Federchen hat geschrieben: Do., 04.10.2018, 20:58Ich weiß nicht mal, warum ich mir wieder weh tue. Teilweise, weil es einfach gut tut.. teilweise denke ich, dass ich damit wieder nur alle manipuliere und so eben auch den Therapeuten manipuliere. So im Sinne von "eigentlich bin ich gesund, aber will es nicht wahrhaben.. deshalb verletze ich mich, damit er denkt, er müsse die Therapie fortführen".
Du hast ihm ja noch nicht erzählt, dass du dich verletzt. Somit hast du ihn bis jetzt noch nicht manipuliert.
Hoffst du, dass er es von alleine rausfindet?
Ich glaube, manchmal kann Selbstverletzung eine Form von Kommunikation sein. Vielleicht möchte man etwas sagen, traut sich aber nicht, und hofft, dass ein anderer z.B. der Therapeut es merkt und dann fragt, dann wäre es einfacher, weil er ja dann gefragt hat und man nichts von sich selbst heraus gesagt hat. Man hat es ihm dann nur gesagt, weil er ja gefragt hat.
Außerdem denkt man, dass eine Selbstverletzung auch anzeigen würde, dass das Problem nicht so gering ist.
Es ist eine Form von Manipulation, aber die Manipulation ist nicht der eigentliche Zweck, sondern es steckt ja auch eine Not dahinter. Es wäre aber in so einem Fall einfacher, wenn du ihm die Not einfach direkt mitteilen würdest statt den Umweg über die Selbstverletzung zu nehmen.
Ich weiß aber, dass man solche Situationen auch zu Tode durchdenken kann, sich selbst hinterfragt, und dabei vielleicht das Offensichtlichste noch nicht einmal bemerkt. Vielleicht steckt auch etwas ganz anderes dahinter bei dir.
Ich habe mich auch schon selbst verletzt und gehofft, dass es jemand bemerkt. Aber meine Erfahrung ist: selbst wenn man es offen sagt und selbst wenn es Therapeuten sehen, ignorieren sie es. Man bekommt dadurch nicht mehr Zuwendung oder Aufmerksamkeit, als wenn man es nicht macht. Also kann man es zumindest zu diesem Zweck bleiben lassen. (Dass man keine Aufmerksamkeit dafür bekommt, ist einerseits gut, andererseits wiederholt es bei mir leider die Erfahrung, ignoriert zu werden und dass ich alleine bleibe mit meinen Problemen, wie immer.)
Selbstverletzungen haben aber auch weitere Funktionen. Zum Beispiel kann ein starker Schmerz einen unangenehmen Gefühlszustand bei mir beenden. Ich werde dann ruhiger und kann wieder besser denken. Wenn man es macht, um so etwas (oder etwas vergleichbares) zu erreichen, dann ist es nicht grundsätzlich zu verurteilen. Es ist zunächst mal eine Methode, die funktioniert. Ich habe das viele Jahre gemacht, ohne dass es je jemand mitbekommen hat. Es hatte keinen manipulativen Zweck, und es sind keine gesundheitlichen Schäden dabei entstanden, bis auf nur 3 Narben.
Wenn in einem Fall die negativen Konsequenzen aber schlimmer sind als der Nutzen, oder wenn die Selbstverletzungen immer schlimmer werden, dann muss man langfristig andere Methoden finden.
Der Gedanke "eigentlich bin ich gesund, aber will es nicht wahrhaben" ist mir nicht unbekannt.
Ich frage mich, ob solche Gedanken auch daher kommen können, wenn man als Kind nie ernstgenommen wurde und einem Eltern immer erzählt haben, dass doch alles in Ordnung sei?? Oder wenn man Eltern hatte, die so mit ihren eigenen Problemen zu tun hatten, dass sie Probleme der Kinder einfach nicht wahrhaben wollten?