Change Management...wie erfinde ich mich neu im Job

Das Leben ist wesentlich durch unsere Arbeit geprägt. Der Job kann jedoch auch Quelle von Ärger und Frustration sein, oder persönliche Probleme geradezu auf die Spitze treiben...
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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 15.03.2012, 16:35

Hehe, was für ein spannendes Thema, da muss ich meinen Senf dazu geben, weil ich mich schon mehrfach beruflich neu erfunden habe und auch schon mehrfach beruflich neu erfunden wurde... Eine merkwürdige Erfahrung: da wo ICH mich erfunden habe, bin ich gescheitert; da wo ich erfunden wurde, hatte ich Erfolg. Aber ich weiß noch nicht, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen werde...

Grundsätzlich gibts mal folgende Faktoren:
Wie soll mein Lebensstandart aussehen? (wieviel Geld, wieviel Freizeit?)
Was bietet der Arbeitsmarkt Kompatibles? (leider immer weniger)
Will ich abhängiger Dienstnehmer sein oder in die "Freiheit" gehen (Selbstständig) - kleiner Tipp am Rande, letzteres wird immer härter, ist mittlerweile echt brutal..
Was kann ich gut?
Was mach ich gern?
Kann ich eher das was ich gut kann zu Geld machen oder das was ich gern mache?

Als ganz wichtig habe ich immer eine grundsätzliche Offenheit ("Ich schau mir das mal an") empfunden. Oft ist ein Job, der auf dem Papier sch+++ aussieht dann interessant und einer der toll daher kommt die reine Hölle. Also nicht von vornherein sagen: das kommt nicht in Frage. Vielleicht tut es das ja doch.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.

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Lolo
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Beitrag Do., 15.03.2012, 16:44

Lieber Sofa Held,
oh, oh, Deine Gedankengänge sind mir so sehr bekannt. Eine "Tätigkeit" zu finden, die einen ausfüllt, ne` Menge Kohle bringt und auch sonst befriedigt...? Das zu finden, ist mehr wert als ein Lottogewinn, denn wer will schon untätig sein. Arbeitgeber zu finden, die nicht am Profit interessiert sind, die wirst Du nicht finden. (nicht mal in der Kirche) Da bleibt nur die Selbständigkeit. Ich habe lange gebraucht, bis ich es wieder gewagt habe arbeiten zu gehen. In meinem Berufszweig ist es nicht so einfach. Also habe ich mich umorientiert. Aber ich hätte es nicht überstürzen sollen. Ich wünsche Dir, bei Deiner Suche, alles, alles Gute!
LG Lolo

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sofa-held
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Beitrag Do., 15.03.2012, 16:50

Ratlosigkeit hat geschrieben:da muss ich meinen Senf dazu geben
wie das Amen im Gebet
Ratlosigkeit hat geschrieben:Eine merkwürdige Erfahrung: da wo ICH mich erfunden habe, bin ich gescheitert; da wo ich erfunden wurde, hatte ich Erfolg. Aber ich weiß noch nicht, was ich mit dieser Erkenntnis anfangen werde...
Das ist etwas faszinierendes. Ich hatte bei meinem Burni-Job den Eindruck, dass ich zuletzt gegen die anderen angearbeitet hatte... Irgendwie warte ich auch darauf gefunden zu werden... oder zumindest möchte ich nichts mehr erkämpfen. Das ist von vornherein ein Krampf und hat auch so was unintelligentes, wenn man dauernd gegen Türen rennt, die zu sind. Wo stehst du jetzt gerade. Ich hab ja deine Vitae ein bisschen noch intus von alten threads...
Ratlosigkeit hat geschrieben:Wie soll mein Lebensstandart aussehen? (wieviel Geld, wieviel Freizeit?)
da tendiere ich immer mehr zu Verzicht. Ich trage meine Pullover immer länger, achte auf die Preise beim täglichen Einkauf...
Das ist ein Teil meiner persönlichen Unabhängigkeitserklärung. Und es fühlt sich gut an, nicht das neueste Handy zu haben
Ratlosigkeit hat geschrieben:Was bietet der Arbeitsmarkt Kompatibles? (leider immer weniger)
Da geht es eben schon sehr richtung MacJob. Einarbeiten, den Job beherrschen, Krise, gefeuert werden und das wird nicht besser werden. Nicht in meiner Branche.
Ratlosigkeit hat geschrieben:Will ich abhängiger Dienstnehmer sein oder in die "Freiheit" gehen (Selbstständig) - kleiner Tipp am Rande, letzteres wird immer härter, ist mittlerweile echt brutal..
Buuuh, du machst mir Angst. Aber eine, die ich in mir trage. Heute hab ich einen Traumjob auf freiberuflicher Basis angeboten bekommen. Sowas stresst mich total. Wenn der Job weg ist, ist meine soziale Absicherung auch weg. Also Mindestsicherung kann ich dann halt beantragen...
Ratlosigkeit hat geschrieben:Was kann ich gut?
Was mach ich gern?
Ja, davon kann ich nicht leben...Glaub ich halt. Vielleicht bin ich in meiner Wahrnehmung eingeschränkt und sehe das offensichtliche nicht
Ratlosigkeit hat geschrieben:Also nicht von vornherein sagen: das kommt nicht in Frage. Vielleicht tut es das ja doch.
Hmmmm
Klar schließe ich vieles aus...
Zuletzt geändert von sofa-held am Do., 15.03.2012, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.


candle.
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Beitrag Do., 15.03.2012, 16:54

sofa-held hat geschrieben: Und dann ist dann noch das Problem mit dem sozialen Sockel. Ich bin nicht gerade in einem Umfeld zu Hause, die meinen bürgerlichen Abstieg als persönlichen Aufstieg sehen würden...ich hab schon auch Angst vor den sozialen Konsequenzen. Ich möchte nich von meinen besten Freunden belächelt werden und wo nehm ich so schnell einen neuen Freundeskreis her?
Ih lebte ja in der Annahme, dass genau auch dies die Krux des Burn outs ist zu lernen zu sich und seinem Leben zu stehen. Gehst du einen neuen Weg, gibt es auch neue Freunde. Das ist der normale Lauf der Dinge. Wer dich so nicht akzeptiert, darf sich aus deinem Leben gerne fernhalten.

Jedenfalls würde ich sogenannte Freunde nicht als Fallstrick für die persönliche Entwicklung hernehmen.

candle
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Ratlosigkeit
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Beitrag Do., 15.03.2012, 17:00

sofa-held hat geschrieben: Ratlosigkeit schrieb:da muss ich meinen Senf dazu geben
wie das Amen im Gebet

Du durchschaust mich langsam...
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Schlumpfi99
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 07:38

Hallo,

ui, da würde ich jetzt auch gerne mitmischen.
Ich will mich ja auch beruflich verändern, am liebsten würde ich auch in die Selbständigkeit gehen. Aber wenn ich das so lese wie hart das sein kann, dann überleg ich es mir wohl doch noch. Aber diese Freiheit zu haben sein eigener Herr zu sein, keine nervigen Kollegen die man sich nicht aussuchen kann. Ich genieße meinen heutigen Arbeitstag in der Firma da ich heute alleine in diesem sonst mit 4 Leuten besetzten Zimmer bin. Ach ich des mal schön...
Trotzem mache ich erstmal eine Zusatzausbildung für meinen Traumjob und dann sehe ich weiter. Werde danach erst ein Praktikum absolvieren, damit ich die nötige Erfahrung und genügend Praxis habe und dann sehe ich weiter...
Mein Traum wäre Stück für Stück aus dieser Firma raus zu kommen und dann irgendwann auf eigenen Füssen stehen zu können. Bleibt es ein Traum? ich weiß es nicht...

LG
Biene

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 08:13

Statt nerviger Kollegen hast Du als Selbstständiger nervige Kunden/Klienten, und das ist härter, weil Du Dir nix anmerken lassen darfst, sonst ist der Auftrag futsch und das spürst Du existenziell. Sein eigener Herr sein klingt immer so wunderschön nach Freiheit, aber frei bist Du als selbständiger eher weniger: Du bist für alles verantwortlich, machst Dir um alles Sorgen, musst dich um alles kümmern. Abschalten und Entspannen, Feierabend und Wochenende verschwinden als Vokabeln aus Deinem Wortschatz, weil Du ständig an die Arbeit denkst. Man braucht viel Kraft, Enthusiasmus und Überlebenswillen.

Ich bin grundsätzlich ein Gegner der "neuen Selbstständigkeit". Die wurde nur erfunden, um Personalkosten einzusparen und die Unternehmen von der Verpflichtung zu befreien, sich angemessen um Mitarbeiter und Unternehmenskultur zu kümmern. Der an sich geniale Dreh, den Leuten diese Geschichte als erstrebenswerte "Freiheit" zu verkaufen empfinde ich als Verhöhnung.

"Freiheit ist, als würde man in Alaska ausgesetzt werden. Da ist eine Menge Platz, aber es ist eiskalt"
Zuletzt geändert von Ratlosigkeit am Fr., 16.03.2012, 08:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Schlumpfi99
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 08:21

Klar das weiß ich auch, dass ich auch nervige Kunden haben werde und Tag und Nacht an meine Arbeit denke. Aber glaube mir das denke ich auch jetzt Tag und Nacht an meine Arbeit. Ich kenne genügend Selbständige die manchmal nicht wissen wie sie mit ihrer Selbständigkeit überleben können. Schreckt mich auch irgendwie ab.
Aber warum gleich das so madig zu machen...
Es gibt auch noch Ausnahmen die erfolgreich sind und gerne an ihre Arbeit denken.
Die neue Unternehmensstruktur kannst du auch knicken, da ist nur Profit angesagt ist auf
Kosten der MA. Bis 67 kann ich mir das jedenfalls nicht vorstellen so weiter zu machen.
Dann sitzt ich nur noch auf der Couch...

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sofa-held
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 13:11

spannendes Argumente-Duell zwischen Schlumpfi und Ratlosigkeit.

Ich weiß nicht ... das sind eben genau die beiden gegensätzlichen Positionen, die so unvereinbar scheinen. Also die Selbstständigen, die ich persönlich kenne, und das sind schon einige...die beneide ich nicht wirklich. Ein paar kriegen es wiederum ganz gut hin...

Bei dir Ratlosigkeit höre ich halt immer so unterschwellig die System-Kristik raus, was ja auch voll berechtig ist. Viele Unternehmen wollen Leistungen, aber eben so wenig wie möglich bezahlen, da kommen ihnen die vielen Freiheitshungrigen gerade recht. Und Praktikanten, und Verpartnerte, die im Prinzip vom Partner leben, aber halt ein bisschen was dazu verdienen. Da fällt mir grad eine Promi-Frau dazu ein... die jeder kennt und wo sich jeder denkt, was für ein Traumjob. Ja, wenn der Mann Direktor von .... ist .... kann man das Risiko eingehen und steht auch mal Phasen durch, wo eine Flaute ist. Und dann ist der Markt auch überschwemmt mit "Erben". Mein ätzendster Kollege ever - und der war ätzender als alles, was ich jemals gesehen habe, das war ein Erbe, der sich halt einen freiberuflichen Job geleistet hat, weil es halt doch irgendwie schick ist zu arbeiten....

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sofa-held
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 13:13

PS: war wieder mal vom Thema abgekommen

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 14:39

sofa-held - ich gewinne fast den Eindruck, wir kennen die gleichen Leute ... haha .... zumindest aber den gleichen Menschenschlag ... Gruß von der Miss, die gerade eine ehemalige 'beerbte' Freundin im Kopf an (schwieriges Thema - und ja, ich WAR auch neidisch, zumal das Erbe mit wenig Schmerzen vonstatten ging - fast so wie ein Lottwogewinn - der Großonkel aus Amerika, den man kaum kennt, der einen aber auserkoren hat ...) Mich ärgern dann solche Coachingversuche, wo gefragt wird: ja, und was WÜRDEN sie gerne tun, wenn Geld keine Rolle spielt? Wie WÜRDEN Sie sich fühlen, wenn Sie das Geld schon hätten? Äm ja. Aber ich HABE es ja nicht. Genau DAS MACHT mir ja zu schaffen!

Und Selbständigkeit kommt für MICH jedenfalls definitiv nicht mehr in Frage - nach zwei gescheiterten Anläufen. Wovon der letztere auch eher so ein 'aus der Not heraus' selbständig machen war. ... sagt sie und hat gerade /doch/ wieder einen kleinen Auftrag angenommen (und kämpft eben genau deshalb mit der Selbstsabotage) ... *seufz ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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carö
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 14:40

ich setz mich mal virtuell mit dazu...

arbeite seit vielen jahren in einen ehemals total verhassten job in den ich mich hineinmanövriert habe aufgrund verhasstem studium und irgendwie (gefühlt von mir) "verurteilt zum erfolg". nicht aufhören können, weil es doch klappt... hab mal gelesen, dass man beruflich eher das machen sollte, was man kann und nicht unbedingt, was man will... naja, nach dieser devise hat es immer funktioniert bei mir und bescherte mir aber schlimmste langeweileanfälle. andererseits bietet der job enorme vorteile. inzwischen find ich ihn im grunde immer besser, weil er mir so viele freiräume bietet. ich KANN auch, was ich da tue. aber ich könnte viel mehr oder sagen wir "anderes". dagegen standen aber immer meine psychischen probleme, angst, unsicherheit, psychosomatik, so dass ich die freiräume in dem job auch sehr dankbar angenommen habe und auch sicher bin, dass ich stärkeren belastungen (aufgrund fehlender rückzugs- und freiräumen) uU nicht stand gehalten hätte. auch jetzt bin ich froh darüber, wenn mir auch klar ist, dass ich das nicht mehr lage aushalten werde, weil ich mich sehr unterfordert fühle.

ich hab neulich wieder gemerkt, dass ich eine totale nullmotivation habe, mich intern oder auch extern auf zu meiner ausbildung passende jobs zu bewerben. das ist einfach ein klares bauchgefühl..ich will diesem weg keine priorität mehr einräumen. früher hatte ich echt ein riesenschlechtes gewissen, weil ich bei solchen gelegenheiten nicht zugegriffen habe, nichts "aus mir gemacht" habe... auch diese angst vor dem bekanntenkreis, von denen viele absolut gas gegeben haben beruflich, während ich mich um meine psychokrise gekümmert habe.. naja kümmern musste und wollte, es ging nicht anders, das hatte für mich oberste priorität. hab es gewissermassen als strategische vorrangig betrachtet halbwegs emotional-psychisch auf die füsse zu kommen... und finde es immer noch richtig es so angegangen zu sein.

sobald es einem (mir) besser geht, stellt sichmir aber die frage nach dem "und was kommt jetzt ?"
also ich mache zur zeit und das schon seit längerem eine akademische weiterbildung. habe mich lange gequält mit der frage, ob mich das in irgendeiner form mal in einen anderen - vielleicht spannenderen - beruf bringen wird. was ich immer noch hoffe. aber derzeit stelle ich mir die frage nicht mehr so sehr, sondern bin einfach nur begeistert, in diese neue themenwelt eintauchen zu können...

hab manchmal angst, leichtsinning zu sein und berufliche chancen (im alten ausbildungsberuf) zu nachlässig nicht zu ergreifen. dann aber denke ich wieder: wann, wenn nicht jetzt dem folgen, was mich wirklich antreibt, motiviert und begeistert - auch wenn ich noch keine schimmer habe, was daraus werden wird und ob ich das nochmal bereuen könnte...

naja soweit mal, will auch nicht konkreter werden aus anonymitätsgründen, finde das aber eine sehr spannende diskussion.

LG
carö
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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Ratlosigkeit
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 16:14

Lieber Sofa-Held,
die Systemkritik bei mir ist nicht nur unterschwellig, die ist ganz ganz laut. Ich habe immerhin mehr als 20 Jahre als Selbstständige hinter mir, ich hab das ganze Programm durch. Und ich war durchaus erfolgreich dabei, wenn man Erfolg daran misst, dass ich finanziell immer durchkam, mal mehr , mal weniger. Einmal allerdings hatte ich fast 2 Jahre lang eine totale Durststrecke - das war noch vor der Mindestsicherung - und da musste ich tatsächlich meine gesamten Ersparnisse angreifen um schlicht überleben zu können - und ich spreche da nicht nur von Essen und Wohnen - die Pflichtversicherung machte mich fertig! Die MUSS nämlich gezahlt werden (monatlich ca. 500€ - das ist der Mindesttarif), das heißt, Du verdienst nicht nur nix, Du machst auch automatisch Schulden bei der SVA. Und dann kam das Finanzamt blöd bei mir an mit der Frage: Tschulligung, von was leben Sie eigentlich? Und ich musste noch beweisen, dass ich nicht steuerfrei Banken überfalle oder sonst was kreatives mache...
Gestern traf ich zufällig eine Bekannte, mit der ich mal zusammengearbeite habe, als wir beide noch FREI waren (ich bin da Gott sein Dank endlich raus). Sie hat mal wieder eine Flaute (keine Aufträge) und pilgert zum AMS um sich dort erzählen zu lassen, dass sie doch lieber was Gscheites gelernt hätte. Die stecken sie dann in einen der berühmten Wie-lerne-ich-telefonieren-kurse, und damit ist sie wieder eine Zeit versichert. Passiert inzwischen jedes Jahr mal für ein paar Monate...
Ok, ich bin da jetzt raus und glücklich UNFREI. Und jetzt sehe ich die Geschichte von der anderen Seite: Mittlerweile geht man in meiner Branche auch schon von den Freien weg, weil zu teuer (seid sie Arbeitslosengeldanspruch haben, die bösen, gierigen) und nimmt nur noch Praktikanten oder Pensionisten, die gar nix bezahlt bekommen... Und jetzt rechnet Euch bitte die Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit aus. Äh... war das in China, wo Ramsch produziert wird, weil billig...?
Meine Systemkritik ist sehr laut und schrill!
Zuletzt geändert von Ratlosigkeit am Fr., 16.03.2012, 16:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 16:21

Ja, die berühmten Promi-Frauen... die sind (achtung Systemkritik!) wirklich die Pest! Aber es müssen nicht nur Promi-Frauen sein: ich kenne Ehefrauen von Hohen Beamten, die natürlich immer Aufträge kriegen, weil sichs keiner mit dem Herrn Gemahl verderben will und ich kenne Töchter von Ärzten und Anwälten, die offiziell im väterlichen Betrieb angestellt und versichert sind und daneben für ein "Danke schön" die Aufträge machen... Das heißt jetzt nicht, dass sie schlechte Arbeit machen, viele sind sogar sehr gut, aber sie machen unlautere Konkurrenz.
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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 16.03.2012, 17:21

... tja, und all das von euch geschilderte hat mir das Genick gebrochen. UND der Unwille oder die nichtvorhandene Kraft mein LEBEN herzugeben für das was ich tun WILL, wo mein Herz dran hängt. Wenn man eben nicht fachlich der Überflieger ist, sondern bestenfalls Durchschnitt. Und das, was ich /kann/ eben nicht gefragt ist und dem was ich gerne mache entspricht. Und das andere was ich kann (ja, telefonieren) ich aus gesundheitlichen Gründen attestbestätigt (!) nicht mehr machen kann. Und wenn man dann auch noch ne Therapeutin hat, die nur mit den Schultern zuckt, wenn ich schon seit Monaten sag: 'Ich brauch ein neues Ziel!' dann dreh ich gleich fast durch. Sie will anscheinend nicht nur, dass ich das selber finde (was ja okay ist), sondern auch, dass ich mir selber die Methoden das zu tun herausfinde? Ich trete das seit JAHREN auf der Stelle - und ich habe den Eindruck, dass einem dabei keiner helfen kann so richtig. Die einzigen zwei Coachingstunden, die ich hatte, die gut waren, sind Ende 2012 als bezahlte Massnahme eingestampft worden, toll. Und anscheinend 'gutes' Jobcoaching, was gerade Arbeitssuchende am nötigsten bräuchten, ist unleistbar teuer. Sorry, das musste ich gerade mal loswerden.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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