Zwiespalt: Ausstieg aus der Prostitution

Fragen und Erfahrungsaustausch über sexuelle Problembereiche wie Sexualstörungen, rund um gleichgeschlechtliche Sexualität und sexuelle Identität, den Umgang mit sexuellen Neigungen wie Fetischismus, S/M usw. - ausser Aufklärungs-Fragen.
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leuchtturm
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 20:05

dass ich einfach aufhör, dann eine Beziehung eingeh und einfach nur glücklich bin
Sich Ziele zu setzen, gerade für die Zeit "danach", halte ich für sehr klug.
Allerdings würde ich sie genauer fassen und auch terminieren. So etwa:
nach dem Ausstieg (der wie abläuft?) will ich das Abi nachholen. Dafür melde ich mich an der XYZ-Schule an. Nach den 3 (?) Jahren, die ich bis zum Abi brauche, möchte ich ABC machen.

Ich werde mir Hobbies suchen, durhc die ich unter Menschen komme. Ich will bis in 3 (5, 6, 9,...) Monaten dies oder jenes angleiert haben.

Verstehst du? Deine Ziele sind viel zu schwammig. Damit sind es keine.

Noch was Anderes: ist vll dein Beruf eine Art Strafe für deinen Vater? Unbewusst von dir eingesetzt?

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Ephraim
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 20:19

ich habe etwas Erfahrung mit dem Milieu.

Ich habe festgestellt, daß es neben dem Geld und dem Sex auch eine besondere Anziehung des besagten Umfelds geben kann, die man nur von innen her mitbekommt.

Das Wort "Verruchtheit" paßt in seiner etymologischen Bedeutung da sehr gut, finde ich, "jemand, der aufgehöhrt hat, sich um etwas zu kümmern, zu sorgen". Einen Abglanz davon gibt es im Partyleben,z.B. in Berlin, eine nicht-endende Sphäre, in der man sich verlieren kann.

Irgendwie ist es auch etwas allmächtiges oder jederzeit-mächtiges, ich kann das jetzt, hier und überall, oder nicht, es ist auch frei. Ich meine beide Seiten.

bin kein richtiger Insider, falls es für dich Bedeutung hat, müßtest du es besser kennen.

mglw. irre ich mich auch, ich meine, es gibt Menschen, welche sich aus diesem Grund, für das Milieu entschieden haben, bzw. dabeiblieben.

(das soll nicht heißen, daß es keine schlimmen Seiten gibt oder daß diese nicht überwiegen, nur, daß dieser Aspekt auch da ist)
"Sometimes we battle to protect someone, sometimes we battle to protect someones honor" Ichigo Kurosaki; Ich stelle keine rhetorischen Fragen

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Lidocain
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Beitrag Di., 26.11.2013, 08:55

Guten Morgen,

@leuchtturm:

Wenn ich aussteige, muss ich in eine andere Stadt ziehen. Möglichst weit weg von Norddeutschland.
Ja, die Ziele sind auch schwammig, weil ich es ja im Prinzip mit dem Thema auch NOCH bin.
Ein Teil in mir will raus. Das alles nicht mehr sehen, machen und erleben müssen.
Und der andere Teil in mir mag dieses Vetraute. Gibt sich allem hin. Ja, fühlt sich sogar wohl.

Alles, was die Männer mir entgegenbringen, ist Sympathie mit Geld.
Es ist denen egal, was ich denke und fühle, denn ich spiele mein Spiel (Mädchen, Opfer, Genießerin v. Sonderwünschen, bla) so gut, dass sie sich vollkommen fallen lassen können - und auch gerne immer wieder kommen.

Nach der Thera müssen die Ziele sitzen. Ich weiß! Da muss auch ein genauer Plan sein.

Nein, mein Job (Beruf nicht! - habe es ja nicht erlernt) war keine Strafe für meinen Vater. Auch nicht unbewusst. Er sollte niemals davon erfahren und ich war bis vor kurzem immer noch die liebe und brave Tochter. In seinen Augen habe ich nun sein Leben zerstört (bin das einzigste Kind). Das habe ich NIE gewollt! :(

@Ephraim:

Ja, das ist korrekt. Die Prostitution hat was ganz Eigenes. Eine ganz seltsame Faszination. Aber mehr auf die Kunden/Freier. Es wirkt alles so einfach und leicht. Man taucht in eine andere, (vermeintlich) friedvolle Welt, wo die Mädchen natürlich meist genau DEN Kerl wollen, der auch sie will
Für viele Mädchen ist der Job auch eine Ersatzfamilie, ein Zuhause.
Ich habe in dem Sinne keine Kolleginnen, da ich weder Bordell, noch Straße mach (läuft bei mir anders).
Mein Manager wollte das unbedingt, dass ich im Sommer Straße mach, aber das will ich nicht. Und wenn er mich mag, dann wird er es auch nicht weiter versuchen.

Danke euch!
LG,
Lido

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ENA
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Beitrag Di., 26.11.2013, 09:33

Hallo Lido,

ich stimme mal den jenigen hier zu, die meinen, dass es nachvollziehbar ist, dass jetzt, wo Du Therapeut/in und Ausstiegserater/in hast, die Aktivitäten in der Szene erstmal mehr werden. ...aber: es muss ja nicht so bleiben!

Zu zwei Sachen würde ich gerne noch was sagen:
Lidocain hat geschrieben:es gab kein direktes Schlüsselerlebnis oder ähnliches, aber ich habe zum Beispiel beim Gangbang plötzlich gedacht "Was machst du hier eigentlich?!", als sich angetrunkene Freier zu prügeln begannen, weil jeder von ihnen der Erste sein wollte. Bei bestimmten Spielen, die auch in Richtung Vergewaltigung gingen, fühlte ich mich plötzlich so hilflos und es ekelte mich auch mal teilweise an...
Eigentlich hatte ich mit dem leichten Sex begonnen, um überhaupt Berührungen spüren und auch genießen zu dürfen/können, aber das Ganze driftete einfach ab.
Eigentlich erscheint es mir doch gut, dass Du das jetzt so sehen und reflektieren kannst. ...und auch die Wandlung, dass Du Dich plötzlich gefragt hast, was Du da machst, hat etwas Positives für mich und zwar in Richtung "sich selber wieder mehr wahrnehmen, sich fragen, was man da eigentlich mit sich macht, sich fragen, ob man das überhaupt so will, was man mit seinem Leben machen will, etc. ...Wirklich nur für sich!!!". ...und auch das plötzlich hilfloser fühlen: auf der einen Seite kann es dazu führen, dass man z.B. noch mehr Alkohol und noch mehr Plättchen nimmt, einfach, um das nicht mehr zu merken. Das kann aber dann durch aus entgültig ins Aus führen.
...dieses plötzliche hilflos (vielleicht auch alleine) fühlen kann aber auch dazu führen, dass man dadurch eben genau auch den Weg nach draußen findet: sich wieder mehr ernst nehmen, sich mehr achten, sich Hilfe holen, etc. .
Von daher sehe ich das im Moment eigentlich als eher positiv an, dass Du nun so empfindest. Die Frage ist, wie der Weg ganz daraus gelingt, aber dafür hast Du ja anscheinend auch zwei Fachrkäfte an der Hand (und Du hast Ziele für dich, was ich auch ganz wichtig finde. Manches braucht nur Zeit...und vor allen Dingen die Gewissheit, dass man es ich wert ist).

Vielleicht magst Du auch mal mehr Dein eigener Manager sein?

…und wenn Du schreibst, dass Du schlecht nein sagen kannst: Vielleicht dann eben Ja sagen, Ja zum Ausstieg?
Lidocain hat geschrieben:Ein Teil in mir will raus. Das alles nicht mehr sehen, machen und erleben müssen.
Und der andere Teil in mir mag dieses Vetraute. Gibt sich allem hin. Ja, fühlt sich sogar wohl.
Das kann ich verstehen. ...und vielleicht kann das Andere irgendwann auch mal an Vertrautheit gewinnen (das, was kommen mag, außerhalb der Szene).

VG

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Lidocain
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Beitrag Di., 26.11.2013, 13:22

@ENA:

Auch Dir lieben Dank für Deine Worte!
Es freut mich sehr, dass ich auch verstanden werde(n kann).

Tut mir sehr gut!

Mein Leben spielt sich derzeit so ab, dass ich von morgens bis nachmittags was in meiner Wohnung mache, einkaufen geh, im Netz bin und abends/nachts bin ich halt die "Andere".
Verwandlung um nahezu 180°.
Soziale Kontakte habe ich derzeit so gut wie keine, da Leute aus dem RL nicht immer sehr viel Verständnis dafür haben oder dauernd Neugierde zeigen würden, wie denn Freier XY gestern war - und wenn (in puncto Sozialkontakte), dann komme ich meist nur mit Männern gut zurecht. (Kam ich irgendwie schon immer). Meine Mutter ist eine furchtbare Person.

Lieben Gruß,
Lido

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Sinarellas
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Beitrag Di., 26.11.2013, 15:43

Hast du schonmal überlegt ob du die Prostitution als Droge nützt? Mal abgesehen davon obs dir gut oder schlecht tut, aber scheinbar reagierst du in bestimmten Situationen mit Prostitution, sonst würdest du ja nicht -plötzlich- mehr arbeiten. So wie ich das lese breuchtest du das auch ganz und gar nicht, hast genug KOhle und einen beruf.
Was spricht gegen einen radikalen Wechsel in einen anderen Teil von Deutschland? Ich denke ein Ausstieg wäre für dich in dem Fall nur mit Begleitung möglich mich erinnert deine Geschichte ganz stark an eine Suchtproblematik irgendwie.
Vorallem gilt es anhand der Therapie zu lernen, dass LIebe und Nähe anders zu erreichen ist als durch Prostitution. Aber das ist mal wirklich ein harter Weg kann ich dir aus Erfahrung sagen. Studieren, kannst du dir das leisten? Also kannst du studieren und nebenbei NICHT dich prostituieren? Wenn ja, dann mach doch Abendschule in einer anderen Stadt und näher dich deinem Ziel an.
..:..

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Holunder
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Beitrag Di., 26.11.2013, 17:53

Liebe Lidocain,

vielleicht erlaubst du mir noch einige Fragen ... nicht aus Neugierde, sondern um dein Leben und somit dich noch besser zu begreifen.
Lidocain hat geschrieben:Mein Leben spielt sich derzeit so ab, dass ich von morgens bis nachmittags was in meiner Wohnung mache, einkaufen geh, im Netz bin und abends/nachts bin ich halt die "Andere".
Und wann schläfst du?

Hast du auch sexuellen Kontakt zu deinem "Manager"?
Wie kam es dazu, dass es immer härter wurde, du immer mehr mitgemacht hast? War es dein Wunsch das auszuprobieren? Wie stand und steht dein Gefühl dazu?
Du schreibst ja auch, dass du alle Sonderwünsche der Freier mitmachst. Warum? Kannst du das erklären?
Und wie steckst du das alles weg - ausser zu Pillen und Alkohol zu greifen?
Würde dein "Manager" es akzeptieren, wenn du mit dem Job aufhören wollen würdest?

Kann es sein, dass dieser Job selbst (und nicht nur der Alkohol und die Pillen) für dich eine Art Betäubung, eine Art Lebensflucht ist?
Du schreibst, dass du dir darüber Nähe und Liebe geholt hast, vielleicht auch Anerkennung?
So nach dem Motto, je mehr du einzustecken vermagst, desto mehr Anerkennung?
Je mehr du leistet, desto besser?
Zumindest das würde ja auch aus deiner Kindheit herrühren. (Vater)

Welchses Bild hast du von Männern?
Könntest du dich mit einer Beziehung und mit einem Mann zufrieden geben?

Du hast zwar Liebe und Nähe gesucht, aber hast dich davon entfernt.
Denn Liebe sieht den anderen. Die Freier sehen dich nicht, sie mißbrauchen dich für ihre Bedürfnisse.
DU spielst da in Wirklichkeit keinerlei Rolle. Eben nur eine gespielte Rolle, eine Phantasie, aber dabei geht es nicht um dich, dabei bist nicht DU gemeint.
Fatal finde ich, dass du deinen Körper, deine Seele so mißachtest, dass du ständig über sie hinweg gehst, obwohl du womöglich genau das Gegenteil beabsichtet hattest, nämlich dich (in deinen Grenzen) zu spüren (analog: du hast immer härtere Dinge zugelassen).
Um es mal hart auf den Punkt zu bringen: du behandelst dich selbst wie der letzte Dreck und deshalb machst du auch jeden Sch.eiss mit ohne Punkt und ohne Aber. Und das tut mir sehr leid, allein es nur schon zu lesen.

Eines Tages, wenn du Reifesprünge gemacht hast, du selbst erkennen wirst, wie sehr du dir selbst geschadet und dein Wertlosigkeitsgefühl damit untermauert hast.

Erst wenn du selbst auch dahin kommst, das zu erkennen, wird die Faszination in einem Male zu Rauch und Asche verfallen. Es ist eine kalte und konstruierte Welt, dieses Milieu. Es ist eine andere, aber ähnlich kalte Welt, in der du aufgewachsen bist. Alles spielt sich an der Oberfläche ab, da begegnen sich nicht Menschen, da begegnen sich auf jeder Seite Geschäftsleute.

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Lidocain
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Beitrag Di., 26.11.2013, 19:01

Ihr Lieben...

das sind so viele Fragen...

Komme grad von der 2. Therasitzung und bin relativ geschafft.
Dennoch hab ich ab 20 Uhr schon wieder Dates und es kann sehr spät werden.
Ich antworte besser morgen, denn meine Gedanken sind grad unsortiert und ich bin leicht gereizt.

Verzeiht!
Gehe gleich morgen Früh/Vormittag dabei.
Ausschlafen kann ich eh nicht, da mich sehr oft Albträume heimsuchen -.-

Es grüßt,
Lido

P.s.: Einen schönen Abend euch!

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Lidocain
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 09:03

Guten Morgen,

dann versuch ich mich mal nun in übersichtlicher Fassung euren Fragen zu widmen.

@Sinarellas:

Ja, ich habe mir schon mal überlegt, ob ich die Prostitution als eine Art Droge nutze. Und wenn es so was geben sollte, dann wird das bei mir wohl so stimmen. Allerdings muss ich für mich selber dann nochmal genau definieren, wonach ich da konkret süchtel...
Für mich spricht (im Moment!) noch dagegen, dass ich, wenn ich von heut auf morgen umziehe, zum Einen keinen Ersatz habe, der meine innere Leere wenigstens ein bisschen füllt, zum Anderen ich derzeit irgendwie keine Kraft und Motivation habe, mir Freunde zu suchen und der edle Prinz aufm Pferd wird da auch nicht vorbeischneien.
Ja, ich suche Liebe. Eine feste Bindung! Treue! Schmetterlinge im Bauch und so. Aber ich denke, das wird alles sehr schwer werden, wenn ich mich nicht selbst so lieben kann.
Die Gefahr wäre dann gegeben, dass ich wieder abrutsche und allein in meiner Bude das Saufen anfang oder dort versuch an Plättchen zu kommen etc.pp.
Ich könnte mir ein Studium (und davor die Abendschule) ohne Weiteres leisten - das wäre nicht das Problem.
Aber den Rest des Tages wäre ich allein...
Bin ich zwar jetzt irgendwo auch - ist aber was anderes.
Ich müsste auf jeden Fall (aus)therapiert sein, um woanders ein neues Leben starten zu können.
Jetzt so, ad hoc, lieber nicht. Da misstraue ich mir selber -.-

Lieben Gruß,
Lido

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Lidocain
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 09:43

@Holunder:

Da es wirklich viele Fragen sind, werde ich mal versuchen sie chronologisch per a) b) c) abzuarbeiten, okay?

a) Ich schlafe nach dem Job - meist hundemüde ein. Werde dann aber im Laufe der Nacht oft von schlechten Träumen oder gar Albträumen geplagt, so dass ich irgendwann morgens aufgebe und aufstehe.

b) Ja, ich habe auch sexuellen Kontakt zu meinem Manager. Es ist im Milieu eigtl. so, dass der Zuhälter ein gewisses Recht auf sein Mädchen hat und er es sich so nehmen darf. Zwar konnte ich die letzten Wochen mich ihm etwas verwehren, aber geschafft hat er`s dennoch vor kurzem wieder...

c) Sex verband ich schon relativ früh mit etwas Gutem. Zumindest, was mir scheinbar gut tat, denn danach waren die Jungs/Männer glücklich und ich war es dann auch.
Dass es härter wurde, steigerte sich anfangs nur ganz langsam. Rückblickend kam am Anfang mal dies und mal das Außergewöhnliche mit dazu. Schob sich so dazwischen und ich ließ es einfach geschehen. Die Kerle waren danach noch zufriedener, es gab mehr Geld und sie wollten mich unbedingt wiedersehen.
Die Kunden wurden dann schnell mehr.
Damals verband ich das noch damit, dass sie MICH sehr mochten.
Somit erfüllte ich ihnen bald alles, denn ich wollte einfach nur "geliebt" werden.
Es ging dann irgendwann in Routine über.
Meine Schmerzgrenze ist sehr hoch. Ich ekel mich vor kaum etwas. Und bin immer nett und freundlich (und lieb).
Die bösen Spiele irritierten mich anfangs schon ein wenig, weil in ihren Gesichtern Hass, Wut und Macht zu sehen war.
Aber als sie fertig waren, wirkten sie so euphorisch und dankbar............so war es für mich dann auch okay.

d) Vermutlich stecke ich das alles noch so weg, weil ich mich, wie gesagt, derzeit nur über andere definieren, fühlen und spüren kann. Ein eigenes Körpergefühl in dem Sinne fehlt mir. (War auch mal magersüchtig).

e) Nein, ich glaube nicht, dass mein Manager es einfach so akzeptieren würde.
Es wäre möglich, dass er austickt, aber es wäre genauso möglich, dass er mich bekniet und sagt, dass er mich liebt. Ich kann ihn dahingehend nicht einschätzen. Er ist ein kluger Mensch. Kennt meine Schwächen. Ein paar Mal wollte ich das alles hinschmeißen, kam aber wieder reumütig zu ihm zurück. Er empfing mich mit offenen Armen.
Beim letzten Mal sagte er zu mir sinngemäß "Das war das letzte Mal, dass du versucht hast zu gehen, okay, Kleine?"

f) Dass der Job selbst für mich "betäubende" Wirkung hat, ist sehr gut möglich.
Bin ich in dieser anderen Welt, in der ich mich mittlerweile recht gut auskenne, fühle ich mich meist auch wohl (wäre da nicht eine innere Stimme, die immer wieder anfängt, sämtliches zu hinterfragen...)

g) Absolut! Anerkennung ist eines der wichtigsten Antriebe, wenn man freiwillig Nutte ist!

h) Ich habe kein allumfassendes Bild von Männern. Weder sind das alles Schweine, noch Engel. Es gibt solche und solche. Ich komme mit ihnen gut klar. Bin, bis dato, KEINEM Mann begegnet, der mir wirklich was Böses wollte. Ich verstehe ihre Lüste und Bedürfnisse, ihre Motivation mich zu nehmen. Viele rechtfertigen sich vor dem Sex auch, warum, wieso, weshalb.
Ich glaube an das Gute! Und ich glaube daran, dass ich auch den Einen für mich finden werde. Die Hoffnung stirbt zuletzt!

i) Wünschen tue ich es mir von Herzen, dass ich in einer Beziehung monogam leben kann. Denke schon, dass das klappen kann. An die ewige Liebe glaube ich leider nicht (mehr).

j) Mja, das Milieu ist hart und unerbittlich. Aber lieber solche/s (kurze) Wärme, Zuneigung, Begehrtwerden etc.pp, als gar nichts...
In mein Elternhaus brauch ich nicht mehr zurück - zu meinem Manager kann ich immer hinkommen. Er versteht mich, lobt mich (haben meine Eltern so gut wie nie getan), hilft mir, achtet mich, bla...

Die guten Erfahrungen übertünchen die schlechten. Bin mit wenig zufrieden.
Dennoch: Das kann es noch nicht gewesen sein!

Herzlichen Gruß,
Lido

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ENA
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 10:22

Hallo Lido,

ich hoffe, die Nacht war weitgehend okay für Dich. Ging das denn für Dich gut, nach der Thera-Sitzung und den Gesprächen hier arbeiten zu gehen, sprich die Dates zu haben?...und wie lange arbeitest Du in der Regel nachts?
Dass da Albträume kommen, kann ich mir gut vorstellen. Auch sie werden ein Zeichen dafür sein, dass es zuviel ist. Träume als Zeichen, zum Verarbeiten halt.

Du hast, meine ich, geschrieben, dass Du eine Ausbildung gemacht hast. Mein Gedanke dabei wäre, ob Du nicht versuchen könntest, wenn Du neu irgendwo anfängst, dann tagsüber wieder ein wenig in Deinem Ausbildungsberuf arbeiten zu gehen oder in einem anderen Job: Kellnern, Zeitungsaustragen, ehrenamtliche Hilfe irgendwo (Tafel, etc.), Lager,... . Es gibt doch soviele Aushilfesjobs. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die innere Leere erstmal zu überbrücken. Vielleicht bekommst Du darüber dann ja auch pers. Kontakte für Dich.
Ich denke, Dein Ausstiegsberater kann Dir da noch weitere Tipps zu geben, auch in Bezug darauf, was Du sagst, was Du bisher gemacht hast. Ich denke, in dem Fall hast Du sogar einen Vorteil, dass Du noch so jung bist. Da ist dann die Zeitspanne über die Du was "erklären musst" nicht so groß, als wenn jemand mit 35 etwas Neues sucht und nicht angeben will, was man vorher gemacht hat.

Darf ich fragen, wieviele Dates man haben muss, um im Monat über die Runden zu kommen? Ist sicherlich sehr unterschiedlich, auch von dem, was man macht und ob wo bzw. über wen man es macht.

...und wenn Du schreibst, dass Du noch keinem Mann begegnet bist, der Dir was Böses wollte: Würde Dir denn Dein Manager etwas Gutes wollen, wenn Du gehst?...und wie erklärst Du Dir dann die Vergewaltigungen, die es in der Szene geht? Also da ging es aus meiner Sicht ja dann mehr darum, dass die Männer sich "was Gutes" für ich taten, außer für Dich, oder? (Es sei denn, sie würden angezeigt werden.)

Ich wünsche Dir nun erstmal einen ruhigen und angenehmen Tag. Ein Prozess ist das Ganze sowieso. In welche Richtung es sich auch entwickelt.

VG

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Holunder
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 10:34

Liebe Lido,

danke für deine Beantwortung.

Weißt du, was mir etwas Sorge bereitet, wenn ich dich lese?
Du beschreibst das alles eher in einem positiv getünchtem Licht.
Was genau ist der Grund, dass du aussteigen möchtest?
Wie stehst du gefühlsmässig dazu?
Und die Alpträume reichen nicht aus, das alles sofort hinter dir zu lassen?
Entschuldige die Frage, aber machen dir die Dates Spass? Wie geht es dir währenddesen?

Ich finde es toll, dass du zur Therapie gehst. Ich hoffe, dein "Manager" nimmt es dir nicht weg.

Ich habe mein Abi auch auf dem Abendgymnasium nachgeholt. Dort lernt man schnell neue Kontakte dazu, vorausgesetzt, man ist offen dafür. Jedenfalls war es bei uns so.
Ich denke, dass mit den Freunden und einem Partner kommt nach und nach, wenn du dich beruflich umorientierst. Allerdings wirst du auch dann auf dich allein gestellt sein.
Ein wichtiges Thema bei dir erscheint mir das Erwachsenwerden. Dazu gehört auch, das Leben aktiv in die Hand zu nehmen, anstatt sich von anderen bestimmen zu lassen.
Du sehnst dich nach Halt, Zuwendung und Aufmerksamkeit. Diese wird durch einen Partner auf eine ehrlichere Weise nachgekommen.
Wichtig ist auch, dass du deinen Gefühlen Gehör verschaffst, denn die kommen bei all deinen Schilderungen so gut wie nie vor, nur einmal in Form einer "inneren Stimme".
Nachts, wenn du schläfst, verschaffen sie sich dann den Raum in Form von Alpträumen.
Die positive Verknüpfung deiner Arbeit ist also nur an der Oberfläche.

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Holunder
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 10:52

ENA hat geschrieben:...und wenn Du schreibst, dass Du noch keinem Mann begegnet bist, der Dir was Böses wollte: Würde Dir denn Dein Manager etwas Gutes wollen, wenn Du gehst?...und wie erklärst Du Dir dann die Vergewaltigungen, die es in der Szene geht? Also da ging es aus meiner Sicht ja dann mehr darum, dass die Männer sich "was Gutes" für ich taten, außer für Dich, oder? (Es sei denn, sie würden angezeigt werden.)
Ich finde Enas Einwand sehr wichtig, Lido!

Hinzufügen möchte ich:
Lidocain hat geschrieben:Meine Schmerzgrenze ist sehr hoch. Ich ekel mich vor kaum etwas. Und bin immer nett und freundlich (und lieb).
Die bösen Spiele irritierten mich anfangs schon ein wenig, weil in ihren Gesichtern Hass, Wut und Macht zu sehen war.
Aber als sie fertig waren, wirkten sie so euphorisch und dankbar............so war es für mich dann auch okay.
Und du glaubst, dass nur der zweite Teil ihrer Dankbarkeit ehrlich ist?
Der Hass und die Verachtung ist genauso ehrlich. Nur dass sie vor der Dankbarkeit wieder in der Versenkung veschwinden.

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Lidocain
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 14:13

@ENA:

Ja, es ging, obgleich ich echt n bissel gereizt war, weil ich kaum Zeit hatte über die Sitzung nachzudenken.
Wie lange ich abends/nachts arbeite ist ganz verschieden.
Gangbangs können die halbe Nacht in Anspruch nehmen, da das mehr auch wie ne Art Party zelebriert wird. Nur eben halt mit einer Frau (nur).
Es gibt Freier, die buchen mich die ganze Nacht.
Bei Einzeldates geht der Job meist bis max. 3 Uhr nachts. Sagen wir es so: Zwischen 0 und 3 Uhr irgendwann hab ich Feierabend.
Spätere Dates nehm ich nicht mehr an, da sie zu gefährlich sind (meiner Erfahrung nach).

Dein Ansatz ENA ist nicht schlecht und eine gute Option für nach der Therapie. Ob ich wieder ins Büro gehe(n würde), weiß ich noch nicht genau. Aber iwo erstmal jobben um die Zeit rumzukriegen und zufällige Kontakte zu bekommen, ist sicher sinnvoll.

Zu der Date-Anzahl um "über die Runden" zu kommen müsste ich wissen, was Du damit genau meinst... Also nur Miete, Essen, Kleidung (alles auf niedriger Basis)?
Bei Sonderwünschen verdienste sehr gut!
Habe mir in der ganzen Zeit verdammt viel ansparen können.
Es ist unbestritten der lukrativste Job, der "einfach" machbar ist.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass mir jemand was Böses will.
Bei den Vergewaltigungen haben sie sich halt genommen was sie wollten und ich in dem Moment nicht, aber hätten sie mich gehasst, hätten sie mich auch vernichten können.
Sie wollten mir wohl nicht wirklich was böses, sondern nur die Angst in und an mir spüren und gewaltsamen Sex.
Anders kann ich es mir nicht erklären.

Lieben Gruß,
Lido

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ENA
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Beitrag Mi., 27.11.2013, 15:11

Hi Lido,

mir scheint, Du bist in vieler Hinsicht aktiv und wirklich reflektiert. Also aktiv eben die Nächte, dann Therapie, Berater, das Nachdenken hier, etc. .

Ist die Wohnung denn ganz alleine irgendwo in der Stadt und fährst Du dann zu den Freiern oder speziellen Räumen hin? Ich denke, ich fände es wichtig, das zu trennen, also nicht auch noch die Freier in der Wohnung zu haben und da zu arbeiten.
Einen Raum/Ort wo man sich selbst ist und Ruhe hat, sollte es schon geben.

Diese Freier, die einen für die ganze Nacht buchen, müssen ja ziemlich viel Kohle haben bzw. sich das dann teilen.
Kennen die sich denn bei den Gangbangs?...und ich frag mich, warum es da nicht auch anders herum sein kann: Viele Frauen und nur ein Mann, o.Ä. .

Du sagst, dass spätere Dates gefährlich sind. In Bezug auf Alkohol?
...und mit dem "über die Runden kommen" meine ich wirklich die Basis, also das was man wirklich zum Leben braucht.
Also, wenn man eine eigene Wohnung hat bzw. zur Miete wohnt eben: Miete, Strom, Wasser, Heizung, Haftpflicht- und Hausratversicherung, Kleidung, Essen, Pflegemittel, etc. .
Lidocain hat geschrieben:Habe mir in der ganzen Zeit verdammt viel ansparen können.
Es ist unbestritten der lukrativste Job, der "einfach" machbar ist.
Das mit dem Ansparen kann ich mir vorstellen. Vielleicht nicht immer und bei jedem, aber das habe ich auch schon mal gehört. Ich denke, da muss man gucken, ob man da auf Geld und Luxus z.T. verzichten kann, wenn man dafür aber wieder mehr sich selbst sein kann, anders arbeitet und, ja, ich sag jetzt mal "alltäglicher" lebt.
Ich meine, d.h. jetzt nicht, dass man ohne diese Arbeit arm sein muss. Luxus ist ja auch mit anderer Art von Arbeit möglich.
Vielleicht kannst Du Dir "gönnen" nicht mehr Deinen Körper dafür herzugeben?
Lidocain hat geschrieben:Dein Ansatz ENA ist nicht schlecht und eine gute Option für nach der Therapie. Ob ich wieder ins Büro gehe(n würde), weiß ich noch nicht genau.
Schön, dass Dir der Ansatz gefällt. Es muss ja auch nicht für immer sein, dass Du im Büro arbeitest. Ich dachte da vor allen Dingen erstmal für den Übergang dran. Einfach damit Du etwas hast. …oder eben einen anderen Aushilfejob.
Ich glaube, wirklich etwas zu tun zu haben, ist in dem Fall sicher ganz gut, um den Absprung zu schaffen.
Lidocain hat geschrieben:Bei den Vergewaltigungen haben sie sich halt genommen was sie wollten und ich in dem Moment nicht, aber hätten sie mich gehasst, hätten sie mich auch vernichten können.
Das stimmt. ...aber es hat doch trotzdem weh getan und sie keine Rücksicht auf Absprachen oder sonst was genommen.
Was ist denn daran lieb? (Als Gegenteil von böse)
Lidocain hat geschrieben:Sie wollten mir wohl nicht wirklich was böses, sondern nur die Angst in und an mir spüren und gewaltsamen Sex.
Anders kann ich es mir nicht erklären.
Wenn Du das trennst, also dieses "sie wollten mir nichts böses tun"....und "nur die Angst in mir spüren und gewaltsamen Sex", dann kann ich den Gedankenweg nachgehen. Das ist ein bisschen wie ein Opfer von kindlicher Vergewaltigung in der Familie, das hinterher sagt, dass ...der Vater/Stiefvater,...es ja gar nicht so böse gemeint hat. Die Mutter/Stiefmutter,... wollte halt keinen Sex und da der Vater immer so traurig war,... .
Ich kann diese Denkweise, wenn sie dann so ist, sicher verstehen. Dann fühlt es sich nicht mehr ganz so schrecklich an und für den Täter mag das auch sicher z.T. so sein. Also eben, dass er Dir "nichts Böses" wollte und er nur (für sich) die Angst und Macht spüren wollte. Der Haken daran ist nur, dass Du nur eben keine Maschine bist, mit der man machen kann, sondern ein Mensch mit Gefühlen und Nervenbahnen, die Verletzung spüren können. Der Haken ist eben, dass sie es wirklich nur FÜR SICH gemacht haben. Sie haben Dich nicht gesehen. Du warst ihnen in dem Moment egal.
...und was daran nicht böse, rücksichtslos, etc. ist?

Also das sind jetzt nur meine Gedanken dazu. Es muss nicht so stimmen. Ich kann mir nur vorstellen, dass diese Darstellung von „nichts böses tun wollen“ eher auch so was von Schutz ist, damit es nicht ganz so schwer zu ertragen ist, was da geschah.
Ist auch vielleicht die Frage was „was Böses“ ist. Trotzdem, das was war, war nicht lieb, nett, wohlgemeint,…jedenfalls nicht für Dich und um Dich sollte es da auch (bzw. vor allen Dingen) gehen. Denn bist Du nicht,…dann haben sie Dich auch nicht.

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