aha, Deine Therapeutin hat Dich also immerhin vorher gefragt, ob Du Dir das vorstellen (!) kannst. Und erstmal nur bei der Vorstellung zu bleiben, kann ja schon reichen, um erstmal damit zu arbeiten, finde ich.
Deine Antwort war: "Ich glaube nicht."
Wie hier auch schon geschrieben wurde, sehe ich es auch so: das war zwar kein eindeutiges Nein, wenn auch mit einer deutlichen Tendenz dahin (zumindest ausgesprochen) aber auch kein eindeutiges Ja, auch wenn es in Deinem Inneren da war. Von daher war all das im Beziehungsraum.
Auch wenn mit dem Unausgesprochenen gearbeitet werden kann und das wichtig ist, bin ich klar der Meinung, dass, vor alem, wenn es um körperliche Berührungen geht, das nur über kommuniziertes Einverständnis gehen darf.
Wie ich schon schrieb: Die Haut/Körperoberfläche ist DIE konkrete (und zudem auch sehr sichtbare) Grenze zu Deinem Intimraum.
Undabhängig jetzt von der Therapierichtung, ob Anayse oder nicht, um nicht gleich wieder einen neuen Strang entstehen zu lassen:
D(e)ine Therapeutin MUSS Dich VORHER fragen, ob DU möchtest, dass Sie näher kommt UND ob Du von ihr körperlich berührt werden möchtest!
Das ist selbst bei körperorientierter Therapie das Gleiche!
Du musst die Bestimmerin über Deine Grenzen und eben auch inklusive Deiner Körpergrenze bleiben dürfen! Ohne Wenn und Aber.
Deine Therapeutin hat sich TROTZ Deines deutlichen Einwandes (selbst wenn man es als Ambivalenz betrachten kann, weil Deine innere Stimme sicherlich auch "hörbar" war) zuerst zu Dir auf die Couch gesetzt, ist Dir damit also sehr nah gekommen, UND hat Dich im fließenden Übergang auch noch körperlich berührt mit einer Umarmung (dabei wird der Körper ja zudem auch noch eine Weile festgehalten) und zusätzlich (!) mit Streichen über Deinen Rücken.
Meine klare Meinung dazu: Ja, das war Grenzüberschreitung sowohl auf der körperlichen Ebene als auch auf der psychischen.
Mich wundert es überhaupt nicht, dass Dich dieser Übergriff irritiert, erschreckt, in Schock versetzt und verstört hat, Senseless. Du hast mein vollstes Mitgefühl dafür, dass Dir das passiert ist!
Was mein Erschrecken noch intensiviert ist, dass sie es dabei nicht belassen hat, sondern: Sie ist mit ihrem Sessel näher zu Dir gerückt und hat Dir zwischendurch ihre Hand auf Dein Knie gelegt. Sie hat die Tür, die sie ohne Deine ausdrückliche Erlaubnis eingerannt hat für weitere Übergriffe genutzt.
Mich erschreckt das nicht nur, sondern macht mich auch wütend. Mir ist bewusst, dass ich da auch z.T. aus meinen eigenen Erfahrungen mit meiner vorherigen Therapeutin heraus reagiere. Und damit möchte ich mich gerne zurückhalten, denn hier geht es um Dich.
Gleichzeitig empfinde ich mich auch als solidarisch mit Dir. Ich bin eine wissende Zeugin für Dich geworden und sehe, dass hier etwas mit Dir gemacht wurde, was nicht sein darf: Du bist verletzt worden. Dir geht es mit dieser Erfahrung nicht gut. Da sage ich stellvertretend für Dich laut "Nein!"
Auch wenn es durchaus wichtig ist, diesen Fakt klar darzustellen und, könnte ich mir vorstellen, das für Dich nicht angenehm ist, obwohl Du hier um Einschätzung gebeten hast...
Es muss damit nicht die ganze Therapiebeziehung hin sein! Und es muss hier auch nicht um Missbrauch gehen! Es kann ausgelebte Gegenübertragung seitens Deiner Thera gewesen sein, unbedachtes Handeln.... Ob es mehr ist und um die Erfüllung eingener Bedürftigkeit geht, kann sich nur im weiteren Verlauf heraus stellen. Daher ein (Gedanken-)Schritt nach dem anderen.
Es kommt jetzt sehr auf Dich an, Senseless. Wie die anderen auch schon geschrieben haben: Du musst das unbedingt ansprechen in der nächsten Sitzung! Da führt kein Weg herum, so schwer es auch ist und Angst machen kann verständlicherweise.
Es ist superwichtig, dass Deine Grenze wieder hergestellt wird. Und auch dafür brauchst Du ja Deine Therapeutin.
Außerdem muss sie Dir verlässlich zusichern, dass sie absofort DEINE Grenze wahrt, respektiert und zukünftig nichts ohne Deine ausdrückliche, eindeutige (!) Erlaubnis macht.
Bei allem ist es wichtig, dass sie (!) die Verantwortung für ihr Handeln wie auch für Deine entstandene Verunsicherung mit allem Drum und Dran übernimmt, Dir das sagt und in zukünftig verändertem Verhalten zeigt.
Das bedeutet, dass Du trotz Deiner Aufgewühltheit Deiner Wahrnehmung so viel Aufmerksamkeit wie möglich geben musst: Wie fühlt es sich an, was sie sagt oder tut? Angenehm oder unangenehm? Und möglichst zeitnah aussprechen in ihrem Beisein. Zur Not zu Hause notieren und in der nächsten Sitzung ablesen.
Liebe Senseless, ich will absolut nicht dramatisieren, jedoch intensiv und eindrücklich sensibilisieren.
Wenn Du das haben kannst, es sich angenehm anfühlt und es Dich wenigstens ein bisschen bei Deinen nächsten herausfordernden Schritten unterstützen kann: Ich bin ganz bei Dir. Nicht körperlich nah, aber in Gedanken.
Mitfühlende Grüße
joey
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