/content/borderl ... ma-a260086

"Childhood trauma in borderline personality disorder":
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2929750

... und es gibt noch massenhaft mehr Studien und Arbeiten, die zeigen, daß Borderline sehr, sehr wahrscheinlich eine chronifizierte komplexe PTBS ist, bei der die Traumatisierung in der Kindheit gelegen hat. Also lieber mal nicht so schnell und laut "Quatsch mit Soße!" rufen...

Nebenbei sei auch angemerkt, daß nicht wenige Therapeuten heute die Diagnose PTBS vergeben, obwohl eigentlich Borderline richtig wäre, weil sie so die Gefahr der Stigmatisierung umgehen wollen. Interessanterweise wirken bei beiden "Störungen" auch die gleichen Therapiemethoden...
münchnerkindl hat geschrieben: Aber es ist halt was anderes, als Kind, in der Phase wo sich die Persönlichkeit entwickelt von den Bezugspersonen mishandelt und/oder vernachlässigt zu werden oder ob jemand als erwachsener, psychisch gesunder Soldat in Afgahnistan in ein Selbstmordattentat gerät oder mit 35 in einem Parkhaus überfallen und vergewaltigt wird.
Eben. Und deshalb ist Borderline eine besonders schwere Form von komplexer PTBS, aber keine "Frühstörung" im psychoanalytischen Sinne.
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Blaubaum
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Beitrag Di., 01.02.2011, 18:17

Und warum keine frühe Störung?
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nemesis
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Beitrag Di., 01.02.2011, 18:45

Weil man unter "Frühstörung" in der Psychoanalyse psychische Störungen versteht, die bereits in der frühen Mutter-Kind-Beziehung entstanden sind - und es sind wohl kaum nur die Mütter, die ihre Kinder traumatisieren.
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Blaubaum
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Beitrag Di., 01.02.2011, 18:57

Aber genau auf eine solche frühe Störung (nicht-integrieren können von schlechten und guten Anteilen von MAMA, Papa, einem selbst...) führt man meines Wissens die BPS zurück!?!
Schwere frühkindliche Traumatisierungen gibt es natürlich viele, und die Ergebnisse sind dann ja auch mannigfaltig, nicht unbedingt BPS. Aber hier geht es doch im Wesentlichen um die gestörte Ich-Entwicklung in einem relativ "normalen" Rahmen (also meist keine Megakatastrophen wie Bombenkrieg, Vergewaltigungen etc.). Und da sind Mama bzw. die Haupt-Bezugspersonen eben die bestimmenden Grössen.
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To_muse_about
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Beitrag Di., 01.02.2011, 19:03

Nemesis!
Das ist so nicht richtig!
Ich hatte als Kleinkind Borderline, und das war definitiv eine Frühstörung.

Wo habt ihr den Müll nur her?

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