Hallo Münchnerkindl,
danke dir für deine Meinung. Ich habe das im ersten Moment genauso gesehen wie du. Weshalb bin ich wohl zu ihm gekommen, wenn ich alles allein lösen könnte bräuchte ich ihn doch gar nicht!
Nach einigem Nachdenken und Antworten von hier glaube ich aber dass er mir nicht sagen wollte, dass ich jetzt schon so weit sein müsste. Er hat wohl eher gemeint, dass er jetzt schon sieht, dass wir beide es in seiner Therapie auch bis zu Ende nicht schaffen werden, diese Öffnung hinzubekommen. Dazu liegt das Problem bzw. die vielen Probleme seiner Meinung zu tief.
Durch die Blume gibt er es ja selbst zu daß er in deinem Fall nicht weiter weiss. Ich würde mir im Zweifelsfall einen anderen, Therapeuten suchen, jemandem der auch vom Typ her eher "gefühlig" ist, weil ich den Eindruck habe daß da zwei "Intellektuelle", rationale Persönlichkeiten zueinandergefunden haben, zB daran daß ihr so lange deine Biographie durchgekaut habt.
Hmm, da könntest du recht haben. Gut möglich dass ich mich deshalb so gut mit ihm unterhalten kann und von Anfang an das Gefühl hatte, auf einer Wellenlänge zu sein - er ist mir vielleicht einfach von seiner Art zu ähnlich. Dass ich das nicht bemerkt habe!
Und das mit der Einweisung: So lange du nicht selbst- oder fremdgefährdend bist ist jedlicher Klinikaufenthalt freiwillig. Bist du denn so krass depressiv daß du mit deinem gesamten Leben überfordert bist? Hast du eine Arbeit, kommst du mit der Arbeit klar? Wie schaut es mit Freundeskreis aus? Macht dir noch irgendwas im Leben Spass?
Naja, für mich ist das halt schwer einzuschätzen, ich habe eher keine depressive "Phase", ich quäle mich so halbwegs durchs Leben soweit ich zurückdenken kann. Bis vor kurzem hatte ich aber immer irgendwelche Erklärungen mit äußeren Umständen die mir das Leben schwer machten und dazu die absolute Überzeugung, ein extrem fauler Mensch zu sein.
Überfordert fühle ich mich auf jeden Fall ohne Ende. Ich habe bis vor 2 Jahren offiziell über 10 Jahre studiert, weil ich es eigentlich nie geschafft habe, in die Uni zu gehen. Arbeiten mit festen Zeiten und Chefs schaffe ich nicht. Jetzt bin ich selbständig und bekomme es einfach nicht hin. Mache krasse Fehler, verpasse Fristen, lasse sich alles anhäufen und lege mich dafür im Büro auf den Boden um die Wand anzustarren. Autsch, wenn ich das schreibe klingt es natürlich schlimm, aber gefühlt ist das schon immer so und im Schauspielern wenn ich mal mit jemandem rede bin ich so gut, dass es kaum auffällt. Also wenn ich dann jemandem sage, ich schaffe das nicht, kommt natürlich die Reaktion: Reiß dich doch zusammen, mach dir keine Probleme wo keine sind! Und da ist wieder die Überzeugung, dass eigentlich alles in Ordnung ist und ich schon könnte, aber einfach faul bin.
Zu Hause läuft das ungefähr ähnlich und unangemeldet vorbeikommen sollte schon mal auf gar keinen Fall jemand hier. Meine ganze Kraft geht dafür drauf, die wenige Zeit die ich am Tag mit meinem Kind verbringe, so normal wie möglich zu sein. Wochenenden und Urlaub erscheinen mir schon immer ein Horror, weil ich das dann wirklich die ganze Zeit machen muss und das schaffe ich einfach nicht.
Ich drifte halt immer ab und kriege dann nichts mehr mit um mich herum. Das ist für mich echt schlimm, obwohl es noch heftiger war, als mein Kind noch klein war. Ich bemerke gefährliche Situationen oft nicht, obwohl ich daneben stehe und sie sehe, weil ich in Gedanken einfach zu weit weg bin. Und dann habe ich Angst, dass das wieder passiert, und muss mich die ganze Zeit zwingen, da zu bleiben in Gedanken. Automatisch geht da gar nichts, bei jedem Schritt muss ich mich bewusst fragen: Sind hier gefährliche Gegenstände? Kann sie da rüber laufen oder ist das eine Straße? ... So ungefähr, vor kurzem ist sie mit dem Rad einfach auf die Straße gefahren und ein Auto kam, und ich habe mal wieder nicht reagiert, nicht gerufen oder irgendwas. Mir war nicht bewusst, dass das gerade real passiert. Und dieses permanente Aufpassen erschöpft mich ohne Ende.
- am Ende weiß ich halt nicht ob das jetzt depressiv, anderweitig krank oder doch nur meine Persönlichkeit ist, mit der ich mich halt arrangieren muss. Auf jeden Fall habe ich auch Angst davor, mich selbst als krank anzusehen, weil ich glaube, wenn ich erst mal eine Begründung für mein Verhalten habe, muss ich mich weniger zusammenreißen und alles wird schlimmer.
So, das war jetzt aber viel, ob es jemand liest bis zum Ende? Mir scheint es auf jeden Fall zu helfen, das aufzuschreiben, die Gedanken in meinem Kopf werden langsamer so dass ich ihnen wieder folgen kann...
Liebe Grüße von friedie