Mein Therapeut fühlt sich hilflos -hoffnungsloser Fall?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9898

Beitrag Do., 30.06.2011, 00:40

friedie hat geschrieben:
danke für deine Antwort. Es ist wirklich schön, dass ihr mir zu helfen versucht und ich hoffe ich kann in Zukunft auch mal anderen mit einem Rat helfen, auch wenn ich noch nicht so therapieerfahren bin.
Ich würde mir überlegen mir noch ein paar andere Therapeuten anzusehen. Ich finde dieser Therapeut hat da völlig unrealistische Erwartungen was eine Verbesserung nach so kurzer Zeit betrifft. Wenn du ein Problem damit hast dich emotional zu öffnen dann KANN das nicht nach ein paar Wochen besprechen deiner Vergangenheit weggehen. Genau für diesen Prozess ist eine tiefenpsychologische Therapie da.

In einer Therapie arbeitet man mit dem was da ist. Und wenn bei dir eben das da ist was du beschreibst, dann ist genau das das, was zu bearbeiten ist. Und ausserdem gehören zum sich-öffnen auch immer zwei Personen dazu.

Durch die Blume gibt er es ja selbst zu daß er in deinem Fall nicht weiter weiss. Ich würde mir im Zweifelsfall einen anderen, Therapeuten suchen, jemandem der auch vom Typ her eher "gefühlig" ist, weil ich den Eindruck habe daß da zwei "Intellektuelle", rationale Persönlichkeiten zueinandergefunden haben, zB daran daß ihr so lange deine Biographie durchgekaut habt.

Und das mit der Einweisung: So lange du nicht selbst- oder fremdgefährdend bist ist jedlicher Klinikaufenthalt freiwillig. Bist du denn so krass depressiv daß du mit deinem gesamten Leben überfordert bist? Hast du eine Arbeit, kommst du mit der Arbeit klar? Wie schaut es mit Freundeskreis aus? Macht dir noch irgendwas im Leben Spass?

Was evtl für eine Klinik sprechen könnte ist, daß es dort Therapieangebote wie Kunsttherapie, Körpertherapie gibt, die die Gefühle noch mal auf eine ganz andere Weise ansprechen können bei Menschen die verbal da nicht so den Zugang zu ihrem Innenleben finden.

Werbung

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Do., 30.06.2011, 19:44

Hallo Stern,
Möglich *g*. In den ersten Probesitzungen kam auch ne Frage "was ich bei xy fühle". Ich (dachte mir, was für ne Frage): Ich bin eine rationaler Mensche (vermutlich um gleich mal klarzustellen, dass ich damit nix anfangen kann. Hätte btw. auch in der Tat keine Antwort geben können). Thera: Gesichtsentgleisung.
dito, ging mir ganz genauso und ich wusste echt nicht was daran komisch sein sollte. Klar wusste ich, dass andere emotionaler sind, aber für mich gab es halt solche und solche Menschen und das dass ein Problem sein könnte, fiel mir gar nicht ein.

... aber letztlich überlegt ich dann vielleicht doch, was für ein Gefühl Situation xy angemessen sein könnte, und benannte dann das (natürlich ohne es selbst gefühlt zu haben). In der Klinik fiel dann allerdings recht schnell auf, dass da manches im Argen liegt.
Ja, ich denke ich kann das auch kaschieren aber ich weiß eigentlich nicht mal so richtig worüber ich rede, wenn ich da irgendwelche Gefühle benenne. Mit der Erkenntnis, dass es auch anders gehen könnte und mir da echt etwas fehlt, geht es mir jetzt aber irgendwie noch schlechter. Jetzt komme ich mir krank vor und krank stand bei mir bisher halt für schwach, was ich nun gar nicht sein wollte.
Auch die Angst, manche Gefühle schlichtweg nicht aushalten zu können, spielte bei mir eine Rolle. Und ich sag' mal so, wobei ich das für dich nicht beurteilen kann: Belastende Ereignisse sind ja regelmäßig von stärkeren Gefühlen begleitet, bei jedem... vielleicht sogar in der Tat unerträglichen.


Ja das sagt halt auch der Therapeut, ich erzähle krasse Geschichten zu denen auch extreme Gefühle gehören sollten. Klingt mir inzwischen ja auch ganz logisch, aber ganz ehrlich, ich wüsste nicht ob und wie ich die aushalten wollte. Dann wäre definitiv auch mein letztes bisschen Funktionstüchtigkeit, das mir über die Jahre so geblieben ist, verloren. Also mit dem Selbstschutz hast du vollkommen recht, in einer Therapie das aufzureißen hieße echt mich ausliefern. Und davor wird meine Angst gerade noch viel größer als sie ohnehin schon war: Was wenn der nächste Therapeut auch merkt dass er mir nicht helfen kann, aber vielleicht erst zu spät und alle Mauern sind bereits eingerissen? Muss ich dann allein sehen, wie ich damit (nicht) zurecht komme? Und ist das nicht ein großes Risiko, dass ich erst in ein paar Jahren eingehen dürfte, weil es zumindest für mein Kind besser ist, wenn ich wenigstens so bleibe wie ich jetzt bin? (auch wenn ich mich halbtot fühle, bin ich immerhin noch ein bisschen da?)
Weiß nicht, wie erfolgreich eine Therapie sein kann, wenn ein Thera meint, nicht helfen zu können. Was aber nicht heißt, dass du ein hoffnungsloser Fall bist . An deiner Stelle würde ich es davon abhängig machen, inwieweit du spürst, dass die Therapie dir etwas bringt oder nicht... was anderseits schwer zu beurteilen sein kann, wenn man sozusagen keine Vergleichswerte hat.
Stimmt, sehr schwierig wenn man das erste mal einen Therapeuten trifft, diesen dann einzuschätzen. Mein Gefühl ist ja wie gesagt sehr positiv, vielleicht hat er einfach recht und mein Fall ist gerade zu viel für den zeitlichen Rahmen einer ambulanten Therapie? Ich werde versuchen, vor allem darüber mit ihm zu sprechen nächste Woche.

....ich schreibe dann noch weiter, muss mal kurz weg

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Do., 30.06.2011, 19:57

Ein Ziel, was mein damaliger Thera nur bedingt teilte. Um Erklärungen ging es mir anfangs gar nicht so... sondern Depression/Erschöpfung/Schlafstörungen waren recht stark... und manche bisher neuen Ängste schlichen sich ein. Das wollte ich loshaben, um wieder zu funktionieren, um manches im Leben wieder auf die Reihe zu bringen, was zunehmend den Bach runter ging, platt gesagt.
Darf ich fragen was das Ergebnis war, wenn du nicht gleich wieder funktioniert hast? Ging noch mehr den Bach runter? Diese Befürchtung habe ich halt auch ganz sehr bei mir.

Mittlerweile meine ich es realistischer zu sehen, dass er mir in der Tat Hilfe zukommen lassen wollte, die er meinte, nicht leisten zu können, zu dem Zeitpunkt. Zumal bei mir auch "zurückommen" zur Debatte stand... aber in den Wallungen entging mir das prompt. Also mir rutschte auch viel in die falsche Kehle. Bzw. besser gesagt: die Gefühle schossen über.
Ich habe mich die letzte Stunde verabschiedet mit den Worten, dass er es gerade geschafft hat ein echtes Gefühl in mir zu wecken: Eine große Agressivität ihm gegenüber.

- Na ihr habt mir hier schon mal sehr geholfen, sein Verhalten mit anderen Augen zu sehen und die Agression ist verflogen. Vielleicht war es ja doch genau richtig von ihm?

Liebe Grüße von friedie

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Do., 30.06.2011, 20:54

Hallo Münchnerkindl,

danke dir für deine Meinung. Ich habe das im ersten Moment genauso gesehen wie du. Weshalb bin ich wohl zu ihm gekommen, wenn ich alles allein lösen könnte bräuchte ich ihn doch gar nicht!

Nach einigem Nachdenken und Antworten von hier glaube ich aber dass er mir nicht sagen wollte, dass ich jetzt schon so weit sein müsste. Er hat wohl eher gemeint, dass er jetzt schon sieht, dass wir beide es in seiner Therapie auch bis zu Ende nicht schaffen werden, diese Öffnung hinzubekommen. Dazu liegt das Problem bzw. die vielen Probleme seiner Meinung zu tief.
Durch die Blume gibt er es ja selbst zu daß er in deinem Fall nicht weiter weiss. Ich würde mir im Zweifelsfall einen anderen, Therapeuten suchen, jemandem der auch vom Typ her eher "gefühlig" ist, weil ich den Eindruck habe daß da zwei "Intellektuelle", rationale Persönlichkeiten zueinandergefunden haben, zB daran daß ihr so lange deine Biographie durchgekaut habt.
Hmm, da könntest du recht haben. Gut möglich dass ich mich deshalb so gut mit ihm unterhalten kann und von Anfang an das Gefühl hatte, auf einer Wellenlänge zu sein - er ist mir vielleicht einfach von seiner Art zu ähnlich. Dass ich das nicht bemerkt habe!
Und das mit der Einweisung: So lange du nicht selbst- oder fremdgefährdend bist ist jedlicher Klinikaufenthalt freiwillig. Bist du denn so krass depressiv daß du mit deinem gesamten Leben überfordert bist? Hast du eine Arbeit, kommst du mit der Arbeit klar? Wie schaut es mit Freundeskreis aus? Macht dir noch irgendwas im Leben Spass?
Naja, für mich ist das halt schwer einzuschätzen, ich habe eher keine depressive "Phase", ich quäle mich so halbwegs durchs Leben soweit ich zurückdenken kann. Bis vor kurzem hatte ich aber immer irgendwelche Erklärungen mit äußeren Umständen die mir das Leben schwer machten und dazu die absolute Überzeugung, ein extrem fauler Mensch zu sein.

Überfordert fühle ich mich auf jeden Fall ohne Ende. Ich habe bis vor 2 Jahren offiziell über 10 Jahre studiert, weil ich es eigentlich nie geschafft habe, in die Uni zu gehen. Arbeiten mit festen Zeiten und Chefs schaffe ich nicht. Jetzt bin ich selbständig und bekomme es einfach nicht hin. Mache krasse Fehler, verpasse Fristen, lasse sich alles anhäufen und lege mich dafür im Büro auf den Boden um die Wand anzustarren. Autsch, wenn ich das schreibe klingt es natürlich schlimm, aber gefühlt ist das schon immer so und im Schauspielern wenn ich mal mit jemandem rede bin ich so gut, dass es kaum auffällt. Also wenn ich dann jemandem sage, ich schaffe das nicht, kommt natürlich die Reaktion: Reiß dich doch zusammen, mach dir keine Probleme wo keine sind! Und da ist wieder die Überzeugung, dass eigentlich alles in Ordnung ist und ich schon könnte, aber einfach faul bin.

Zu Hause läuft das ungefähr ähnlich und unangemeldet vorbeikommen sollte schon mal auf gar keinen Fall jemand hier. Meine ganze Kraft geht dafür drauf, die wenige Zeit die ich am Tag mit meinem Kind verbringe, so normal wie möglich zu sein. Wochenenden und Urlaub erscheinen mir schon immer ein Horror, weil ich das dann wirklich die ganze Zeit machen muss und das schaffe ich einfach nicht.

Ich drifte halt immer ab und kriege dann nichts mehr mit um mich herum. Das ist für mich echt schlimm, obwohl es noch heftiger war, als mein Kind noch klein war. Ich bemerke gefährliche Situationen oft nicht, obwohl ich daneben stehe und sie sehe, weil ich in Gedanken einfach zu weit weg bin. Und dann habe ich Angst, dass das wieder passiert, und muss mich die ganze Zeit zwingen, da zu bleiben in Gedanken. Automatisch geht da gar nichts, bei jedem Schritt muss ich mich bewusst fragen: Sind hier gefährliche Gegenstände? Kann sie da rüber laufen oder ist das eine Straße? ... So ungefähr, vor kurzem ist sie mit dem Rad einfach auf die Straße gefahren und ein Auto kam, und ich habe mal wieder nicht reagiert, nicht gerufen oder irgendwas. Mir war nicht bewusst, dass das gerade real passiert. Und dieses permanente Aufpassen erschöpft mich ohne Ende.

- am Ende weiß ich halt nicht ob das jetzt depressiv, anderweitig krank oder doch nur meine Persönlichkeit ist, mit der ich mich halt arrangieren muss. Auf jeden Fall habe ich auch Angst davor, mich selbst als krank anzusehen, weil ich glaube, wenn ich erst mal eine Begründung für mein Verhalten habe, muss ich mich weniger zusammenreißen und alles wird schlimmer.

So, das war jetzt aber viel, ob es jemand liest bis zum Ende? Mir scheint es auf jeden Fall zu helfen, das aufzuschreiben, die Gedanken in meinem Kopf werden langsamer so dass ich ihnen wieder folgen kann...

Liebe Grüße von friedie

Werbung

Benutzeravatar

münchnerkindl
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 38
Beiträge: 9898

Beitrag Do., 30.06.2011, 21:20

Hm, also bei der Stärke der Probleme würde ich schon sagen daß du von einem Klinkaufenthalt profitieren könntest. Da wärst du mal aus dem Alltag raus, müsstest dich um den ganzen äusseren Kram mal nicht kümmern, wärst unter Leuten die Verständnis für solche Probleme haben.

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Di., 05.07.2011, 17:50

Hm, leider niemand mehr hier. Übermorgen habe ich jedenfalls wieder einen Termin und überlege, was ich jetzt sage. Ich werde wohl erst einmal klären, ob er gar nicht mehr mit mir arbeiten will oder nur nicht, wenn ich weder AD nehme noch in eine Klinik gehen will (Beides weise ich nach vielem Nachdenken über eure Meinungen nicht mehr völlig von mir). Und dann weiß ich grad auch noch nicht weiter. Naja, - vielleicht fällt mir bis dahin was ein. Falls noch jemand irgendeinen Vorschlag hat, freue ich mich natürlich.

friedie

Benutzeravatar

Prot
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 45

Beitrag Di., 05.07.2011, 22:18

Liebe Friedie,

ich haben die Beiträge nur kurz überflogen.

Spontan fällt mir – gerade was Deinen letzten Beitrag angeht – auf, dass Du bereit bist, Kompromisse einzugehen, damit Dein Therapeut Dich weiter behandelt. Interpretiere ich das richtig? Ich meine, wenn es für Dich wirklich in Ordnung ist, AD zu nehmen und auch in eine Klinik zu gehen, ist dagegen nichts einzuwenden. Beides macht unter Umständen in Deiner Situation vielleicht wirklich Sinn und kann durchaus hilfreich sein.

Wenn Du diese – ich nenne es mal so – Zugeständnisse hingegen machst, um weiter in Behandlung bei dem Therapeuten zu bleiben, halte ich das nicht für den richtigen Weg.

Ich kenne die von Dir beschriebene Problematik in ähnlicher Weise. Auch ich hatte 2 Therapeuten, die sich mit mir „überfordert“ fühlten. Beide Therapeuten wollten mich nur weiter behandeln, wenn ich bestimmte Voraussetzungen (z. B. auch Klinikaufenthalt) erfüllte. Da ich mich mit diesen Voraussetzungen nicht anfreunden konnte, beendete ich die Therapien spontan und mit knallenden Türen. Das war für mich in diesem Moment der richtige Weg.

Hier einen Rat zu geben, ist wirklich schwierig. Höre auf Dein Bauchgefühl.
Ich wünsche Dir für übermorgen alles Gute!

Liebe Grüße Prot
"Es ist leichter einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil."
Albert Einstein

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Mi., 06.07.2011, 15:14

Hallo Prot,

danke für deine Antwort. Vielleicht hast du recht und es wäre für mich ein Kompromiss. So genau weiß ich das im Moment gar nicht mehr. Letzte Woche habe ich diese Vorschläge weit von mir gewiesen, allerdings geht es mir wirklich sehr schlecht momentan. Und eigentlich habe ich sehr viel Vertrauen zu dem Therapeuten. Also nachdem meine anfängliche Agressivität angesichts seiner für mich überraschenden Meinung geschwunden ist, glaube ich ihm wenn er meint, so wie bisher kommen wir nicht weiter.

Darf ich fragen was du nach dem "Türenknallen" unternommen hast? Hast du eine neue Therapie gemacht und das Problem auch ohne die von den anderen geforderten Voraussetzungen in den Griff bekommen?

Liebe Grüße von friedie

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25002

Beitrag Mi., 06.07.2011, 15:45

friedie hat geschrieben:Letzte Woche habe ich diese Vorschläge weit von mir gewiesen, allerdings geht es mir wirklich sehr schlecht momentan.
Ich hab' auch erst Medis genommen als ich meinte es geht nicht mehr anders... und wie gesagt auch den Klinikaufenthalt habe ich so lange vor mich hergeschoben bis es nicht mehr ging. Also ich kann echt nachvollziehen, wenn man sich dagegen sträubt... allerdings isses zumindest bei mir so, dass ich mir selbst ins eigene Fleisch geschnitten hätte, hätte ich es nicht wahrgenommen. Denn es half mir schon sehr. Medis können Erleichterung bringen (ändern aber natürlich nicht so viel an der Grundproblematik... aber evtl. ist man das auf manches ansprechbarer bzw. erlangt wieder ein bisschen Stabilität zurück. Wenn letzteres zu wenig gegeben ist, kann das eine Therapie auch erschweren). Und Vorteil einer Klinik ist, dass man ein Stück tiefergehender Arbeiten kann, zum einen weil der Rahmen ungleich geschützter ist und man im Zweifel ganz anders wieder aufgefangen werden kann. Und es stehen andere Möglichkeiten zur Verfügung, die ambulant so gar nicht gehen... z.B. Ergänzung durch Gruppen, irgendwelche Körpertherapien usw. Also emotional hat mir das schon weiter geholfen... und nun ja, mein Thera hat mir wie gesagt auch verdeutlicht was er von dieser Anmese (die mich fast aus den Latschen kippen ließ) hielt, nachdem ich wohl Talent hatte ne Zeit lang einiges auszublenden... however. Und das hast du ja, meine ich in Erinnerung zu haben, auch irgendwo angedeutet, dass etwas mehr sein könnte als er bisher weiß (aber er ohnehin schon ahnt).

Eine gute Basis ist sicher, dass du Vertrauen hast zu ihm. Damit könnt ihr sicher auch einiges klären und darüber reden, was er für dich sinnvoll sieht.

Und klar, mit der Übertragbar ist immer so eine Sache... aber ich würd's nicht schreiben, wenn ich es (für mich) nicht wirklich so gesehen hätte: Solange ich es nicht geschafft hätte emotionalen Zugang zu manchen aufzubauen, wäre ich vermutlich in manchem echt kaum weiter gekommen. Denn rein auf Kopfebene lässt sich manches nur schwer ändern/korrigieren, bei mir zumindest. Wenn das bei mir funktionieren würde, kannste mir glauben, hätte ich schon einen Weg gefunden .
Also nachdem meine anfängliche Agressivität angesichts seiner für mich überraschenden Meinung geschwunden ist, glaube ich ihm wenn er meint, so wie bisher kommen wir nicht weiter.
Wie gesagt: Bespreche das vielleicht noch gut mit ihm, wieso er das so sieht. Wie es nach einem evtl. Klinikaufenthalt aussehen könnte, also ob du dann bei ihm bleiben könntest und ob er dann Möglichkeiten sähe zu helfen, etc.

Was auch nicht mein Ding wäre, wenn es mehr oder weniger ein Druckmittel ist, a la: Entweder sie machen xy oder Therapieende... das würde bei mir eine Beziehung nachhaltig schaden können. Aber so wie es sich anhört, kannst du mit ihm ja vernünftig reden, hoffe ich zumindest und drücke die Daumen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
(Heidi Kastner)

Benutzeravatar

mary23
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 8

Beitrag Mi., 06.07.2011, 17:16

hi friedie,

Dein Prob. kann ich ganz gut verstehen. Habe Deine Texte, und die Beiträge, ebenfalls überflogen.
Wollte Dir kurz erzählen, wie es bei mir abgelaufen ist. Von 2008 bis 2010 befand ich mich in einer Verhaltenstherapie, die definitiv nichts gebracht hat. Gemerkt habe ich Anfang 2009, dass die Gespräche über mein wöchentliches befinden, und meine damalige Arbeitssituation, mich nicht voran gebracht haben. Habe danach die wöchentliche Stundenzahl reduziert, und die Thera. auslaufen lassen. Aufgrund einiger Ereignisse, habe ich Ende 2010 noch einmal einen Versuch gestartet. Nach 8 Monaten Wartezeit, bin ich zur ambulanten Therapie in eine Klinik gegangen. Anfang Juni 2011 hatte ich die ersten drei Sitzungen. Danach wurde mir eröffnet, dass meine Therapeutin vier Wochen in den Urlaub geht. Nach ihrem Urlaub befinde ich mich im Erholungsurlaub, und ab Ende August endet ihre Dienstzeit, da sie ein Kind erwartet. Wann sie dann ihren Dienst wieder antritt, ist noch nicht bekannt. In diesen Ausfallzeiten ruht die Therapie. Für mich ist unter diesen Umständen keine Therapie möglich. Aufgrund dieser Situation habe ich mich jetzt dazu entschlossen, auf privater Ebene weiter zu therapieren. (Aber nur in einem bescheidenen Rahmen)
Wollte Dir das erzählen, um zu verdeutlichen, dass auch bei anderen das absolute Chaos herrschen kann und man dann für sich selber entscheiden muss.
Die Sache mit dem Bauchgefühl finde ich bei solche Sachen ebenfalls extrem wichtig.
LG mary

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Do., 07.07.2011, 11:17

Hallo Stern,

ich seh mich wieder in allem was du von dir beschreibst. Und deshalb denke ich, dass mein Fall wohl sehr ähnlich ist und deine Erfahrungen wahrscheinlich auch auf mich zutreffen werden. So wie es momentan ist, geht es wohl echt nicht mehr. Letzte Woche war aufgrund meiner beschriebenen Verzweiflung alles noch viel schlimmer als sonst ... Also zusammengefasst bin ich komplett am Boden und gerade viel eher bereit für "neue Wege".
Ich berichte dann wie es heute gelaufen ist mit der Stunde!



Hallo mary23,
was du schreibst klingt ja total fürchterlich. Therapie kann man das ganz sicher nicht nennen. Hättest du dir nicht einen anderen kassenfinanzierten Therapeuten suchen können? Oder war dir die Wartezeit zu lang?


Liebe Grüße von friedie

Benutzeravatar

Prot
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 45
Beiträge: 45

Beitrag Do., 07.07.2011, 21:58

Hallo Friedie,

ich hoffe, Dein Termin heute war für Dich erfolgreich!?
friedie hat geschrieben:
Darf ich fragen was du nach dem "Türenknallen" unternommen hast? Hast du eine neue Therapie gemacht und das Problem auch ohne die von den anderen geforderten Voraussetzungen in den Griff bekommen?

Liebe Grüße von friedie

Tja, wie ist es weitergegangen? Nach dem "Türenknallen" beim ersten Therapeuten, kam eine Reha, die leider nicht sehr erfolgreich war.

Und nach der Reha kam es bei der 2. Therapie erneut zum "Türenknallen". Ich bin ebend unverbesserlich

Nein, im Ernst. Ich habe keine weitere Therapie angefangen. Dazu habe ich im Moment einfach nicht die Kraft und natürlich auch Angst, dass eine 3. Therapie ebenfalls "in die Hose geht".

Und nein, ich habe meine Probleme selbst nicht in den Griff gekriegt. Ich bin zum Glück medikamentös gut aufgestellt, so dass ich meinen Alltag gut geregelt kriege. Außerdem habe ich das Glück, Familie und Freunde zu haben, die mich wirklich unterstützen.

Über kurz oder lang wird sicher wieder eine Therapie - oder was auch immer - anstehen. Derzeit bin ich aber nicht auf der Suche. Ich hoffe, einen guten Facharzt zu finden (mein derzeitiger ist leider nur ein Rezepte-Schreiber), damit ich wenigstens in medizinischer Hinsicht eine ordentliche Betreuung erhalte.

Liebe Grüße
Prot
"Es ist leichter einen Atomkern zu spalten als ein Vorurteil."
Albert Einstein

Benutzeravatar

mary23
sporadischer Gast
sporadischer Gast
weiblich/female, 36
Beiträge: 8

Beitrag Fr., 08.07.2011, 03:35

Hi friedie,

von 2008 bis 2010 hatte ich schon einmal einen Kassentherapeuten, die Sitzungen haben nicht im Ansatz etwas gebracht. Es war auch sehr deutlich zu spüren, dass er bei den Hauptthemen blockte.

Bei der Klinik ist das Problem, dass meine Thera. eine sehr junge Frau ist. (Kurz vor dem Diplom) Wir passen vom "Sprechen" her einfach nicht zusammen. Ein Beispiel: Mein Dad hat 1996 Suizid begangen und da hatte ich ihr erzählt, dass ich es nicht fertig gebracht habe, nach dem Suizid meines Vaters mit einem Schlüssel die Wohnungstür meiner Mum zu öffnen, weil ich Angst hatte, dass sie ebenfalls verstorben in der Wohnung liegen könnte. Ich war damals durch das Erlebnis schwerst traumatisiert und meine Mutter ist psychisch krank mit Depressionen. Na jedenfalls meinte sie in der letzten Stunde, "ach sie konnten die Tür nicht öffnen", "ein Mensch kann für sich entscheiden ob er leben oder sterben möchte". Das kam alles mit einer Lockerheit über ihre Lippen, als wenn es ein Spaziergang ist, wenn die Eltern sich mal eben das Leben nehmen. Mir ist in der Stunde vollständig der Kragen geplatzt. Ich habe sie gefragt, ob ihr eigentlich bewußt ist, was Eltern mit Suizid ihrer Familie antun. Abgesehen davon, dass nicht, wie bei einem normalen sterben, Zeit für ein Abschied bleibt, es kommen bohrende Fragen nach dem "Warum" und innerliche Schuldzuweigungen. Trägt jemand mit Schuld an dieser Sache, was hat derjenige mir damit angetan usw. Dann die Arbeit mit der Kripo, evtl. das Auto von irgendwoher abholen. Das ist alles ein Horror und sie meinte, man spaziert mal eben in die Wohnung seiner Mum, und wenn sie dann ihrem Leben ein Ende gesetzt hat, dann wäre das auch ok. Ich bin ehrlich vollständig ausgeflippt und hätte am liebsten für immer diese Klinik, einschließlich die Therapeutin, verlassen. (Sicher vom Prinzip kann man sagen, jeder ist erwachsen und kann selber bestimmen ob er leben oder sterben möchte, nur wo kommen wir denn dahin, wenn jeder der ein Problem hat, sich mal eben freiwillig aus dem Leben wirft. Wozu gibt es denn Therapeuten, vielleicht um zu erkennen, dass man Probleme angehen und bewältigen muss)
Hinterher dachte ich bei mir, das Mädel hat andere Lebenserfahrungen gesammelt, und sicher werden es nicht solche Grausamkeiten wie Suizid der Eltern oder ähnliches gewesen sein.
Für 2010 habe ich mich auf die Warteliste eine Therapeutin mit Schwerpunkt Traumata setzen lassen. Mal schauen, ob ich da ran komme.
Wie geht es denn jetzt bei Dir weiter?
LG mary

Benutzeravatar

Thread-EröffnerIn
friedie
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 35
Beiträge: 41

Beitrag Fr., 08.07.2011, 20:06

Also ich berichte mal kurz was gestern rausgekommen ist: Auf jeden Fall will mein Therapeut mich nicht loswerden, das habe ich wohl echt in den falschen Hals bekommen. Ich muss mich halt entscheiden WIE wir weitermachen wollen, ob wir alles so belassen wie es bisher lief, dann könne er zumindest stabilisierend wirken, aber leider auch nicht mehr. Oder aber ich traue mich ran an die Probleme, das würde aber hart werden und aufgrund der Vielfältigkeit und Tiefe werden wir das allein so nicht schaffen (siehe Argumentation vom letzten mal).

Also am Ende ist es wohl so wie Stern vermutet hat, er hält mich wohl nicht für so "hoffnungslos", dass er nicht rankommen könne an gewisse Gefühle, aber er weiß nicht was da alles kommen wird und wie ich dann in einer Stunde pro Woche damit umgehen werde. Die Zeit war leider unglaublich schnell um, also reden wir am Montag weiter. Entschieden haben wir erstmal noch gar nichts.

@Prot:
dass du Angst vor noch einem Versuch hast, kann ich echt gut verstehen. Sicher würde ich dir auch raten, es auf jeden Fall zu versuchen, es gibt sicher auch andere bessere Therapeuten für dich! Aber bei mir selbst weiß ich auch, dass ich das jetzt auf keinen Fall geschafft hätte, falls es mit dem jetzigen Therapeuten in die Hose gegangen wäre. Es waren schon für den ersten Versuch so viel Angst und Vorbehalte zu überwinden, wenn die sich erstmal alle bestätigen ... Es tut mir echt leid, dass du gleich zweimal so schlechte Erfahrungen machen musstest.

@mary23
Du hattest ja auch riesiges Pech. Ich hoffe mal, dass den ganzen schlechten Therapieerfahrungen hier im Forum ganz viele sehr gute Erfahrungen gegenüberstehen, von denen hier nur nicht geschrieben wird. Sonst bekommt man ja echt Angst! Ich hatte schonmal gelesen, dass die meisten Therapeuten sich bei Traumata nicht auskennen und es besonders schwer ist, kompetente Hilfe zu finden. Ich drücke dir fest die Daumen, dass du bald Erfolg hast!

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25002

Beitrag Fr., 08.07.2011, 21:09

friedie hat geschrieben:Also ich berichte mal kurz was gestern rausgekommen ist: Auf jeden Fall will mein Therapeut mich nicht loswerden, das habe ich wohl echt in den falschen Hals bekommen. Ich muss mich halt entscheiden WIE wir weitermachen wollen, ob wir alles so belassen wie es bisher lief, dann könne er zumindest stabilisierend wirken, aber leider auch nicht mehr. Oder aber ich traue mich ran an die Probleme, das würde aber hart werden und aufgrund der Vielfältigkeit und Tiefe werden wir das allein so nicht schaffen (siehe Argumentation vom letzten mal).
Freut mich, dass ihr das gut klären könnt . Und auch dass er dir die Entscheidung überlässt. Und hört sich auch vernünftig an, wie er das begründet... und für mich auch sehr nachvollziehbar.

Egal ob ihr dann tiefer geht oder nicht, vermute ich mal aus eigener Erfahrung heraus, dass Stabilisierung vorneweg eh wichtig ist... wie soll man sollst mit dem umgehen können, was hochkommen kann? So war es bei mir auch in der Klinik, dass anfangs erstmal einiges zur Stabilisierung dargeboten wurde bevor aufdeckender gearbeitet wurde (wobei das so phasenhaft eh nicht unbedingt geht... denn der eine oder andere Flash hat sich im Zweifel nicht darum geschert, wie weit ich gerade bin).

Die Frage ist halt, ob Stabilisierung auf mittlere bis längere Sicht ausreichend ist. Denn es bindet eben auch Kraft, wenn man sich ständig stabil halten und auf Dauer manches deckeln muss (Erfahrungen und natürlich am besten gleich das dazugehörige Erleben mit dazu , ungeachtet dessen, dass es doch an anderer Stelle "hallo" ruft)... also trotzdem kann es aus dem Untergrund weiter wirken. Als ich zugänglicher dafür war, dass manches WIRKLICH weiter wirkt, war ich dann auch zugänglicher dafür, das anzugehen (vorher hatte ich auch noch Widerstände, die aber schon etwas gelockert waren, weil es mir phasenweise k*cke ging). Der ausschlaggebender Satz meines stat. Thera war in etwa der: "Es" ist doch eh da in Form von xy (was ich irgendwann nicht mehr von der Hand weisen konnte, dass mich manches öfters bis immer wieder einholt... was mir aber auch erstmal transparenter gemacht wurde... also vor der Klinik war mancher Mist ja durchaus auch schon da... teils sogar bis in Kindheit/Jugend zurückreichend. Nur eben nicht wirklich für mich einordenbar oder "weggepackt", weswegen manche meiner Reaktionen für mich eher den Charakter von "absurd" hatten). Warum also nicht nachvollziebarer machen, was eh schon da ist (sinngemäß)? Damit hat er mich sozusagen "ködern" können... mir fiel nichtmal mehr ein Gegenargument ein *g*

However... da die Stabilität nicht so prickelnd war, ging's in der Klinik erstmal stark darum... auch wurde die Wahrnehmung (Körper, Gefühle, etc.) sozusagen geschult, etc. (also echt einiges, wovon auch manches echt nicht im amb. Rahmen machbar gewesen wäre)... aber an alles wesentliche kamen wir (noch) nicht ran, weswegen auch noch ein weitere Aufenthalt empfohlen wurde. Ein paar Grundstöcke dazu wurden durchaus gelegt, manches wurde auch (für mich abschließend) "durchgekaut". Nachdem ich dann aber durchaus gefestigter war (und mich notfalls von destruktivem besser abschotten konnte) und ich auch emotional die Wahrnehmung verbessern konnte beschloss ich für mich, "den Rest" (wieder) weiter ambulant zu versuchen... was auch bisher gut geht (mit gutem Fortschritten lt. meiner Thera, was ich auch so sehe, nur manchmal kann ich das nicht so gut würdigen)... aber manches braucht eben Zeit, womit ich am meisten hadere mittlerweile. Sprich: Was ich sonst möglichst wegschließen wollte, kann mir jetzt manchmal nicht schnell genug gehen . Na ja, gibt schlimmeres. Manchmal denke ich: Wow, bin ich schon weit... ein anderes mal erscheint es mir wieder mal wie ein Faß ohne Boden. Na ja, die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Fazit: Insofern brauchste die Entscheidung jetzt nicht übers Bein zu brechen... denn Stabilisierung wird vemutlich so oder so vorgelagert wichtig sein *spekulier*. Wann du soweit bist manches tiefer anzugehen wirst du vermutlich spüren... von außen würde ich mich nicht "unter Druck" setzen lassen, dass das zwinged gemacht werden muss, am besten bereits gestern (so war es bei mir nicht.. und auch dein Thera wirkt so als wägt er das durchaus vernüftig und realistisch ab, und er überlässt dir dann die Entscheidung... so zumindest mein Eindruck).
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Die Dummheit hat aufgehört sich zu schämen«
(Heidi Kastner)

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag